Max Sieverling, bekennender Pro Line Teamangler, treibt sich mittlerweile seit einigen Jahren an den Kanälen seiner Heimat umher und befischte bereits viele unterschiedliche Plätze – aber leider waren diese Spots nicht immer vom Erfolg gekrönt. Damit dir diese aufwendige Vorarbeit erspart bleibt, lässt er dich an seinen Erfahrungen teilhaben und erklärt, worauf es bei der richtigen Stellenwahl ankommt.

Location – das A und O am Kanal

Das Wichtigste vorab, wenn ich mir eine Stelle aussuche, achte ich immer darauf, dass diese nicht zu häufig befischt wird, all zu leicht wäre sonst das Vertrauen, dass ich durch meine Futtergaben aufgebaut habe, wieder zerstört. Des Weiteren endet es natürlich im Frust, wenn mein Futterplatz ständig von anderen Anglern besetzt ist.

Meiner Erfahrung nach bemerken die Fische außerdem recht schnell, dass an manchen Plätzen hoher Angeldruck herrscht und meiden diese Bereiche daraufhin. Da die meisten Mitangler ihre Platzwahl darauf beschränken, möglichst unkompliziert und ohne großen Aufwand zu angeln, kommen für mich und meine Futteraktionen nur „Trolleyplätze“ in Betracht.

Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -

Am Kanal herrscht auf den ersten Blick erst einmal strikte Monotonie, doch wer genauer hinsieht, findet schnell einige interessante Strukturen. Sowohl die Bodenbeschaffenheit, als auch Strukturen über Wasser, wie beispielsweise Biotope, können bereits gute Anhaltspunkte sein. Unter Wasser haben wir in der Regel zwei verschiedene Bodenarten, Steine und teilweise weiches Sediment. Der Vorteil von steinigem Boden liegt vor allem darin, dass das Futter sich in den Steinritzen festsetzt und auch bei vorbeifahrenden Schiffen oder Strömung am Spot liegen bleibt. Natürlich bringt der steinige Untergrund auch einen bedeutenden Nachteil mit sich: Hänger ohne Ende.

Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -

Daher bevorzuge ich in meiner Angelei Plätze mit weichem Untergrund, so umgehe ich die meist kostspieligen Hänger und mache mir die Tatsache zu Nutze, dass auch im weichen Sediment mein Futter liegen bleibt. Die Bodenbeschaffenheit erkunde ich ganz unkonventionell mit einem Tastblei. Dazu nutze ich meist alte Bleie, die ich mit Hilfe einer einfachen Rute, deren Spule mit geflochtener Schnur bespult ist, über den Kanalgrund ziehe. So kann ich innerhalb kürzester Zeit den Untergrund bestimmen.

Mit diesem Vorgehen suche ich auch gezielt nach Muschelbänken, welche selbsterklärend die wohl größte, natürliche Nahrungsquelle der Kanalnomaden darstellen. Ein weiterer Anhaltspunkt sind kleine Einläufe. Diese bringen frisches Wasser und somit auch Sauerstoff sowie Nahrung in den Kanal. Meist bedarf es an den zugewachsenen Ufern einiges an Aufwand, um solche kleinen Rohre, Bäche oder dergleichen zu finden. Hat man solche HotSpots erst einmal gefunden, kann man sich allerdings sicher sein, einen guten Anhaltspunkt auf der Fressroute der Fische entdeckt zu haben.

Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -

Steinpackungen, Spundwände und Unterwasserspundwände wechseln sich immer wieder ab. Oft gelten die Übergänge von Steinpackung zu Spundwand als sehr interessanter Bereich und sind durchaus einen Versuch wert. Hafen, Schleusen und Wendebecken sind natürlich überall an den Kanälen zu finden. Sie sind schon optisch ein interessanter Bereich und dienen oftmals, auf Grund der beruhigten Wasserfläche, als Rückzugsgebiet für die Fische. Der Angeldruck ist hier aber entsprechend hoch. Wem es liegt dort zu fischen und sich gegen die angelnde Konkurrenz durchzusetzen, der kann wahre Sternstunden erleben.

Vegetation – Fluch und Segen zugleich

An den von mir beangelten Kanälen herrscht am Ufer reger Bewuchs, unzählige Büsche, Weiden und teilweise auch Dornengewächse säumen die Uferbereiche. Das ist für die Fische natürlich sehr einladend, die dichte Vegetation bietet reichlich Deckung und immer mal wieder fällt Nahrung, in Form von Insekten und dergleichen, ins Wasser. So positiv sich das im ersten Moment anhört, so bringt diese Tatsache auch negative Aspekte mit sich.

Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -

In den Sommermonaten fällt es durchaus schwer, mal eben ans Wasser zu kommen. Ein Beispiel: Letztes Jahr im Mai fuhr ich für zwei Wochen in den Urlaub, während dieser Zeit regnete es fast durchgehend und die Ufervegetation wuchs immer dichter und dichter. Hätte ich vor meiner Abreise nicht einige Zweige entfernt, oder die Wuchsrichtung der Dornenzweige durch Umbiegen verändert, hätte ich meinen Platz schnell vergessen können.

Mein Tipp: Bereite deine Angelstellen früh im Jahr vor, umso weniger Arbeit hast du in den warmen Monaten – und diese Zeit nutze ich persönlich auch bevorzugt zum Angeln.

Indikatoren auf dem Futterplatz

Eine interessante Beobachtung machte ich zudem vor zwei Jahren. Die ganze Kampagne über hatte ich Probleme mit Grundeln und Wollhandkrabben, welche meine Hakenköder abknabberten und meine Rigs komplett verhedderten. Aber ab dem August waren schlagartig sämtliche Plagegeister von meinem Spot verschwunden und mit ihnen auch die Karpfen. Ein wichtige Beobachtung, wenn wir bedenken, dass so manch alter Kanalbulle mit Sicherheit auch gerne die ein oder andere Krabbe bzw. Grundel frisst. Sind diese Indikator-Erscheinungen weg, finden auch die Karpfen, trotz Futtereintrag, den Spot scheinbar nicht mehr attraktiv.

Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -
Die richtige Spotwahl am Kanal - eine Anleitung von Max Sieverling -

Mein Spot-Fazit für den Kanal

Wie ihr seht, gibt es einige Punkte, die ihr bei eurer Stellenwahl am Kanal beachten solltet. Trotz der auf den ersten Blick strukturarm anmutenden Betonrinne, wird eine akribische Detail-Arbeit in den meisten Fällen belohnt. Das Wichtigste in meinen Augen ist jedoch, dass man kontinuierlich Futter einbringt und den Platz nicht überfischt.

Ich wünsche euch eine tolle Saison, lasst mir auch noch ein paar Dicke übrig!

Euer Max Sieverling

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