Wir steigen sofort ein: In den folgenden Zeilen berichtet Nico Felgenhauer aus Österreich davon, wie es ihm gelang, sich mit Beharrlichkeit, dem richtigen Mindset und vor allem: der richtigen Taktik, einen lange-gehegten Traum zu erfüllen. Mögen dir die folgenden Zeilen ein Inspiration für das Erreichen deiner Ziele in der neuen Saison 2025 sein. Wir wünschen dir ganz viel Erfolg, aber zunächst einmal: Ganz viel Spaß beim Lesen! Du hast das Wort, Nico!
Für dieses Jahr hatte ich mir ein Ziel gesetzt: einen Karpfen über 20 Kilo aus einem der großen, öffentlichen Gewässer in Wien zu fangen. Gemeinsam mit meinem Freund Zeljko startete ich die Saison mit der Suche nach dem perfekten Spot. Nach einiger Zeit fanden wir ein vielversprechendes Plätzchen, wo wir mit dem Füttern begannen.
Solange das Wasser noch kühl war, setzten wir auf eine Mischung aus Partikeln und kleinen, süßen Boilies wie den Sweetcorn. Der Hintergedanke dabei: Diese Taktik sollte nicht nur den Zweck erfüllen, die Karpfen anzulocken, sondern auch dafür sorgen, den Platz von Kraut und Schlamm zu befreien. Und dieser Plan ging recht bald auf – jedenfalls halbwegs: Schon bald landeten wir einige schöne Fische, doch der große Traum von der 20-kg-Marke war noch weit entfernt. Aber andererseits: Kein Grund, zu verzagen, denn das Jahr war schließlich noch jung. Und die Motivation ungebrochen…


An unserer Taktik festhaltend fütterten wir den ganzen Sommer konsequent weiter und verbrachten die Wochenenden am Wasser. Während wir hier einen festen Rhythmus etablierten, forderte die steigende Anzahl an Badegästen im Sommer ihren Tribut: Sie sorgten für unnötigen Trubel auf dem Platz und drohten, die Karpfen zu vergrämen.
Das war für uns Grund genug, schließlich auf ein anderes Gewässer auszuweichen. Der Zeitpunkt hierfür war auch insofern günstig, als sich der Sommer eh dem Ende zuneigte. Im Spätsommer setzten Zeljko und ich uns zusammen, um eine Strategie für den Herbst zu finden. Gleichzeitig stellten wir uns anglerisch nochmal neu ein – alle Zeichen standen nunmehr auf Herbst: Wir bestellten frisches Futter, banden Montagen und vertieften uns voll in die Herbst-Vorbereitungen.
Doch dann kam es ganz anders – schockschwere Not: Ein Jahrhundert-Hochwasser verwüstete das Gewässer. Der Wasserstand stieg mehrere Meter an, ganze Bäume und Pflanzen wurden fortgerissen, und das Ufer zeigte sich in einem völlig neuen Zustand, während an Angeln einstweilen nicht zu denken war. Das versetzte unserer Motivation einen Rückschlag…

Endlich: Nach zwei Wochen war das Wasser schließlich wieder gesunken und wir kehrten an unseren Platz zurück. Dort angekommen stellten wir fest, dass sich die Struktur des Spots verändert hatte – neue Hindernisse taten sich auf und dort, wo vorher noch Pflanzen waren, zeigte sich insgesamt anderes Bild.
Uns wurde klar, dass wir jetzt neu ansetzen mussten, um für den Herbst die besten Chancen zu haben. Aber Eile mit Weile: Statt unter Zeitdruck zu geraten, planten wir mit Ruhe und Präzision. Wir entschieden uns, auf ein bestimmtes Wochenende im Herbst hinzuarbeiten, das uns optimale Bedingungen in Aussicht stellte. Auf dieses Wochenende richteten wir unsere Kampagne aus: In den Wochen davor fütterte ich jeden Tag nach der Schule eine Mischung aus 20- und 24-mm-Boilies mit Squid- und Octopus-Geschmack, die besonders für die großen Karpfen attraktiv sein sollten.
Als das geplante Wochenende endlich kam, fühlten wir uns bestens vorbereitet. An einem Freitag gegen 18 Uhr bauten wir unser Camp auf und brachten die Montagen hinaus. Schon um 22 Uhr meldete sich der Bissanzeiger und nach einem kurzen Drill im strömenden Regen landeten wir den ersten schönen Schuppenkarpfen.

Für den Rest der Nacht blieb es ruhig. Doch kurz nach Sonnenaufgang entdeckte ich einige Blasen in der Nähe unseres Spots. Ich überlegte nicht lange, kurbelte eine Rute ein, montierte ein Ronnie-Rig mit einem C1 Pop-Up und platzierte es genau dort, wo ich die Aktivität beobachtet hatte.

Es dauerte nicht lange und mein Bissanzeiger begann – mit einigen Pausen zwischendurch – zu piepsen. Anfangs vermutete ich eine Brachse, doch als die Schnur plötzlich von der Rolle riss, war mir klar, dass das ein größerer Fisch sein könnte.
Der Drill, der dann folgte, war einer der spannendsten meiner Anglerkarriere. Der Karpfen zog direkt in einem langen Lauf zum gegenüberliegenden Ufer. Als er sich dort etwas beruhigte, konnte ich ihn langsam Meter für Meter reinholen, doch kurz vor der Uferkante legte er noch einmal ordentlich los und floh in Richtung eines überhängenden Baums.
Ich sprang daraufhin sofort in’s Wasser und versuchte, ihn vom Hindernis fernzuhalten. Es war ein ständiges hin und her, bevor er schließlich wieder in die Tiefe tauchte. Als der Drill dann dem Ende zuging, bereitete ich mich darauf vor, ihn zu Keschern. Was sich allerdings schwieriger gestaltete, als ich mir eingestehen wollte: Als der Fisch das erste Mal an die Oberfläche kam, schoss mein Puls in die Höhe und als sich mein Kescher kurz vor dem Landen verhakte, waren meine Nerven am Ende.
Ich war wie in Trance – mein einziger Gedanke: Nun bloß keinen Fehler machen – Ihn so kurz vor dem Ende zu verlieren wäre echt bitter gewesen. Doch dann endlich die Erlösung: Mit dem nächsten beherzten Kescher-Versuch gelang es mir, ihn sicher ins Netz zu bekommen. Ich hob ihn vorsichtig aus dem Wasser, legte ihn auf die Matte und hakte ihn aus. An Land wirkte der Karpfen noch massiver als im Wasser. Ohne lange zu zögern holte ich die Waage aus der Tasche und hob ihn hoch- 23.5kg! Endlich war eine Ziffer jenseits der magischen 20 auf der Waage zu sehen! Ich hatte also endlich die magische 20-Kilo Schallmauer durchbrochen!

Erst, als ich ihn nach einem kleinen Fotoshooting wieder schwimmen ließ, wurde mir bewusst, wie viel dieser Fang für mich bedeutete. Die unzähligen Stunden, die ich am Wasser verbracht-, bei Regen gefüttert- und gefroren hatte – für diesen Fisch lohnte sich das alles.
In diesem Sinne: Lasst euch meine Geschichte eine Motivation sein, für 2025 alles zu geben – und auch mal durchzuhalten, wenn der Erfolg länger auf sich warten lässt. Mit Beharrlichkeit, dem richtigen Mindset und der Fähigkeit, flexibel auf geänderte Umstände zu reagieren, kann man viel erreichen!
Petri,
euer Nico (Instagram ->@nico_felgi)