Mindset, was bedeutet dieses Wort eigentlich? Wenn man bei Google nach dem Wort „Mindset“ sucht, dann kommt als erstes: „Das Mindset beschreibt die Denkweisen, Überzeugungen und Verhaltensmuster bzw. die innere Haltung von Menschen“. In den nachfolgenden Zeilen möchte ich über mein Mindset sprechen und über meine innere Haltung zum Karpfenangeln. Wie gehe ich an die „Sache“ heran und wie versuche ich meine Denkweisen auf das Wesentliche zu fokussieren?

Das richtige Mindset zum Karpfenangeln - Ein Thema und viele Meinungen -

Welche Fische wir fangen, haben wir nur bedingt in der Hand. Jedoch haben wir unsere Einstellung, unseren Fokus und unsere Gedanken zum Glück selbst unter Kontrolle. Klar möchte man immer seinen Zielfisch oder eben den größten Fisch des Sees fangen. Wie auch immer, jeder hat hierzu seine eigenen Ziele vor Augen und das ist auch gut so, denn jeder definiert seine Ziele für sich selbst. Unsere Träume kreisen umher – sie sind von ganz bestimmten Zielen geprägt. Doch was machen wir, um dieses Ziel zu erreichen?

Hier beginnt das Thema „Taktik“. Hierzu gibt es unzählige Meinungen der verschiedensten Angler der Welt. Der Winter ist die Zeit, in der die meisten von uns Ruhe einkehren lassen. Ich nutze diese Zeit, um mir Gedanken über die Taktik zu machen und neue Ziele zu fokussieren. Doch wie gelingt es, die richtige Taktik für den jeweiligen Fisch oder das neue Gewässer zu finden? Wie ist es uns möglich, den Zielfisch aus einem Gewässer herauszufiltern?

Das richtige Mindset zum Karpfenangeln - Ein Thema und viele Meinungen -

Die meisten Fische haben ein gewisses Verhaltensmuster. Seien es Routen im Gewässer, Fressplätze oder Köder, die sie bevorzugen. Selbst die Bereiche, in denen sie gefangen werden, sind wichtig. Aber auch das Wetter, die Mondphasen und der Angeldruck sind nicht zu unterschätzen und haben laut meinen Aufzeichnungen ebenfalls Einfluss auf das Verhalten der Fische. Durch die Dokumentation der Fänge und den Informations-Möglichkeiten des heutigen Zeitalters – Stichwort Internet – zeichnet sich beim Verhalten der Fische eine gewisse Konstante ab.

Doch wie geht man an diese knifflige Aufgabe heran? Folgende Fragen bzw. Aspekte habe ich hierzu aufgeschlüsselt:

  • Wann wurde der Zielfisch gefangen?: Datum, Uhrzeit, Wetter, Tiefe, Areal im Gewässer, Ködergröße und Angeldruck sind wichtige Faktoren, die es herauszufinden gilt – sei es durch Kollegen, Bilder, Internet usw. Je akribischer man hier vorgeht, desto besser und schneller erkennt man den gewissen Rhythmus des Fisches oder eben des Gewässers. Und man erkennt die Zeitfenster, in denen das ganze Vorhaben am sinnvollsten ist.
  • Wenn man die oberen Punkte erstmal klar vor Augen hat, kann man sich einen Zeitplan zurechtlegen. Damit meine ich etwa die Frage, wann es am sinnvollsten ist, ein Gewässer zu beangeln –  im Frühjahr, Sommer oder im Herbst/Winter?
  • Durch den Zeitplan kann man die richtige Taktik wählen, um ans Ziel zu kommen.

Fragen zur Wahl des Futters und der Futtertaktik – Futterplatzangeln, Instant-Ansitz, spezielle Köder und Montagen usw. – passe ich bereits in meinen Gedanken vor der Session an. Die Wahl des Köders oder der Montage ist oft eine persönliche Endscheidung und auch ein Mindset-Faktor!

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Faktoren für dein Mindset

  • Dein Futterangebot muss bessere Ergebnisse bringen, als das der Konkurrenz am Gewässer. Hierzu weiche ich Boilies sehr gern für 48 Stunden ein und versuche somit, den Fischen einen „alten“ Futterplatz zu präsentieren. Diese „Taktik“ hat mir schon oft zu dem gewünschten Fisch verholfen.
  • „Selektives Angeln“ ist hierzu das Zauberwort.
  • Deine Strategie muss den Drang zum Erfolg beinhalten.
  • Damit du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst, musst du deinen Weg und dein Ziel klar definiert haben
  • In Sachen Komponenten, Rigs und Haken solltest du nur auf Produkte vertrauen, die sich bereits über Jahre hinweg bewährt haben, damit man auch bei einem Fehlschlag nicht sofort das Handtuch wirft und womöglich schon an den Kleinigkeiten zweifelt.

Das ist eine Art Philosophie die man entwickelt, wenn man der Sache auf den Grund geht. Leider ist es vielerorts sehr schwierig, diese Passion der „Jagd“ auszuüben, da diese Gewässer entweder nicht öffentlich- oder eben kommerziell-bewirtschaftet sind.

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Der Faktor Zeit

Zeit ist für viele oft der größte Faktor, der uns hindert, an unser Ziel zu gelangen. Doch wie die meisten von uns ist das Angeln ein Hobby mit begrenztem Zeit-Kontingent. Bei vielen Anglern beschränkt sich das Angeln dann meistens auf die Wochenenden. Aber dieses begrenzte Zeitfenster tut unserem Vorhaben keinen Abbruch. Es ist auch am Wochenende mit tendenziell mehr Angeldruck möglich, an „den einen Fisch“ heranzukommen. Manchmal muss man eben mit dem Strom schwimmen, um ans Ziel zu gelangen. Dafür muss jedoch die Planung umso genauer sein.

Viele Angler werden vermutlich denselben Fehler machen und auf einen Futterplatz setzen, wobei sie ausschließlich Big Balls füttern (>25mm) – was ja auch grundsätzlich nicht verkehrt ist, um ans Ziel zu kommen. Doch ich denke mir Folgendes: Wenn am Gewässer „XY“ 10 Angler, jeden zweiten Tag, sagen wir mal 500-1000g Boilies der Größe 24-30mm in den See werfen, werden die Fische sehr schnell lernen, dass solche Köder im Gewässer mit Vorsicht zu genießen sind. Sie werden diese Köder mit der Zeit definitiv vorsichtiger fressen oder die Köder länger liegen lassen, bevor sie eingesaugt werden. Sie lernen eben aus unserem Handeln.

Doch unsere Fische lieben die Abwechslung. Ich setze auf Boilies in verschiedenen Größen, in der Regel zwischen 15 bis 30mm und füttere auch reichlich Partikel, im gekochten Zustand – versteht sich. Man darf Partikel niemals unterschätzen, auch wenn sie für viel Unruhe am Platz sorgen und Beifänge anlocken, so aktivieren wir auch die Karpfen und erzeugen einen gewissen Futterneid. Über kurz oder lang sollte dem Zielfisch nichts mehr im Wege stehen.

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Hart aber ehrlich

Doch die Realität sieht meist anders aus. Der ganze Aufwand, die Mühen, die vielen Stunden, die man investiert hat, können einem manchmal schon an den Rand der Verzweiflung bringen, wenn man nicht sofort zum Erfolg kommt. Doch das ist Kopfsache. Es kommt auf eben dieses Mindset an, sich zu fokussieren und das Ziel vor Augen zu bewahren, während man zugleich von dem Ansporn geleitet ist, niemals aufzugeben. Anders gesagt: Der Weg ist das Ziel und das macht doch die Geschichten und Storys hinter den Fischen aus.

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Ich versuche immer zwei Konzepte zu verfolgen und gleichzeitig zwei Spots, im selben ausgewählten Areal, zu befischen. Oft ist der Erfolg mit dem eigenen Weg zielführender als dem Mainstream zu folgen und dasselbe zu machen, was alle anderen am Gewässer tun. Manche Fische werden einfach oftmals einige Jahre nicht gefangen und plötzlich kommen sie wie durch Zauberhand wieder einmal zum Vorschein. Viele haben schon geglaubt, dass diese Fische gestorben sind, doch dann plötzlich ziehen sie doch noch ihre Bahnen seelenruhig durch das Gewässer, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben oder bemerkt zu werden. Und genau mit solch einer Vorgehensweise möchte ich diese tot-geglaubten Fische zum Landgang überreden.

Die Frage des Köders ist dabei individuell zu bewerten. Ich passe meine Köder an den jeweiligen See bzw. an dessen Bestand (Weißfische, Welse etc.) an. Ob man nun lieber eiweißreiche Köder oder Kohlenhydratköder verwendet, ist dabei Geschmackssache. Nur soviel: Im Winter macht es für mich Sinn, kohlenhydrathaltige Köder zu verwenden; diese sind im kalten Wasser einfacher zu verdauen als schwere „Proteinbomben“, wie zum Beispiel ein HNV (High Nutritional Value)-Bait.

Das richtige Mindset zum Karpfenangeln - Ein Thema und viele Meinungen -

Der Stoffwechsel der Fische ist im Winter ganz unten und somit auch der Stoffwechselumsatz. Unter diesen Voraussetzungen bieten sich süße Köder besonders an, da sie in Form von Mono- und Disacchariden schnell Energie liefern. Mit solchen Produkten macht man grundsätzlich wenig verkehrt. Wenn sie dazu noch optisch sehr auffällig sind, wie z. B. gelb, orange, pink oder weiss sprechen sie die Fische auch visuell besonders an. Aber auch eine Kombination aus verschiedenen Liquids in Verbindung mit pflanzlichen Ölen ist sehr effektiv. Vor allem, weil man damit die ganze Wassersäule mit Attraktoren anreichert und damit die Chance erhöht, einen Fisch auf seinen Platz aufmerksam zu machen. Und genau mit solchen Eindrücken wird der Meilenstein nicht zum Stolperstein – zumal die Realität ja bekanntlich oft anders aussieht, als man denkt. Jedoch gibt einem der Erfolg recht. Und mit dem richtigen Mindset steht einem nichts mehr im Wege.

Vermutlich kennst du das berühmte Bruce-Lee-Zitat „Be water my friend“. Eigentlich ist mit diesen vier Wörtern alles gesagt. Bleibt euch und eurem Mindset treu und habt Spaß an unserem Hobby.

Euer Andreas Traxler

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