Ein Riesen-Spiegler oder auch „ein Lebensfisch“, der die magische Grenze beim Gewicht überschreitet. Satte 35,8 Kilo hat dieser Gigant auf die Waage gebracht, den Tim Wohlschlögel vor einigen Wochen fangen konnte. Nun kann sich Tim zu dem erlesenen Kreis von Karpfenangler zählen, die die Grenze von 30 Kilo überschreiten konnten. Wir gratulieren dir, Tim, und lassen dich jetzt zu Wort kommen. Nimm‘ uns mit auf deinen Weg zu diesem unvergesslichen Augenblick.
Das Jahr hat nicht wirklich gut begonnen. Nacht für Nacht schlug ich mir um die Ohren, doch konnte ich keinerlei Fischaktion verbuchen. Ich startete schon früh in das Jahr 2022, obwohl ich wusste, dass die Bedingungen für das Gewässer, das ich befische, viel zu schlecht waren. Kalter Wind, Regen und nicht wirklich hohe Wassertemperaturen waren nicht die optimalen Bedingungen für dieses Gewässer. Der See, den ich beangelte, war zugleich mein Hausgewässer. Ein ganz einfaches Vereinsgewässer. 12 ha groß und mit starkem Krautvorkommen. Boot?! Verboten! Stellen, an dem mein Rig krautfrei und fangfähig liegt, sind hier nur mit hohem Aufwand zu finden. Nicht selten dauert die Suche nach freien Stellen 1-2 Stunden. Zusammen mit dem Deeper und einer guten Lotrute aber nicht unmöglich.
Die Temperaturen steigen – geht jetzt was?
Mittlerweile war es Anfang Mai und die Bedingungen haben sich deutlich gebessert. Die Temperaturen schnellten nach oben und das Wasser erwärmte sich zügig. Nach mittlerweile 10 Nächten saß ich immer noch Blank da und es musste ein Plan her. Da die Temperaturen weiterhin über 20 Grad gemeldet waren und das Wasser schon bei 16 Grad angekommen war, entschied ich mich für einen Platz, der für diese Zeit genau richtig zu sein scheint. Von diesem Platz aus konnte ich ein sehr flaches Areal befischen, in das die Fische zum Laichen ziehen. Ich hatte die Hoffnung, sie dort noch vor der Laich abfangen zu können.
Sonntagmittag und das Auto war gepackt. Ich war hochmotiviert und konnte es kaum abwarten, an den See zu fahren. Nach knapp 20 Minuten Fahrt war ich am See angekommen, doch nicht bei strahlendem Sonnenschein wie es der Wetterbericht versprach, sondern bei Gewitter und Starkregen. Sollte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen und meine Prognose, dass die Fische sich vielleicht schon versammelt in dem Flachwasserareal aufhielten, falsch sein? Ich hielt an meinem Plan fest und so karrte ich mein ganzes Tackle mit dem Trolley zum Platz. Schnell stand mein Camp und der Regen hörte auf. Die Sonne kam langsam hinter den grauen Regenwolken hervor und der Himmel färbte sich Orange. Der Moment war mystisch und meine Motivation hätte nicht höher sein können. Da ich wusste, wo an diesem Platz die freien Stellen waren, lagen die Ruten nach kurzer Zeit auf ihren Spods.
Das ist meine Futtertaktik
Da der See ein hohes vorkommen an Schleien aufweist, habe ich mich bei meinem Futter rein auf Boilies beschränkt. Hierbei verwende ich eine Futtermischung, die sich für mich besonders an diesem Gewässer aber auch an vielen anderen See für sehr effektiv erweist. Ich verwende hierfür ca. 10 Kilo grundsoliden Fischmehlboilie in 24 mm, wovon ich mir vorher ca. 5 Kilo zur Seite packe und mit einem würzigem Liqiud verfeinere und austrocknen lasse. Erst wenn das Liqiud ordentlich von den Boilies aufgenommen wurde, vermische ich die Boilies wieder miteinander. Ich erhoffte mir damit, dass die Karpfen, die mit Liquid versehenen Boilies als erstes herauspicken und meinen Hakenköder, der ebenfalls einer dieser Boilies ist, schneller fressen als die nicht so attraktiven Boilies. Sollte ich einen Fisch fangen und meine Theorie stimmt, kann ich mir sicher sein, dass immer noch Futter für nachkommende Fische daliegt.
35,8 Kilo – die Blankserie reißt mit einem Knall
Der Plan schien aufzugehen, als ich am ersten Morgen direkt einen urigen Fully mit 17 Kilo fangen konnte, über den ich mich riesig freute. Die Blankserie war gerissen und ich war überglücklich, meinen ersten Fisch gefangen zu haben. Der Rest des Tages verlief ruhig und ich war bereit für die zweite Nacht.
Ich hielt an meiner Taktik fest, die sich um 3:30 Uhr mit einem Dauerton bestätigte. Der Fisch verlangte mir und meiner Trakker Propel Rute alles ab. Es ist immer schwer zu beurteilen, ob da nun ein besserer Fisch am Ende der Schnur hängt, da der Fisch immer wieder das bis dahin schon hochstehende Kraut einsammelte. Der Drill zog sich ziemlich in die Länge. Immer wieder konnte sich der Fisch in einem hohen und dichtem Krautfeld festsetzen.
Es vergingen gefühlt Stunden, als der Riese das erste Mal im Licht meiner Kopflampe auftauchte. OMG! Mein Herz fing an zu rasen und ich wurde nervös, wie ich es zuvor noch nie im Drill war. Die ersten Kescherversuche gingen schief und der Fisch konnte immer wieder nochmal ein paar Meter Schnur gewinnen. Er kam zum ersten Mal mit dem Kopf voran nach oben und ich streckte mich mit allem, was meine Arme und der Kescherstab zu bieten hatte, nach vorne. Die Maschen des Keschers verschlossen sich über dem Fisch. Er war drin. Ich konnte es nicht glauben, einen solchen Riesen gefangen zu haben.
In meinem Kopf herrschte vollkommende Leere beim Blick in den Kescher. Ich konnte es einfach nicht glauben und musste mich erstmal setzen und alles, was in den letzten Minuten passierte, verarbeiten. Ich zog meine Wathose an, nahm die Sling und versorgte den Fisch direkt im Wasser. Als ich den Fisch an mein Dreibein hing, um ihn zu wiegen, konnte ich meinen Augen gar nicht trauen. 35,8 Kilo! Mein bester Kumpel sagte noch: wenn ein dicker geht, schreib mir und ich komme vor der Frühschicht vorbei zum Fotografieren. Gesagt, getan. Keine Stunde später stand mein Kumpel auch schon auf der Matte. Wir wogen den Fisch und lichteten ihn im ersten Tageslicht ab. Danke dafür Mann! Ich weiß nicht, ob ich jemals einen größeren Fisch in meinem Leben fange werde. Vielleicht war genau dieser mein Lebensfisch.
Mehr über Tim und seine Angelei erfährst du z.B. auf seinem Instagram-Kanal – check it out.