Ein Artikel von Marc Fähnrich

Die erste Jahreshälfte ist bereits verstrichen und ich blicke auf fulminante Wochen und Monate zurück. Fest eingespannt in meinem Privatleben, schaufelte ich mir immer wieder kleine Zeitfenster frei, um meine Ziele für 2021 zu verfolgen. Auf der Agenda in dieser Saison stehen vier Gewässer, die unterschiedlicher nicht sein können. Jeder See bekommt zu einer Jahreszeit seine volle Aufmerksamkeit.

Der Vergessene - Zielfischjagd, Zielfischangeln, Zielfisch, Marc Fähnrich
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Das erste Halbjahr war bereits im Januar fest verplant. Zum einen der Frühjahrsvideodreh mit Carpleads für ,,On The Move Vol. 5“ und zum anderen zwei Gewässer, die meine volle Aufmerksamkeit benötigen.

Es sind zwei Seen, die in der ersten Jahreshälfte nicht unterschiedlicher sein können. Beides recht tiefe „frühjahrsuntypische“ Kiesgruben mit einer Wassertiefe von mehr als sechs Metern, mit sehr wenig bis gar keine Flachwasserzone. Kaum eine Chance, die Fische beim Sonnentanken gezielt mit auffälligen Fluo Pop-Ups anzuwerfen, oder generell ein Areal auszumachen, in dem sich die Fische in den ersten Frühjahrswochen aufhalten.

Verstehen & Beobachten

Ich denke, ich spreche für alle Karpfennagler, wenn ich sage, dass das Frühjahr 2021 mal so richtig mies für uns gelaufen ist. Das Wetter spielte verrückt und konnte von Tag zu Tag nicht unterschiedlicher sein. Mit einem festen Zeitplan im Hinterkopf schaute ich mehrfach die Woche verzweifelt auf meine Wetter-App. Ich telefonierte mit anderen Karpfenanglern quer durch die Republik, die mir ähnliche Verhaltensmuster von sich schilderten. Vielmehr als Location an den Seen zu machen, blieb mir leider nicht.

Anfang März und die Seen sind von dicken Eisflächen bedeckt – verrückt! Ich brannte, die erste Nacht des Jahres zu machen. Die Natur war noch komplett im Winterschlaf. Kalter Ostwind pfiff mir um die Ohren. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Seen von der Eisdecke frei waren und die Wassertemperaturen mal zu mindestens über die 8° Celsius (Oberfläche) anstiegen.

Zeit sollte hierzu der Schlüssel zum Erfolg werden, schließlich sollte der Fisch ein absolutes Highlight für 2021 werden. Ich wollte mir Zeit nehmen, das Gewässer kennen zu lernen, die Gegebenheiten auszuloten, in den Einklang mit dem See zu werden. Mittlerweile Ende März, das Wasser immer noch unter 8° Celsius Oberflächentemperatur. Gezielt hochattraktives Futter einzubringen, machte für mich immer noch keinen Sinn und daher entschloss ich mich, den See zunächst mit der Lotrute und Marker genauestens zu erkunden.

Die Platzwahl

Der kleine Waldsee beherbergt nicht wirklich viele Angelplätze. Die Plätze, die vorhanden sind, werden dauerhaft von Anglern aller Angelarten belegt. Meine Wahl fiel daher auf einen sehr unspektakulären Platz des Sees. Schatten bis weit nach 12 Uhr mittags, eine Schräge, an der man sein Tackle kaum aufbauen kann und zudem die windaufgewandte Seite – das alles machte das Frühjahrsangeln hier nicht gerade angenehm.

Ich entschied mich, beide Ruten auf einen ufernahen Futterplatz zwischen Ufer und einem im Wasser stehenden Baum abzulegen. Ich wollte mit möglichst wenig Aufwand in die Saison starten, denn ich wusste bis dato nicht, wie lange die Zielfischangelei andauern sollte.

Der Spot

Eine Futterlinie von Ufer bis hin zu dem im Wasser stehenden Baum waren rund 25 Meter. Ich fütterte quasi eine Linie zwischen Ufer und Baum, die rund zehn Meter breit war. Sollten Fische hier durchziehen, würden diese automatisch auf meinen großflächig angelegten Spot treffen. Der Seebereich war mir durch viele Stunden Location und Loten bestens bekannt. Wer mich kennt, weiß, wie wichtig mir diese Ausgangsposition ist. Eine geeignete Bodenstruktur zu finden, ist an diesem See nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht. Unter Wasser ein wahrer Dschungel an Kraut.

Strategisch kann von keiner Position am See ein anderer Angler auf diesen Spot angeln und somit werfen. Ich konnte mir sicher sein, dass mein Futterplatz mir allein gehörte. Keiner würde sich die Mühe machen und an dieser Stelle des Sees auftacklen. Die Anfahrtsmöglichkeiten mit dem Auto sind eben an den anderen Spots um ein Vielfaches leichter. Wann geht mein Plan auf? Geht er überhaupt auf?

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Mit kleinen Ködern zum Erfolg

Aufgrund der sehr ufernahen Spots konnte ich problemlos Buchweizen, Hanf, Dosenmais, Tigernüsse und viele andere Partikelarten neben den 15 mm Insectboilies füttern. Diese Taktik spielte mir in die Karten. Zum einen bin ich nicht lange am See beschäftigt, um jeden zweiten Tag eine gute Portion mit dem Groundbaiter zu füttern, zum anderen kann ich hier bei noch sehr kaltem Wasser sehr kleine Köder füttern.

Da ich wusste, dass die Hauptbeisszeit in der zweiten Hälfte der Nacht bis hin in den Morgen geht, wollte ich mein Futter erst spät abends (22 Uhr und später) füttern, um den vielen Brassen nicht die Chance zu geben, meinen Platz leerzuräumen.

Die erste Session

Ich beköderte meine Rigs das erste Mal im Jahr 2021. Die Spots unter widrigsten Umständen von meiner Seite aus bestens präpariert, ging ich in die erste Nacht des Jahres. Die ganzen Abläufe nach gut drei Monate Angelpause noch nicht wirklich im Rhythmus, aber ich war eines: guter Hoffnung.

24. März und das Wasser fror über Nacht mit Randeis zu. Meine rechte, ufernahe Rute lag unter einer hauchdünnen Eisschicht. Neben dem kühlen, recht starken Ostwind hörte ich die ganze Nacht nur meine kleine Zeltheizung brummeln. Mit einem Blank in das neue Jahr gestartet, wie soll es anders auch sein. 2019, 2020, 2021, hier kommt das Guten alte Sprichwort ,,alle guten Dinge sind drei“ voll und ganz zu tragen.

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Matchplan

Der Plan, mein persönlicher Schlüssel zum Erfolg. An diesem wollte ich festhalten, keinesfalls abweichen. Da die Bedingungen in der darauffolgenden Woche alles andere als optimal waren, entschloss ich mich, das Füttern für eine Woche einzustellen. Das Randeis nachts und die immer noch anhaltenden Temperaturen in den einstelligen Minusgraden sollten meine zweite Session auf Anfang April vertagen. Immer fest im Hinterkopf mein Zeitplan für das erste Halbjahr. Der ,,Vergessene“ kursierte mir immer und immer wieder im Kopf, gerade dann, wenn ich mich auf dem Weg an den kleinen Waldsee machte.

Zweite Session

Auf heißen Sohlen begab ich mich in die zweite Session. Viel später als geplant, rollte mein goldener Opel Combo an den mir recht nahe gelegenen Waldsee. 18:15 Uhr: stockdunkel baute ich meine sieben Sachen auf und legte die Ruten auf die mir bereits bestens bekannten Spots ab. Wie wichtig gute Location und Platzkentnisse ist, bewies mir diese Situation auf ein Neues.

4:00 Uhr: Die zweite Hälfte der Nacht hatte gerade begonnen, als meine linke Rute neben dem im Wasser stehenden Baum abpfiff. Nach kurzem Drill lag ein echt sehenswerter, nussbrauner Spiegelkarpfen im Kescher. Meine Hände waren fast taub von der Kälte, schließlich hatten wir wieder hohe einstellige Minusgrade. Die Motivation war beim Einpacken am frühen Vormittag sichtlich vorhanden. Jetzt wusste ich, der Plan kann aufgehen.

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Die dritte Session sollte unter dem Sturmtief ,,YATIN“ sein. Milde 16-19° Celsius nachts, zum ersten Mal im Jahr 2021 keinen Nachtfrost in meiner Spotvorbereitung. Ich machte genauso weiter, wie bisher. Wenig Futter, dafür kleine und attraktive Köder und leicht zu verdauende Partikel und Teig.

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Sturmtief

Ich blickte aus meinem Homeoffice raus, schaute über die Felder und kann die Baumreihen des Waldsees sehen. Die Bäume und Sträucher bekommen allmählich Farbe. Sturmtief ,,YATIN“ steht Mitte April vor der Tür. Ideale Voraussetzungen, den nächsten Ansitz auf dem Futterplatz zu starten. Ich wollte den unbekannten Riesen unbedingt vor der Laichzeit fangen. Der Blick auf den Kalender und den 14-Tagen Wettertrend machte mir dieses Unterfangen und das Fangen des „Vergessenen“ jedoch alles andere als leicht.

Freitagabend am See angekommen, legte ich zuerst meine Ruten auf die besagten Stellen aus. Sechs bis acht Hände gemischte Boilies in 15 mm mit ein paar wenigen Tigernüssen­­ über die Ruten und ich war für die Nacht gut vorbereitet. In der Abenddämmerung bekam ich auf die rechte Rute einen Fullrun. Nach kurzem Drill konnte ich einen wundervollen Spiegler um die 15 Kilo fangen. Ein guter Anfang, ich ließ den Fisch direkt wieder schwimmen, da der Fisch voller Laich war und die Lichtverhältnisse es nicht mehr zuließen, ihn zu fotografieren. Die Nacht war bis 7:15 Uhr sehr ruhig, als mich mein linker Bissanzeiger mit einzelnen Piepsern weckte. Die Fische schienen in der Futterschneise angekommen zu sein. Ein paar Minuten später startete die linke Rute auf ein Ronny-Rig ab. Ein markanter Schuppenkarpfen mit 16 Kilo.

Als wäre dies an dem wundervollen Morgen nicht schon genug, bekam ich nur wenige Minuten später auf die rechte Rute einen sehr vorsichtigen Biss. Ich sah, dass die Schnur ganz langsam in Richtung Freiwasser die Wasseroberfläche Durchschnitt. Anhieb! Ich merkte gleich, dass der Fisch in das tiefe Areal des Sees wollte. Eine neue Erfahrung für mich. Auf den Armelites war ein ganz anderer Druck als bei den Fischen zuvor. Ist das der Vergessene?

Kurz vor dem Kescher blitze das Schuppenkleid aus dem Wasser. Ein Schuppenkarpfen jenseits der 20 Kilo-Marke. Kurz darauf lag ein richtiger Büffel auf meiner Abhakmatte. Ich war sprachlos! Wo kommt der Fisch her?! Der Vergessene hat einen Wegbegleiter! Happy und zufrieden fuhr ich an dem frühen Vormittag nach Hause. Auf der Speicherkarte zwei Fische, die nicht unterschiedlicher hätten sein können. Doch irgendwie konnte ich nicht abschalten. Wieder der dicke Spiegler nicht auf dem Futterplatz eingestiegen. Eine Veränderung musste her.

Futter frei!

Ich beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Zehn Tage nicht angeln, nur füttern.

Ich ließ die Partikel weg und stieg auf 15 mm Boilies um. Ein Gemisch aus Insect, Authentik und 20% Fruitplex Boilies machten nun mein Futter aus. Jeden zweiten Abend fuhr ich raus an den See. Circa 3 bis 4 Kilo Boilies fütterte ich auf den Futterplatz. Nunmehr seit Mitte März fütterte ich den Platz im kontinuierlichen Abstand an. Aufwand, und das alles für diesen einen Fisch. Ich angelte hier nicht auf zwei, drei, vier Zielfische, sondern auf die Kirsche auf der Sahnetorte.

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Der Vergessene

Es ist der 29. Mai und meine letzte Chance auf diesen Ausnahmefisch. Stabile Temperaturen von über 20-25° Celsius und nachts mittlerweile im zweistelligen Bereich brachten die Fische in eine Vorlaichstimmung. Der recht tiefe Waldsee wird wohl etwas später an der Reihe sein. Mittlerweile hörte ich von befreundeten Anglern, dass die Fische an den flacheren Autobahnseen bereits laichen.

Samstag! Die wohl letzte Nacht auf dem Futterplatz! Eine Mission mit Ende!

Wie bereits erwähnt, fütterte ich die vergangenen zehn Tage rein Boilies. Zwischen Arbeit, Kind und Familie bleibt mir eben nur diese eine schnelle Nacht am Wochenende. Linke Rute einen einzelnen 24 mm GLM Hooker und die rechte einen kleinen 15 mm/12 mm Schneemann mit washed out pinken Hut. Schließlich fütterte ich auf das Bodenkraut immer wieder vereinzelt pinke Boilies. Der Abend verblieb zunächst ruhig.

Die Nacht brachte zwei dicke Brassen, die bereits fertig mit der Laich waren.

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Die Sonne ging auf, die Vögel erwachten und somit auch ich. Aus dem Zelt blickte ich etwas leer und sprachlos. Ich dachte mir, wieso? Was mach ich falsch? Ich vertrieb mir die Zeit in Social Media und sah, wie erfolgreich bereits manche Angler am Vorabend waren.

Piep…pieeeeeeeeeeeeep! Dauerton! Blick an die Ruten! Drei kleinen Schritte bis an die Ruten. Kontakt! Der Fisch zog wie der große Schuppenkarpfen direkt ins tiefe Freiwasser. Wie eine Dampflock schnitt die Schur die Wasseroberfläche. Ist das der Vergessene?

Ja! Ein kurzes Momentum später stand der brachiale Spiegelkarpfen in meinem Kescher! Ich zitterte und konnte dies nicht realisieren. Eine Mission mit Ende. Eine Zielfischjagd, die nicht spannender für mich hätte sein können. Zwei Tage vor der Laich sollte er am gegenüberliegenden Ufer auf meinem Futterplatz reinfallen. Der einzelne 24 mm GLM Hooker hat es geregelt. Ein Fisch jenseits der Fünfzig-Pfund-Marke. Der Vergessene ist gefallen. Das letzte Puzzelteil ist eingesetzt!

Für mich persönlich einer der wertvollsten Fische überhaupt! Als wäre dies nicht genug, fing ich beim Einpacken auf die noch im Wasser liegende Rute einen wunderschönen Spiegelkarpfen knapp unter der 20 Kilo-Marke. Ein Happy End.

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Ein neuer Plan musste her

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht direkt den nächsten Plan im Hinterkopf hätte. Wie bereits zu Beginn erwähnt, wollte ich unbedingt an der tiefen alten Kiesgrube vor der Laich mein Glück versuchen. Durch Familie, Arbeit und Kind ist es mir leider verwehrt worden, einen der ganz großen uralten Kiesgrubenfische mit Höchstgewicht zu fangen. Mir blieb also im Umkehrschluss nichts anderes übrig, als die freie Zeit sinnvoll zu nutzen, um mir tiefe, nahrungstechnisch attraktive Spots für die Zeit nach der Laich zu suchen.

Mit dem Wissen, dass die meisten Karpfenangler das gesamte Frühjahr die flachen bekannt Spots geangelt /totgeangelt haben, setzte ich alles auf eine Karte und wollte unter der Sprungschicht von damals 7 Metern (Wert ändert sich bei steigender Wassertemperatur) angeln. Das hat in den vergangenen zwei Jahren immer sehr gut funktioniert und ich war gegenüber dieser Taktik keineswegs skeptisch.

Meine persönliche Einschätzung zufolge schwimmen die sehr scheuen alten Fische die sogenannten Abbruchkanten in den verschiedenen Tiefen entlang. Wird dauerhaft auf 4-8 Metern Wassertiefe geangelt, habe ich persönlich festgestellt, dass die Abbruchkanten weiter unten, in dem Fall bei einer Wassertiefe von 9-14 Metern, wesentlich besser laufen. Ich denke, dass die Fische dem Angeldruck bewusst aus dem Wege gehen. Bist du bereit, etwas anders zu angeln als die anderen Mitangler am See, kann dies der Schlüssel zum Erfolg werden.

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Gesagt, getan. Mich packte das Fieber mit einem festen Plan im Kopf. Eine Rute im Freiwasser auf 9-10 Metern Tiefe und die andere sogar nochmals etwas tiefer auf 12,5 Metern.

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Nix als Vorbereitung

Das Vorbereiten der Spots liegt mir in meiner Angelei sehr am Herzen und hat für mich die höchste Priorität. Wie immer setzte ich mit dem Wissen, dass die Fische sich kurz vor- oder in der Laichzeit befinden, auf sehr attraktives Futter. Kleine GLM Boilies mit ein paar wenigen Fruitplex Boilies in der Farbe pink stellten mein Futter. Wieso pink? Oftmals jagen nach der Laichzeit die ausgehungerten Karpfen auf Sicht nach Nahrung. Um einfach auf meinen beiden Futterplätzen etwas visuellen Reiz zu setzen, setzte ich den pinken, farblich sehr auffälligen Boilie ein. Kann diese Taktik aufgehen?

Teig sollte hierzu auch nicht fehlen. Gerade für diese Einsatzmöglichkeiten setze ich auf den Groundmix aus dem Hause Nautika-Baits und mische diesen, nicht wie üblich, mit Wasser an, sondern auf 500 Gramm Groundmix mit Echtei. Dies gibt dem Mix nicht nur eine bessere Struktur, sondern ist von dem Auflöseverhalten gerade in den warmen Sommermonaten von wesentlichem Vorteil. Probiert es aus!

72 Stunden

Die ersten drei Nächte im Jahr 2021. Eine Woche Urlaub! Beste Wetterbedingungen seit Sommerbeginn. Tiefdruck, Tagestemperaturen von 24° Celsius gepaart mit Regen. Es hätte nicht besser sein können. Die Fische wissentlich komplett fertig mit der Laich und zwei extrem attraktive Spots. Alles stand auf Erfolg. Am See angekommen, blickte ich auf diese riesige Wasserfläche. Westwind trieb die Pollen an das gegenüberliegende Ufer. Hochmotoviert tackelte ich mein Equipment für die nächsten Tage auf.

Eine Rute befütterte ich nur mit etwas Hanf und setzte auf tennisballgroße Teigballen und eine Hand voll Pro-Nut Boilies. Die andere Rute befütterte ich auf tennisplatzgroßer Fläche ausschließlich mit Tigernüssen und 15 mm Boilies (GLM & NUT). Die Spots leergefegt mit tiefen, sehr großen Frasslöchern, gaben mir für die erste Nacht ein gutes Gefühl. Dies kontrollierte ich mit der Unterwasserkamera, quasi mein Auge unter Wasser. Bis am darauffolgenden späten Nachmittag kein Piep. Für diesen See nichts Besonderes, es hieß abwarten…

Als würde man den Schalter umlegen, ging es rasend schnell. Erst die flachere Rute mit einem extrem alten zusammengefallenen Spiegler und wenige Zeit später meine tiefere Rute mit einem Schuppenkarpfen, der mir aus vergangenen Jahren bereits bekannt war. Ich war bis in die späten Abendstunden mit dem neuen Auslegen der Ruten beschäftigt. Klatschnass zog ich ein Resümee für die ersten 24 Stunden angeln, für mich mehr als zufriedenstellend!

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Mit dem Taktikwechsel der Weg zum Fisch

Nach zwei gefangenen Fischen veränderte ich meine Taktik. Ich angelte die flachere Rute nur noch mit Boilies (statt mit Teig) und nutzte hierbei den sehr attraktiven Pro-Nut Boilie. Schließlich fütterte ich auch immer mal wieder zwei- drei Hände aus dieser Range. Mein Hakenköder war ein 15 mm Literock Pro-Nut getoppt mit einem Fakemaiskorn in der Farbe gelb. Das Vorfach wurde von rund 18 cm auf unter 10 cm gekürzt. Das Bleigewicht von 115 Gramm auf 170 Gramm hochgeschraubt. Das Slip-D-Rig so aggressiv wie möglich. Ausschließlich die Hakengröße behielt ich bei. Newerza in Größe 6.

Die andere Rute fischte ich wie bereits in der Vergangenheit bewährt und schließlich auch in dieser Session fischbringend. Schließlich brachte mir genau dieser Taktikwechsel im Winter 2019 nach zwei erfolglosen Nächten die Wende in meiner damaligen Winterangelei. Auch dieses Mal war der Taktikwechsel war goldrichtig.

Der Hochrückige

Es kommt, wie es kommen sollte! Die 9:15 Uhr Beisszeit lies mich in der ersten Nacht im Stich, aber nicht am zweiten Morgen! Die linke Rute, an der ich am Vorabend entschloss, die Taktikänderung auszuprobieren, war wieder einmal die Rute, die sich mit einem lauten Dauerton meldete.

Gerade am Frühstücken, sprang ich in die Watstiefel rein und rannte zur Rute. Kontakt! Nochmals zurück ans Zelt den Gaskocher ausmachen, zack war ich auch schon auf dem Weg mit dem Boot zum Fisch. Ein heftiger Drill, der rund 15 Minuten andauerte. Der Fisch stand am Grund wie ein Betonsack und zeigte sein Gewicht vereinzelt mit harten Kopfschlägen. Alles ging gut und ich konnten einen richtig massiven, komplett ausgelaichten Schuppenkarpfen aus dem A-Team abkeschern.

Mein erster Blick, es ist der Hochrückige!

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Zurück am Camp versorgte ich den Fisch. Gerade die Wiegeschlinge aus der Waage ausgehangen, rannte die andere Rute ab. Ich hatte gar keine Möglichkeit, mich über 29,2 Kilo zu freuen. Schlinge schnell ins Wasser, Kescher schnell wieder zusammenstecken und ab mit der rechten Rute auf das Boot. Zwei Fische innerhalb von 90 Minuten, ein Morgen nach meinem Geschmack. Ein Nachwuchsfisch und einen aus dem A-Team, sensationell!

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Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn ein Plan aufzugehen scheint. Auch hier habe ich mich aus meiner persönlichen Komfortzone herausbewegt und bin mit Mut und dem nötigen Vertrauen in Köder und Endgame richtig fett belohnt worden. Wann ich wieder an die Kiesgrube zurückkehren werden, weiß ich noch nicht. Aber sicherlich wieder mit einem richtig gut durchdachten Plan.

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Du hast keinen Bock auf Zielfischangeln am Baggersee?

Dann check auf twelve ft. PRO ein Video zum Fischen an großen Naturseen. Christian Espert und Christian Wolf haben sich im Frühjahr zu einer gemeinsamen Session an einem großen, deutschen Natursee getroffen. Die beiden zeigen eine Vorgehensweise, die ihnen regelmäßig erfolgreiche Sessions beschert – aber sicherlich nicht für jeden geeignet ist. Um im Team bestmöglich zu agieren, haben sich Chris und Chris dazu entschlossen, bei gemeinsamen Sessions immer abwechselnd zu drillen. Run auf Run! Bei den beiden ist daraus eine echte Erfolgsstory geworden.

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