16:20 Uhr – Zelt steht, Buzzer Bars stecken, die Ruten sind montiert… und mein Winterfutter mache ich immer schon am Vortag fertig. Also alles ready! Die Ruten können raus.
Es ist jedes Mal ein Wettlauf mit der Zeit zu dieser Jahreszeit. Während ich die 1. Rute noch in der Dämmerung lege, packe ich mir für die nächste Falle bereits die Kopflampe ein. Fokussiert steure ich das Boot über den Spot, wo ich in der Woche zuvor attraktive VNX+ Köder verteilt habe. Auf die liquidgetränkten Schaufeln, voller 14 mm und 18 mm Ködern inklusive einiger weißer Scoberry Eyecatcher, müssen sie abgefahren sein. Zuversichtlich schalte ich den Rücklauf meiner Bremse ein und kurbele die, mit PVA bestückte, Falle auf Position. 6,5 Meter und TOCK! Gefällt mir! Mit einem leichten Grinsen steuere ich in Richtung Camp zurück.
Selbstsicher und zufrieden schalte ich den letzten Delkim ein. Es ist bereits stockdunkel, dabei aber sternenklar. Mhm…ein paar Tage nach Neumond. Dabei erst 17:15 Uhr. Das wird nachher richtig, richtig kalt, soviel ist klar. Mit dem Futter meinte ich es in den Vortagen aber noch relativ gut, vielleicht zu gut?! „Naja, dafür hab ich jetzt nur ne attraktive, auffällige Falle liegen“, beruhigte ich mich innerlich. Als ich kurze Zeit später das letzte Zeug aus dem Auto hole, glitzern die Scheiben bereits wie nach einer ganzen Frostnacht. Das ist Winterangeln!
Bei den langen Dunkelphasen ist es wichtig für Gemütlichkeit zu sorgen. Dann macht das Ganze auch Bock und man kommt ordentlich zur Ruhe. Ein paar Extrasocken, Fleecedecken, Wärmflasche, Kerzen, ausreichend Gaskartuschen und ordentliches Abendessen inklusive Süßkram. Ein warmer Schlafsack ist natürlich essentiell – das ist logisch! Wir zelebrieren eine warme Pizza, chillen und harren der Dinge, die da wohl kommen. Mittlerweile sind es -5 Grad! Unter so kalten Bedingungen habe ich zwar schon öfter geangelt, übermäßigen Erfolg gab’s bei dem Eiswetter aber nie.
02:30 Uhr – Piep! Es gibt einen einzelnen Ton auf einer meiner Ruten. Die Funkbox auf dem Bivvytable bringt grünen Schein in das stockdunkle Zelt. Beim Ausatmen erkenne ich die Silhouette des nebelwerfenden Atems. Nach einigen Sekunden ist es wieder zappenduster. Plötzlich Fullrun!!! „Der rennt voll ab“, schreie ich und stolpere in Windeseile aus dem fetten Daunenschlafsack. Draußen knirscht jeder Schritt auf der Frostdecke, der Kescher ist stocksteif gefroren. Ein Laden des Fisches so nicht mehr möglich. Wir tauen ihn im Uferwasser auf und keschern einige Zeit später einen goldigen Winterspiegler. Sie haben das Futter der letzten Tage wohl vollangenommen. „Jetzt ist alles möglich“, male ich mir aus.
05:10 Uhr – Die nächste Rute mit VNX+-Snowman rennt ab. Der Fisch dynamischer als sein Vorreiter, die Rute komplett vereist. Gott sei Dank hat die Bremse noch Schnur freigegeben, denn auch die Spule glich einer Eisskulptur. Auch den Fisch keschern wir mit einem breiten Grinsen.
Kurzerhand entschließe ich mich dazu noch eine weitere Nacht einzulegen. Das Potenzial der angenommenen Plätze schätze ich hoch ein und bin zuversichtlich, dass noch der ein oder andere hübsche Winterkarpfen abrennt. Denn ganzen Tag taut es nicht ab und meine brettharte Abhakmatte wiegt im Schockfrost locker 10 Kilo. Nach einigen Heißgetränken am sonnigen Mittag, dämmert es auch schon wieder.
06:15-10:40 Uhr – In der kalten Nacht bleibt es ruhig. Doch pünktlich weckt mich ein Run bei Sonnenaufgang. Die Kulisse wie in einem Zauberwald. Alles glitzert! Der nächste Karpfen setzt dem Moment die Krone auf. In der Helligkeit am Morgen rennen auch alle anderen Ruten ab. Es geht Schlag auf Schlag.
Ohne wirklich Zeit zum Auftauen zu haben, drille ich den letzten der Fische. Er zieht tief und ausdauernd seine Bahnen, dabei verpasst er der puffernden Aircurve einige harte Schläge. „Das ist ein richtig Guter“, rede ich mir ein. Mein rechter Zeigefinger, am kalten Rollenfuß schmerzt. Ich kann ihn nicht mehr gerade strecken, was in dem Moment erstmal egal ist. Nach den letzten Fluchten und einer gefühlte Ewigkeit keschere ich einen fettgefressenen Eisbrecher. „Yes“, nach schonender Aufwärmphase realisiere ich, was da gerade passierte. 5 Fische bei -5 Grad. Winterangeln ist und bleibt unberechenbar und immer eine Herausforderung. Jeder Winterfisch mit seiner Geschichte einzigartig und unvergesslich.
Wenn auch ihr noch draußen seid und euren Winterkarpfen jagt, drücke ich die Daumen für goldigen Erfolg. Außerdem wünsche ich euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Max Ingenhaag
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