Baitfirmen gibt es viele. Doch eine Baitfabrik ist derzeitig einzigartig am Markt – also sagen wir mal, der Name ist einzigartig. Wir haben Firmengründer und Boiliefabrikant Thomas Roll zum Gespräch eingeladen. Zu Kaffee und einer ordentlichen Portion Frischluft sind wir ins Gespräch gekommen und, wie sollte es anders sein, auf sein junges Unternehmen zu sprechen gekommen.

Moin Thomas, schön, dass du Zeit für das Interview gefunden hast. Karpfenangeln. Für uns eine Passion für viele ein Hobby und für dich zum Beruf geworden. Du hast 2015 deine eigene Baitfirma gegründet. Erzähl uns etwas über Baitfabrik.

Ich möchte erstmal für eure Einladung bedanken, der wir auch gerne gefolgt sind. twelve ft. ist ja nicht irgendeine Plattform. Wir verfolgen auch euer Tun seit der Entstehung des Magazins. Hut ab. Unsere Freunde und Kunden möchte ich auch an dieser Stelle ganz herzlich Grüßen.

Zum Beruf – das ist so nicht ganz richtig. Für mich ist es viel mehr eine Berufung und meine Leidenschaft seit nunmehr über 25 Jahren. Da steckt mein ganzes Herzblut drinnen. Die Bait Fabrik betreiben wir inzwischen innerhalb unserer Unternehmensgruppe. Als Hobby! Die Aussage wäre jetzt übertrieben, denn der Umfang ist mittlerweile zu groß. Unser Kerngeschäft ist der Handel und die Be-und Verarbeitung von Lebensmittel mit Schwerpunkt Frischfleisch.

Also eigentlich von Langeweile keine Spur.

Gute Freunde drängten mich seit Jahren etwas auf die Beine zu stellen.  2015 hatten sie mich so weit. Das größte Hindernis diesen Schritt zu machen, war meine Einstellung zur Sache im allgemeinen. Ich war der Meinung, dass der Markt mehr wie gesättigt ist. Ist er auch! Wir haben aber anscheinend eine Nische gefunden, die ich zuvor so nicht auf dem Schirm hatte. Wir starteten im Winter 2014/15 mit großen technischen Investitionen. Was sich seither entwickelt hat, habe ich so nicht erwartet und macht uns riesige Freude. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Franz Rettenbacher bedanken, einer meiner besten Freunde, langjähriger Angelbuddy und der größte aktive Unterstützer in der Bait Fabrik. Auch Jonas Hillebrands und Sascha Klemm möchte ich meinen Dank aussprechen. Die zwei Jungs vom Niederrhein begleiten uns fast seit der ersten Stunde. Mit dem Erfolg wächst auch die Missgunst, das bekamen wir auch schon zu spüren. Aber da stehen wir drüber.

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Wir wollen keinen Trends hinterher eifern, wie es viele andere tun. Wir haben unsere eigene Vorstellung, was die Qualität und Auslegung des Futters anbelangt. Wir variieren und probieren, schaffen damit immer wieder mal kleine Neuerungen. Diese verbessern unsere Köder permanent.

Unser Classic Hemp, absolut Oldschool, viele schwören auf Hanf. Wir machen einen Boilie daraus. Sowas finden wir geil.

Was ist die Philosophie hinter deinem Unternehmen? Was machst du im Vergleich zu anderen Baitbuden besser und warum sollten unsere Leser auf deine Köder vertrauen?

Tja, die Philosophie ist nach über 30 Jahren aktiven Karpfenangeln und über 25 Jahre Futterherstellung immer noch die selbe. Natürlich sind auch mit den Jahren die eigenen Ansprüche gewachsen, aber im Grunde hat sich nicht viel verändert. Frische in allen Richtungen ist ein Grundstein für gutes Futter. Egal ob Rohstoffe, Boilies oder andere Produkte die wir anbieten. Es wird alles frisch eingekauft oder produziert und das wissen auch unsere Kunden zu schätzen. Der zweite Pfeiler sind natürliche Rohstoffe, aber dazu später mehr.

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Die Bait Fabrik hat sich inzwischen auch zu einer Plattform entwickelt wo Infos ausgetauscht werden, Beratungsgespräche laufen, wo unter den Kunden gefachsimpelt wird und auch jeder ernst genommen wird. Wenn die Jungs aus dem Dorf das Sparschwein schlachten, um ein Kilo Boilies zu kaufen, werden diese genauso respektvoll bedient, wie „Großabnehmer“. Das ist mir persönlich sehr wichtig.

Puh, ein Vergleich zu anderen Baitbuden! Ehrlich gesagt maße ich mir das nicht an. Es gehört sich auch nicht über Mitbewerber zu urteilen. Ich denke jeder hat seine Berechtigung zum Dasein. Solange man die Karten auf den Tisch legt und ehrlich seinen Kunden gegenüber kommuniziert. Äußern möchte ich mich aber zu dem Thema schon, mir geht es aber da mehr um das Grundsätzliche.

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Vertrauen zu einem Köder oder eine Boiliebude aufzubauen ist in der heutigen Schwemme am Markt für den Verbraucher unheimlich schwierig geworden. Auch für uns als Hersteller ist es schwierig das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Die meisten sind einfach zu oft enttäuscht worden. Aber wir haben mittlerweile viele überzeugt, dass es auch anders gehen kann. Ich finde es grundsätzlich beeindrucken, wenn sich irgendwelche „Boilie-Händler“, die nicht selbst produzieren, sich als der große herstellende Innovator selbst bewerben. Leider gibt es die zur Genüge. Ich könnte jetzt einige Namen aufzählen, aber ihr wisst ja selbst auch Bescheid, was am Markt los ist. Ich finde es auch beeindruckend wie der Ein oder Andere versucht, seine Mitbewerber permanent zu kopieren. Egal ob mit Produktnamen oder zwanghaft die Produkte zu kopieren. Aber glücklicherweise muss dies jeder selbst entscheiden! Diesen Stempel drückt sich jeder selbst auf.

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Wir sind im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern bei der für uns zuständigen Futtermittelbehörde, die auf Landesebene angesiedelt ist, eingetragen und als Futtermittelhersteller und Futtermittelhändler zugelassen. Darüber hinaus haben wir verschieden Zulassungen zur Verarbeitung der unterschiedlichsten Rohstoffe, die für die Herstellung von Boilies und anderem Futter eine Rolle spielen. Auch die auf Kreisebene angesiedelte Veterinärbehörde kontrolliert die Produktion und die Produkte in regelmäßigen Abständen. Diese Tatsache alleine macht uns sehr gläsern, da wir überwacht werden. Auch schafft dieser Umstand eine sehr ausgeprägte Transparenz die, so denke ich, für den Kunden unheimlich wichtig ist.

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Der neueste Trend mancher Firmen ist zu werben, wir weisen Das und Das auf unseren Verpackungen aus. Hallo, das ist gesetzliche Vorschrift. Es gibt eine Kennzeichnungspflicht, in der alles geregelt ist. Das denke ich machen wir besser als viele andere. Wir leben die Transparenz und treten vernünftig, sachlich orientiert am Markt auf. Das machen wir definitiv besser als viele andere!

Das klingt sehr interessant. Ihr verfügt also über eine eigene Produktion, sodass ihr die meisten Produkte bei euch in Eigenleistung herstellt?

Wir verfügen über eine eigene Produktion und stellen alle Produkte selbst her. Die Pellets, die wir anbieten, lassen wir pressen. Die technische Investition wäre im Moment zu groß. Aber auch bei diesen Produkten wird die Trockenmasse bei uns im Hause angemischt. Ich denke, dass unsere umfangreiche Produktpalette auch zeigt, wie viel Zeit wir in die Bait Fabrik investieren.

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Woher kommen die Erfahrungen? Eine solch umfangreiche Köderrange lässt sich sicher nicht aus dem Ärmel schütteln. Seit wann beschäftigst du dich bereits mit Ködern und Additiven zum Karpfenangeln?

Ich hatte 1986 das erste Mal einen Boilie in der Hand. Man wusste ja zu dieser noch nicht wirklich viel damit anzufangen und vor allem mit der Methode, damit zu angeln waren wir alle noch sehr jungfräulich. Aber man lernte. Spaß bei Seite, Futter und Köder haben mich schon als Junge interessiert und ich war immer am Ball. Ich merkte relativ früh das die angebotenen Produkte für die „neue Angelei“ nicht das Non Plus Ultra waren und so drehte ich im Winter 89/90 die ersten Pillen selbst. Rückblickend mit sehr wenig Fachwissen, vielleicht auch gar keinem. Ich hatte auch dankender Weise all die Jahre gute Kontakte zu zwei Fischzüchter und auch mein geschäftliches Dasein in der Lebensmittel-Branche war kein Nachteil. Viele Stunden wurde mit Technikern der Herstellerfirmen über das Verhalten und die Wirkung einzelner Rohstoffe diskutiert. Ich denke die sahen manchmal rot, wenn meine Nummer wieder auf Ihren Display erschien. Bis auf denen die aus Altersgründen ausgeschieden sind, habe ich bis heute mit Allen noch Kontakt. Ja, und das brachte mich unheimlich weiter. Es wurde dann auch mit den Jahren die ersten Boilies und Rohstoffe zur Analyse ins Labor geschickt, usw. Glücklicherweise war der Karpfen auch ein Fisch, der eine lange Zeit in der kommerziellen Vermarktung eine nicht unerhebliche Rolle spielte und das machte ich mir auch zu Nutze. Es gibt weltweit sehr viele Untersuchungen und Studien über Lebensraum, natürliche Nahrung, Biologie der Fische usw. Das ist natürlich alles mit viel Arbeit verbunden, wenn man da anfängt zu graben. Macht wiederum aber auch großen Spaß.

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In deinem Logo verwendest du den Claim „Natural Carpfood“. Was bedeutet das für dich und wie ist das genau zu verstehen?

So wie es da steht. Den besten Rohstoff liefert die Natur! Natürliches Karpfenfutter eben!

 Natürliche Rohstoffe sind meiner Meinung nach die Essenz eines erfolgreichen Produktes. Wir verarbeiten keine künstlichen oder chemischen Stoffe in Arten von Flavour usw. Das ist auch wissenschaftliche bewiesen, dass diese Produkte die Fische nicht oder nur gering wahrnehmen. Die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe spielt für uns eine große Rolle. Es gibt Datenblätter für jeden einzelnen Rohstoff, dessen Rückverfolgbarkeit sowie seine Regionalität und eben die Nachhaltigkeit. All das kommt bei uns zum tragen. Getreidemehle mahlen wir selbst und wissen somit genau, dass auch das drin ist, was auf dem Behälter steht.

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Wir verarbeiten Rohstoffe die wir exklusiv von Herstellern aus den verschiedensten Ländern beziehen. Aber keine Wunder- oder irgendwelche Geheimzutaten. Wir nutzen hier unser Netzwerk von Produzenten aus unserem Kerngeschäft. Hier spielt für viele Wettbewerber die Abnahmemenge eine Rolle, warum sie an solche Zutaten nicht rankommen.

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Ich möchte euch hier ein Beispiel nennen und auch mit einem Irrglauben aufräumen: GLM!!! Ein Rohstoff, der fast jedem bekannt ist. Die Green Lip Mussel Farmen liegen zum größten Teil in Neuseeland. Reines GLM, in ungefilterter Form mit all seinen Fetten und Wirkstoffen, kostet pro Kilogramm je nach Marktlage 38-45 EUR netto, direkt beim Hersteller. Der hohe Preis resultiert daraus dass GLM in der Human und Veterinärmedizin als Inhaltsstoff eine große Rolle spielt. Am Markt wird allerdings auch das Restprodukt aus der Medizinherstellung angeboten – zu ca. 6-10 EUR/kg. Man kann das als Verbraucher sensorisch nicht unterscheiden. Sogar ich tue mich da sehr schwer. Aber gerade für uns Angler sind genau diese entnommenen, sprich rausgefilterten Stoffe, wichtig. Es sind nämlich genau die Wirkstoffe, die die Karpfen lieben. Das Rest-/Abfallprodukt hat kaum Relevanz in der Köderherstellung. Es gibt am Ködermarkt Anbieter, die verkaufen Boilies mit einem GLM_Anteil-X, zu einem Preis von deutlich unter 10 Euro. Jetzt kann man rechnen wie hoch der Anteil an GLM bei einem Boilie für z.B. für 6 EUR/kg ist. Ich möchte nur Anhand dieses Beispiels zeigen, dass man gelegentlich mal hinterfragen sollte und nicht alles schlucken, wie es geschrieben wird.

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Ich denke die Auswahl ist neben der frische der Rohstoffe die größte Komponente. Bei uns gibt es keine große Lagerhaltung. Jede Bestellung ab 10 kg wird für den Kunden frisch produziert. Für das Tagesgeschäft im Shop wird mehrmals wöchentlich abgedreht. Die Bestellung der Händler die wir beliefern dürfen, bekommen natürlich auch immer frisch produzierte Produkte.

Ich denke dieser Service wird von unserem Kundenstamm sehr geschätzt.

Fortsetzung folgt!

Teil 2 des Interviews bringen wir schon morgen!

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