Ein Interview mit Thomas Roll

Für uns eine Passion, für viele ein Hobby und für ihn zum Beruf geworden – Thomas Roll. Thomas ist Inhaber der Bait Fabrik, Firmenchef einer Unternehmensgruppe in der Lebensmittelindustrie und mit Leib und Seele Karpfenangler. Seit mehr als 30 Jahren befischt Thomas Gewässer im In- und benachbarten Ausland.

Thomas hat uns eingeladen, bei ihm in der Bait Fabrik vorbei zu schauen. Der Einladung sind wir gerne gefolgt, haben Kamera und Equipment ins Auto geladen und schauen uns die Produktion des Unternehmers aus Süddeutschland an. Wir haben ein paar Fragen im Gepäck, zu denen uns Thomas seine sehr ehrlichen und interessanten Antworten gibt.

Besuch in der Bait Fabrik - Thomas Roll, Interview, Baitfabrik, Bait Fabrik
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Hallo Thomas! Wie bist du auf die Idee gekommen, die Bait Fabrik zu gründen und Köder für die große Masse zu produzieren?

Danach bin ich schon einige Male gefragt worden und ja, es war nicht der Plan, Köder für die Masse zu produzieren. Wie es aber im Leben oftmals so läuft, kam ich nicht wie die Jungfrau zum Kind, sondern wurde von einigen guten Freuden immer wieder gebeten und zum Schluss dann gedrängt, was auf die Beine zu stellen. Denn Boilies und Futter produzierte ich seit 1989, aber nur für mich selbst. Köder für die große Masse kann jeder produzieren, die Frage, die sich stellt, ist: will die große Masse deine Köder auch?

Wenn ich jetzt rückblickend die vergangenen 6-7 Jahre betrachte, ist es nicht die Idee, die die Kunden begeistert, sondern das Konzept – unser Konzept. Ein Konzept der Transparenz, ein Konzept der Qualität und hauptsächlich ein Konzept des Fachwissens über Produktionsabläufe, Rohstoffkunde und alles, was eben dazugehört, um auf fachlicher Ebene zu überzeugen. Denn unterm Strich sind es ausschließlich die Kunden, die einen bewerten und ein Prädikat verleihen. Und exakt für diese positive Bewertung sage ich Danke – einen aufrichtigen Dank an unsere treuen Kunden.

Deine Köder werden bei dir produziert, warum legst du Wert darauf, dass du von Anfang bis Ende alles kontrollieren kannst?

Bei uns werden alle Produkte selbst produziert, weil wir für was bürgen – für das, was wir werben. Des Weiteren sind wir auch bei den entsprechenden Behörden als Mischfuttermittelhersteller registriert und ich muss als Hersteller alles, was im Hause produziert wird, kontrollieren können, denn ich hafte auch dafür.

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Wer auch schon mal selbst Boilies gedreht hat, weiß, wie schwierig das zum Teil sein kann. Einen Mix final abzustimmen, um endlich rollbar zu sein, ohne von seinen technischen Eigenschaften was einzubüßen, kann manchmal dauern, lange dauern und Nerven kosten.

Im Kern startet die Wertlegung der Kontrolle beim Wareneingang und endet bei der Etikettierung der Endprodukte, denn wir arbeiten anhand eines HACCP Konzeptes.

Für viele wahrscheinlich ein Fremdwort, aber das Konzept dient zur Überwachung der Produktionsprozesse. Dann liegt mir die konstante Qualität auch sehr am Herzen und auch diese kann ich nur kontrollieren, wenn ich auch physisch bei uns im Unternehmen anwesend bin.

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Was muss ein guter Köder heute können, worauf legst du persönlich großen Wert?

Ich sage mal spontan, Fische fangen… Spaß beiseite. Ein Köder muss nichts anderes können als vor 30 Jahren. Bei den Fischen Akzeptanz finden uns als Nahrungsquelle dienen.

Ein guter Köder ist für mich persönlich einer, der für bestimmte Situationen abgestimmt ist. Zum Beispiel ein Instant-Köder oder ein Köder für die Strömung, denn der Anspruch an das Futter bei der Angelei im Fluss ist ein ganz anderer. Idealerweise sollte ein Köder die Fische auch langfristig überzeugen, um eben die gewünschte Konditionierung zu erreichen bzw. den Zielfisch schlussendlich zum Anbiss zu animieren.

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Denkst du, süße Baits sind auch zum Füttern geeignet und für große Futterplätze eine Lösung?

Ich denke, die Frage, die sich stellt, ist: warum setzt man Sweetner überhaupt ein? Ein Sweetner in der Boilieproduktion wird gerne mit dem Wort NHDC verbunden. Neohesperidin-Dihydrochalcon wirkt als Geschmacksverstärker und Fressstimulantie und ist für die Angelei ein super Produkt, das die Fische animiert, Nahrung aufzunehmen und genau das wollen wir ja auf einem Futterplatz erreichen.

Ich denke, eure Frage resultiert daraus, weil die Süße meistens mit sogenannten Birdfood-Boilies oder Milchprotein-Boilies verbunden werden und diese Produkte werden gerne der Instant-Angelei zugeordnet. Schlussfolgernd geht auch die landläufige Meinung um, dass für Futterplätze ausschließlich Boilies mit einem hohen Fischmehlanteil geeignet sind und diese wiederum nicht gesüßt werden sollten. Fragen über Fragen!

Aber was ist nun? Wir produzieren gesüßte Baits auch für Langzeitfutterplätze und unsere Kunden sind begeistert – auch in Kombination mit Fischmehl.

Dein Label trägt das Motto Natural Carpfood, was meinst du genau damit?

Natural Carpfood – den besten Rohstoff liefert die Natur! Aromen, chemische Zusätze, Farbstoffe – braucht man all das in einem Boilie? Zu den Aromen komm ich gleich noch. Was findet der Fisch in seinem natürlichen Lebensraum an Nahrung – natürliches Futter. Und genau diesen Ansatz verfolgen wir und versuchen exakt bei dem natürlichen Futter anzuknüpfen. Gelingt uns auch das? Es ist nicht unsere Aufgabe, natürliche Nahrung zu imitieren, nein, wir wollen diese so gut es möglich ist ergänzen und dem Karpfen Ergänzungsfuttermittel zur Verfügung stellen, die mit einem artgerechten Verhältnis an Protein, Fett und Kohlehydrate aufwarten. Und eben das ist exakt unsere Philosophie des Natural Corpfoods.

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 Ist Flavour da nicht ein Kontrast zu deiner Einstellung?

Grundsätzlich ja! In der Tat gibt es aber Aromen, die die Fische gar nicht mal so übel finden und es wird von den Anglern immer wieder von abenteuerlichen Fangorgien berichtet.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass fast keiner mit dem Begriff „Isoamylacetat“ was anfangen kann, aber das Bananen-Aroma kennt jeder. Exakt diese Essigsäureisopentylester ist einer der Grundstoffe des Bananen Flavours mit seiner geheimnisvollen und sagenumwogenen Wirkung. Und immer wieder diese unterschiedlichen Carbonsäuren mit ihren Estern beschäftigen uns Karpfenangler über Jahre hinweg.

Also grundsätzlich ist das mal kein Kontrast zu meiner Einstellung und dann aber doch wieder. Auch hier wieder Fragen über Fragen. Nicht der Flavour begleitet mich positiv, sondern, wie vorhin schon dargestellt, die Carbonsäuren und deren Estern. Denn wir wissen, dass Fische auf Säuren reagieren. Richtig eingesetzt – eine Waffe!

Zu welchem Köder würdest du raten, wenn wir dich nach einem Frühjahresköder befragen?

Eine spannende Frage. Grundsätzlich sind im Frühjahr Boilies favorisiert, die reich an wasserlöslichen Rohstoffen sind, wenig Bindung aufweisen oder sogar gar nicht durcherhitzt sind, sondern luftgetrocknet werden. Vorzugsweise kleine Köder, aber nur zu empfehlen für die Instant-Angelei in den Flachwasserzonen.

Beangle ich schon im Frühjahr flache Gewässer, die wenig bis gar keine Struktur aufweisen und nicht tiefer als 3 Meter sind, beangle ich im Februar zum Teil schon Futterplätze, die ich mir mit 28 mm Boilies vorbereite. Die Futtermenge mit Bedacht gestaltet, die Art des Fütterns überlegt und ihr werdet verwundert sein, was passieren kann.

Was sind die Trends im Köderbereich 2021?

Ich weiß nicht, ob man im Köderbereich wirklich von Trends reden kann, ich nenne es lieber Popularität. Und genau diese Populäre ändert sich in unregelmäßigen Abständen.

Vergangenes Jahr konnte man feststellen, dass das Thema Kohlenhydrat-Boilie wieder aufflammt und ist das jetzt ein neuer Trend? Es war schön, zu verfolgen, wie wieder mehr über das Thema berichtet wurde, die Angler wieder anfingen, zu diskutieren und wie es immer so ist, auch einige versuchten, ihr neues Produkt zu horrenden Preisen zu verkaufen. Ich persönlich würde für 1 Kilo Boilies dieser Art keine 10 Euro bezahlen, auch dann nicht, wenn ein Wundermittel verarbeitet wurde.

Aber, auch das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Wenn man sich die Historie der vergangenen Jahre anschaut, sind es immer wiederkehrende Zyklen der, wenn man so will, einzelnen Trends. Was wirklich Neues kann ich nicht erkennen.

Wo siehst du das Karpfenangeln in 10 Jahren?

Ich bin etwas besorgt, was die Entwicklung des gezielten Angelns auf Karpfen anbelangt, aber es wird an seiner Popularität nichts einbüßen. Davon bin ich überzeugt. Für den größten Teil der Jungs und Mädels ist eben genau diese Angelei viel mehr als nur ein Hobby. Einige verdienen ihr Geld damit, andere machen das Just for Fun und dann gibt es noch die Freaks, die alles dafür tun würden. Und genau diese Enthusiasten sind die, die auch den Mythos aufrechterhalten – den Mythos, der den Style schon so lange begleitet, für den wir so inständig brennen.

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Angeln wir dann noch mit Boilies?

Wir angeln noch mit Boilies – und wie wir mit Boilies angeln. In rauen Mengen angeln wir mit Boilies, denn man kann so viel hineinpacken. Ich bezeichne die Kugel gerne als Rohstoff-Safe, der uns die Attraktoren sichert, unsere Fressstimulantien speichert und noch so vieles mehr aufbewahrt und am Grund der Gewässer wieder freigibt. Von daher – nicht zu toppen.

Besuch in der Bait Fabrik - Thomas Roll, Interview, Baitfabrik, Bait Fabrik

Wir in der Bait Fabrik entwickeln weiter und ich kann euch garantieren, dass sich die Produkte, die wir verwenden und die Rohstoffe, aus denen diese hergestellt werden, immer weiterentwickeln und immer weiter verbessern. Der Boilie an sich wird weiter Bestand haben, denn es war und bleibt die große Revolution. Spult die Zeit mal zurück, was der gekochte Teigknödel alles verändert hat – es ist die Ansitzangelei entstanden und das mit all seinen Facetten. Die ganze Flut an Tackle, Booten und Futter, wie wir es heute verwenden, ist im Kern auf den Boilie zurückzuführen. Denn der gekochte Teigknödel hat seit den 60igern alles geprägt.

Zum Abschluss würde mich mal interessieren, wie die Leser gute Köder definieren. Schreibt mir mal eure Gedanken, was euch wirklich an einem Köder oder Boilies wichtig ist und worauf ihr besonders wert legt. Gerne über die Messenger meiner Social Accounts.

In diesem Sinne Leute – auf viele weitere Jahrzehnte!

Das klingt wirklich spannend. Thomas, vielen Dank für deine Einblicke!

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