Wir wünschen dir gute Unterhaltung mit den nachfolgenden und kurzweiligen Zeilen von Oliver Schmidt, der von einer spannenden Session mit Kind und Kegel erzählt. Du hast das Wort, lieber Oliver!
Nach kurzer Pause ging es wieder los für Michél, meine Freundin und mich. Die Vorzeichen unserer Session standen zunächst unter einem ungünstigen Stern – jedenfalls, soweit es das Wetter betraf. Womöglich – so glaubten wir – würde uns aber der angekündigte Wetterwechsel in die Karten spielen – wenngleich dieser damit einherging, dass 40 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen sollten. Dieses Risiko waren wir aber bereit, einzugehen. Wie heißt es doch so schön: Der Zweck heiligt die Mittel.
Wir machten sogar eine Tugend daraus: Getreu dem Motto: „Je schlechter das Wetter umso besser für uns“ – beziehungsweise für die Fresslaune der Karpfen.
Start der Session: Vertrauen bringt Zuversicht
Am See angekommen bauten wir unser Tackle auf – allerdings erstmal nur das Nötigste, da wir die Ruten fahren wollten. Das Rausfahren der Ruten wollten wir schnell erledigt wissen, zumal dies einige Zeit in Anspruch nahm. Entsprechend schnell war die Köderwahl getroffen, wobei wir auf Bewährtes setzten: In’s Rennen kamen der Squid-Insekt mit einem Almond-Chili Pop Up On-Top. Dip und Powder zum Verfeinern durften auch nicht fehlen.
Auch bei der Wahl der Spots verließen wir uns auf unsere Erfahrungswerte aus vergangenen Sessions. Und so wählte ich einmal mehr ein „Loch“ aus, in dem ich das letzte Mal vier Bisse erzielen konnte. Und siehe da: Auch diesmal dauerte nicht lange, bis sich der erste Biss einstellte und meine Intuition bestätigte: Ich konnte einen Schuppi fangen, was an diesem See eine Seltenheit darstellt. Wenngleich der Fisch es nur auf ein Gewicht von 9 kg brachte, änderte dies nichts an meiner Freude darüber. Unter diesen seltenen Umständen ist das Gewicht ohnehin zweitrangig.
Ein erste Überraschung…
Kurze Zeit später passierte wieder etwas Ungewöhnliches: Michél bekam einen Run – sofern man diesen Biss überhaupt so nennen kann. Denn mit Tempo hatte der Biss jedenfalls nichts zu tun. Der Fisch pflügte vielmehr seelenruhig Schnur von der Rolle – und ließ sich nicht beirren. Wir entschieden uns, den Fisch vom Boot aus zu drillen. Schon bald standen wir mit dem Boot direkt über dem Fisch und endlich begriffen wir, was hier gerade passiert. Ein großer Wels hat sich den Köder schmecken lassen. Er zog uns gemächlich, wohin er wollte. Und das erklärte nicht zuletzt den seelenruhigen Biss.
…und ihre Folgen
Als ich endlich die Chance hatte, den Wels zu keschern, wurde uns bewusst, wie groß dieser Fisch tatsächlich ist. Ans Ufer zurückgekehrt, verschafften das Maßband und die Waage Klarheit: Mit 1.60 m und 29 kg war das der beste Beifang überhaupt für uns als Team. Und es sollte nicht der letzte gewesen sein: Bereits eine Stunde später fingen wir einen weiteren Wels – der mit etwa 1.20 m etwas kleiner ausfiel.
An diesem Abend hatte wohl jemand ein glückliches Händchen für Welse. Beifang hin oder her: Wir machten ein paar Fotos des willkommenen Fisches. Nachdem das erledigt war, legten wir die Ruten erneut mit dem Boot aus. Auch ich habe die Gelegenheit genutzt, meine Ruten frisch zu beködern und für die Nacht neu auszulegen. Als der erste Morgen angebrochen war, ging es erstmal darum, Alles trocken zu bekommen, zumal die Schleimhaut der Welse ihre Spuren in den Keschermaschen hinterlassen hatte.
Das Trocknen gestaltete sich allerdings aufgrund des Wetters ziemlich schwierig, wobei der Wetterbericht Recht zu behalten schien – Der Regen war doch ziemlich stark, während der Luftdruck gleichzeitig hoch war.
Geänderte Vorzeichen – geändertes Angeln: So reagierten wir auf Beifänge
Wir nahmen diese Vorzeichen zum Anlass, für die letzten 3 Nächte nochmal eine Schüppe d’raufzulegen. Damit ging auch eine Anpassung der Strategie einher: Tagsüber entschied ich mich, den Spot, an dem ich den ersten Fisch fing, ruhen zu lassen, und hielt ihn einfach unter Futter. Die Fische sollten hier unbehelligt fressen können.
Am Abend kam dann endlich wieder der gewünschte Dauer-Ton – auf einer anderen Rute. Ich fuhr mit meinem kleinen Lehrling los, um den Fisch vom Boot aus zu landen. Der kleine Mann ( 8 Jahre) nahm meine Rute und durfte drillen, bis wir am Fisch waren. Nachdem wir uns dem Fisch genähert hatten, übernahm ich wieder das Kommando, während er für das Kraut, das sich an der Schnur gesammelt hatte, zuständig war. Diese Arbeitsteilung hat bestens funktioniert: Als wir den Fisch sicher gelandet haben, wusste ich sofort, dass es sich wieder um einen Ausnahme-Fisch mit über 20 kg handeln würde.
Später Einstieg – Voller Erfolg
Als die zweite Nacht rum war hat sich meine Freundin auch entschlossen, ebenfalls mit dem Angeln zu beginnen. Sie wählte die Köder, wobei sie aufgeregt war, da es ihr erstes Mal richtig auf Karpfen ging. Den Spot hingegen suchten wir zusammen aus. Diesen hatten wir offenbar gut gewählt: Es dauerte nicht lange, bis wir den ersten Fisch haken konnten. Leider haben wir ihn im Drill verloren.
In der Nacht wurden wir dann doppelt belohnt: Meine Freundin fing ihren ersten Fisch mit 15 kg +, während ich einen Fisch mit über 18 kg fangen konnte. Taktisch hat es sich bewährt, dass wir die Ruten gleich neu gelegt haben, als wir den Fisch gelandet haben. Der Gedanke dahinter: So würden wir unnötige Unruhe auf dem Spot vermeiden, zumal wir uns hierdurch eine Fahrt ersparen konnten. Win-Win!
Es läuft rund
Am vorletzten Tag konnten wir nochmals 2 Fische landen. Die letzte Nacht brach an und ich kam wieder auf den Spot zurück, an dem ich den ersten Fisch fing und von dem ich später die Rute abzog, damit die Fische in Ruhe fressen konnten. Mein Gefühl sollte nicht irren: Kurz vor dem Einpacken hatte sich ein wunderschöner dunkler Spiegelkarpfen den CBR Boilie plus Pop-Up am betreffenden Spot schmecken lassen. Am frühen Morgen des letzten Tages verzeichneten wir einen weiteren Biss. Endlich war es auch für Michél wieder soweit, dass er einen schönen langen Karpfen fangen durfte. Ein Glück: Diesmal war es kein Wels, sondern doch noch der erhoffte Zielfisch. Für meine Freundin kam gegen 9 Uhr ihr dritter und letzter Fisch der Session. Gefangen hatte sie ihre Fische auf CBR und Golden Nugget.
Unser Fazit: D’ranbleiben lohnt sich!
Das Fazit unserer illustren Session: Wir alle kamen auf unsere Kosten und konnten trotz einiger Rückschläge und ungewollter Beifänge am Ende doch noch unsere Zielfische fangen. Dass jeder von uns am Ende 3 wunderschöne Fische fangen konnte, war nicht zuletzt den taktischen Anpassungen zu verdanken, von denen ich euch oben einen Eindruck vermittelt habe. In diesem Sinne: Lasst euch nicht unterkriegen und seid aufgeschlossenen gegenüber Änderungen der Strategie – die Mühe macht sich am Ende bezahlt.
Euer Oliver Schmidt