Max Keuschnigg aus dem Hause Carpleads hat an seinem Gewässer fett abgeräumt. Bei über 34 Kilo hat sich die Waage während einer Herbstsession am Ende eingependelt. Doch eins nach dem anderen. Erzähl uns mal, wie es zu diesem Ausnahmefang gekommen ist, Max.
Sommer 2021 – vor etwa drei Monaten. Mein Kumpel James und ich waren wieder mal auf der Suche nach neuen Gewässern, um großen Fischen nachzustellen. Es gab viele, die geeignet waren. Da wir aber 600 Kilometer von einander entfernt wohnen, musste es eines sein, das für uns beide ca. gleich weit entfernt sein soll. Schnell kam uns beiden ein perfekter See in den Sinn. Es ist auf ziemlich genau mittlerer Strecke gelegen und in der Szene für viele Ausnahmefische bekannt. Im Internet suchten wir stundenlang nach Bildern der gigantischen Fische und Unterwasserkarten des Sees. James war dort schon einmal eine Runde um den See gegangen, da er einen Freund hat, der ihn jahrelang befischte.
Wir beschlossen, einen Angriff zu starten und planten unsere erste Session. Für drei Tage ging es mit James und einem weiteren Kumpel an den genannten See. Wir wussten, dass das Gewässer einen generell guten Karpfenbestand hatte und waren deshalb guter Dinge, einen ans Band zu bekommen. Ein einziger kleiner Fisch war es im Endeffekt, den wir zu dritt an drei Tagen fangen konnten – nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten. Mir persönlich gab das nochmal so richtig Antrieb. Eine Challenge, nicht nur weil jede Session drei Stunden Autofahrt mit sich bringt, sondern auch weil man an dem See durch viele Regeln wie Futter- und Bootsverbot sehr eingeschränkt ist. Das viele Kraut ist natürlich auch kein Segen für das reine Wurfangeln und schon gar nicht dafür, einen gehakten Fisch letztendlich landen zu können.
Die ersten Fische sind gekeschert – na endlich
Die zweite Session stand nur wenige Wochen später auf dem Programm. Der Herbst war mittlerweile angebrochen und nachts waren die Temperaturen alles andere als angenehm. Wieder hatten wir drei Tage Zeit, um endlich mal an Fisch zu kommen. Weitere Würfe in kleine Krautlöcher mit PVA brachten dann den ersten Erfolg. Ich konnte in den drei Tagen drei Fische Fangen – jetzt musste ich nur noch an der Größe der Fische Arbeiten, denn alle drei waren für dieses Gewässer anscheinend nicht einmal Durchschnitt. Das gab mir wieder einen Motivationsboost. Ich wusste jetzt nun, wie ich an Fisch komme, jetzt musste ich nur noch an die Großen kommen.
Drei Wochen später fand ich wieder Zeit, um diesen See endlich zu knacken. Dieses mal hatte ich fünf Tage, um endlich an einen dicken Fisch zu kommen. Dick hieß für mich in dem Moment, erstmal einen Fisch von über 20 Kilo zu fangen, was in dem See absolut keine Seltenheit ist. Es war bereits Abend, als ich ankam und ich fokussierte mich darauf, im letzten Licht noch Location zu machen, um mir einen groben Überblick über den Aufenthaltsort einiger Fische machen zu können. In einer großen Bucht sah ich dann drei rollende Fische, augenscheinlich auch keine kleinen. Einer davon war mittig im Seeteil auf einer Entfernung von ungefähr 250 Metern – unerreichbar wenn man nur werfen darf. Die anderen zwei kamen jedoch auf einer Uferentfernung von ca. 80 Metern hoch und das in einem Areal, wo ich zuvor noch nie einen Angler gesehen hatte. Der Platz sollte es dann Wohl für die erste Nacht, oder besser gesagt den ersten Morgen, sein.
Morgenstund hat Gold im Mund
Um kurz vor 4 Uhr morgens klingelte der Wecker und ich begab mich mit den am Vorabend vorbereiteten Ruten samt PVA-Bags ans Wasser. Zwei Krautlöcher in Distanzen von 70 und 90 Meter waren die Spots. Nach bereits zwei Stunden, als ich grade wieder eingepennt war, kam der erste Biss. Schon im Drill machte sich bemerkbar, dass er etwas größer sein könnte als die bisher gefangenen. 24 Kilo Schuppenpower zum Einstieg, was ein Traumstart!
Mega happy und heiß auf mehr legte ich die Ruten neu und haute mich wieder aufs Ohr. Den gesamten restlichen Tag ging dann nichts mehr. Es stellte sich also schnell heraus, dass die Morgenstunden die Produktivsten waren. Ich holte die Ruten rein und ging eine Runde um den See, vielleicht waren die Fische ja in einem anderen Seeteil aktiv am Fressen. An einem von Anglern recht stark frequentierten Spot sah ich dann Blasenteppiche ohne Ende, ein Move war also angesagt. Der Morgen war wieder produktiv, aber wieder nur kleine Fische – gleich drei an der Zahl. Sehr schöne Fische, über die ich ich mich natürlich auch freuen konnte. Das Ziel war aber ein anderes. Ich erhielt die Information von anderen Anglern, dass dies jedoch der bevorzugte Angelplatz eines anderen Anglers war, also wechselte ich wieder den Platz. Wenn man an ein neues Gewässer kommt, ist mir Respekt gegenüber den ortsansässigen Anglern sehr wichtig.
Die nächsten zwei Tage waren übel. Viele Moves, keine Fische. Immerhin war die Heizung in meinem Bus angenehm. Ich lernte einen anderen Angler kennen, der mich zu einem Bier einlud und mit mir stundenlang über das Gewässer und die Platzbeanspruchung vieler Angler am See sprach. So hatte ich nun einen viel besseren Überblick und wusste, welche Plätze ich meiden sollte und welche ich befischen konnte, ohne einen anderen Fischer zu verärgern. Einer dieser „freien“ Plätze war der Platz, an dem ich am ersten Morgen war und den 24 Kilo Fisch fangen konnte. Natürlich packte ich meine Sachen und fuhr dorthin.
Am Ende sind es über 34 Kilo – Wahnsinn!
Um 4 Uhr lagen die Ruten wieder und ich war guter Dinge, einen weiteren guten Fisch zu fangen. Die Morgenstunden hatten es wieder in sich und ich konnte zwei Fische zwischen 12 und 15 Kilo Fangen.
Die vermeintlich gute Zeit war nun vorüber und ich skeptisch, ob ich überhaupt nochmal die Ruten legen soll. Ohne Haken im Wasser war das Fischefangen ohnehin unmöglich, also warf ich die Ruten neu. Eine Sache machte ich diesmal anders. Da ich morgens einen Karpfen ca. 100 Meter rechts von dem eigentlichen Spot rollen sah, spazierte ich mit einer der Ruten etwas am Ufer entlang, um diesem Punkt näher zu kommen. Montiert war ein nur ca. 10 cm langes Rig, gebunden aus Implex und einem 6er Newerza. Daran ein PVA mit Hanf, Dosenmais und ein paar gecrushten Boilies und ein 12er Boilie mit Fakemais getopt.
Kurz vor der Abenddämmerung, ich war gerade mit dem Schneiden eines Videos beschäftigt, bekam ich auf der genannten Rute ein paar Signale. Da ich den kompletten Tag noch keines hatte, musste ich nachschauen gehen. Der Swinger hüpfte ganz langsam auf und ab, sodass ich die Rute annahm. Schnell bemerkte ich ein enormes Gewicht am anderen Ende der Schnur, gepaart mit ganz langsamen und kräftigen Kopfschlägen. Zwei Mal steckte er im Kraut fest, aber mit stetigem Druck bekam ich ihn wieder raus. Ohne widerstandsfähigem Endgame wäre hier schon Endstation gewesen und ich hätte nie gesehen, was am anderen Ende der Schnur hängt. Ich ließ die Stirnlampe aus, da ich den Fisch nicht erschrecken, sondern ihn so schnell es geht in den Kescher bekommen wollte. Gesagt, getan war er nach etwa 10 Minuten Drill in den Maschen meines Keschers. Ich traute mich fast nicht, das Licht anzumachen, da seine Umrisse bereits im Mondlicht verrieten, wie massiv er war. Er hing perfekt in der Unterlippe, das 80 Gramm Dimension Lead hatte sich im Drill schon gelöst.
Meine Waage geht nur bis 29 Kilo. Sicher, dass dies zu wenig war, rief ich panisch James an und musste ihm kurz erzählen, was gerade passiert war. Ich war fassungslos, wollte aber unbedingt wissen, was das absolute Spieglerschwein wirklich wog. Den Fisch in eine Sling gepackt, fuhr i h anschließend mit Topspeed um den See. Ich traf einen Angler in meinem Alter, der so freundlich und hilfsbereit war, mir seine Waage zu leihen. Er kam mit, um den Fisch persönlich zu sehen. Der Zeiger blieb bei sagenhaften 35,7 Kilo stehen – einfach nur wow. Nach dem Abziehen der Schlinge waren das immer noch knapp über 34 Kilo. Ich rief zwei Freunde an, die zufälligerweise gerade in der Gegend waren, die natürlich ohne zu zögern an den See kamen, um diesen Moment bildlich einzufangen.
Was ein kranker Fisch. Das nenn ich Herbstbulle vom Feinsten. Geplant war noch, den darauffolgenden Morgen zu Angeln aber man sollte ja bekanntlich dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Nach so einem Adrenalinschub war an Schlaf sowieso nicht zu denken, sodass ich zusammenpackte und den Weg nach Hause antrat. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Leute, die mir bei dieser Aktion zur Seite standen!
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