Für unseren heutigen Gastbeitrag übergeben wir das Wort übergangslos an Christian Götz. Christian erzählt uns von der Bedeutsamkeit der richtigen Vorbereitung und Planung und erklärt außerdem, welche Rolle das richtige Fitter dabei spielt und warum es gut ist, nicht gleich zu verzagen, wenn sich erhoffte Erfolge nicht unmittelbar einstellen. Du hast das Wort, Christian.
Vorbereitung und Planung – Auf zu neuen Ufern
Die Vielfältigkeit des Karpfenangelns besteht darin, dass jeder Angler auf eigene Strategien und Vorbereitungen setzt. Jedem sind bestimmte Faktoren wichtig, die zum gewünschten Erfolg führen sollen. Worauf der Eine schwört, verzichtet der Andere bereitwillig – und umgekehrt. In dieser Vielseitigkeit liegt ein gewisser Reiz. Dabei macht sie sich mitunter auch in einer unterschiedlichen strategischen Herangehensweise bemerkbar: Das Entdecken neuer Gewässer sowie die Anwendung der eigenen Futterstrategien machen dieses Hobby so besonders.
Die Frage der richtigen Herangehensweise ist umso richtungsweisender, wenn man zum ersten mal an eine neuen Gewässer angelt. Davon stelle auch ich keine Ausnahme dar: Die folgende Geschichte erzählt davon, wie nunmehr auch ich vor diese Frage gestellt war. Vor allem nehme ich diese Geschichte zum Anlass, die relevantesten Faktoren meiner Herangehensweise aufzuschlüsseln.
Aber der Reihe nach: Vor einigen Wochen erhielt ich die Gelegenheit, mit einem Angelpartner an einem wenig-befischten und mir bisher noch unbekannten Gewässer fischen zu dürfen – die Absprache mit dem Pächter vorausgesetzt. Bei dem Gewässer handelte es sich um einen ehemaligen Baggersee. Dort zu angeln gestaltet sich als eine schwierige Aufgabe, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Gewässer zumeist unterschiedlich strukturiert sind. Erschwerend kam hinzu, dass zu Beginn recht wenig über das Beissverhalten bekannt war, da das gezielte Angeln auf Karpfen dort kaum betrieben wird.
Die richtige Platzwahl
Die richtige Platzwahl ist für mich ein essenzieller Faktor. Sie entscheidet über Erfolg und Misserfolg. Oft verlangt die Suche nach der perfekten Stelle viel Zeit und Mühe. Viele Gewässer haben nur wenig öffentlich-zugängliche Flächen, auf denen man Zelt und Pod gut aufbauen kann. Vorbereitung ist deshalb das A und O. Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten: Im Internet vorher das Gewässer anschauen oder – wenn möglich – einen Spaziergang starten. Diese theoretische Begehung entspricht einer ersten Sondierung der Lage – auf ihrer Grundlage wäge ich meine Optionen ab und entscheidende mich – zunächst grob – für ein infrage kommendes Areal.
Nun zum praktischen Teil, in dem es ums Detail geht: Vor Ort geht es nunmehr darum, die Konturen der Platzwahl scharfzuzeichnen. Im Klartext also: Boot rausholen, loten und Platz suchen. Gesagt getan. Das Echolot ist hierbei ein essenzieller Bestandteil, um Untergrundstrukturen sowie Totholz gut zu erkennen. In meinen Augen sind es die kleinen Dinge, – die Aktivität auf dem Wasser oder die kleinen Fressstellen in den Flachwasserzonen – die hier den Unterschied ausmachen können. Diese kleinen Unterschiede sollten sich auch diesmal als besonders wichtig erweisen, denn das Gewässer zeigte sich größtenteils monoton: Bereits nach wenigen Minuten war klar, dass es hier nicht einfach werden würde, denn der See entpuppte sich strukturlose Baggergrube. Fast an jeder Kante fiel die Tiefe von acht auf fast 24 Meter rasant ab. Auf der Suche nach einer Unterbrechung dieses Musters legte ich mein Augenmerk besonders auf die einsehbaren Flachwasserzonen, für die ich mich am Ende aufgrund der für die kälteren Monate ungewöhnlich-hohen Temperaturen entschied. Das Wasser wies hier noch eine Temperatur von 12 Grad auf.
Futterplatz – Eine Strategie entwickeln
Selbst bei kurzfristigen Ansitzen und in bekannten Gewässern lohnt sich das Anlegen eines Futterplatzes – zumal es dann aufgrund bekannter Zugrouten leichter fällt, die Fische beobachten zu können. Was den Futterplatz betrifft: Dieser kann gewässerbedingt unterschiedlich groß sein. Entschieden habe ich mich für eine etwas längere Strecke, die mit Kugeln in verschiedenen Größen abgedeckt werden sollten.
Beim Futter, das zentral auf dem eigentlichen Platz gefüttert werden soll, setze ich zu 100 Prozent auf Grundfutter, das ich mit Kugeln in verschiedenen Größen sowie diversen Liquide mische. Je nach Bedarf füge ich der Mischung gerne ein paar Pellets hinzu. Auf Partikel wie Mais verzichte ich mittlerweile gänzlich, da dadurch immer viele Brassen auf den Platz gezogen werden. Die Mischung kann variieren, wobei der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.
Auf diese Weise vorbereitet, stellte sich nur noch die Frage, wie geangelt werden soll. Entschieden habe ich mich schließlich für eine Standard-Grundbleimontage mit Safety Clip. Als Rig sollte ein Snowman-Rig dienen, zumal dieses bei schlammigen Untergrund besonders gut geeignet sein soll. Zur Anbringung des Snowmans gilt es, zuerst den Hard Hookbait auf das Haar zu ziehen und den Pop-Up hinterherzuschieben – kein Hexenwerk.
Alternativ bieten sich auch gut lösliche Hakenköder wie Tornados an. Auch PVA-Bags eignen sich hervorragend, um gezielt Futter um den Hakenköder zu platzieren. Jetzt ging es nur noch darum, die Montage fix abzulegen, ein paar Kugeln dazu zu füttern und abzuwarten…
Die erste Nacht, die immer die Schwierigste ist….
Liegt die Montage einmal im Wasser, beginnt die Zeit des angespannten Wartens auf den Ton des Bissanzeigers. Auch bei dieser Session stellte sich ein, was nur allzu oft passiert: Die erste Nacht blieb ohne Erfolg. Ich rate dann immer dazu, nicht zu verzagen: Empfehlenswert ist es, sich lieber immer wieder die Aktivitäten auf dem Wasser anzusehen – ohne gleich die Gedanken an einen Spotwechsel zu verschwenden.
Wer hier nicht voreilig reagiert, wird of belohnt: Hat man einmal ein Muster erkannt, kann man individuell seine Futtertaktiken sowie die Spots anpassen. Besonders in den frühen Morgenstunden im Frühjahr sind Fressaktivitäten deutlich erkennbar. Fairerweise muss ich allerdings auch einräumen: In dieser Hinsicht werden einem die zunehmend kälter werdenden Nächte bisweilen zum Verhängnis – die Fischen machen sich hier gerne rar.
Eine andere Entscheidung, die wir vorher getroffen haben, war hingegen von den Wassertemperaturen unbenommen: Der Verzicht auf Partikel. Dass sich dies als die richtige Entscheidung entpuppte, stellte sich nämlich heraus, als mein Angelpartner in der ersten Nacht direkt drei Brassen gelandet hatte. Kaum auszudenken, was noch alles passiert wäre, wenn wir Partikel gefüttert hätten.
Der Erfolg
Einmal mehr machte sich unsere Beharrlichkeit bezahlt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hatte sich die Vorbereitung dann doch noch gelohnt: Der Futterplatz erzielte die erhoffte Wirkung, so dass ich in den Morgenstunden einen schönen Schuppi überlisten konnte. Der Biss kam recht früh auf einer Wassertiefe von drei Metern. Je wärmer das Wasser, desto häufiger hat man die Chance, diese schönen Exemplare in den Flachwasserbereichen zu finden.
Vorbereitung ist einfach alles. Ich wünsche allen tight lines und viel Spaß in der Natur.
Christian Götz
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