Ein Artikel von Stefan Kischel

Zu Beginn des Jahres ist man total motiviert und der Kopf ist voll mit Ideen, die man in der neuen Saison anders machen möchte. Im Frühjahr suche ich mir Gewässer aus, in denen die Bestandsdichte sehr gut ist. Zu dieser Jahreszeit ist es ohnehin sehr schwierig, die Fische zu fangen. Das beste Beispiel zeigte uns dieses Frühjahr, in dem wir kaum konstantes Wetter mit extremen Luftdruckschwankungen, warmen Tagen und kalten Nächten hatten.

Das Frühjahr des vergangenen Jahres hat für mich sehr deutlich gemacht, dass man auf die Situationen am Wasser reagieren muss, sodass sich in meiner Angelei viel geändert hat. Durchdachte Pläne über den Haufen werfen und neue Wege gehen, an die man vor ein paar Jahren niemals gedacht hätte, sollten meine Angelei bestimmen.

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Ein Beispiel: Mythos Ostwind

Ich fütterte über einen längeren Zeitraum einen Spot. Eine Woche vor der geplanten Session schaute ich auf meine Wetter-APP, die Ostwind gemeldet hat. Für die gesamte Woche. Mein Spot lag aber am Ufer, auf dem der Südwind drückte. Ich fütterte diesen Platz weiter, baute mir aber parallel einen Platz am „Ostwind-Ufer“ auf. Ich fing 4 Fische in 2 Tagen. Die Fische bissen an beiden Tagen, aber immer nur in der Zeit zwischen 12-14 Uhr, wenn die Sonne genau auf dem Futterplatz stand und die Tagestemperatur am höchsten war. Zu dieser Zeit, in der die Bedingungen schlecht sind, überlege ich mir genau, wo ich fischen möchte. Einen Langzeit-Futterplatz zu verlassen und einen neuen Spot zu füttern, will gut überlegt sein aber klar war, ich muss die Fische dort fangen, wo sie sich aufhalten. Sie ziehen nicht umher und suchen Nahrung, zumindest nicht hier am Gewässer, das zeigte mir die Vergangenheit. Was das Futter anbelangt, setze ich zu dieser Jahreszeit auf helle und stark riechende Boilies – Carp Killers Scoberry ist da meine erste Wahl, ein wenig Stick-Mix sowie Paste und Tigernüsse.  

Mein Fazit: Auch bei Ostwind kann man Fische fangen, wenn man weiß, wo sie sich aufhalten. Die Fische zum Beißen zu animieren, war am Ende der Weg, der zum Erfolg führte.

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Eine andere Situation und ein völlig anderes Bild

Ich sprach mit meinem Freund Timo, der an einem größeren See bei uns in der Umgebung auf Barsch vom Belly Boat angelte. Eigentlich wollte ich zu dieser Zeit im Osten fischen, doch wurde dieser Plan durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht. Timo erzählte mir, dass er viele wirklich viele Karpfen unter den Schwimmstegen beobachten konnte. Einige von meinen Freunden, die auch an diesem See fischen dürfen, konnten dieses Jahr noch keine Fische fangen. Sie sahen sie häufig mittig im See springen, doch keiner wollte beißen. Ich grübelte und überlegte, wie ich die Fische fangen könnte.

Mir war klar, ich müsste in den Bereichen füttern und angeln, wo sich die Fische aufhalten – das waren nun mal die Schwimmstege. Bloß was ist, wenn die Fische dort nicht fressen? Ich könnte es mit einem Zig-Rig versuchen, aber auch mit dieser Montage würde ich nicht annähernd in die Bereiche kommen, in denen sich die Fische aufhalten. Von den Schwimmstegen bis zum Grund waren es 12 Meter. Ich fütterte meinen Stick-Mix angereichert mit Mikro Pellets und Hanf sowie Negersaat und Scoberry Boilies. In der Hoffnung, dass durch den intensiven Geruch die Fische tauchen würden und dann doch der eine oder andere fressen würde. Diese Plätze rund um die Stege bereitete ich sorgfältig vor. Beim Füttern sah ich immer wieder Fische an den Stegen. Im Normalfall füttere ich immer nachts, damit mich niemand sieht. In diesem Fall brauchte ich aber die Sonne, um die Fische zu sehen – und ich sah sie. Immer und immer wieder an den Schwimmstegen, wo sie ihre Bahnen zogen, 1-1,5 Meter unter der Wasseroberfläche. Mir kam ein Gedanke: Ich wollte den Köder direkt an den Schwimmstegen in einer Tiefe von einem Meter unter der Wasseroberfläche präsentieren.

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Was brauche ich dafür? Zunächst meine Schwimmbojen aus der Waller Box mit Klipper. Diese sollte stark genug sein, um die Schnur auf der Distanz von 200 Metern auf Spannung zu halten. Eine dicke Wallerschnur zum Anbinden der Boje. Füttern wollte ich auch, somit müsste ich die Methodmix Bleie einpacken, die ich am Fluorocarbon Vorfach einfach rechts und links neben die Schwimmboje hängen würde.

Es war Montagmorgen. Ich fuhr früh los ans Wasser und belud die Boote. 2 Nächte blieben, um einen Fisch ans Band zu bekommen. Es war wieder mal Ostwind und der Luftdruck war auch jenseits von Gut und Böse. Ich wollte den ersten Tag „herkömmlich“ fischen und verteilte die Ruten rund um die Schwimmstege – es tat sich nichts. Am Nachmittag wollte ich schon mal das Rig für die Bojen-Montage binden. Fluorocarbon Vorfach am D-Rig mit einem Korda „Krank“ Haken in der Größe 6 sollte es richten. Gesamtlänge 120 cm, 24 mm Sinker darauf und jetzt den Carpkillers Black Fish und Garlic Boilie – fertig. Die Nacht blieb ohne weitere Aktion.

Früh am Morgen machte ich mich daran, die Boje zu setzen. Ich wollte die Mittagssonne nutzen, die Montage sollte im Wasser sein, wenn die Sonne am höchsten steht. Um 10 Uhr war alles schon gerichtet. Nach dem Abspannen ruderte ich nochmal raus und schaute, ob alles perfekt im Wasser liegt. Es dauerte 3 Stunden, da bekam ich einen einzelnen Pieper. Die Rute beugte sich langsam vor und schoß dann 5 Sekunden später zurück. Die Schnur hing durch, ich nahm direkt die Rute auf. Der Fisch hing und schwamm an freier Leine. 10 Minuten später konnte ich einen schönen Schuppi mit 14 Kilo landen. Der Haken saß perfekt an der Unterlippe. Ich freute mich riesig über diesen Fisch. Ich brachte die Montage erneut zügig raus. Es war früher Nachmittag, ich hatte die Hoffnung, den einen oder anderen Fisch so noch zu fangen. Leider blieb es zunächst dabei.

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Man ist, was man isst

Zeit, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Im Frühjahr wachsen unheimlich viele Kräuter. Aus Bärlauch, Bachkresse und wildem Schnittlauch stellte ich ein Kräuteröl her. Von einem Freund hatte ich ein Stück Hirschkalbsrücken bekommen. Es sollte nun Wildkräuter-Risotto mit Hirschkalbsteaks und Quark-Dip geben. Einfach lecker.

Gestärkt machte ich mich daran, die Montagen neu zu fahren. Die abgespannte Bojen-Montage blieb unverändert, checken brauchte ich diese nicht. Die Nacht blieb ergebnislos. Erst am nächsten Morgen um 8 Uhr meldete sich die „Bojen-Rute“ erneut. Nach heftiger Gegenwehr konnte ich einen kugelrunden Schuppi mit 19 Kilo sicher landen. Ein perfekter Abschluss-Fisch.

Mein Fazit: Ohne die Bojen-Montage wäre diese Session fischlos geblieben. Vor ein paar Jahren hätte ich so niemals gefischt. 

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Besuch aus dem Ruhrpott

Ich fütterte die Plätze weiter. Ich war mir sicher: irgendwann müssen sie ja mal fressen und aktiv Nahrung aufnehmen. Ich telefonierte mit meinen Kumpel Frank, der aus dem Ruhrpott kommt. Wir fischten damals an einem Gewässer in Österreich zusammen und lernten uns dort kennen. Endlich hatten wir durch seinen Urlaub und meine Kurzarbeit die Möglichkeit, 3 Nächte zusammen zu fischen. Ich überließ Frank 2 meiner 3 gefütterten Plätze und hatte selbst noch einen gefütterten Platz an der ersten Kante bei mir am Ufer übrig. Meine erste Rute stand wieder mit der Boje gespannt steil am Ufer. Die zweite an der ersten Kante in etwa 6 Meter Tiefe. Aber wohin nur mit der dritten Rute? Früher, als noch keine Schwimmstege im Wasser waren, hatte ich die Möglichkeit, auf dem Plateau zu fischen. Am Ufer trieb eine alte Styropor-Boje mit einem Durchmesser von ca. 40 cm sowie einem Seil dadurch. Wenn ich in diese einen Keil schneide, würde die Schnur prima durchlaufen, ohne Schaden zu nehmen. Gesagt, getan. Ich brachte die Boje auf dem Schwimmsteg an und fuhr die Rute aufs Plateau. Ich musste allerdings das Boot über den Schwimmsteg ziehen, die Schnur in die Boje legen und zum Rod Pod rudern. Es war wieder mit ein wenig Aufwand verbunden. Des Weiteren musste ich zur Kontrolle noch einmal zur Boje rudern, um zu schauen, ob die Schnur richtig in der Einkerbung liegt.

Es wurde windiger, der Ostwind stand voll auf unserer Uferseite. Ich fuhr erneut zur Boje, die auf dem Steg lag und zog die Schnur richtig ins Styropor. Ich wollte vermeiden, dass sie aus der Einkerbung rutschte und auf dem Schwimmsteg landet, wo sie sich vielleicht irgendwo verkeilt. Selbst wenn der Fisch abzieht, würde sie sich maximal ein wenig ins Styropor einschneiden aber es würde sicher nichts passieren. Der andauernde heftige Wind führte dazu, dass sich nun doch ein Fisch auf die Socken machte. Es war bereits der nächste Mittag und ich konnte einen schönen Schuppi von 13 Kilo auf dem Plateau fangen. Glaubt mir, das war eine harte Nummer. Ins Boot zum Schwimmsteg, austeigen, Boot über den Schwimmsteg ziehen, wieder ins Boot und dann in Richtung Fisch und das bei ordentlichem Wind.

Der nächste Lauf um 18 Uhr. Wieder war es die Rute auf dem Plateau. Ich ruderte bis zum Steg, doch dieses Mal konnte ich ihn auch von hier aus drillen. 10 Minuten dauerte es, bis ich ihn zwischen den ganzen Seilen dann doch im Netz hatte. Die Waage zeigte 21 Kilo. Ein traumhaft schöner Fisch. Leider lief nur die eine Rute und Frank konnte keinen Fisch fangen. Auch die abgespannte Rute am Schwimmsteg brachte keine Aktion. Die Nacht und der Vormittag waren ergebnislos.

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Frank musste sich auf den Weg nach Hause machen und ich fischte allein weiter. Am Abend konnte ich noch einen weiteren Fisch auf dem Plateau fangen. Dieser verfehlte mit 19,5 Kilo nur knapp die 20 Kilo und bescherte mir einen schönen Abschluss. Die letzte Nacht blieb ohne Fisch und am Morgen packte ich ein. Zur Montage auf dem Plateau: Ist leichtes Kraut, wie in diesem Fall vorhanden, bevorzuge ich recht breit ausgesparte Haken. Der Korda „Krank“ Haken war auch hier meine erste Wahl. Diesen erneut als D-Rig gebunden, aber hier mit einem weichen Geflecht in der Stärke von 35 lbs. Als Hakenköder verwendete ich einen weißen 20 mm Scoberry Pop-Up.

Fazit: In diesem Fall brachte der Wind die Fische in Wallung. Der Ostwind war über mehrere Tage konstant und drückte auf unser Ufer. Anlaufpunkt waren nicht die gefütterten Plätze, sondern das nur schwierig zu erreichende Plateau. Ist das Wetter konstant, kann man auch unter vermeintlich schlechten Bedingungen seine Fische fangen. In diesem Fall muss ich aber auch sagen, war doch ein bisschen Glück dabei.

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