Jeder von uns kennt dieses Gefühl sich in alten Verhaltensmustern wiederzufinden. Und mir geht es auch häufig so. Wie oft habe ich mir gedacht, ich muss meine Angelei ändern und andere Dinge ausprobieren, hab aber trotzdem mit zuverlässigen Rigs und Futter weitergearbeitet. Mittlerweile ist es so, dass ich mich teilweise dazu zwinge mit mindestens einer Rute zu experimentieren. Im Nachhinein hat es sich häufig als richtig herausgestellt flexibel zu sein. Es zahlt sich aus zu beobachten, wie andere Angler fischen und dann hat man nahezu unendliche Möglichkeiten, sich zu differenzieren. Aber dazu später mehr, ich schrieb diese Zeilen ein paar Tage nachdem ich mit einem guten alten Freund für vier Tage fischen war.

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Geteilte Freude – Dieser Schuppi setzte den Startschuss!

 

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Es geht sich nicht nur ums Fische fangen…

Mit Björn plante ich mittlerweile seit über einem Jahr eine gemeinsame Session. Früher, zu Abi Zeiten, haben wir das fast jedes Wochenende geschafft. Wir haben verschiedene Gewässer befischt, hatten eine Menge Spaß, waren im In- und Ausland unterwegs und genossen die Freiheit alles tun zu können, was wir wollten. Und dabei angelt Björn noch nicht mal. Aber zwischen den ganzen Partys, die wir gefeiert haben, musste es auch Erholungsphasen geben und irgendwann begleitete er mich auf einen Trip und fand Gefallen am Zelten, Grillen und Fische fangen.

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Erholung vor atemberaubender Kulisse.

Aber diese Zeiten sind lange her und mittlerweile liegt unser Studium hinter uns und wir sind beide zu 100% im Berufsleben angekommen. Björn ist als Chirurg in einem Krankenhaus tätig und ich als Leiter der Filialentwicklung eines großen Möbelunternehmens. Demnach ist die freie Zeit, die zur Verfügung steht, knapp bemessen und seitdem Björn Familienvater ist, hat er zwei Fulltime Jobs, was die Planung auch nicht gerade erleichtert.

Nach nunmehr 8 Jahren ohne gemeinsame Session planten wir 4 Tage an einem Baggersee in Deutschland, da ein Auslandstrip nicht möglich war. Wie bereits erwähnt, sollte diese Session schon 2015 stattfinden, doch diverse Verpflichtungen verschoben den Termin so oft, bis wir plötzlich Winter hatten. Letztendlich hat es dieses Jahr geklappt und ich wollte in dieser Session um jeden Preis erfolgreich sein, da dies einfach eine perfekte Session werden sollte. Deswegen achtete ich penibel auf jedes noch so kleine Detail.

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Ein Gefühl von Freiheit – Nach 8 Jahren wieder gemeinsam unterwegs.

Als wir am See ankamen, war nach einer Erkundungstour klar, dass die Fische noch nicht laichen. Wir entdeckten einige Anzeichen, die auf Fische deuteten und entschieden uns für einen Seeteil mit steil abfallender Uferkante. Das Wetter war durchwachsen und teilweise ziemlich windig – perfekt. Nachdem Björn das Zelt aufgebaut und ich ein Boot organisiert hatte, wurden die Ruten platziert. Das Futter bestand aus kleinen Partikeln und Groundbait. Aufgrund des hohen Brassenbestands war von vornherein klar, dass es ein riskantes Spiel war viele kleine Partikel zu füttern. Doch genau das war es auch, was die große Mehrheit der anderen Angler am See denken. Sie füttern fast nur Boilies und fischen auch damit, sehr beliebt sind Schneemänner und Boilies zwischen 18 und 24 Millimeter. Und genau deshalb hatte ich all diese Köder zuhause gelassen. Auch ich hatte in der Vergangenheit gut mit dieser Köderpalette gefangen, doch ich hatte etwas mehr Zeit als sonst zur Verfügung und wollte meine Taktik permanent anpassen und am Anfang Neues probieren. Die Montagen bestanden aus Chod-Rigs, Stiff- und Flick-Rigs mit Mini-Schneemännern und Single Hookbaits. Ich tarierte die Köder so aus, dass bereits der Flossenschlag eines Fisches den Köder umher wirbeln konnte. Dieses Feintuning sollte mir zusätzliche Fische bringen.

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Hoffnung, nachdem die Fallen lagen.

Nachdem der Tisch unterhalb der Wasseroberfläche gedeckt war, sollte das Gleiche auch oberhalb passieren. Björn, der sich schon damals einen Namen als Grillmeister gemacht hat, wollte zeigen, dass er nichts verlernt hat und feuerte den Grill an. Wir ließen es uns gut gehen und wir stellten fest, dass Steaks am Wasser immer noch am besten schmecken. Kurz nachdem ich mein Mahl beendet hatte, lief meine Uferrute ab und ich spürte das wütende Kopfschütteln eines Fisches in der Rute. Perfekter hätte der erste Fisch sein Timing nicht wählen können. Wenig später kescherten wir ihn und machten schnell ein paar Bilder. Unglaublich, bereits nach 2 Stunden hatten wir Erfolg.

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Daumen hoch!!! – Felix mit hübschem Schuppi.

An manchen Seen ist es so, dass 5cm über Erfolg oder Misserfolg entscheiden können. Teilweise bin ich so akribisch beim Ablegen, dass ich selbst ohne Wind mehrmals über den Platz treiben muss, um den Spot zu treffen, an dem ich den Köder haben möchte. Bei mir ist es oft die Detailarbeit, die mich dann Zeit kostet. Vielen Leuten scheint das übertrieben, aber ich bin ein Freund davon, meine Angelei immer deutlich von der Mehrheit der Angler am See zu differenzieren. Ich probiere häufig etwas Anderes aus, wenn ich fische. Neue Plätze, Köder oder Montagen. Dennoch fische ich am Anfang oder an neuen Gewässern immer eine Rute „safe“, aber beispielsweise an einem neuen Platz. Altbewährte Montagen und Köder haben sich Ihren Platz über die Jahre verdient und geben Sicherheit. In dieser Session haben wir kontinuierlich ausprobiert was am besten funktioniert und nach zwei Nächten war alles perfekt aufeinander abgestimmt. Wir bekamen auch ein Gefühl dafür, welche Fische gerade auf den Plätzen waren und konnten so die Ruten entweder rausnehmen oder die Köder entsprechend wählen. Bemerkten wir Brassen auf dem Platz, haben wir die Menge an kleinem Futter erhöht und die Hakenköder entsprechend groß gewählt. Der Plan dahinter war für richtig viel Bewegung auf dem Platz zu sorgen, damit sich das klare Wasser eintrübte. Somit sollten die Karpfen auf die Plätze aufmerksam gemacht werden. Oft bekamen wir erst nach zwei Stunden einen Lauf, da die Brassen bis dahin das Zepter auf dem Platz in der Hand hielten. Fingen wir einen Karpfen wurden die Montagen entsprechend angepasst und wir fingen schneller Fisch auf kleinere Köder. Verbringt man viel Zeit am See, bekommt man ein Gefühl dafür, was Unterwasser passiert. Ich konnte auch Fische auf Single Hook Baits fangen ohne zusätzliches Futter. Hier macht es Sinn, Plätze zu wählen, die Fraßspuren aufweisen. Misstrauische Karpfen kennen Futterplätze und meiden diese. Einen der größten Fische konnte ich so auf die Matte legen. Man muss nur bereit sein zu blanken, wenn der Plan nicht funktioniert, das eröffnet völlig neue Möglichkeiten.

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Anpassung für mehr Fische…

Um es kurz zu machen; wir fingen wirklich gut und kamen noch nicht mal dazu die komplette Nacht durchzufischen, weil wir irgendwann einfach nicht mehr konnten. Da die Boote nachts immer wieder zum Steg gebracht werden müssen, der in 500m Entfernung liegt, ruderten wir in den Tagen jeder bestimmt 10 Kilometer. Aber es hat sich definitiv gelohnt, da wir so direkt auf Sicht ablegen konnten. Die Stellen am Ufer waren ziemlich riskant, da große Steine im Wasser waren und wir genau schauen mussten wie wir dort fischen. Durch das akribische Ablegen der Montagen konnten wir erreichen, dass sich kein einziger Fisch festsetzte oder verloren ging. Der Plan funktionierte.

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Es läuft…

Ich hatte gerade einen guten Fisch gefangen und wollte meine Rute neu beködern, als ich ungewollt Bekanntschaft mit meinem Blei machte. Die Rute lehnte am Zelt, als eine Windböe kam und sie abrutschte. Im Nachhinein wurde mir schnell klar, warum wirklich gute Zelte eine Befestigung für Ruten bieten. Glaubt mir, ich achte jetzt auch auf solche Details und beim Hersteller meines Vertrauens ist das seit Jahren Standard. Natürlich hatte ich zu dieser Session ein Zelt eines anderen Herstellers dabei…Ihr kennt ja Murphey´s Law.

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Felix weiß, Ruten im Wasser sind besser als Ruten am Zelt…

Wie dem auch sei, ich unterhielt mich also gerade mit Björn, der im Zelt saß, als die Rute Zentimeter vor meinem Gesicht vorbei schoß – gefolgt vom Blei, das mich neben dem Auge traf. Bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich nur ein „Oh, Damn!“ von Björn und das Blut lief zeitgleich mein Gesicht herunter. Tja was sollte ich machen, ich hatte eine astreine Platzwunde am Auge, aber auch einen Unfallchirug dabei. Ich hätte es also deutlich schlechter treffen können! Wäre ich alleine gewesen, hätte ein Pflaster bis zum Ende der Session reichen müssen, allerdings war die Stelle am Auge dafür äußerst ungeeignet. Björn sagte mir, dass solche Wunden normalerweise geklebt werden, da man sie schlecht nähen kann und die Narbe nicht besonders gut aussieht, wenn man nur ein Pflaster benutzt. Also stand die Entscheidung fest, die Wunde wird geklebt! Nachdem ich die Frage nach Wundkleber negativ beantwortete und darauf verwies, dass Björn doch der Artz sei, mussten wir erstmal lauthals lachen. Anschließend ging ich in Gedanken nochmal den Inhalt meiner Taschen durch und erinnerte mich an eine kleine Tube und sagte: „ Ich hab Sekundenkleber!“ Björn googelte kurzerhand und verglich die Bestandteile seines Wundklebers mit meinem Sekundenkleber. Das Ergebnis schien Ihm zu gefallen und er grinste mich an und bat mich in seinen Freiluft-OP. Die Wunde wurde fachmännisch versorgt und es konnte weitergehen. Solche Dinge können passieren, aber deshalb brechen wir das Fischen nicht ab. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen meiner Freunde, der mit einem Muskelfaserriss noch den größten Fisch im See fing oder mein Absturz aus einem 7m hohen Baum, wo ich mir die komplette Seite prellte, um danach mit schmerzverzehrtem Gesicht Fische drillte. Der Whatsapp-Kommentar von Björns Frau, die ebenfalls Ärztin ist, war nur „ Immer diese Naturvölker…“. Und sie hat Recht, ein großer Teil der Karpfenangler ist irgendwie ein Naturvolk. Wir schlafen unter freiem Himmel, machen Lagerfeuer, tarnen unsere Behausung im Unterholz mit Zweigen und tauchen durch Seen auf der Suche nach dem perfekten Spot. Und das ist es doch auch, was unser Hobby so einzigartig macht.

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Fachmännisch geklebt- mit dem guten-alten Sekundenkleber.

Als wir abends bei einem Bier den Tag Revue passieren ließen, mussten wir feststellen, dass sich gar nicht so viel verändert hatte. Wir waren noch dieselben Chaoten wie früher und konnten die Zeit am Wasser noch genauso genießen. In den folgenden Tagen fingen wir mit unserer flexiblen Taktik zudem noch wirklich viele und auch gute Fische. Wir unterhielten uns viel über die vergangene Zeit und lachten über gemeinsam Erlebtes. Es war eine wirklich lustige Zeit und wir waren froh nach so langen Jahren wieder gemeinsam am Wasser zu sein. In den vielen Gesprächen stellten wir fest, dass wir in so manchen Sessions häufig nur fangen konnten, weil wir schon immer viel beobachtet haben und uns auf verschiedenen Situationen eingestellt haben. Kleinigkeiten haben oft über Erfolg oder Misserfolg entschieden.

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Felix experimentierte mit ordentlichem Erfolg!

Dass sich der Erfolg früher oder später von alleine einstellt, hat mir diese Session gezeigt und der Erfolg gibt gleichzeitig Vertrauen. Aber auch wenn sich diese Story so anhört, als ob ich vom Erfolg verwöhnt wäre, die Nächte, die ich mit geänderter Taktik geblankt habe, überwiegen. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen, dass gehört zum Lernprozess dazu. Aber wie gesagt es ist ein Prozess und Ihn zu durchleben lohnt sich!

In diesem Sinne,

Felix

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