In diesem Gastbeitrag beschäftigt sich Sven Schneider mit einer Frage, an der sich die Geister der Karpfenangler scheiden: Instant oder Futterplatz? Diese Frage, so Sven, stellt er sich schon ganzes Karpfenanglerleben – und wägt das Für und Wider der einen- sowie der anderen Strategie ab. Inwieweit er zu einem eindeutigen Ergebnis kommt – oder eben nicht – erfährst du in den kommenden Zeilen. Wir übergeben das Wort an Sven.
Futterplatzangeln: Viele Vor-, manche Nachteile
Die Vorteile eines gut gepflegten Futterplatzes liegen auf der Hand. Die Fische finden regelmäßig Nahrung. Das schafft Vertrauen in den Platz – und natürlich in unser eingebrachtes Futter. Zudem zeigt die Erfahrung, dass sich die großen Fische des Gewässers früher oder später auf den regelmäßigen Futtereintrag einstellen und diesen als „natürliche“ Nahrung akzeptieren. In weiterer Folge bedeutet das: Die Fische werden in ihrem Fressverhalten unvorsichtiger, wodurch die Chance steigt, diese zu haken. Wichtig beim Futterplatzangeln ist vor allem die Art und Menge des eingebrachten Futters, wobei es gilt, die jeweiligen Bedingungen und Jahreszeiten zu berücksichtigen.
Doch wo Vorteile sind, müssen wir natürlich auch Nachteile in Kauf nehmen. Der größte Nachteil eines Futterplatzes ist meiner Meinung nach die Gefahr, dass unser angelegter Platz von anderen Anglern besetzt ist. Man bedenke: Die Gewässer, die ich befische, sind frei zugänglich und nicht jeder respektiert die Arbeit des anderen. Das ist zwar ärgerlich, lässt sich aber leider nicht ändern. Ich selbst habe das über die Jahre oft genug erlebt.
Worauf es ankommt: Geld, Zeit und Disziplin
Ein weiterer Nachteil besteht in den Punkten Geld, Zeit und Disziplin. Der regelmäßige Futtereintrag belastet natürlich den Geldbeutel. Ich zum Beispiel füttere meine Plätze meist jeden zweiten Tag. Dabei variiert die eingebrachte Menge je nach Witterung und Jahreszeit. Rechnet man das mal über einen längeren Zeitraum, kommt dabei eine ganz schöne Summe zusammen. Wenn man nun noch die aktuellen Kraftstoffpreise für den Weg zum Futterplatz berücksichtigt, belastet das ganze Vorhaben den Geldbeutel – umso mehr, je länger eine solche Kampagne dauert.
Die (Frei-)Zeit ist meist auch begrenzt. Mit ihr steht und fällt, ob es möglich ist, seinen Platz so zu pflegen, wie man es gerne hätte. Seien es die Kinder, die beispielsweise zum Fussballtraining gefahren werden wollen oder natürlich die bessere Hälfte, welche sich natürlich auch nach regelmäßiger Aufmerksamkeit sehnt – Ihr kennt das womöglich. Jedenfalls: Über den Faktor Zeit sollte man sich bei der Planung eines solchen Unterfangens im Vorhinein im Klaren sein.
Nun zur Disziplin. Folgendes Szenario: Ein langer Arbeitstag liegt hinter uns, draußen regnet es in Strömen. Jetzt noch raus, den Futterplatz versorgen. Eine halbe Stunde mit dem Auto zum Gewässer, anschließend ein Fußmarsch zum Platz, nur, um dann völlig durchnässt wieder eine halbe Stunde nach Hause zu fahren. Was ich damit dagen will: Das kann schon Mal ganz schön zu Lasten der Energie-Reserven gehen. Auch diesen Faktor gilt es, zu bedenken…
Instantangeln: Vorteil Flexibilität
Beim Instantangeln liegt der größte Vorteil in der Flexibilität. Man kann einfach drauf los angeln und es ist verschmerzbar, wenn der anvisierte Angelplatz besetzt ist. Und überhaupt: All die Verbindlichkeiten, die mit einem Futterplatz einhergehen, entfallen nunmehr! Stelle besetzt? Kein Problem – dann bezieht man eben eine andere Stelle und ärgert sich nicht so darüber, als wären seit Wochen Zeit, Geld und Futter investiert worden. Zudem bleibt man bei sich-ändernden Witterungsverhältnissen flexibel. Auch hier ein Szenario: Ein sonniger Apriltag, die Fische sonnen sich im flachen Wasser…Was ist da naheliegender, als seine Fallen in diesem Bereich auszulegen?
Zugegeben: Bei der Auswahl des Platzes benötigt man ein gewisses Näschen, oder wie man es neuerdings nennt: Watercraft. Diese Fähigkeiten kann man allerdings erlernen. Und sie sind es unbedingt wert, erlernt zu werden, denn gute Location bringt erfahrungsgemäß auf jeden Fall auch Fisch an’s Band.
Instantangeln: Die Nachteile
Meines Erachtens nach ist der Kopf der größte Nachteil. Wie oft stehe ich vor einer Session zu Hause in meinem Angelkeller und frage mich, wo ich überhaupt Angeln will. Am Wasser angekommen geht die Suche dann weiter. Manchmal schaue ich mir vier oder fünf verschiedene Plätze an, bis ich mich auf einen Spot festlege. Geduld und Vertrauen in das eigene Handeln sind dabei essenziell. Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn an dem befischten Gewässer andere Angler einen Futterplatz angelegt haben. Ist das Gewässer nicht besonders groß und die Fische haben sich auf den Futterplatz eingeschossen, sinken unsere Chancen natürlich.
Fazit
Ich persönlich bevorzuge die Instantangelei, da ich gerne flexibel am Wasser unterwegs bin. Ganz so kategorisch ist diese Bewertung allerdings auch wieder nicht: Umgekehrt bin ich nämlich auch nicht abgeneigt, von Zeit zu Zeit eine Kampagne zu fahren und einen Futterplatz anzulegen. Ich würde mir auch nicht anmaßen, eine allgemeine Empfehlung für oder gegen die eine- oder andere Variante auszuloben, zumal ich weiß: Die Entscheidungen der Angler sind so verschieden, wie es deren Lebenssituationen vorgeben. Jeder Angler hat andere Voraussetzungen, seien es Familie, Beruf oder auch die Entfernung zum jeweiligen Gewässer.
Also kurzum: Die Frage nach Instant- oder Futterplatzangeln muss letzten Endes jeder Angler für sich selbst entscheiden. Fest steht aber: Zum Erfolg führen beide Varianten.
Ich wünschen allen Lesern viel Erfolg für 2024!