Christian Scheller vom ProLine-Team hat uns einen spannenden Bericht über seine Erfahrungen zum Kanalangeln übermittelt. Ein Bericht, der keiner langen Einleitung bedarf, zumal wir seine Erzählung aus erster Hand unverfälscht wiedergeben möchten. Wir übergeben hiermit das Wort an Christian, der seine Erfahrungen am Kanal mit vielen Tipps und Tricks verbindet.
Kanalangeln – eine gewachsene Liebe
Als ich begann, diesen Artikel zu schreiben, stieg mir gleich wieder dieses Grinsen ins Gesicht. „ER“ ist und bleibt meine große Liebe – der Kanal. Und wenn ich an die Angelei an seinen Ufern und Spundwänden denke kann ich unzählige Geschichten erzählen. Über die Jahre habe ich mir einen riesigen Erfahrungsschatz angeeignet, ein Schatz, aus dessen Fundus ich dir jetzt ein paar Tipps preisgeben möchte.
Ein entscheidender Faktor: Der Rutenaufbau
Grundsätzlich fische ich am Kanal überall, wo es möglich ist, einzelne Banksticks. Das ist in verschiedenen Situationen sehr sinnvoll. Bereits hier gibt es einiges zu beachten: Meine Montage werfe ich möglichst nicht im 90-Grad-Winkel zu meiner Angelstelle aus. Hingegen gehe ich meist 20 bis 30 m den Leinpfad entlang und lege dann die Ruten sehr präzise ab. Ich gehe dann zurück zum Angelplatz und richte die Rute mit den Banksticks in direkter Flucht zur Montage aus. Sollte mein Kanalabschnitt entlang einer Steinpackung angelegt sein, macht es oft Sinn, die Ruten mit steil-aufgerichteter Spitze aufzubauen, um über die Packung hinweg zu fischen. Der Grund: Ein flacher Rutenaufbau würde in solchen Situation viele Hänger mit sich bringen.
Aus der Kanal-Trickkiste – perfekt angepasst
Ein weiter Grund, aus dem ich meine Ruten einzeln platziere, hängt mit den beim Kanalangeln unabdingbaren Absenkern zusammen. Diese verwickeln sich nämlich häufig, sofern sie zu dicht beieinander platziert werden. Das passiert bei einem Einzelaufbau mit einigen Metern Abstand zwischen den Ruten nicht. Trotz aller Vorteile, die das Angeln mit Banksticks mit sich bringt: Ein passionierter Kanalangler kommt um ein stabiles Rod Pod nicht herum. Besser noch: um zwei oder drei Rod Pods. Wieso mehrere Rod Pods? – magst du dich fragen. Ganz einfach: Bei der Verwendung eines klassischem Euro Pods muss man keine Buzzer Bar montieren. Man nutzt also das ganze Rod Pod als Einzelrutenständer und kann selbst auf Beton und Stahl die Ruten perfekt ausrichten. Die Faustformel lautet hier: Ein Rod-Pod pro Rute. Für 2 Ruten empfehle ich demnach die Verwendung zweier (Euro-) Rod Pods.
Oberstes Gebot bei Schifffahrt: Absenken
Überall, wo Spundwand am Kanal vorzufinden ist, nutze ich die eingangs beschrieben Absenker. In meinem Falle sind es die Modelle der Firma Poseidon. Allerdings habe ich diese für den harten Einsatz im Kanal modifiziert, indem ich sie auf sehr schwere Gewichte umgerüstet habe. Sicher ist sicher: In Kombination mit Gripperbleien von 240 g können da einige Frachtschiffe rüberfahren, ohne dass diese verzogen würden – Alles liegt dort, wo es liegen soll. Gelegentlich kommen bei mir auch Flying Backleads zum Einsatz. Das ist immer dann der Fall, wenn ich sehr häufig auswerfen muss; denn hier ist es umso wichtiger, dass ich die Schnur schnell auf den Boden drücke. Hier kommen Gewichte von 50 bis 100 g zum Einsatz.
Die Hauptschnur so grob wie möglich.
Zunächst einmal: Ich nutze am Kanal keine Schlagschnur. Vielmehr wähle ich meine Hauptschnur besonders grob und fische diese komplett durchgängig auf der Rolle. Eine 0,55er Schnur ist bei mir Standard. Der Grund, aus dem ich das tue, liegt in der Beschaffenheit des Kanals. Im Kanal sind von Kraut über Unrat und Müll bis hin zu einer Menge Grünschnitt von den Uferböschungen alle möglichen Hindernisse bzw. Schnurfänger vorzufinden. Einmal in der Schnur verfangen, sammeln sich diese am Schlagschnurknoten, häufen sich dort verstärkt an, verdichten sich und führen schlimmstenfalls zu einer Blockade am Spitzenring. Das kann sich schnell rächen – Im Drill endet das schon mal mit einem Verlust des Fisches. Durch die Bewegungen der Schifffahrt sammeln die Schnüre aber all diesen Dreck ein. Abgesehen von der durch Schifffahrt bedingten Notwendigkeit einer durchgängigen-, groben Hauptschnur nehmen auch die raue Industrielandschaft aus Steinpackung, Beton und Stahl Einfluss auf die Wahl dieser groben Schnur. Umgekehrt machen diese Faktoren 0,30er Schnürchen schnell den Garaus. Das Stichwort lautet hier schlichtweg: Grobes Angeln!
Stiff Rigs aus gutem Grund.
Das grobe Angeln setzt sich auch in der Wahl meiner Rigs fort. Im Kanal muss ein Rig fangbereit sein – auch dann noch, wenn ein oder zwei Schiffe durchgefahren sind. Eine 0.50er Monoschnur dient mir hier als Vorfachmaterial. Ein Wide Gape Haken der Größe 2 oder 4 mit nach innen gebogener Spitze hat sich bewährt und erfüllt seinen Dienst. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es am besten ist, das Vorfach mit der Mono komplett durchzubinden. Hier mache ich keinerlei Kompromisse mehr – zu oft habe ich ein verwickeltes Knäuel eingekurbelt. Damit hätte ich sicherlich keinen Fisch mehr haken können. Beim Stiff-Rig hingegen entfällt die Gefahr der Verwicklung. Beim Kanalangeln bevorzuge ich Längen um 25 cm.
Wichtiger, denn je: Carp Care am Kanal
Ich nutze dicke, sehr gut gepolsterte Matten am Kanal. Wo stärkeres Gefälle ist – was am Kanal häufig vorkommt – sind Poolmatten Pflicht. Davon einmal abgesehen habe ich grundsätzlich zwei Kescher dabei. Ich habe nämlich oft genug erlebt, dass ein Kescher voll war, während der nächste Fisch einstieg – das kommt am Kanal öfters vor. Weiterhin gehe ich oft im Drill den Fisch entgegen. Aus diesem Grund platziere ich je einen Kescher rechts und links von den Ruten – einfach, um flexibel reagieren zu können.
Eine Weigh-Sling ist am Kanal fast ein „NO GO“. Mit Blick auf die ständige Wasserbewegung durch die Schifffahrt wäre es nämlich unverantwortlich, einen Fisch darin „zwischenzuparken“ und etwaige Verletzungen durch ein Aufscheuern zu riskieren. Kein Bild der Welt sollte es Wert sein, das Wohl der Fische dafür aufs Spiel zu setzen. Das bedeutet in weiterer Folge: Eure Kamera muss immer bereitstehen und ihr müsst stets fit sein, um Bilder zu machen.
Auf Futter kommen oft die ganz Dicken.
Ja, Futterplätze sind schon eine tolle Sache. Am Kanal können sie euch wahre Sternstunden bereiten – sind aber kein Garant für dauerhaft-gute Fänge. Ich selber setze fast immer auf Futter, da meine Zeit begrenzt ist und ich keine Zeit habe, unter der Woche oder vor dem Angeln nach den Fischen zu suchen. Bevor ihr euch einen Futterplatz anlegt, guckt euch Alles an und legt euch eine Strategie zurecht. Wie ihr aus dem Absatz zum Rutenaufbau wisst, lege ich meine Ruten mindestens 30 m vom Camp entfernt ab. Meist sind es sogar eher 50 bis 70 m. Ihr müsst also gut sitzen können. Mit Blick auf die Platzwahl findet ihr im besten Fall mit Hilfe eines (Wurf-) Echolots – in meinem Fall ein Deeper – einen freien Bereich am Grund. Nahegelegene Krautfelder sind hier der Jackpot schlechthin, wobei ein gewisser Abstand hierzu gewahrt werden sollte.
Ein Futterplatz in unmittelbarer Nähe zu einem Krautfeld bescherte mir ein traumhaftes Kanaljahr. Ich setze auf 25 mm Boilies am Kanal und verwende eine Mischung aus Kohlenhydrat- und Fischmehl-Boilies. In diesem Falle den Scopex und den NG Squid aus dem Hause ProLine. Bei der Futtermenge will ich mich hier nicht festlegen. Diese ist abhängig vom Fischbestand in eurem Kanal. Was ich allerdings sehr wohl sagen kann: In den letzten Jahren verzichte ich auf den Einsatz von Partikeln am Kanal. Während die Bissfrequenz kleinerer Fische durch die Verwendung von Partikeln zwar zunimmt, so sinkt das Durchschnittsgewicht bei der Verwendung der Körnchen im selben Maße.
Fische suchen – Fische finden
Das Suchen und Finden von Fischen funktioniert am Kanal grundsätzlich sehr gut, bedarf allerdings der Zeit – die ich als Familienvater nicht habe. Ich kann nur dazu raten, die Fische mit dem Fahrrad aktiv zu suchen. Mit Futterkelle und einem Eimer Boilies gewappnet, kann die Fahrt schon losgehen. „Fische finden“ ist das Motto. Zudem halte ich Ausschau, wo ich am besten sitzen- und wie ich später mit dem Auto dort herankommen kann. Hat das geklappt – vor euch rollen die Fische und es gibt einen Weg, über den ihr euer Tackle transportieren könnt – heißt es: Futter frei. Einen Tag später kehrt ihr wieder zurück und fangt bestenfalls eure Fische. Diese Methode ist sehr effektiv und zumal sehr abwechslungsreich. Eure beiden (!) Kescher werdet ihr mit Sicherheit füllen.
Nur Mut – Beharrlichkeit wird belohnt
Also Leute. Auf geht’s zum nächsten Kanal. Verschafft euch einen Überblick, haltet die Augen auf und habt Mut zur Lücke – gerade dann, wenn ihr die Fische nicht sofort findet. Das kann sich nämlich – spätestens nach einigen Fütter-Aktionen – schnell ändern.
Grundsätzlich sollte ihr euch bewusst machen: Kanalangeln ist etwas komplett anderes, als das Angeln am Baggersee. Aber wenn euch der Kanal packt, lässt er euch nicht mehr los – das verspreche ich euch! Oftmals wird er liebevoll „Rinne“ genannt, aber genauso oft ist er hart und rau. Fairerweise muss man aber auch sagen: Blanken gehört an den Wasserstraßen zur Tagesordnung – dessen müsst ihr euch bewusst sein.
Am Ende zählt hier das gleiche Sprichwort, das auch für den Cassien gilt: Entweder er hasst dich oder er liebt dich. Mit etwas Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen kannst du allerdings Einfluss auf die Gunst des Kanals nehmen. Du wirst es ihm danken. Und er wird dich umgekehrt belohnen.
Bleibt hart am Fisch,
Christian Scheller
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