Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem sich die Meinungen so sehr scheiden, wie bei der Verwendung des richtigen Boilies. Fischmehlboilies, süße oder würzige Murmeln, fruchtig oder salzig. Boilies gibt es in hundertfacher Aromatik und jeder Angler hat sein eigenes Geheimnis – oder meint jedenfalls, dass es ein gut behütetes Geheimnis ist. Wir erinnern uns noch an an die Zeit vor 10 oder 15 Jahren. Damals rollten viel mehr Angler ihre Boilies selbst ab. Heute setzen wiederum viel mehr auf Readymades. Doch wie kommt der Wandel und ist was ist am Ende eigentlich der erfolgreichere Köder? Selbstgerollt oder Readymade? Dies diskutieren unsere 5 Angler und schildern ihre Meinung. Viel Spass!
Klaus Wegmann sagt: Boilies – Unterschiede gibt´s. Sie sind aber nicht sehr groß
Wichtig ist, dass wir Gleiches mit Gleichem vergleichen. Da für mich nur wirklich gute Qualität an Boilies in meinen Bait Bag und schließlich in meine zu beangelnde Gewässer kommt, fallen viele Readys schon mal raus. Die Qualität hat sich in den letzten 10 Jahren zwar deutlich verbessert, aber es gibt noch immer viele schlechte und nur ein paar wenige gute Readys. Alle Köder, die im indirekten Vertrieb dem Markt angeboten werden und deutlich unter 10 € kosten, sind schon mal per se schlecht. Es ist unmöglich, dass in diesen Ködern wirklich hochwertige Zutaten verarbeitet werden. Das ist bei dem Preisgefüge einfach nicht machbar. Also kostet ein vernünftiger/hochwertiger Boilie schnell mal 12-17€/kg. Eine Tüte aus der SAGA Baits „Exzellent Serie“ kostet im Verkauf z.B. 12,50€/kg. Diese Köder sind sehr gut, aber dann doch eher etwas für die Instant-Angelei. Ein Anfüttern über Wochen wäre mit den Boilies ein teures Vergnügen…
Somit nutzen die Angler, die gerne vorfüttern, lieber Boilies die im Direkvertrieb vermarktet werden. Wie z.B.: M&M Baits, T.T. Baits, Naturebaits oder Cockbaits… Hier kann man schon mal etwas günstiger an hochwertige Boilies kommen (da kein Zwischenhändler da ist, der auch Geld verdienen will und muss) aber auch das ist auf die Dauer ein teurer Spaß. Wer also reichlich Boilies im Jahr verangelt, sollte allein schon aus Kostengründen seine Baits selbst rollen. Nicht jeder hat die Möglichkeiten dazu, schon klar, aber rein wirtschaftlich betrachtet lohnt es sich. Nicht nur, dass es einen riesen Spaß macht seine eigenen Boilies zu kreieren und schließlich damit zu fangen. Man weiß was in den Boilies drin ist, man weiß wie frisch sie sind und fischt mit einem mega Vertrauen. Das ist bekanntlich auch für den Fangerfolg von größter Bedeutung.
Ich z.B. nutze für eine im Herbst geplante Futterkampange, die sagen wir mal mehrere Wochen andauern soll, in der Regel selbstgerollte hochwertige Boilies. Für meine Instant Fischerei im Frühjahr, Sommer oder auch im Urlaub (hier handelt es sich aufgrund des kurzen Zeitraumes nämlich auch um eine klassische Instant Angelei) oft unsere Fertigboilies. Die Saga Baits, im speziellen die rote exzellent Serie. Ich bin davon überzeugt, dass Angler mit qualitativ hochwertigen Boilies langfristig immer besser fangen werden. Das hat sich bei mir in der Praxis schon sehr oft bestätigt und eines ist absolut sicher, verschlechtern kann ich meine Fangchancen mit einem guten Boilie in jedem Fall nicht. Also warum minderwertige Baits benutzen!?
Günstige Boilies bestehen nur aus Getreidemehlen – wie Maismehl, Weizengrieß und Sojamehl – dazu etwas Farbstoff und ein paar Tropfen Chemie (Flavour). Ich bin der Meinung, ein solcher Boilie ist vom Nährwert und auch sonst nichts besser als übliche Partikel. Da kann man auch gleich mit Partikeln angeln und sich den Kauf einfacher Boilies sparen. Partikel kann ich, wenn ich möchte, auch selbst einfärben, mit einem natürlichen Flavour oder Sweetener versehen. Zudem sind diese Köder dann frisch, ohne Konservierer, deutlich kleiner (zieht immer mehr Fisch…) und ich habe noch das Partikelwasser als Lockstoff quasi gratis dazu. Ein Boilie muss für mich also mehr können als ein popliger Partikel!
Also, Readys oder selbstgemachte? Wenn wir aus diesen beiden Gruppen wirklich gute Boilies miteinander vergleichen, ist der Unterschied nicht mehr groß. Ich habe zu beiden Ködern größtes Vertrauen, einzig der Preis, lässt mich bei größeren Mengen dann doch auf selbstgemachte Boilies zurückgreifen.
Bernd Hahne ist der Meinung: Das ist vollkommen egal!
Es ist sicher völlig egal, ob ein Köder von einem Boiliehersteller oder zu Hause produziert wird. Das interessiert den Karpfen nicht. Entscheidend ist einzig die Zusammensetzung der Köder, sowie Frische und Qualität der Zutaten, geeignete Verarbeitung und natürlich der Preis.
Um einen optimal fängigen Köder zusammenzusetzen bedarf es ein hohes Maß an Wissen über ganz viele Aspekte der Karpfenangelei sowie der Biologie des Karpfens. Dies haben leider weder alle gewerblichen Hersteller noch die meisten Selberroller (wenn ich mich mal nach Boilierezepten im Netz umschaue, finde ich so gut wie nichts wirklich brauchbares).
Wenn ich also nicht ganz genau weiß, wie ein guter Köder zusammengesetzt sein muss, sollte ich auf das Wissen eines Köderherstellers meines Vertrauens zurückgreifen und dort entweder fertige Köder oder Mixe (die man ja noch personalisieren kann), beziehen. Oft sind Fertigmixe bei gewerblichen Herstellern auf Grund von Großeinkäufen der Zutaten günstiger und frischer, als wenn man selber kleine Mengen Einzelmehle kauft. Besonders kleine Mengen Fischmehle sind wirklich frisch kaum zu beziehen. Die Produktionsmöglichkeiten der meisten „Professionellen“ sind natürlich besser als die Möglichkeiten, die man zu Hause hat. Gerade das Thema garen (idealerweise dampfgaren) und trocknen der Köder sei hier erwähnt.
Rafael Bringmann meint: Mein Köder ist ein Fertigboilie
Früher habe ich sehr viel selbst gerollt, doch bin ich davon mittlerweile weit weg und nutze ausschließlich Readymades. Warum ich das so mache…
2008 habe ich zum ersten Mal selbst Boilies gerollt, welche man auch als solche bezeichnen konnte. Ein simpler Fischmix, welcher mit viel Lachsöl und null Flavour angemischt wurde, sollte mir die ersten Erfolge bringen. Ich versprach mir Großes und mich hielt wenig davon ab am Abend vor der eigentlichen Session noch „schnell“ zwei Kilo abzurollen. Der Mix ließ sich jedoch nicht wie gewünscht verarbeiten und anstelle die Teigwürste über das 18mm Brett zu drücken, musste ich am Ende jeden Boilie einzeln mit der Hand abrollen. Ein hartes Stück Arbeit, welches mir am Ende jedoch auch meine Fische brachte.
So ging es weiter und mit meinen zwei besten Freunden steigerte ich mich in die Kunst des Boiliemachens hinein. Die Rezepte wurden besser, eine Druckluftpistole mit 4 kg Volumen, diverse Rollbretter und ein aus einem Ölfass gebauter Dampfgarer ließen uns an einem langen Nachmittag auch 60 Kilo Boilies in einer Tour abrollen.
Die Mixe brachten uns alle den gewünschten Erfolg, bis auf ein Fehlversuch, in dem wir bei zu hoher Dosierung von vermeintlichem Garnelenvollmehl eine Ladung Pop-Ups produzierten, die wohl bis heute gereicht hätte.
Doch das war für mich längst kein Grund nicht weiter selbst zu rollen. Zu der Zeit, als ich selbst gerollt habe, nahm ich mir mit meinen Freunden lange Zeit dafür ein Rezept zu erstellen, die Zutaten zu bestellen, einige Probeläufe des Mixes zu machen und dann die beste Mixtur abzurollen. Ein Prozess der viel Zeit verschlungen hat und mit wachsenden Aufgaben im Alltag, der Arbeit oder meinem Studium leider keinen Platz mehr fand. Mittlerweile arbeite ich im Schichtdienst und fische in jedem freien Zeitfenster das sich mir öffnet.
Readymades, denen ich vertrauen kann, sind da von größter Bedeutung. Denn auch wenn mir das Rollen viel Spaß bereitet hat und es sicher in vielen Situationen Vorteile mit sich bringt, so verbringe ich die Zeit doch lieber am Wasser, als hinter dem Rollbrett und fange so auf Dauer auch mehr Fische! Deshalb setzte ich mittlerweile zu größten Teilen auf Readymades aus dem Regal. Alles was ich sonst gerne abgerollt hätte, lasse ich mir, so wie viele andere auch, von Successful Baits abrollen! Fisch fängt man nur am Wasser!

Alexander „Sandy“ Bauer: Spart Zeit, geht angeln!
Eine Frage, die ich mich vor über 25 Jahren zu Beginn meiner Karpfenleidenschaft niemals gestellt hätte. Warum? Ganz einfach, zur damaligen Zeit gab es diese unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Boilies und deren Herstellern einfach nicht. Die Alternative zum Selbstrollen wäre gewesen, sich die Boilies aus England zu bestellen, gerade für einen Schüler nicht finanzierbar.
Die andere Seite war allerdings, dass man bedingt durch Ferien und 13 Uhr Schulschluss auch viel mehr Freizeit hatte, die perfekt zum Selberrollen genutzt werden konnte. Zum Teil über Wochen im Vorraus wurde ein Samstag ins Auge gefasst, der ganz im Sinne des Rollen stehen sollte.
Erst der Gang zum nächsten Tackledealer, um sich den neusten Zaubertrank – Entschuldigung, ich meine natürlich Flavour –, samt passendem SuperMegaAllSeason-Mix aus England zu besorgen. Weiter ging es mit Fahrrad und Hänger zum nächsten Supermarkt, um 100 Packungen Eier für die unglaubliche Menge von 20kg Trockenmix zu kaufen. Jedesmal wurde der armen Verkäuferin der Witz vom Weltrekordversuch für das größte Omlett vorgegaukelt.
Als der große Tag dann endlich gekommen war, wurde von Morgens bis zum Teil spät in die Nacht die komplette Nachbarschaft und das eigene Elternhaus mit feinsten Fischdüften eingeräuchert. 20 kg Trockenmix mussten mit der damaligen „Gun“, erst noch Handbetrieben, später dann Kompressbetrieben, abgerollt werden, um danach im Monsterkochtopf gekocht und schließlich aufwendig für 2-3 Tage Katzen- und Kleintiersicher zu trocknen. Nach 3 Tagen konnten die Zauberkugeln dann endlich genutzt werden, um für unsere Lieblinge im ortsnahen Gewässer versenkt zu werden (händisch abgezählt immer 100 Stück). Umso stolzer war man dann natürlich auf seinen selbst gefangenen Boiliekarpfen. Der gerechte Lohn für soviel Aufwand.
Wenn ich mich selbst reflektiere und ehrlich zu mir selbst bin, waren meine selbst hergestellten Köder im Nachhinein betrachtet keinen Deut besser, als jeder „maschinell“ gefertigte. Für den heutigen Geschmack sogar eher zum Teil heillos überflavourt.
Heutzutage, als vielbeschäftigter Steuerzahler, sieht die Welt natürlich anders aus. Zeit ist nur bedingt vorhanden und diese soll natürlich in erster Linie zum Angeln und nicht zum Rollen genutzt werden. Ein kurzer Anruf beim Boiliehersteller meines Vertrauens und die nächsten 100kg perfekt gerollte Boilies, in passenden Größen und passendem Geschmack, landen auf der Ablagefläche meines Transporters. Das Argument, dass wenn ich selber Rolle ich viel mehr Kontrolle und Überwachung über die Herstellung habe, ist mit Sicherheit richtig, nur sind wir doch mal ehrlich, das A und O beim Angeln ist Vertrauen, sei es nun in die Ausrüstung, den Haken oder unseren Boilie als Hakenköder. Wenn ich mich zum Abendessen mit Frau und Kind in das nächste Restaurant begebe, muss ich mich auch drauf verlassen können, dass alle Speisen nach hygienischen Vorschriften ordnungsgemäß zubereitet wurden; überwachen kann ich es aber nicht → Vertrauen
Ich kann nur für mich sprechen – mein Fazit ist, wenn ihr so wie ich, den richtiger Partner (Boiliehersteller) gefunden habt, spart Euch eure kostbare Zeit um Angeln zu gehen. Auch spezielle Sonderwünsche, egal ob andere Größen, Formen, Farben usw. sollten, sobald ein gewisses Vertrauen aufgebaut ist, bei den meisten Boilieherstellern kein Problem darstellen.
Martin Abels – Boilies? Alles Einstellungssache!
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Für viele ist dies aber nicht nur eine Frage, was letztlich mehr oder besser fängt, sondern auch ein Stück weit eine Einstellungsfrage. Habe ich überhaupt die Lust und die Zeit mich mit der Zusammensetzung eines Köders auseinanderzusetzen und diesen dann auch selber herzustellen oder verlasse ich mich lieber auf bewährte Rezepturen und spare mir die Zeit der Produktion sowie das zu zahlende Lehrgeld? Denn gerade im Bereich der Boilieproduktion kann sich ein rudimentäres Halbwissen um Zutaten und deren Zusammenspiel und Wirkungsweise durchaus ziemlich nachteilig auf den Fangerfolg auswirken. Hat man sich jedoch erst einmal in die Materie hineingearbeitet und kann auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen, ist man in der Lage ganz individuelle und optimal an die jeweilige Angelsituation angepasste Köder herzustellen. Verbraucht man im Jahr eine größere Menge Boilies im dreistelligen Kilobereich spart man auf lange Sicht auch noch den ein oder anderen Euro. Unterschätzen sollte man hierbei jedoch nicht den Nutzen, aber auch den Preis der geeigneten Gerätschaften. Auch muss eine räumliche Möglichkeit zur Herstellung vorhanden sein. Wem das alles zu viel ist und wer seine Zeit lieber am Wasser verbringt kann heutzutage glücklicherweise auf eine ganze Reihe wirklich hochwertiger Readymades zurückgreifen.
Verglichen mit der Qualität und Auswahl von vor über zehn Jahr hat sich gerade in Deutschland einiges getan und in die richtige Richtung entwickelt. Achten sollte man jedoch in jedem Fall darauf, dass die Boilies direkt beim Produzenten gekauft werden. Nur so ist wirklich frische Ware gewährleistet. Und Frische fängt Fische. Das ist Fakt. Wer gerne seine ganz individuellen Boilies haben möchte, entweder um sich von den anderen Anglern abzuheben oder, um auf bestimmte Bedingungen optimal eingestellt zu sein, jedoch keine Lust oder Möglichkeit für die Herstellung eben dieser hat, kann einen Rollservice in Anspruch nehmen. Das ist sozusagen das Beste aus beiden Welten, hat jedoch auch seinen Preis.
Für mich ist und war das Experimentieren mit Mixzusammensetzungen seit jeher ein fester Bestandteil meiner Leidenschaft. Eigentlich sogar ein Hobby im Hobby. Mittlerweile bin ich in der glücklichen Lage bei R&L Baits mitzuwirken. So kann ich meine zweite Leidenschaft nicht nur richtig ausleben, sondern mit dem Rollservice und dem Mixkalkulator auch diejenigen unterstützen, die Interesse haben sich mit diesem interessanten Aspekt unserer Angelei genauer auseinanderzusetzen. Ich finde an das Futter kann man keinen Gedanken zu viel verschwenden, denn letztlich entscheidet genau das darüber, ob unser Haken den Weg in das Maul unseres Traumfisches findet oder nicht.
5 Angler – 5 Meinungen Rückblick // Darum ging es in Runde 17!
In der 17. Runde von 5 Angler – 5 Meinungen wurde über das Thema “5 Angler – 5 Meinungen: “Wunderköder” behandelt
-> Hier kannst du Runde 17 nachholen!
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