Wir widmen uns in dieser Meinungsrunde dem Thema Zielfischklau. Viele von euch kennen diese Praxis und bei allen stößt es auf Wut, Verzweifelung und teilweise puren Hass. Wir haben mal wieder namhafte Angler der deutschen Karpfenszene nach ihrer Meinung gefragt. Aufgrund der Brisanz dieses Themas ist die Runde etwas länger als normal. Verständlicherweise wird auch in dieser Runde mächtig Dampf abgelassen. Unsere Meinung zu diesem Thema: Zielfische klauen und umsetzen – ein NO GO!

Alex Goroschko – Die Hoffnung auf Happy End fehlt

So langsam habe ich auf genau diesen Fisch nur noch wenig Hoffnung. An einem meiner Hausgewässer (15 ha / Durchschnitt 8-9 m Tiefe / maximale Tiefe 15 m) schwamm der massive schwarze Schuppi. Der Bestand ist hier sehr überschaubar. Etwa 50 Fische ziehen hier ihre Bahnen, die meisten über der 10 kg Marke, viele sogar über 15 kg. Vor einigen Jahren haben mein Kollege Dominik Börsting und ich von Ihm erfahren. Nach vielen Ansitzen mit sehr unterschiedlichen Taktiken haben wir ihn auch mal zum Landgang überreden dürfen. Er hat sich nicht auf die Futterteppiche eingelassen sondern inhalierte einen einfachen abgelegenen Boilie weit vom Futterplatz entfernt. Das machte den Fisch nicht für jeden einfach fangbar, was uns natürlich umso mehr freute.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Seit nun 3 Jahren versuche ich, sowie einige andere von ihm wissenden Angler diesen erneut auf die Matte zu legen. In dieser Zeit konnten bereits einige größere Fische gefangen werden, doch von diesem einen fehlt immer noch jede Spur. So langsam habe ich auf genau diesen Fisch nur noch wenig Hoffnung. Da er nicht Tod aufgefunden wurde bestehen nur zwei Vermutungen. Entweder ist er abgeschlagen worden oder ist in einen Privatsee umgesetzt worden. Man sollte es nicht gleich aufgeben aber irgendwann, wenn man alles ausprobiert hat, muss man akzeptieren dass man nur noch einem Phantom hinterher Jagd…

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Marc Voosen – Ich hätte ihn gern gefangen…

Es ist schon einige Jahre her als ich nach einigen Jahren fast völliger Abstinenz vom Thema Karpfenangeln langsam wieder meinen Weg zurück fand. In der Zeit dazwischen lagen die Sturm und Drang Jahre, die bei mir in etwa von 16-22 gingen. Vieles war in dieser Phase interessanter als sich nächtelang an den heimischen Baggerseen herumzutreiben, was wiederum nicht heißt das ich nicht nächtelang wach auf der Jagd nach Mädels, Action und der nächsten Party war.

Während dieser Phase war lediglich die Spinnrute mein treuer Begleiter. Der jährliche Trip mit der immer gleichen Truppe zum Forellenteich, sorgte dafür, dass die Flamme für unser Hobby nie gänzlich erlosch.

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Ich kann heute gar nicht mehr genau sagen, wie oder durch was ich wieder Feuer fing, aber irgendwie zog es mich langsam wieder raus in etwas, dass ich zu diesem Zeitpunkt als eine komplett neue Welt empfand. In meiner Angelpause hatte ich schließlich den Führerschein gemacht und nannte einen schnittigen Corsa B mein Eigen. Plötzlich gab es mehr als die zwei bis drei Seen, die ich mit meinem Fahrrad plus Anhänger erreichen konnte, zu entdecken. Außerdem hatte sich die Landschaft der “Szene” komplett verändert. In “nur” sechs Jahren waren die Fische in der Kölner Region extrem gewachsen und wo ich zuletzt auf Dreißigpfünder gefischt hatte, stellte man mittlerweile Vierzigern nach. Für mich unvorstellbare Größen.

Außerdem hatte das Internet Einzug gehalten und ich fand auf meine Suchanfrage “Karpfenangeln” bei Google gleich mehrere Messageboards von der “CCC” bis hin zu “Cipro”. Die Zukunft hatte Einzug gehalten….

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Durch Recherche und den Austausch mit einigen Anglern, die ich im Netz als auch an Seen oder in lokalen Angelgeschäften kennenlernte, erfuhr ich irgendwann von einem kleinen Baggersee in meiner unmittelbaren Nähe. Das Jahr zuvor hatte ich ein Gewässer an der anderen Seite der Stadt befischt. Ein Baggersee mit einem großen Bestand. Das war das perfekte Trainingslager, um wieder Vertrauen in das eigene Tun zu fassen.

Der kleine verkrautete See in meiner Nachbarschaft sollte das krasse Gegenteil hierzu darstellen. Ein winziger Bestand an sehr alten Fischen an deren Spitze ein für mich surrealer Schuppenkarpfen mit annähernd 50 Pfund schwamm. Dazu steile Uferkanten und eine Unmenge an Kraut.

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Der Haken an der Sache war, dass es sich bei diesem See um ein Tageskartengewässer handelte, das vom verantwortlichen Verein aufgegeben worden war. Der ganze See war komplett zu gewuchert und es gab lediglich einen schmalen Trampelpfad der sich zu Teilen um den See zog. Die Ufer waren vielerorts mehr als Steil und es gab insgesamt vielleicht vier oder fünf Stellen an denen man überhaupt fischen konnte. Auf seine Weise aber ein urbanes Paradies. Denn trotz Einflugschneise, Autobahnbrücke über dem See und angrenzender Restmülldeponie mit eigener Güterzuganbindung, verliebte ich mich sofort in die Idee mich der Herausforderung zu stellen.

Die Angelei war etwas ganz Besonderes, denn durch die steilen Ufer und die wenigen Swims fischte ich oft keine zwei Meter unter der Rutenspitze und lerne dort damals den Schnurclip zu benutzen, um teilweise eher unter als vor einen Busch zu werfen, da oftmals schon 20 Zentimeter darüber entscheiden konnten ob eine Rute zu tief im Hand lag.

In meinem ersten Herbst lernte ich mein Handwerk und konnte einige schöne Fische landen. Durch meine damalige Anstellung am Kölner Flughafen, arbeitete ich fast ausschließlich in Schichtdienst. Dies verhinderte für geraume Zeit, dass ich in Kontakt mit den wenigen anderen Anglern kam, die hier gelegentlich fischten. Niemand nannte diesen See sein Hausgewässer, denn selbst Mitglieder des Vereins mussten absurder Weise Karten lösen, wollten sie hier fischen.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

In einem Jahr fischte ich insgesamt 60 Nächte dort auf der Jagd nach dem Schuppenkarpfen dessen Bild mich seit ich es einmal gesehen hatte nie wieder losließ. Jede dieser Nächte kostete mich 15 Euro, da pro Tag die Gebühr von 7,50 fällig wurde. Das kaufen der Lizenzen war extrem lästig und verhinderte auch den ein oder anderen spontanen Trip, wenn der Angelladen schon geschlossen hatte. Wenn gleich ich gestehen muss, dass ich unter der Woche auch ein oder zweimal vergessen haben könnte, ohne mich um eine Lizenz zu kümmern. Kontrolliert worden bin ich in anderthalb Jahren nur einmal.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Es muss Anfang Herbst gewesen sein, als ich durch Zufall in einem Angelladen mit jemand ins Gespräch kam der ganz beiläufig erwähnte, dass der Schuppi, mein Zielfisch, umgesetzt worden sei. Mir brach das Herz, tat das Ganze aber schnell als typisches Gerüchtestreuen ab, da mir jemand anders versichert hatte den Fisch noch im Frühjahr gesehen zu haben.

Ich kontaktierte über das Internet jemanden von dem ich wusste das er den Fisch zuvor gefangen hatte und durch den ich auch schlussendlich dort gelandet war. Hier hörte ich eine gänzlich andere Geschichte. Der Fisch sei tot in einer Plastiktüte am Ufer gefunden worden und das schon vor einigen Monaten. Für kurze Zeit war ich unglaublich frustriert und erschüttert. Hatte ich doch hunderte Stunden und Euros in dieses Gewässer und letztendlich auch in die erste Zielfisch-Jagd meines Lebens investiert. Das alles nur um festzustellen, dass ich einen Geist gejagt hatte. Ich beschloss meine Fischerei dort zu beenden und mich anderen Gewässern zuzuwenden. Bis heute weiß ich nicht, welche der Geschichten stimmte, jedoch ist der Fisch tatsächlich nie wieder aufgetaucht.

Lustiger Weise saß ich keine zwei Wochen später schon wieder dort. Erst jetzt realisierte ich, dass ich mich viel mehr in das Gewässer und die anspruchsvolle Angelei dort verliebt hatte, als lediglich in die Idee diesen einen Fisch zu fangen.

Rückblickend war dies eine der wertvollsten Erfahrungen meines Anglerlebens. Der Weg IST immer auch das Ziel und wenn man diesen nicht genießt oder zumindest bewusst beschreitet, manchmal auch bewusst leidet, kommt man irgendwann irgendwo an und erinnert sich nur an den Start und das Ende, nicht aber an die hunderte von Momenten dazwischen.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Noch heute fische ich gelegentlich diesen See und jeder Besuch ist wie ein Hauch eines Parfums, den man auf der Straße auffängt und der Erinnerungen an eine bestimmte Situation oder Person zurückbringt. Wenn ich dort sitze und auf die Zwanzigpfünder angele, die heute dort ihre Kreise ziehen, ist es wie eine Reise zurück in der Zeit. Mit jedem Angelplatz verbinde ich Erinnerungen. An bestimmte Fische, an Menschen die ich mich damals begleiteten und die ich heute nicht mehr kenne. Auch an meinen alten Job oder einfach daran zwanzig zu sein und in der Welt einen Spielplatz voller Möglichkeiten zu sehen, in dem alles möglich scheint.

So gerne ich diesen Fisch gefangen hätte, er hätte mir nicht mehr geben können als ein Foto. Alles andere habe ich von dort mitgenommen und trage es immer bei mir.

Peter Schwedes – Fischklau birgt große Gefahren für den Gesamtbestand

Das Umsetzen von Fischen ist und bleibt eine mehr als unschöne Begleiterscheinung unseres Hobbys. Man muss das Umsetzen oder den Fischdiebstahl in zwei Arten unterteilen:

  • Zum kommerziellen Zweck. Das Umsetzen in ein kommerzielles Gewässer auch Paylake genannt
  • Zum persönlichen Zweck. Das Umsetzen in ein mehr oder weniger privates Gewässer

Beide Arten bürgen Risiken an den die Delinquenten nicht denken: Fischseuchen. Ein fremder Fisch der auf illegale Weise umgesetzt wird, kann einen kompletten Gewässerbestand verseuchen. Der aktuelle Fall im Kölner Raum, zeigt wie aggressiv eine solche Seuche (in diesem Fall das Koi-Herpes) sein kann. Der komplette Bestand kann dahingerafft werden und der Fischdieb steht schnell ohne Big-Fisch-Bestand da. Zu dem ist das illegale Umsetzen durch das Tierseuchengesetzt in Deutschland ganz klar illegal und wird geahndet werden.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln
Einer größten Fische aus einem wilden großem französischem Gewässer – jetzt schwimmt er in einem kleinen Paylake in der Nähe des Sees.

Im Fall von kommerziellen Fischdiebstahl ist in den meisten Fällen ein Fischzüchter zwischengeschaltet. Der Käufer/Paylakebesitzer kann sich somit mit einer Rechnung schützen. Verfolgt man den Verlauf weiter, ist der Weg der Fische bis zum Fischzüchter sehr dubios. Es bestehen organisierte illegale Angler und Fischer die sich auf den Verkauf von großen Karpfen spezialisiert haben. Das Geschäft ist sehr lukrativ. Ein 25kg+ Karpfen kann schnell an die 15.000€ bringen. Rechnet man sich den Wert eines 35kg Fisches aus, kann man rückschliesen, dass diese Fische extrem begehrt sind und bei diesen Summen das Gesetz nicht ernst genommen wird. Ein solcher Fisch bedeutet für einen Paylakebesitzer, dass er praktisch ausgesorgt hat. In Frankreich, das Mutterland der Paylakes, ist der Transport von lebenden Fischen strengsten verboten. Wird man erwischt, sind die Strafen sehr hoch. Die Höhe der Strafe lobt jeder Verein selbst aus und belaufen sich bis zu 30.000€ pro Fisch. Eine Abschreckung sind diese Summen für die mafiösen Strukturen nicht. Zu groß ist der Profit der erzielt werden kann.

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln
Ein weiterer Fisch, der auf dubiose Weise den Weg in den nahegelegenen Paylake fand. Sieht man sich die Lage der Paylakes an, so sind sie immer in der Nähe von großen öffentlichen Gewässern.

Was können wir tun?

In Frankreich gibt es eine Organisation ONCF die sich um diese Fälle kümmert. Auf deren Homepage ist eine E-Mail hinterlegt an die man eindeutige Beweisfotos schicken kann und dem Fall wird nachgegangen. Es betrifft leider nur Frankreich. Was kann man in Deutschland tun? Aufklärung! Oft sind diejenigen bekannt oder man ist sich ziemlich sicher. Man muss den Leuten klarmachen, dass ein illegales Umsetzen zum einen per Gesetz verfolgt werden kann und dass bei jedem Umsetzen der komplette Bestand eines Gewässers auf der Kippe steht.

Das Übel am Ursprung fassen und die Grundlage entziehen.

Paylakes sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Sie gehören zum Karpfenangeln, wie der elektrische Bissanzeiger. Man sollte die Paylakes meiden, die keinen legalen Bestand aufzeigen können. An die Portale die Angelurlaube vermitteln, sollte die Aufgabe gestellt werden, eine Art Gütesigel oder Zertifikat für die Gewässer im Programm zu erstellen. So können Kunden schnell erkennen, welcher Paylake sauber und legal geführt wird. Somit kann auf lange Sicht gesehen, dem Fischdiebstahl der Nährboden genommen werden.

Thilo Schulze – der Zeiler ist fort…

Seit einiger Zeit fische ich an einem mittelgroßen Natursee, da ich viele Geschichten über diesen See gehört hatte. Das Problem war, dass alle Aussagen etwas schwammig und nicht wirklich präzise waren. Eine jedoch tauchte immer wieder auf und sogar ein Foto dieses Fisches wurde mir gezeigt. Es handelte sich um einen Zeiler, jedoch nicht um irgendeinen, sondern einen mit über 27 Kilo und das im Jahre 2009!

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Ich vertraute auf diese Aussagen und fing an diesen See zu befischen. Die ersten Nächte liefen erstaunlich gut – direkt zwei der Großfische landeten im Kescher und ich dachte es würde ein „Leichtes“ sein meinen Zielfisch zu fangen. Nachdem allerdings die kommenden 10 Overnighter verstrichen und neben kleinen bis durchschnittlichen Fischen immer wieder Doppelfänge kamen, fing ich an etwas zu zweifeln. Zu diesem Zeitpunkt hatten meine Kumpels, die ebenfalls das Gewässer befischten, und ich alle großen Fische in diesem Gewässer gefangen und eigentlich fehlte nur noch der Zeiler auf unserer Liste. Es muss irgendwann mitten unter der Woche gewesen sein, als ich einen Biss bekam und wie gewohnt ins Boot stieg um dem Fisch zu folgen. Als ich über ihm war und den Druck erhöhte, merkte ich bereits, dass es einer der Besseren sein würde und hatte direkt weiche Knie. Nach einigen Minuten sah ich den Fisch das erste mal im Kristall klaren Wasser. Ich wusste nicht ob es ein Spiegler oder ein Schuppi war, da er direkt wieder abtauchte, das einzige wo ich mir sicher war, er war wirklich verdammt groß war und wir hatten ihn definitiv noch nicht gefangen. Als ich diesen Gedanken im Kopf hatte, machte ich einen kleinen aber wirklich fatalen Fehler, der das Ausschlitzen des Fisches zur Folge hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich an einem wirklichen Tiefpunkt angekommen. Fragen wie „War es der Zeiler?“ „Wie groß möge dieser gewesen sein?“ oder ähnliches schossen durch den Kopf. Ziemlich bedrückt montierte ich die Rute neu und legte sie wieder ab..

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Knapp eine Woche später telefonierte ich mit einem Kumpel, der an einem See fischte, welcher nur 10km von dem Gewässer entfernt war, an dem ich zurzeit fischte. Er erzählte mir, dass wohl zwei einheimische Karpfenangler vor zwei Wochen einen großen Zeiler gefangen hätten, jedoch nicht an dem Gewässer, das ich momentan befischte sondern an dem 10km entfernten Baggerloch. Nachdem wir telefonierten, schickte er ein Bild von dem besagten Zeiler mit einem Gewicht von knapp 29kilo (!!!) … Die anfänglichen Ängste waren bestätigt. Der Fisch, auf den ich hier angelte, war längst nicht mehr da und eigentlich jagte ich einem Geist hinterher. Welche Frage sich mir allerdings stellte war, welchen Fisch ich vor knapp einer Woche unter dem Boot verloren hatte? Er war definitiv größer als 25kilo und es war nicht der Fisch den wir alle ganz oben auf der Liste hatten…

Achim Schlüssel – „The People are fishing for a ghost“

…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…

Nur leider allzu oft in einem anderen Gewässer! Im Gegensatz zu der gebräuchlichen Floskel aus der Märchen-Stunde, ist dieses Phänomen ganz und gar nicht als ‚Happy-end‘ zu verstehen. Zumindest nicht für die Meisten unserer Zunft. Und erst Recht nicht für die Tiere, die womöglich zuvor in einem mehrere hundert oder tausend Hektar großen See ihren vertrauten Lebensraum hatten. Leider ist das Umsetzen von (großen) Karpfen in den letzten Jahren offenbar immer öfter von einigen wenigen schwarzen Schafen als lukrative Einnahmequelle entdeckt worden. Wenn man sich die Summen vor Augen führt, die Paylakes für große Karpfen bezahlen, dann wundert es mich nicht, dass es Menschen gibt, die der Versuchung nicht widerstehen können und ihren 20Kilo+-Fisch für mehrere Tausend Euro in einer Nacht und Nebel-Aktion an zwielichtige Paylake-Betreiber veräußern. Für 30kg+ Fische werden mittlerweile fünfstellige Summen bezahlt!

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Dementsprechend vertrete ich hier eine ganz klare und unumstößliche Meinung und zwar ohne Wenn und Aber: JEDER, der an Paylakes fährt, unterstützt direkt oder indirekt (!) diese Unsitte. Indirekt deshalb, weil es immer einen Konkurrenzkampf der unterschiedlichen Anbieter von Paylakes gibt, die sich gegenseitig mit den größten und schönsten Fischen in ihren Werbeanzeigen übertrumpfen wollen. Und die Betreiber sollen mir nicht mit Zertifikaten, „hauseigenen Fischzuchten“ oder Ähnlichem kommen! Möglicherweise gibt es ja wirklich Prostituierte, die gegen Bezahlung gerne mit älteren Herrschaften in die Kiste steigen – aber sind deswegen Puffbesitzer seriöse Geschäftsleute? Ich hatte selber mal das zweifelhafte Vergnügen, dass ein wirklich großer und wilder 29-Kilo-Fisch, den ich im Jahr 2013  fangen konnte, auf der Homepage von …. (Name von der Redaktion entfernt) aufgetaucht ist. Dumm nur, dass er in Jahren zuvor in einem mehrere hundert Hektar großen Nordfranzösischem Stausee gelebt hat, anstatt in einem Paylake nahe der Deutsch-Französischen Grenze. Der auf dem Bild gezeigte Karpfen mit dem Namen „The Channel“, ist in meinem Freundeskreis sehr bekannt und neben Peter Schwedes durften auch schon Angler wie Andreas und Patrick Heinz oder Jan Brauns dieses Unikat in ihren Händen halten. Die wahre Herkunft der Fische scheint die Betreiber nicht wirklich zu interessieren – zumindest vermisse ich hier aktives Engagement gegen das kriminelle Gebaren der schwarzen Schafe. Und nach meinem Kenntnisstand gab es auch für diesen Ausnahmefisch ein ausgestelltes Zertifikat, das die legitime Herkunft des Fisches aus einer Züchtung belegen sollte! Noch Fragen?

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The Channel – Gefangen von Achim in einem öffentlichen Gewässer in Frankreich

In jüngster Vergangenheit wurde „Big Girl“ aus ihrer 2-Hektar-Sozialwohnung wieder zurück in den  Lac du Der gebracht. Diese Umsetz-Aktion hat große Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken hervorgerufen und (hoffentlich!) auch nachhaltig den Blick der breiten Masse auf diese Problematik gelenkt. Sogar die rechtlichen Institutionen des Landes wurden in den Vorgang involviert. Vielleicht musste es wirklich erst der größte freilebende Schuppenkarpfen der Welt sein, um das Problem zu verdeutlichen und die breite Aufmerksamkeit der Szene auf das Thema zu lenken! Dass dieser Fisch bereits vor ca. 2 Jahren umgesetzt worden ist, war in England offenbar schon länger bekannt. Nicht umsonst gab es Äußerungen seitens englischer Angler an die Locals vom Lac du Der, indem sie andeuteten, dass der zum damaligen Zeitpunkt 44kg schwere Schuppenkarpfen nicht mehr im See schwimmt („The People are fishing for a ghost“). Gerade im näheren Umfeld vom Lac du Der sind die Paylakes wie Pilze aus dem Boden geschossen – an diesen Seen gibt es noch nicht einmal Uferbewuchs und die Baggerspuren sind frischer als so manche Unterhose der dort angelnden Kollegen. Dennoch schwimmen in diesen Seen eine Vielzahl großer Fische, die – davon ist auszugehen – alle mehr oder weniger aus dem Lac du Der stammen. Ich habe zuletzt sogar von Gerüchten gehört, dass im Süd-Bassin mittels Langleinen die Karpfen gefangen und verkauft wurden. Geht’s noch abartiger?

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

Um abschließend noch einen anderen Blickwinkel auf das Thema zu geben, sollten wir uns alle mal selber fragen, was es in unseren Köpfen bewirken würde, wenn uns eine solche Hiobsbotschaft vom Hausgewässer erreichen würde?! Karpfen sterben irgendwann. Das ist der normale Lauf der Dinge und damit können ich und meine Psyche auch gut leben. Die Energie und die (meistens zwingend) erforderliche Leidenschaft, die das Zielfischangeln unweigerlich nach sich zieht, können aber grenzenlos groß sein und im Extremfall alles von Dir und deinem Umfeld abverlangen. Genauso groß wären der Ärger und der Frust, wenn der eigene Zielfisch plötzlich in einem anderen Gewässer rumschwimmt! Alle meine gefangenen Zielfische ließen mich rückwirkend die vielen Hürden, Stolpersteine und investieren Mühen in Form von Zeit und Geld vergessen machen. Wie oft haben mich meine Zielfische sogar im Traum verfolgt? Wie oft habe ich mich mit all meiner Energie auf diese Tiere fokussiert? Wie enttäuscht wäre ich gewesen, wenn irgendein Voll-Depp mir diesen Traum mit dem Glück des Dummen vor der Nase wegfängt und aus purem Egoismus in einen anderen Pool verfrachtet? Sie wäre gewaltig groß –  und vermutlich reziprok proportional zum IQ der Fischdiebe…

5 Angler – 5 Meinungen: “Mein Zielfisch wurde geklaut” - Zielfisch, karpfenangeln

5 Angler – 5 Meinungen Rückblick // Darum ging es in Runde 15!

In der 15. Runde von 5 Angler – 5 Meinungen wurde über das Thema “Schmarotzer – Informationen nehmen. Niemals welche geben.” behandelt

-> Hier kannst du Runde 15 nachholen! 

Viel Spass und „Think about“!

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