Sie liegt hinter uns. Die weltweit größte Messe für Karpfenangler. Ihr Name: Carp den Bosch. Der Veranstaltungsort: S‘Hertogenbosch in den Niederlanden. Unser Redakteur hat die Reise dorthin angetreten und sich am Samstag und Sonntag einen Eindruck der Messe verschafft. Dieser Beitrag ist der Versuch, die Eindrücke der beiden Messetage zu bündeln, einige Tendenzen und Entwicklungen zu benennen und aufzugreifen und ein Bild der Messe zu zeichnen, das die positiven und negativen Eindrücke und all Grauzonen dazwischen gleichermaßen benennt, und sich dabei nicht anschickt, repräsentativ zu sein. Im Sinne eines Kommentars gibt unser Redakteur hier seinen subjektiven Eindrücke wieder, wiegt diese gegeneinander auf und gelangt am Ende zu einem Fazit, das Raum zur Diskussion offen lässt. Warst du auch dort? Findest du dich darin wieder? Lies selbst und komme mit auf die twelve ft.-Führung durch‘s Geschehen. Wir fangen hierfür in diesem ersten Teil ganz vorne an….
Ein glatter Start – im wahrsten Sinne
Schon im Vorfeld machte die Messe aufgrund ihrer schieren Größendimension von sich reden und steckte die Erwartungshaltung an ein Groß-Event ab, das, getragen von den Erfahrungen der Vorjahre den Banner von Zwolle vor sich hertrug. Und dieser Banner sollte nunmehr ein noch größeres und moderneres Messe-Event vorauswerfen. Das allerdings machte sich bei der Ankunft an den Brabanthallen in Herzogenbosch bemerkbar.
Der Reihe nach: Die Ankunft auf dem Messegelände gestaltete sich – sagen wir – etwas holprig. Oder besser: etwas glatt. Hinsichtlich der Organisation gestaltete sich die Ankunft am großzügigen Parkplatz des riesigen Messegeländes zunächst tadellos. Mitarbeiter lenkten die ankommenden Besucher in die richtigen Bahnen und gestalteten die Parkplatzssuche angenehm, zumal auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Parkplätze sowie die ausreichende Breite jedes einzelnen Parkplatzes dafür aufkamen, dass die PKWs der Besucher und Nutzfahrzeuge der Hersteller dort Platz fanden und weitestgehend ungehindert manövrieren konnten.
Allerdings forderten die Minusgrade zur Hauptstoßzeit auch ihren Tribut: Der Parkplatz war noch am Morgen von einer Eisschicht bedeckt, die zweifellos ein Sicherheitsrisiko darstellte und eine bessere Vorausschau bei der Organisation in Aussicht gestellt hätte: Die Streuwagen erreichten die Messe erst an besagtem Morgen– zu einem Zeitpunkt, als schon so mancher über die Eisflächen hinwegschlitterte und mutmaßlich dabei hinfiel. Das ließ den Gedanken an etwaige Versicherungsleistungen bzw. deren Ausbleiben im Schadensfall in mir aufkommen. Und in diesem Zusammenhang wurde mir einmal klar, wie weitreichend die organisatorischen Herausforderungen bei einem Event dieser Größenordnung ausfallen.
Etwaige Verletzungen auf dem Weg zum Gelände blieben in unserem Falle zum Glück aus. So setzten wir uns in gedrosseltem Tempo zum Eingang in Bewegung und folgten hier dem Strom der Besucher. Die Tatsache, dass für die Besucher nur ein Eingang vorbehalten war, der am jenseitigen Ende des gefahrenträchtigen Weges lag, hatte vermutlich seine organisatorische Berechtigung. Was auf der einen Seite der zentralen Bündelung der Besucherströme zugute kam, hätte man andererseits auch auf mehrer Eingänge verteilen können, ohne, dass die Logistik allzu sehr darunter gelitten hätte.
Groß, größer – Carp den Bosch
Vor der Haupthalle angelangt, zierte ein gigantisches Logo der Carp den Bosch die Glasfassade des modernen Messegebäudes. Dies vermittelte sofort den Eindruck der Größenordnung des Events. Und dieser Eindruck setzte sich im Inneren fort. Nach dem Betreten der Halle durch die Drehtüren offenbarte sich dem Zuschauer die wahre Größendimension. Das zentrale Einchecken sorgte einstweilen für einen kurzen Stau innerhalb des noch abgegrenzten Foyers – bot aber im Vergleich zu Zwolle den riesigen Vorteil, nicht im Kalten stehen zu müssen. Die einstweilige Verzögerung im Wartebereich, die die meisten Leute im Zuge der freudigen Erwartungen als Gesprächspause nutzten, legte sich allerdings schnell, als sich die Pforten öffneten und die Besucher reibungslos und geschmeidig in die Messehallen entlassen wurden. Dieser ganze Prozess gestaltete sich übergangslos und bestens organisiert, zumal hier die Besucherströme – je nach Art des Tickets und eventuelles Kaufs des Tickets vor Ort – durch den Checkin gelotst wurden. Das gefiel!
Nachtrag vom 24.01.2023: Die Zahlen zur Messe
Nachtrag der Redaktion am 24.01. 2023: Offiziellen Zählungen zufolge belief sich die Anzahl der Besucher auf 16.378, die sich auf insgesamt 29 Länder verteilten. Hinsichtlich der anhand der Ticketkäufe zurückzuverfolgenden Nationen waren die Niederländer das meist-vertretene Publikum, dicht gefolgt von deutschen Besuchern auf Platz 2 und Belgiern auf Platz 3. Selbst in die USA wurden 31 Tickets verkauft und noch verblüffender: Sogar Australien war mit 3 Tickets vertreten. In Summe lassen diese Besucherzahlen auf einen gelungenen Einstand der Mega-Messe abstellen, zumal das schlechte Wetter dem Interesse an der Messe anscheinend keinen Abbruch tat. Diese Zahlen lassen hoffen!
Gute Übersicht – Dank der App
Und dann setzt sich in Punkto Größe der Eindruck fort, der sich bereits beim Betreten einstellte. Fast verloren wirkten die Stände der Hersteller, der Bait- und Tacklefirmen – selbst der Großen–, die sich vor Kopf der Besucher ausbreiteten. Wahnsinn. Unter Zuhilfenahme des Hallenplans verschaffte ich mir eine grobe Orientierung. Die vorher eigens programmierte Besucher-App erwies sich hier als echter Pluspunkt, funktionierte reibungslos und half mir dabei, die Orientierung zu bewahren.
Und trotzdem stellte sich mir eine Frage: Wo nur anfangen? Bei dieser Entscheidung konnte mir die App trotz allerbester Übersicht er nicht helfen. Und so folgte ich kurzerhand meinem Bauchgefühl und setzte mich der Neugier folgend in Bewegung, um zu sehen, ob die angrenzenden Hallen 1, 2 und 3 derselben Größenrelation folgten wie die Halle 7, an deren Flanke alle drei weiteren Hallen angrenzten. Diese Anordnung erlebte ich übrigens als sehr sinnvoll und strukturiert, so dass ich mich schon bald ohne Zuhilfenahme der App zurechtfinden konnte. Ein gelegentlicher Blick auf die App diente später nur noch dem Zweck, einzelne Händler gezielt zu lokalisieren und anzusteuern – dazu aber später mehr.
Pionierarbeit: Gefälliger Weg durch die Messehallen
Bei meiner Erstbegegnung der Hallen 1, 2 und 3 – in dieser Reihenfolge – zeitigten sich gemischte Eindrücke. Fast verloren wirkten die zahlreichen Besucher, die sich eben noch Foyer versammelt hatten. Diese verteilten sich nunmehr auf die Aussteller sämtlicher Hallen. Die unmittelbare Folge: Das Platzangebot war gigantisch und betraf nicht nur die enorme Breite der Durchgänge, sondern setzte sich auch an den Ständen fort. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck in Bedrängnis zu geraten, wobei jederzeit der ungehinderte Blick auf die Neuheiten und Produkte möglich war. Hinsichtlich der Lichtausbeutung unterscheiden sich die Hallen 1,2 und 3 von der Halle 7, insofern letztere wesentlich heller war, was ich persönlich besonders begrüßte. Umgekehrt weckten wiederum gerade die etwas dunkleren hallen Assoziationen an die Räumlichkeiten in Zwolle…
Und so ergaben sich so langsam erste Gespräche mit Besuchern und Händlern, in deren Zuge sich erste Rückschlüsse auf die neuerliche Umsetzung – gerade im Bezug auf die Größe ergaben. Diese wurde von den Besucher– übrigens auch von mir – recht ambivalent und widersprüchlich wahrgenommen. Manch einer vermisste hier das Flair von Zwolle, andererseits zeigte man sich begeistert von der Weitläufigkeit. Das machte sich insgesamt in einer spürbar-verhaltenen Reserviertheit der Besucher bemerkbar, die sich später auch im Kaufverhalten widerspiegelte, über das ich im zweiten Teil berichten möchte. Inwieweit sich dieser Eindruck später ändern sollte, möchte ich hier erstmal noch zurückhalten.
Genügend Rückzugsorte
Was mir für den Moment besonders zusagte: Die Messe bot hinlängliche Sitzgelegenheiten, die sich über die verschiedenen Hallen erstreckten und einen Rückzugsort von hektischen Betriebsamkeit boten. Die Anordnung korrellierte mit ausreichenden Möglichkeiten der Verköstigung, wobei Burger, Frikandel und Fritten hier – ähnlich wie in Zwolle, die Speisekarte – dominierten. Die Preise für das Essen waren– was viele zurückhielt – weitaus gesalzener, als das Essen selber. Ungeachtet des Essens bot mir dies Gelegenheit, mich hinzusetzen, um die Beine einstweilen eine Pause von den langen Laufwegen zu gönnen. Dem Anschein nach, schien diese Rückzugs-Nischen auch bei den anderen Besuchern sehr gut anzukommen.
Apropos: Immer wieder amüsant, zu beobachten: Die einstweilige Zweckentfremdung der Karpfenstühle und -Liegen zu Pausenzwecken. Ich selbst stellte hier einstweilen keine Ausnahme dar.
Ich selbst nutzte meine Pausen immer wieder für einen gelegentlichen Kaffee – der übrigens sehr zu empfehlen war – und dem strategischen Blick auf die weiteren Highlights der Messe und Neu-Orientierung. Übrigens bot die Anordnung der Tische Gelegenheit zum Austausch mit anderen Messebesuchern, den ich rege wahrnahm und zur weiteren Komplettierung meiner Messeeindrücke hinzuziehen will.
Aber das ist eines der anderen Themen, um die es – neben den Produkt-Highlights und Trends – beim nächsten Mal gehen soll. Fortsetzung folgt…