Langzeitfutterkampagnen. Der eine mag sie, weil sie bei richtigem Vorgehen sehr erfolgreich sein können. Der andere hasst sie, weil sie einfach nur das Futterbudget verbraten, ohne im Vorfeld das Köpfchen eingeschaltet zu haben. Misserfolg ist die Folge. Das, was Karpfenangeln wohl am wenigsten mögen. Patrick Buhr liebt sie und gibt seine Tipps weiter, damit auch ihr erfolgreich in den Herbst startet!
Jeder hat sie schon mal gestartet. Mit mehr oder minder großem Erfolg. Die Langzeitfutterkampagne. Sie kann zu außergewöhnlichen Fängen führen oder einem zum lange ersehnten Zielfisch verhelfen. Warum ist das so? Auf einem richtig angelegten Langzeitfutterplatz fressen zunächst relativ viele Fische, weil sie dort regelmäßig Nahrung vorfinden. Außerdem haben die Fische vertrauen, weil sie oft fressen können, ohne gehakt zu werden und es entsteht Futterneid. Dadurch fressen sie unvorsichtiger und sind für uns leichter zu überlisten. Doch um diesen Effekt zu erreichen müssen einige wichtige Faktoren beachtet werden. Deshalb folgen nun die meiner Meinung nach 5 wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Langzeitfutterkampagne.
Tipp 1: Den richtigen Platz wählen
Richtig eingesetztes Futter ist Macht. Es nützt jedoch wenig, wenn es am falschen Platz eingebracht wird. Zunächst solltet ihr einen Platz wählen an dem regelmäßig auch Fische vorbeischwimmen, damit sie das Futter auch finden können. Die Struktur des Platzes wähle ich je nach Jahreszeit. Da ein Futterplatz für mich im Herbst am meisten Sinn macht, wähle ich dafür meist eine Kante, an der ich in sehr unterschiedlichen Tiefen angeln kann. Idealerweise bis zu 10 Metern oder tiefer. So kann ich auch, wenn die Fische sich später im Jahr ins tiefere Wasser zurückziehen, mein Futter mit ihnen in die Tiefe wandern lassen. Mit dieser Strategie ist es mir durchaus möglich auch im späten November und Dezember noch Fische auf dem Futterplatz zu fangen.
Tipp 2: Hochwertiges Futter
Meiner Meinung nach die wichtigste Komponente für eine erfolgreiche Langzeitfutterkampagne. Die Karpfen sollen verrückt nach unserem Futter auf den Platz kommen. Klar, dass das was wir ihnen vorsetzen dafür auch schmecken muss. Doch nicht nur das. Soll die Futterkampagne von Erfolg gekrönt sein, muss das Futter dem Karpfen auch langfristig als reichhaltige Nahrungsquelle dienen. Stellt das Futter für den Fisch keinen großen Nährwert da, wird er es auf lange Sicht deutlich schlechter annehmen. Ich habe über die Jahre viel ausprobiert und bin zu klaren Ergebnissen gekommen. Für einen wirklich langfristig erfolgreichen Futterplatz braucht es einen ausgewogenen, hochwertigen Boilie. Dabei ist mir die Qualität besonders wichtig!
Lieber füttere ich ein Kilo hochwertige Boilies als 5 kg schlechte. Doch was heißt Qualität? Wie sieht der optimale Boilie für die Langzeitfutterkampagne aus? Drei Faktoren sind mir hierbei besonders wichtig. Punkt 1: Zunächst nutze ich für diesen Zweck ausschließlich Fischmehlboilies. Diese haben für die Fische den besten Nährwert und auf lange Sicht die größte Attraktivität. Der Fischmehlanteil spielt dabei eine große Rolle. Ideal sind meiner Meinung nach 30-40%. Mit Boilies, die einen geringen Fischmehlanteil haben, fing ich auf meinen Plätzen deutlich schlechter. Punkt 2: Ein ausgewogener Boilie sollte dem Fisch genügend Proteine liefern, also neben dem Fischmehl noch z.B. mit Milchproteinen etc. ausgestattet sein. Und Punkt 3: Hebt euch ab. Der perfekte Boilie sollte außerdem Attraktoren beinhalten, die den Geschmack unverwechselbar machen. Der Fisch wird den Geschmack wieder erkennen und ihn mit dem beschriebenen guten Nährwert in Verbindung bringen. Diese drei Punkte kombiniert in einem Boilie sind der Schlüssel zum Erfolg. Ein solcher Köder wird, mit Verstand eingesetzt, immer seine Fische fangen.
Tipp 3: Durchhalten
Wenn ihr euch entscheidet, einen Futterplatz aufzubauen, dann bleibt auch dabei. Manchmal dauert es einige Wochen bis das Futter so gut angenommen wird, wie man es sich vorstellt. Da hilft nur eins: Durchhaltevermögen. Es kann hart sein immer und immer wieder den Weg zum See zu machen. Bei Regen, Wind oder sogar Schnee macht das Füttern manchmal wenig Spaß. Doch wer durchhält, der wird irgendwann dick belohnt!
Tipp 4: Regelmäßig Füttern
Wenn ich einen Futterplatz aufbaue, ist es mir sehr wichtig, dort auch regelmäßig zu füttern. Zuerst füttere ich alle zwei Tage. Eine Woche bevor ich zum ersten Mal auf dem Platz fische, beginne ich jeden Tag dort zu füttern. Das kann zwar sehr anstrengend sein, führt mich aber fast immer zum gewünschten Erfolg. Besonders in kaltem Wasser (z.B. im Dezember) haben sich hierdurch deutlich bessere Fänge bei mir eingestellt, denn die Fische fressen einfach regelmäßiger und sind aktiver auf dem Futterplatz unterwegs.
Tipp 5: Ködergrößen anpassen
Auch die Größe der Köder spielt bei einer Langzeitfutterkampagne eine wichtige Rolle. Beim Aufbau des Futterplatzes kann man zunächst meist nicht viel falsch machen mit den Standardgrößen (z.B. 16 und 20 mm). Es ist immer von Vorteil verschiedene Ködergrößen einzusetzen, damit die Fische sich nicht auf ein bestimmtes Ködergewicht einstellen können. Das weitere Vorgehen hängt dann von verschiedenen Faktoren ab (Gewässer, Bestand, Jahreszeit etc.). Habe ich viele kleine Fische im Gewässer steigere ich die Ködergröße langsam, um die kleinen Fische auszuselektieren.
Ist es ein Lowstocksee mit sehr „schlauen“ Fischen, nutze ich eher kleinere Boilies, da diese dann oft mit weniger Argwohn gefressen werden. Die Ködergröße muss also individuell gewählt bzw. manchmal auch einfach ausprobiert werden. Ein sehr interessantes Phänomen konnte ich zur kalten Jahreszeit hin feststellen. Mit abnehmender Wassertemperatur reagieren die Fische zunehmend schlechter auf große Köder. Oft bekam ich auf einem laufenden Futterplatz nur noch Zupfer. Ich war mir aber sicher, dass diese von Karpfen verursacht wurden, da sie genau zu den typischen Beisszeiten erfolgten. Ich wechselte die Ködergröße von 20 auf 16 mm und bekam wieder Runs. Ich kann also empfehlen wenn das Wasser am Ende des Jahres wirklich kalt wird, die Ködergröße etwas herunterzuschrauben, um weiter erfolgreich zu sein.
Mit diesen einfachen Grundregeln lässt sich an fast allen Gewässern ein Futterplatz aufbauen, der euch über kurz oder lang zum Erfolg bringt.