Mein persönlicher „Spätherbst“ beginnt Ende Oktober / Anfang November, in der Regel nach meiner obligatorischen 2-Wochen-Picknick-im-Schlamm-Frankreich-Session. Das ist sicherlich nicht unwichtig, weil jeder von uns eine unterschiedliche Definition zum Spätherbst hat. Je nach Jahrestemperaturverlauf und Gewässer kann aber auch schon Ende September / Anfang Oktober unterhalb der Wasseroberfläche „Spätherbst“ herrschen . Um die Sache zu vereinfachen, definiere ich den Spätherbst für die nachfolgenden Zeilen mit einer Oberflächentemperatur des Wassers von weniger als 14 °C.

Tipp 1: Das richtige Gewässer

Im Frühjahr suchen wir uns aufgrund der sich schneller erwärmenden Wassermassen flache Gewässer, am besten mit vielen Fischen, um erfolgreich in die Saison zu starten. Im Spätherbst gilt im Grunde genommen das genaue Gegenteil. Ich fische tiefe Gewässer, die, bedingt durch den großen Wasserkörper, so lange wie möglich die Wärme der Sommermonate speichern und daher wesentlich länger im Jahr befischt werden können, als der 2 Hektar Parkteich-Tümpel mit einer maximalen Wassertiefe von 1,5 Metern. Nicht selten sinkt die Temperatur an den flachen Gewässern bereits nach den ersten kalten Nächten rapide ab und die Fische fahren ihren Organismus auf Sparflamme runter. Fangaussichten? Eher schlecht! Tiefe Wasser mit einer Mindestgröße von 10 – 15 Hektar und einer Wassertiefe von 15 Metern oder mehr erwärmen sich in den Sommermonaten bis in die tieferen Wasserschichten und geben die gespeicherte Energie aufgrund der großen spezifischen Wärmekapazität von Wasser nur schleppend im Laufe mehrerer Wochen, wenn nicht gar Monate wieder ab und kühlen demensprechend auch nur langsam ab. Das gibt uns die Möglichkeit noch bis in den späten Dezember sehr gezielt und erfolgreich auf Karpfen zu fischen. Daher mein erster Tip: Lieber ein tiefes und wenig besetztes Wasser fischen, als flach und überbesetzt! Ich möchte in erster Linie die großen Fische fangen und kann Euch versichern, dass mehr als nur einmal der letzte Fisch des Jahres aus dem A-Team stammte. Meine gemachten Erfahrung lassen nur einen Schluss zu: Große Fische fressen, gesehen auf den Jahrestemperaturverlauf, definitiv länger als die kleinen Fische – Kein Wunder, denn schließlich haben sie auch die größere Vorratskammer aufzufüllen!

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Tipp 2: Der richtige Spot

Welch abgedroschene Weisheit! Der richtige Spot ist immer wichtig! Aber gerade wenn das erste große Fressen, das häufig Anfang bis Mitte September bei einer Oberflächentemperatur von ungefähr 18 °C, stattgefunden hat, werden die Fische langsam träge. Sie ziehen sich in die vermeintlich tieferen Regionen des Gewässers zurück und bereiten sich auf die harten Wintermonate vor. Wer jetzt die richtige Stelle im Gewässer gefunden hat, kann durch eine intelligente Strategie den Rest des Jahres sehr erfolgreich einen Großteil des Bestandes über den Kescherrand ziehen. Dazu suche ich gezielt Bereiche des Gewässers, die den Fischen die Möglichkeit bietet, schnell in tiefere Wasserschichten oder tiefer gelegene Krautfelder schwimmen zu können, ohne den halben See durchqueren zu müssen. Wichtig ist hier auch das eher dezente Befischen der richtigen Spots. Darunter verstehe ich, dass nicht jede 2. Nacht dort gefischt werden darf! Denn dann kann auch der beste Spot sehr schnell unproduktiv werden. Nach ein paar gefangenen Fischen bzw. geangelten Nächten sollte man dem Spot auch mal ein wenig Ruhe schenken und sich auf das Füttern konzentrieren, damit die Fische nicht direkt wieder das Weite suchen – denn diese realisieren sehr schnell, dass das vermeintlich sichere „Wohnzimmer“  irgendwie doch einen Haken hat – trotz Konditionierung durch regelmäßigen Futtereintrag.

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Tipp 3: Die richtige Wassertiefe

Womit ich direkt zum nächsten Tip überleite: Letztendlich ist für mich die richtige Wassertiefe ein entscheidender Faktor meiner Spätherbstfischerei. Ebenen zwischen einer Wassertiefe von 8-12 Metern, am besten in der Nähe einer Krautkante, haben sich bei den von mir befischten Gewässern in den letzten Jahren als sehr erfolgreich herauskristallisiert. Was ihr niemals vergessen dürft ist die natürliche Nahrung wie zum Beispiel die klassische Dreikantmuschel, welche sich bei zunehmend absterbendem Kraut von Selbigem löst und sich die Wintermonate ebenfalls in die tieferen Abschnitte eines Gewässers zurückzieht. Viele Schneckenarten folgen der Muschel und graben sich über die Wintermonate in den tieferen Sedimentschichten ein. Auch die anderen Lebewesen und Nahrungsquellen ziehen sich tendenziell eher in die tieferen Bereiche zurück. Schlammröhrenwürmer brauchen kein Licht und können durchaus das ganze Jahr in den tieferen Schichten leben. Ein guter Indikator für diese natürlichen Nahrungsvorkommen sind einmal mehr unsere „geliebten“ gefiederten Freunde Blässhuhn und Reiherente, weil auch diese gezielt in den tieferen Abschnitten nach den Muscheln suchen und diese Nahrungsgrundlage brauchen, um die kommenden harten Wintermonate zu überleben. Und um nichts anderes geht es in der Natur: Friss – oder stirb!

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Tipp 4: Die richtige Futterstrategie

Das große Fressen ist Anfang November bereits beendet. Mit zunehmend kälterem Wasser wird der Organismus der Fische in Richtung Sparflamme ausgerichtet. Wer im November bei sagen wir mal 8°C Oberflächenwasser täglich 15 kg Futter auf seinem Spot versenkt sitzt entweder an einem brutal übersetzten Vereinssee und weiß was er macht oder er füttert sich seinen Spot kaputt und wird den Rest des Jahres eher keinen Fisch mehr in die Kamera halten. Die Dressur der Tiere auf den Spot  muss in den Wochen und Monaten davor erfolgt sein. Die Wege der Fische werden immer kürzer, lange Strecken zur Futtersuche gibt es nicht mehr. Daher ist einer konzentriere Fütterung von Vorteil. Wer jetzt noch versucht, einen 100 x 100 Meter großen Bereich durch Futter zu aktivieren ist definitiv zu spät dran. An den großen französischen Flachlandseen kann diese Strategie in Ansätzen funktionieren, ist aber stark von der Wassertemperatur und dem Fischbestand abhängig. Dort sind es die Fische aufgrund der geringeren Wassertiefe gewohnt, größere Bereiche des Gewässers abzusuchen, wobei der (tiefere) Bereich der Staumauer nach meinen Erfahrungen immer noch die beste Area darstellt. Aber auch dort sollte man aufpassen die Fische nicht zu sättigen. Weniger ist manchmal mehr! Lieber wenig und dafür weiches, leicht verdauliches Futter kontinuierlich in das Gewässer einbringen, anstatt einmalig große Futtermengen zu verklappen. Qualitativ hochwertige Boilies (oder Teig!!) können von den Karpfen ohne viel Energieaufwand gefressen und bei richtiger Zusammensetzung der Inhaltsstoffe gut verstoffwechselt werden. Dies ist im Übrigen einer der Gründe, warum ich so gerne die eher tendenziell weichen Köder von TT-Baits fische!

Tipp 5: Die richtige Einstellung

Mentale Vorbereitung ist sicherlich nicht unwichtig. Die Bisse werden weniger, aber WENN die Rute abläuft, ist tendenziell eher mit größeren Fischen zu rechnen. Die vielen Stunden in der Dunkelheit solltet Ihr daher nicht verzagen und immer an das eigene Handeln glauben. Gerade die Herausforderung in der Woche eine Nacht am Wasser zu sitzen, das heißt im Dunkeln aufzubauen und unter Umständen am nächsten Morgen auch wieder im Dunkeln einzupacken, benötigt eine gewisse mentale Stärke. Die ersten Frostnächte, sprich kalte und feuchte Tage, erfordern zudem gute Funktionskleidung, die jeder von Euch als festen Bestandteil in seine Ausrüstung integrieren sollte. Ich habe für mich festgestellt, dass meine Motivation darunter leidet, wenn mir kalt ist, die Socken nass oder ich nachts nicht gut schlafe, weil der Sommer-Schlafsack noch auf der Flatliter integriert ist. Ein kleine Wärmflasche und gute Lektüre haben ebenfalls einen festen Platz bekommen und sollten meiner Ansicht nach in keiner durchdachten Ausrüstung fehlen. Hiermit wird das lange Warten auf den möglicherweise letzten Fisch des Jahres schlichtweg angenehmer. Und der Aufwärtstrend zu tollen deutschsprachigen Büchern über das Karpfenangeln sollte keinem von Euch entgangen sein, oder?

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen guten Spätherbst – Fangt den Dicken!

Euer Picknicker

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