Es ist wirklich bemerkenswert, was man so alles erfährt, wenn man sich genauer mit den Hintergründen eines Themas beschäftigt. Es ist wie ein Vorhang, der sich öffnet und den Blick auf das Wesentliche freigibt – einschließlich dem Blick hinter die Kulissen. Der Vergleich zur Bühne ist hier durchaus gewollt: Je weiter der Blick in diese Hintergründe hineinreicht – desto mehr erfährt man über‘s Drehbuch. Hier öffnet sich der Korridor für das Terrain, in dem die eigentlich spannenden Geschichten liegen. Hier entfaltet sich der Raum für das eigentliche Storytelling.
Falls du dich gerade fragst, was das Alles mit dem Karpfenangeln zu tun haben soll, so ist die Antwort erstaunlich einfach; denn wenn man sich die Entwicklung eines Produktes vor Augen führt, so spielen sich die wesentlichen Entscheidungen zumeist hinter den Kulissen ab – das betrifft Tackle ebenso sehr wie Baits. Im Halbschatten des Rampenlichtes, wenn das Produkt in den Regalen liegt, spielen sich die interessantesten und eigentlich-erzählenswerten Stories bereits im Hintergrund ab. Diese Stories zu ergründen, bildet den Mehrwert ab, der dich mittelbar anglerisch bereichert.
Hinter den Kulissen von JH Baits
Und diese Erkenntnis ist zugleich der Ausgangspunkt, von dem aus wir unsere neuerliches Interview mit Dennis Ehrlich zu den spannenden Entstehungsgeschichten der Boilie-Ranges von JH Baits darstellt. Nachdem wir uns im Zuge unseres ausführlichen Interviews zum KLF-Flaggschiff-Boilie bereits den Hintergrundgeschichten zur Boiliekonzeption- und Entwicklung zugewendet haben, wollen wir diesmal das Scheinwerferlicht auf einen Boilie lenken, der in diesem Interview bereits angeklungen ist – und der tiefergehende Aufmerksamkeit verdient hat, zumal sich daran die Bait-Philosophie von JH Baits umso deutlicher profiliert.
Die Rede ist hier vom Nuti-B-Boilie, zu dem uns Dennis einmal mehr Rede und Antwort stand. Wir nehmen dich unvermittelt mit ins Geschehen und steigen sofort ins Interview ein. Am Ende wirst du erfahren haben, warum der Nuti-B nicht nur die perfekte Ergänzung zum KLF-Boilie darstellt, sondern auch durch seine Vielseitigkeit überzeugt, insofern er sich nicht nur als eigenständiger Köder profiliert, sondern gerade in der Kombination mit Partikeln – insbesondere Tigernüssen – besonders glänzt. Und du wirst die Antwort auf die Frage kennen, was der Nuti-B mit einem beliebten Likör hierzulande gemeinsam hat…
Interview mit Dennis Ehrlich: JH Baits und der Nuti-B-Boilie
Michael: Hallo Dennis. Unser letztes Gespräch habe ich noch in lebhafter Erinnerung. Hier konnten wir ja bereits einige spannende Einblicke in den Krill-Liver-Fish-Boilie (KLF) von JH Baits gewinnen. Die Leser, die unser Interview genauer verfolgt haben, werden sich erinnern, dass wir auch die anderen Boilies aus der JH Baits-Range bereits angeschnitten haben. So viele sind das ja gar nicht. Erkläre uns doch gerne noch mal warum, bevor wir genauer auf den Nuti-B eingehen.
Hallo Michael. Ja, völlig richtig. Tatsächlich umfasst die JH Baits-Range – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt nur drei Boiliesorten. Wie ich bereits im ersten Gespräch erwähnt habe, haben wir uns ganz bewusst dazu entschieden, unsere Boilie-Range überschaubar zu halten. Und zwar aus zwei Gründen: Einerseits ist das die Kehrseite einer leichteren Orientierung für den Kunden. Anders gesagt: Zu viele Boiliesorten, deren Unterschiede teilweise womöglich nur marginal sind, verwirren den Angler eher, als dass sie ihm helfen. Hingegen geben wir unseren Kunden mit den 3 Boilies ein klares Konzept mit an die Hand – mit deutlichen Unterschieden, deren kleinster gemeinsamer Nenner die Tatsache ist, dass sie alle Fisch fangen. Allein, oder auch in Kombination.
Was mich zum zweiten Grund führt, der mindestens ebenso entscheidend ist: Die Boilies von JH Baits sind das Ergebnis einer langen Testphase, die sich teilweise über viele Monate oder gar Jahre hinwegzieht. Wir haben das letztes Mal exemplarisch am KLF Boilie nachvollzogen. Wie du ja weißt, sind wir der deutsche bzw. zentraleuropäische Ableger von JH Baits mit Hauptsitz in England. Und wer das Karpfenangeln schon länger betreibt, der weiß, dass die Unterschiede zwischen dem englischen Mutterland und Zentraleuropa mitunter ganz erheblich sind. Das betrifft neben Gewohnheiten und Techniken vor allem die Frage der Baits.
Michael: Ich ahne, worauf du hinauswillst…
Dennis: Das glaub‘ ich gern. Ich will es trotzdem nochmal deutlich sagen: Die englischen Vorgaben an unsere Baits werden nicht einfach übernommen, sondern durchlaufen eine lange Test- und Entwicklungsphase, geleitet von der Frage: Wie performen die Baits an den Gewässern unserer Breitengrade, wobei hier angefangen von der Härte der Köder über die Zusammensetzung und Anpassung des Mixes viele Faktoren zum Tragen kommen. Das würde hier zu weit führen, auf jeden davon einzeln einzugehen.
Michael: Der Punkt ist ja auch klar geworden. Auf eine Formel gebracht: Jeder Boilie ist genauestens entwickelt und durchdacht – mit Blick auf den Angler und den Fisch. Was bedeutet das denn nun konkret für den Nuti-B? Inwiefern unterscheidet sich der Köder von den anderen Boilies der Range, wie zum Beispiel den KLF?
Dennis: Wie schon gesagt: Jeder Boilie beruht auf seinem ganz eigenen Konzept. Im Gegensatz zum Fischmehl-basierten KLF ist der Nuti-B ein Köder auf Basis von Milchproteinen, allerdings mit einer Besonderheit…
Michael: Und die wäre?
Dennis:…die Tatsache, dass das Milchprotein-Grundgerüst des Nuti-B, wie der Name bereits vermuten lässt, durch weitere besonders fetthaltige Mehle wie Tigernuss- und Erdnussmehle gestützt wird. Dafür haben wir uns, abgesehen vom interessanten Geschmacksprofil, die diese Mehle dem Boilie verleihen, mit Blick auf den Nähwert des Boilies ganz bewusst entschieden. Ich weiß ja von dir, dass du Hobbykoch bist. Dir ist daher sicher bekannt, dass Fett ein Geschmacksträger ist. Damit geht aber mittelbar einher, dass Fett auch ein Nährstofflieferant ist – zumal es über die Fähigkeit verfügt, pflanzliche Proteine, wie sie im Nuti-B enthalten sind, chemisch aufzubereiten – wodurch sie umso bekömmlicher für den Fisch werden.
In Summe sind es also 3 Dinge, die den Nuti-B auszeichnen: Der Boilie ist geschmacklich ansprechend, er kommt der Bekömmlichkeit zugute und er liefert den Fischen – gerade im Frühjahr bis Herbst – eine veritable Energiequelle und zugleich eine willkommene Alternative an den von Fischmehl-Ködern dominierten Gewässern.
Michael: Das ist spannend. Wo du schon bei den Zutaten und Mehlen bist: Welche Mehle beinhaltet denn der Nuti-B genau?
Dennis: Zwei davon habe ich schon genannt: Erdnuss und Tigernussmehl, die dem Nuti-B – neben den Birdfoodanteilen – eine offenporige Struktur verleihen. Außerdem befindet sich Erbsenprotein und Negersaat im Köder. Nur der Vollständigkeit halber: Kokosflocken sind zwar keine klassischen Partikel, aber sie runden die Struktur des Boilies ab und tragen überdies zum nussig-cremigen Geschmacksprofil des Boilies bei.
Michael: Bevor wir darauf genauer eingehen lass uns erstmal beim genannten Tigernussmehl bleiben. Wir haben ja gelernt, dass bei JH Baits jede Zutat ihre Berechtigung hat. Warum also ausgerechnet Tigernussmehl? Welchen Zweck verfolgt diese Zutat?
Dennis: Sehr gute Frage: Wer schon einmal Tigernüsse zubereitet hat, der weiß um den schleimigen Sud, den sie nach dem Abkochen und dem anschließenden Verweilen im Eimer erhalten. Dieser Schleim übt bekanntlich eine unheimliche Anziehungskraft auf Karpfen aus…
Michael: Schön und gut, aber nun sind ja im Boilie keine ganzen Tigernüsse, sondern nur das Mehl enthalten…
Dennis: Der Effekt ist aber sehr ähnlich: Das Tigernussmehl trägt seinen Teil dazu bei, dass der Nuti-B im Zuge des Auswaschens hervorragend arbeitet, wobei das Tigernussmehl auch hier seine Inhaltsstoffe freisetzt und die chemischen Prozesse anregt, die auch für die Ausbildung des Schleimes verantwortlich sind. Beim Auswaschen hellt sich der Boilie übrigens aufgrund seine hohen Milchproteinanteils optisch auf – was einen zusätzlichen visuellen Reiz für die Fische mit sich bringt.
Dabei entwickelt der Boilie eine Konsistenz, die irgendwo zwischen klebrig und schleimig anzusiedeln ist. Und bevor du fragst: Der Boilie behält trotz dieses Austauschs mit dem Wasser seine Grundhärte lange bei, sodass er lange als Hookbait verweilen kann. Darauf haben wir bei der Anpassung des Mixes an hiesige Verhältnisse sowie die Wünsche der Angler besonderen Wert gelegt. Und man kann sagen. Der Nuti-B bietet die perfekte Verbindung zwischen einem schnell-arbeitenden Boilie mit ausreichender Härte, dank derer man ihn nicht nur lange angeln- sondern auch hervorragend mit dem Wurfrohr füttern kann.
Michael: Nun haben wir viel über die verwendeten Mehle und festen Inhalststoffe geredet. Ich ahne mit Blick auf die Uhr schon, dass wir unser Interview in zwei Teile aufsplitten müssen (lacht). Sage uns aber doch für den Moment noch soviel: Welche flüssigen Inhaltstoffe bzw. Attraktoren kommen im Nuti-B zum Einsatz?
Dennis: Auf Flavour verzichten wir bewusst. Was hingegen sehr wohl zum Einsatz kommt, ist unser süßlich-cremiges Kokos-Liquid auf Alkoholbasis. Das trägt aufgrund seiner hohen Wasserslöslichkeit nicht nur dazu bei, dass der Köder auch in kaltem Wasser hervorragend arbeitet, sondern verleiht ihm auch seine unverwechselbare Geschmacks-Note.
Michael: Da fällt mir ein: Du hattest mir doch im Vorgespräch etwas bezüglich einer Ähnlichkeit zu einer Spirituose angedeutet?
Dennis (lacht) Ja, das stimmt. Aber da werden sich die Leser wohl noch bis zum nächsten Mal mit gedulden müssen. Wir wollen es ja spannend halten (lacht).
Michael: Alles klar, Dennis. Das hat die Qualität eines Schlusswortes mit spannendem Ausblick auf den zweiten Teil zum Nutti-B. Eine Bedingung hätte ich für den zweiten Teil allerdings…
Dennis: Und die wäre?
Michael: Du musst mir und den Lesern dann versprechen, das Geheimnis um die geheimnisvolle Zutat dann endlich zu lüften.
Dennis: Ehrensache. Ich freue mich auf die Fortsetzung unseres Gespräches und habe noch einiges zum Nuti-B im Köcher…Bis dahin kannst du ja schonmal an der Liquid-Flasche riechen und vermuten, worum es sich handelt.