Letzte Woche wurde ja unser neues Magazin Ausgabe 10 Urban Style veröffentlicht. Wir haben eine ganze Menge positives Feedback erhalten, über das wir uns wahnsinnig gefreut haben. Unsere hitzige Runde 5 Angler – 5 Meinungen dürft ihr aber natürlich nicht vergessen!
Denn es wird wieder interessant! Heute sind Patrick Scupin, Florian Woldt, Matthias Hinrichs, Stefan Bogus und Michael Fleischmann am Start. Das Thema? Die Jagd nach möglichst viel Fischgewicht!
Patrick Scupin: „Ohne die „Kleinen“ wären wir garnicht dort, wo wir sind!““
Höher, schneller, weiter – und auch immer schwerer. Ein geflügelter Slogan unserer modernen Gesellschaft und stimmiger weise mehr als zutreffend für unser aller Liebstes, dem Karpfenangeln. Sind wir einmal wirklich ehrlich zu uns selbst. Der Bissanzeiger schreit um 4 Uhr früh, nach einem mehrminütigen Drill auf förmlich Biegen und Brechen landet ein massiver Schuppi im Keschernetz. Die Waage zeigt knapp über 26 Kilogramm. Vermutlich ist die Freude deutlich intensiver, als beim 5 Kilo Spiegler am Nachmittag, trotz eines schönen Schuppenbilds. Wir fangen alle gerne Biggies. Das ist einfach so. Hier will ich mich auch selbst nicht herausnehmen: Ja, ich steh auf fette Fische!
Meist wiege ich meine gefangene Beute gar nicht, doch schwebt so ein dicker Trümmer förmlich vor mir im Netz schreit in mir die Neugierde auf, was der Gute wohl auf die Schuppen bringt.
Selbstverständlich ist der Trend oder vielmehr die Gier nach Big Ones nicht mehr aufzuhalten oder abzuwenden, allerdings verständlich. Denn in seiner Geschichte hat der Mensch sicherlich nie nach dem Mittelmaß gestrebt, sondern nach Extremen, dem nur irgendwie erreichbaren Maximum. Von König Ludwig bis zur Mondlandung. Kein Wunder wenn man sich also im Bodybuilding Hormone reinzieht. Weit hergeholt? Nee, exakt die gleiche Thematik. Doch on Topic; schauen wir uns den Bestand eines Gewässers an fällt auf, schwere Bartelträger sind seltener als jüngere, kleinere Flitzer. Somit freuen wir uns zeitgleich über die gewichtige Seltenheit. Somit absolut normal. Essentiell für den Erhalt einer gesunden Einstellung ist sich über jeden Fisch (nicht einzig betont auf Karpfen!) zu freuen – mit welcher Intensität ist eine andere Sache und meines Erachtens weniger gewichtig.
Dennoch macht -zumindest bei mir- die Situation in welcher ich fange als solche den Unterschied. Niemals werde ich exemplarisch meinen ersten Franzosen überhaupt vergessen, obwohl er maximal 500 Gramm wog. Besonderheiten, sei es die pure Schönheit oder Abstraktheit, vielleicht der erste Fisch am neuen Gewässer mit persönlichem Bezug, sei er als besonders schwer empfunden oder als Beweis der eigenen gestrickten Logik. Ich könnte ewig weitere Beispiele aufführen. Solche Aspekte beflügeln mich und meine Erinnerungen häufig mehr als pure Kilos.
Allerdings empfinde ich zudem eine gewisse Balance wichtig. Nämlich zwischen der Freude über Gewicht an sich sowie dem gefangenen Lebewesen selbst gegenüber. Stichwort: Wertschätzung – welche in respektablem Umgang mit der Kreatur Fisch einhergeht. Ja, neben purem Respekt wertschätze ich meine Fische. Ich bin dankbar für jeden gefangenen Fisch. Er ist der Lohn meiner Mühe, meines gesamten Engagements, er ist die Bestätigung meines Tuns. Er ist mehr als ein Gewicht aus Zahlen und Kommata. Nicht zu vergessen ist jeder Fisch ein solider Eckpfeile unserer Leidenschaft.
Meine Statement zum Abschluss – ich freue mich über jeden Fisch, denn ich liebe meine Passion. Lasst uns den Dicken entgegenfiebern und die kleineren mit so viel Respekt wie Ehrfurcht entgegentreten wie sie es verdienen. Ohne die Jungen, beziehungsweise Kleinen wären wir jetzt nicht da, wo wir sind. Amen!
Florian Woldt: „Der Ausgleich ist wichtig. Es geht um mehr als nur dicke Fische!“
Das Thema Fischgewichte war schon immer eines extrem polarisierendes. Auch ich muss gestehen, dass ich mich schon oft selbst dabei erwischt habe, wie ich auf der Jagd nach Kilos völlig im Tunnelblick war und vieles um mich herum völlig außer acht ließ. Gerade in Zeiten von Facebook, Instagram und Co. passiert so etwas wirklich schnell. Jeden Tag sieht man große, hübsche und vorallem richtig schwere Fische. Wenn man da nicht immer selber mithalten kann, kann man sicherlich schnell einen „Anglerburnout“ erleiden.
Ich persönlich muss sagen, Ja ich fange am liebsten dicke, fette Karpfen. Dafür geh ich angeln, das treibt mich an und gibt mir die Kraft, mich jedes Mal aufs neue voll zu motivieren. Nicht umsonst sind die meisten Zielfische vieler Angler die besonders großen des Gewässers. Jedoch muss ich auch dazu erwähnen, dass ich mich trotzdem über jeden Fisch, egal welcher Größe freue und das wird auch immer so bleiben. Gerade im zeitigen Frühjahr fahre ich gern an gut besetzte, kleinere Seen um schnell Bisse zu bekommen. Dabei weiß ich ganz genau, dass in diesen Seen große Fische gänzlich oder zumindest kaum vorhanden sind und trotzdem würde ich niemals den Spaß an der Angelei verlieren. Ich will Bisse! Davon am liebsten viele. Gewichte stehen zu dieser Zeit nicht im Vordergrund. Jedoch wäre es gelogen, wenn ich jetzt schreiben würde, dass ich mich über einen 15 Kilogramm oder gar 20 kg+ Fisch nicht mehr freuen würde, als wie über einen 3 Kilo Karpfen. So ehrlich sollte man schon sein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist definitiv immer im Kopf zu haben, dass man nur das fangen kann, was auch im seinem See schwimmt. Schwere Geisterfische zu jagen, führt am Ende nur zu mittelschweren Depressionen. Meine Gewässer wähle ich oftmals im Winter für das kommende Jahr so, dass ich mich auf 2 Arten konzentriere. Jene, welche einen guten Bestand an Fischen haben, um einfach Motivation zu tanken und solche, wo man eher ohne Biss, als mit nach Hause fährt, jedoch die Chance auf einen richtig dicken besteht. So habe ich für mich den perfekten Ausgleich gefunden.
Das aller Wichtigste ist sich selbst treu zu bleiben und nicht irgendwelchen Zahlen hinterher zu rennen. Würde ich das so machen, hätte ich sicher schon die Lust an diesem wundervollen Hobby verloren, denn dazu fange ich einfach viel zu wenig große Fische. Jedoch bleibt so immer Luft nach oben und spornt einen an. Zumal es doch schließlich um so viel mehr geht, als nur dicke Fische zu fangen. Das ist gewiss!
Matthias Hinrichs: „Es sind die Umstände, die den Wert eines Fangs bestimmen!“
Ich weiß nicht, ob es mittlerweile am Alter liegt, das mich deutlich entspannter an die Fischerei herangehen lässt, oder aber ob es daran liegt, dass ich fast alles fangen konnte, was ich mir als Ziel gesetzt habe!
Doch für mich geht es immer mehr um das „Extra“ an unserem Hobby: Das Genießen der Natur und Erholen steht mittlerweile an erster Stelle. Wenn etwas beißt, ist das für mich nur das I-Tüpfelchen, quasi die Kirsche auf der Sahnetorte. So wiege ich auch nur noch selten einen Fisch. Denn jeder Fisch hat seine Wertigkeit für mich, zumal es nicht immer selbstvertsändlich ist, etwas zu fangen. Wenn wir Erfolg haben, lief alles richtig! Tatsächlich wiege ich nur nach Interesse, nicht weil ich jemanden etwas beweisen muss oder weil ich es brauche. Ich wiege nur, wenn ich denke, der Fisch könnte meinen Pb geknackt haben. Sonst wiege ich nie! Und das seit fünf Jahren! Es gibt Situationen, da freue ich mich eben auch über einen Satzkarpfen, nämlich wenn mir mal ein Blank droht und in der letzten Sekunde vor dem Einpacken doch noch die Rute abläuft. Dieser Fisch hat für mich einen größeren Stellenwert als ein Ü20kg-Fisch, der in einer Traumssession beißt und den X. Fisch markiert. Lasst die Waage im Auto liegen, ihr könnt sie ja im Ernstfall immer noch holen. Doch lasst euch nicht blenden von Kiloangaben, das ist nur eine Zahl! Die Story zum Fisch ist viel wichtiger für mich: Wie wurde er gefangen, wie oft musste Angler trocken seinen Kescher verstauen etc. Die Umstände bestimmen die Wertigkeit eines jeden Fanges!
Also: Don`t believe the hype!
Stefan Bogus: „Besondere Momente und Umständen formen unser Hobby!“
Sind mir Fischgewichte wichtig? Ich persönlich sehe dieses Thema differenziert.
Ich wiege zwar jeden Fisch den ich fange, allerdings nur für mich selber.
Leider ist die Entwicklung in den letzten Jahren immer mehr in diesen Gewichtswahn ausgeartet, da Angler anscheinend nur noch über die Kilos beurteilt werden, die sie auf die Matte legen. Durch die Werbung wird man allerdings auch ständig mit immer größeren Fischen konfrontiert. Da ist es auch kein Wunder dass viele diesen Vorbildern nacheifern. Aber auf dem Weg zu großen Fischen fängt man nun auch mal den einen oder anderen kleinen und der verdient denselben Respekt wie der große.
Auch ich fange natürlich gerne große Fische. Aber die Zeit am Wasser ist mir viel wichtiger. Wenn ich dabei auch noch fange, macht es diese Zeit perfekt. Für mich sind es auch die besonderen Fische oder besondere Umstände unter denen ich gefangen habe oder einfach nur unvergessliche Momente, die wichtiger sind als jedes Gewicht.
Stefan Bogus
Michael Fleischmann: „Die Kilojagd ist absurd und macht unsere Passion schnell kaputt!“
„Karpfen ist Karpfen“,
um mit einem Zitat eines von mir sehr geschätzten Karpfenanglerfreundes einzusteigen, welches er einmal bei einer gemeinsamen Session verlauten ließ. Was er denn nun damit meint!?
Nun, mit dieser Leitformel angelt er nun seit einigen Dekaden ziemlich zufrieden und stets erfolgreich auf unsere geliebten Bartelträger und diese Aussage soll eigentlich nichts weiter heißen, als dass es vollends schnuppe ist, wie groß oder wie klein der Karpfen auch ist. Es zählt einfach jeder – Karpfen ist Karpfen!
Was heißen denn schon im Endeffekt Kilos und Pfunde? Müssen durch große, schwere Fische dementsprechende Fänger in den Karpfenangler-Olymp gehoben werden? Und müssen wir das Angeln an Gewichten messen? Warum denn? Keiner von uns kann sich immer den Dicksten an den Haken zaubern. Damit will ich sagen, dass heutzutage jeder, der grundsolide fischt, sowohl große als auch kleine Fische fangen kann und auch fangen wird. Das darf man nicht vergessen! Sieht man das z.B. im Vergleich zum Sport, wird deutlich, dass hier jeder, der hart genug trainiert, weit mehr Einfluss auf seinen Erfolg hat, als er das beim Angeln hat.
Natürlich hat der ein oder andere ein besseres „Händchen“ für große Fische, allerdings müssen dafür halt auch viele andere Faktoren gegeben sein. Nur mit dieser schier endlos erscheinenden Kilo-Jagd machen wir unsere Angelei, unsere Passion kaputt und zu dem, was sie auf keinen Fall sein darf. Eine Hetze nach: Immer größer, immer dicker, immer höher, immer weiter, immer schneller. Das haben wir schon zu genüge in unserer Gesellschaft.
Einfach wieder lernen, auch mal einen 10-Pfünder zu schätzen…was waren das nur für Zeiten, als man sich über jeden gefangenen Fisch freuen konnte wie Sau!? Ich verrate es euch: Es waren die besten Zeiten…
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5 ANGLER – 5 MEINUNGEN RÜCKBLICK // DARUM GING ES IN RUNDE 5!
In der fünften Runde von 5 Angler – 5 Meinungen haben Marcus Mamczur, Matthias Birkle, Nils Wriedt, Max Ingenhaag und Simon Wichert ihre Erfahrungen über den richtigen Haarabstand dokumentiert!
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