Es gibt Branchen, die die Corona-Pandemie besser überstanden haben, als Andere. Die Angelbranche gehörte lange dazu. Mehr sogar: Sie ging einstweilen sogar gestärkt aus dieser Pandemie hervor. Der Grund: Während andere Branchen im Zuge immer raumgreifender politischer Gebote, Verbote und Regularien mit daraus resultierenden Lieferengpässen- Verzögerungen und Ausfällen und einer insgesamt gesunkenen Nachfrage zu kämpfen hatten, war der Angelsport von diesen (Kontakt-)Beschränkungen weitestgehend unbenommen.
Abgesehen von einstweiligen politischen Verirrungen und fragwürdiger Kontaktverbote bei der Ausübung unseres Hobbys in der freien Natur – Fehler, die die Politik infolge harscher Kritik spätestens in der zweiten Corona-Welle korrigierte – entwickelte sich Angelbranche sogar in die gegenläufige Richtung.
Eine Branche in der Krise?!
Die Gründe dafür sind – waren – verschieden. Als Folge des Shutdowns, der politische verhängten Quarantäne-Pflicht und der selbst- oder fremd-verordneten Einschränkung sozialer Kontakte hat so mancher den Angelsport als neues Hobby für sich entdeckt. Ein Hobby zumal, das von all diesen Querelen weitestgehend unbescholten blieb. Offizielle Statistiken bestätigen dies: Die Anzahl derer, die während der Corona-Pandemie einen Angeslchein erworben haben, ist nämlich signifikant gestiegen. Und entsprechend viel Betrieb herrschte zuweilen an den Gewässern.
Und mit der steigenden Anzahl von Anglern stieg natürlich auch die Nachfrage bei den Angelgeräte-Händlern. Und dennoch konnte dieses gesteigerte Nachfrage nichts daran ändern, dass dieser einstweilig-gegenläufige Trend von steigenden Umsätzen in der Angelbranche nur von vorübergehender Dauer war. Es soll an dieser Stelle jedoch nicht darum gehen, die genauen Gründe dafür zu beleuchten, aus denen dieser Zenith schon bald überschritten war. Das würde zu weit führen.
Ein Riese schwankt: Raven Angelsport kämpft gegen Bankrott
Worum es hier hingegen vielmehr gehen soll, ist die bemerkenswerte Geschwindigkeit, in der sich nunmehr der Abwärtstrend fortsetzt. Ganz zu schweigen von der Verwunderung über dessen Verlauf, der ausgerechnet denjenigen am Meisten zu schaffen macht, bei denen man am wenigsten damit gerechnet hätte. Bei dem großen Händler Raven-Angelsport, der dies nunmehr an vorderster Front zu spüren bekommt, sorgen die jüngeren Schlagzeilen – um das Mindeste zu sagen – für Stirnrunzeln. Ein Stirnrunzeln, das spätestens dann in offensichtliche Verwunderung umschlägt, wenn man erfährt, dass ausgerechnet Raven Angelsport mit der Insolvenz zu kämpfen hat.
Richtig gelesen! Zumal die Verwunderung umso größer wird, wenn man bedenkt: Raven Angelsport ist seit Jahrzehnten einer der größten Vertreiber von Angelgeräten in den Niederlanden. Mit mehreren Ladengeschäften und Standorten nebst riesigem Online-Sortiment, das sich vom Allround-Angeln über die verschiedenen Specimen-Segmente einschließlich des Karpfenangelns erstreckt. Und genau dieser Online-Riese hat nunmehr seine Geschäfte bis auf Weiteres niedergelegt. Wobei hier zum jetzigen Zeitpunkt noch Vorsicht geboten ist: Die drohende Insolvenz ist nämlich noch nicht endgültig besiegelt, zumal man im Zuge von Konsolidierungen und Umstrukturierungen versucht, die Wucht des drohenden Bankrotts weitestgehend abzufedern.
Wir geben dir nachfolgend einen Einblick in die Hintergründe der drohenden Insolvenz von Raven Angelsport – einschließlich etwaiger Einblicke in die fast 50-Jährige Geschichte des Traditionsunternehmens.
Das sagt Angling International zur Insolvenz
Das internationale Angelmagazin „Angling International“ hat sich zu den Entwicklungen geäußert. Die Ankündigung der drohenden Insolvenz durch Iwan Raven – den Bruder des Gründers, an den die Geschäfte im Mai 2022 übertragen wurden – vom 06.01. 2023 via Social Media, sei, so der Tenor, deshalb besonders überraschend gekommen, weil es vor weniger als neuen Monaten noch darum gegangen sei, die Geschäfte auf den Online-Handel in UK auszuweiten. Und das zu einem Zeitpunkt, als man den Online-Handel auch auf einen französisches Pendant des Webshops ausgeweitet habe. Hier war man also noch sehr optimistisch.
In diesem Zusammenhang wurde auch Dion Raven persönlich zitiert: Unser Ziel ist es, der größte in Europa und vielleicht sogar darüber hinaus zu werden“ – heißt es da.
Die Fallhöhe ist insofern besonders groß. Abgesehen von den Online-Ablegern sind es zumal auch die 4 Megastores in Almelo, Lelystad, Steenwijk und Rijen – die nunmehr “ gezwungen sein werden, zu einem Ende zu kommen “ (Angling International, Übersetzung der Redaktion). Diese 4 Megastores beschreiben den Werdegang und einstweiligen Höhepunkt einer Firmengeschichte, die seinerzeit als Tierfutterhandel in der Garage des Firmengründer Sjoerd Raven in Dronten im Jahre 1974 begann. Eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die nun mutmaßlich zu einem jähen Ende gelangt.
Der Insolvenz-Verwalter und Rechtsvertreter J.P. Davids und die Betreiber untersuchen nunmehr genauestens „die Möglichkeiten der Weiterführung der Aktivitäten. Wenn aber keine Optionen gefunden werden können, wird die Firma für Bankrott erklärt.“ (Angling International, Übersetzung der Redaktion).
Mit Schmerz im Herzen – Das sagt Raven selbst zur Insolvenz
Die offizielle Verlautbarung auf der Seite von Raven Angelsport ergänzt die Informationslage zur Insolvenz durch folgende persönliche Stellungnahme:
Mit großer Trauer gibt das Team von Raven Hengelsport bekannt, dass Raven Hengelsport seine (digitalen) Türen schließt (…) Am 4. Januar 2023 hat das Bezirksgericht Mittelniederlande den zur Gruppe von Raven Hengelsport gehörenden Unternehmen Zahlungsaufschub gewährt. Dies betrifft die Unternehmen Raven Holding B.V., Raven Fishing B.V., Raven Participatie B.V. und X2 Import und Export B.V. (nachfolgend gemeinsam: „Raven Hengelsport“). Herr J. P. Davids von Davids Advocaten. Weitere Informationen zu den Folgen der Zahlungseinstellung (und Insolvenz, falls ausgesprochen) werden in Kürze auf unserer Website bekannt gegeben.
Auf diesem Weg möchte sich das gesamte Team von Raven Hengelsport bei allen für die tollen Jahre bedanken. Seit fast 50 Jahren freuen wir uns über jeden, den wir in unseren Filialen, Webshops, Messen, Vertriebszentren und in der Zentrale erhalten.
Mit Schmerz im Herzen wünschen wir Ihnen vorerst einen guten letzten Fang.