Zweifellos: Trotz der Berechtigung alternativer Hakenköder, die von Partikeln über Pellets bis hin zu künstlichen Nachstellungen derselben reichen, ist der Boilie nach wie vor die Kugel, um die sich Karpfenanglers Welt dreht. Ursprünglich in England entwickelt, um den Köder-Attacken ungebetener Gäste am Futterplatz entgegenzuwirken, ebnete sich die gekochte Teigkugel ihren Weg zum Siegeszug über ganz Europa. Und im Fahrwasser dieses Erfolges siedelte sich eine ganze Industrie an, die sich der kontinuierlichen Erweiterung und Verbesserung der Mixe, Zutaten und Attraktoren verschreibt. Unzählige Baitfirmen in Deutschland und Europa sind das lebhafte Abbild dieser Erfolgsgeschichte.
Boilies zwischen Konstante und Veränderung – eine dynamische Ködergeschichte
Dabei haben heutige Boilies mit den Boilies der ersten Generation nicht mehr viel gemeinsam, wenngleich – ob nun gedämpft, gekocht, konserviert, tiefgefroren oder gesalzen – die Grundidee des Köders von diesen Weiterentwicklungen unbenommen bleibt: Es geht darum, einen ebenso attraktiven wie selektiven Köder zum gezielten Angeln auf Karpfen zu erschaffen. Was allerdings auf dem Papier erstmal so einfach klingt, beschreibt mitunter eine Gratwanderung: Ein guter Boilie muss hart genug sein, um den Attacken von Weißfischen zu trotzen und gleichzeitig lange genug am Haar bzw. der Köderpräsentation verweilen und dabei seine Konsistenz bewahren – wobei er trotz der dafür erforderlichen Härte noch möglichst viele Fresssignale aussenden soll.
Auf dem Prüfstand der Praxis: Boilies sind Vetrauenssache
Da trennt sich die Spreu vom Weizen, was mitunter auch als Erklärung dafür heranziehen ist, warum in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Baitfirmen gekommen- aber auch gegangen sind. Was aber unterscheidet diejenigen, die gekommen sind, um zu bleiben, von denjenigen, denen diese Gratwanderung nicht gelungen ist – und die über kurz oder lang von der Bildfläche verschwunden sind?
Du magst dir nun denken, dass es die Gesetze von Angebote und Nachfrage sind. Was auch stimmt. Nur sind diese Gesetze eben auch die Reaktion auf die je unterschiedliche Herangehensweise an die Köderphilosophie, eine Herangehensweise, die den schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg absteckt. Die Währung, in der dieser Erfolg gemessen wird: Die Beliebtheit der Köder bei den Karpfen – und das Vetrauen in die Köder bei den Anglern. Beides bedingt sich wechselseitig.
JH Baits Deutschland im Interview – Dennis Ehrlich gewährt Einblicke
Mit diesen einleitenden Worten sind bereits einige wesentliche Punkte vorweggenommen, die die Köderphilopshie von JH Baits beschreiben. Dabei gleicht diese Philosophie einer übergeordeten Parole, die JH Baits in der Kopfzeile ihrer Internetseite voranstellt: No compromise on quality. Das ist schon eine Ansage. Aber das Bild zeichnet sich eben komplexer, als dass der Erfolg der noch jungen Firma JH Baits alleine durch diese Formel zu erklären wäre. Und damit stehen und fallen ein paar Fragen, die – im wahrsten Sinne – unter die Oberfläche gehen. Worin also liegt das Erfolgskonzept der Firma, die sich bereits um einen festen Kundenstamm auf ihrer Seite verdient gemacht hat?
Um diese Fragen zu beantworten stand uns Dennis Ehrlich von JH Baits Rede und Antwort. In den folgenden Zeilen zum ersten Teil unseres ausführlichen Inteviews nimmt er dich mit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Baitfirma – und seiner Person, die untrennbar damit verbunden ist. Wir wünschen dir viel Spaß mit der folgenden Interview-Abschrift vom 12.01.2024 – Teil 1.
Das JH Baits-Interview – Teil 1
Michael: Hallo Dennis. Du bist das Gesicht von JH Baits in Deutschland. Ich erinnere mich, dass wir auf twelve ft. schon einmal über deinen Werdegang berichtet haben – und, wie es dazu kam, dass du bei JH Baits mit einer Funktion betraut wurdest.
Vielleicht stellst du dich unseren Lesern mal in paar Worten vor: Wer bist du genau? Woher kommst du (regional aber auch in Bezug auf deine berufliche Vergangenheit) und vor allem: In welcher Rolle und Funktion unterstützt du JH Baits in Deutschland? Wie kam es dazu? Wie bist du vom normalen Karpfenangler über die Supporter- und Team-Angler Position zum Team & Sales Manager in Deutschland geworden?
Dennis: Hallo Michael. Danke für die Möglichkeit zum Interview. Das sind ja ganz schön viele Frage auf einmal (lacht). Ich versuche daher mal, etwas zu sortieren: Meine Name ist Dennis Ehrlich, ich bin 27 Jahre alt und komme aus dem Saarland, unweit der Grenze zu Frankreich. Womit wir auch schon bei meiner anglerischen Verwurzelung sind: Während meiner Kindheit hatten meine Eltern einen Wohnwagen-Stellplatz an einem großen französischen Stausee und es dauerte nicht lange, bis ich in ebendiesem Setting meine Begeisterung für das Angeln endeckte – eine Begeisterung, die bis heute in mir steckt. Das Karpfenangeln ergab sich ganz organisch aus dieser Gemengelage. Heute kann ich selbst gar nicht mehr so ganz genau sagen, an welchem Tage ich mich mit dem Karpfenvirus angesteckt habe – aber es ist offenbar immernoch so hartnäckig, wie am ersten Tage (lacht).
Dabei entwickelte sich meine anglerische Laufbahn zunächst lange Zeit unabhängig von meiner beruflichen Laufbahn: Ich bin gelernter Erzieher und arbeite selbst heute – wo ich mit vollem Einsatz als Sales-Manager bei JH Baits den deutschen Vetrieb vorantreibe – noch im Hauptberuf als Erzieher. Mittlerweile haben sich die Grenzen etwas verwischt, was auch durchaus einige zeitliche Herausforderungen mit sich bringt: Neben meinem Full-Time Job als Erzieher betrachte ich meine Tätigkeit bei JH Baits quasi als meinen zweiten Full-Time Job. Perspektivisch arbeite ich aber darauf zu, meine berufliche Tätigkeit weiter zugunsten von JH Baits zu verlagern.
Und das mache ich eben deshalb, weil ich für das Köderkonzept der Firma brenne, auf das wir gleich vermutlich noch genauer zu sprechen kommen werden.
Michael: Ganz genau. Bevor wir das aber tun, kommen wir doch erstmal von deiner Person zur Firma selber. Nach unserer Kenntnis ist JH Baits noch eine relativ junge Firma, die sich wirklich sehr ambitioniert gibt – mit tollen Produkten, ansprechendem Design und einem professionellen Internetauftritt. Gibst du uns einen kurzen Einblick in die Geschichte von JH Baits. Seit wann gibt es die Firma, Seit wann in Deutschland? Und wofür steht eigentlich die Abkürzung JH – dahinter steckt ja vermutlich eine Person?
Dennis: Die Firma JH Baits wurde 2014 von Jason Holden in England gegründet – daher übrigens auch der Name, der sich aus den Initialien erklärt. Jason ist der kreative Kopf der Firma und echter Fachmann auf seinem Gebiet, mit dem die Teamangler aus ganz Europa im regelmäßigen Austausch stehen – das betrifft sowohl die Weiterentwicklung der Köder, die in enger Anlehnung an die Rückmeldungen der Teamer zu den Ködern entwickelt- und optimiert werden. Soweit es meine Person und Funktion bei JH Baits betrifft, befinde ich mich in vertrieblichen Angelenheiten im Austausch mit Jason.
Michael: Nachdem du nunmehr tief im Baitgeschäft involviert bist, würde mich Folgendes interessieren, zumal uns auch unsere Leser immer wieder darauf ansprechen: Wenn dun einmal eine Zäsur machen müsstest – Inwieweit entspricht deine jetzige Tätigkeit bei JH Baits der Vorstellung, die du vor deinem Einstieg ins Bait-Geschäft hattest? Oder anders gefragt: Was läuft – rückblickend betrachet – anders? Und wie bewertest du das?
Dennis: Spannende Frage (überlegt kurz). Also: Wenn ich meine Tätigkeit so Revue passieren lasse, dann muss ich sagen, dass es mir da anfänglich nicht anders ging, als den anderen Anglern, die ein sehr einseitiges Bild von der Tätigkeit zeichnen. Da wird das ständige kostenlose Testen und Entwickeln der Köder – einhergehend mit Aussicht auf etwas Prestige als Testangler – in den Mittelpunkt gestellt und als Privileg etwas romantisiert, zumal manch einer davon ausgeht, man sei nur am Wasser und würde für’s Angeln bezahlt. Dem ist allerdings nicht so. Mittlerweile kann ich vielmehr sagen, dass das eine etwas naive Vorstellung war. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass meine jetzige Tätigkeit in Punkto Auslastung und Zeitmanagement der Entspannungsidee des Angelns zuwiderläuft. Im Klartext: Ich sitze viel am Schreibtisch und organisiere sehr viel. Das betrifft insbesondere das Management meiner vertrieblichen Reisen, zumal ich ja ständig mit Angelshops in Kontakt stehen muss, um unsere Köder an den Mann zu bringen – wobei ich gerade erst gestern von einem längeren Vor-Ort-Besuch zurückgekehrt bin. Hinzu kommen die umfassenden Prozesse, die mit der Produktentwicklung zusammenhängen. Das Alles bindet Zeit und Energie.
Und wo du schon die Bewertung ansprichst: Man könnte jetzt den Eindruck gewinnen, als ob das Alles in einem negativen Licht steht. Aber das ist entschiedenermaßen nicht so. Wie bereits erwähnt, mach ich meinen Job ja mit viel Engagement und Freude. Im Übrigen soll hier kein falscher Eindruck enstehen. Meine Tätigkeit entspricht ja auch in manchen Punkten dem Klischee, wobei ich auch gerne einräume, dass es großen Spaß macht, Produkte bei ihrer Entwicklung zu begleiten und zu erleben, wie diese Idee – von der ersten Idee bis zum späteren Endergebnis – wächst und gedeiht. Zu wissen, dass man daran einen Anteil trägt, ist ein tolles Gefühl, das die Selbstwirksamkeit erfüllt.
Michael: Das glaube ich gerne. Die Realisierung eines Boilies von der Idee bis zur Umsetzung ist ein gutes Stichwort, das mich zur nächsten Frage führt. Wie du dir vorstellen kannst, interessiert unsere Leser natürlich die Bait-Philosophie von JH Baits. Was kannst du uns dazu sagen? Was bedeutet das für die Range und deren Aufbau?
Dennis: Ich hatte bereits Jason Holden als Begründer und federführenden Entwickler angesprochen. Die Philosphie von von JH Baits ist unmitelbar mit seiner Expertise als Bait-Produzent verbunden. Jason war bereits vor seiner Gründung von JH Baits als Boiliemacher für andere Firmen aktiv und greift insofern auf einen Erfahrungsschatz zurück, der die perfekte Grundlage für die Entwicklung von Ködern unter seiner Flagge darstellt.
Die Gründung von JH Baits ist also von diesen langjährigen Erfahrungen gespeist. Für unsere Baits bedeutet diese Philosophie ganz konkret, dass sich die englischen Einflüsse in unseren Ködern wiederspiegeln. Wie du vermutlich weißt, sind Boilies aus England in manchen Punkten anders, als Köder hierzulande. Wir haben die Einflüsse für die Anforderungen europäischer Gewässer – und des Marktes – adaptiert und die Boilies entsprechend angepasst. Im Klartext: JH Baits Boilies arbeiten sehr stark mit Attraktoren und zwar sowohl flüssigen Attraktoren als auch pulverförmigen Extrakten – wie zum Beispiel dem GLM-Extrakt. Grundsätzlich gilt für alle JH Baits-Köder: Wir greifen hier nur auf natürliche Zutaten von kompromissloser Qualität zurück.
Ein weiterer Punkt, in dem sich die englischen Einflüsse niederschlagen, betrifft die Frage der Härte unserer Köder. Englische Köder sind ja bekannt dafür, etwas weicher zu sein. Aus gutem Grund, denn schließlich ist es diese Konstistenz, die für einen umso unmittelbareren Austausch der Inhaltsstoffe mit dem umgebenden Wasser sorgt. Nun wissen wir allerdings auch um die pragmatischen Anforderungen an‘s Angeln: Die Boilies müssen sich trotz der Fokussierung auf die Attraktion vernünftig „sticken“ ( mit dem Wurfrohr füttern) lassen und daher mit einer gewissen Grundhärte aufwarten, zumal der Köder ja auch eine Zeit am Haar halten musss.
In Summe: Die Boilies reizen die Attraktoren bis zu einem Maximum aus und sind unabhängig davon mit einem hohen Nährwert ausgestattet, weshalb sie gleichermaßen als Instant- aber auch als Langzeit-Köder geeignet sind. Gleichzeitig ist die Härte des Boilies soweit auf die europäischen Bedürfnisse abgestimmt, dass sie hart genug sind, um gestickt zu werden- und lange am Haar halten zu können – ohne, dass darunter der Austausch der Attraktoren mit dem Wasser leiden würde.
Michael: Innerhalb eurer Range sticht der KLF-Boilie besonders hervor. Nimm uns doch gerne mit in das Köderkonzept. Was kann der KLF, was andere Köder nicht können? Oder anders: Warum sollte ich dem Boilie mein Vertrauen schenken?
Dennis: Ja, auf den KLF sind wir ganz besonders stolz. Er ist sozusagen unser Flaggschiff. Und bevor du fragst: KLF steht für Krill-Liver-Fisch. Dieser Boilie ist, trotz der erwähnten Anpassung des Härtegrades nach wie vor unserer weichster Köder. Ich kann ihn aber trotzdem auf ca. 80 Meter problemsos sticken – Und wenn ich den Boilie etwas härter zu haben wünsche, dann trockne ich ihn eben entsprechend nach.
Aber das nur am Rande. Zum Köder selber: Der KLF ist mit vielen besonders wasserlöslichen Attraktoren versehen. Das steckt mitunter eine Gratwanderung ab, denn diese Attraktoren sorgen eben für eine weichere Konsistenz, als man es bislang am deutschen Markt gewöhnt ist. Unabhängig davon besteht die Grundbsasis des Köders aus einem vorverdauten LT94-Fischmehl. Diese Basis wird außerdem angereichert mit Rinderleberextrakt, GLM-Extrakt (dem Original). Weiterhin sind dem Boilie – gerade im Hinblick auf seine Eignung als Köder zur kalten Jahreszeit – das extrem wasserlösliche Black-Pepper-Extrakt sowie Orangenöl hinzugefügt worden. Die beiden letztgenannten Zutaten verleihen dem Boilie durch ihre unverwechselbare Kombinbation aus fruchtigen- und scharfen Aromen einen hohen Wiedererkennungswert.
Das lässt mich nochmals auf die JH Baits-Philosophie zurückkommen. Wir gehen davon aus, dass Fruchtsäuren – gerade die Zitrussäuren, wie sie etwa im Orangennöl vorkommen – von den Karpfen besonders gut wahrgenommen werden können. Übrigens nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, wie die herausragenden Fangmeldungen unserer Testangler auf den KLF bereits in der Testphase bestätigten. Ich mache übrigens keinen Hehl daraus, das der KLF auch mein persönlicher Lieblingsköder aus der Range von JH Baits darstellt, wenngleich natürlich auch die anderen beiden Sorten der Range ihre Berechtigung haben.
Michael: Lieber Dennis. Mit Blick auf die Uhr kommen wir darauf gerne beim nächsten Mal zu sprechen. Für den Moment halten wir fest, dass der KLF das Flaggschiff der Serie darstellt, wennngleich dieser Köder aber nur einen Teil des Erfolgsrezeptes von JH Baits ausmacht. Darauf kommen wir dann aber gerne beim nächsten Mal – im zweiten Teil – zu sprechen.
Dennis: Alles klar, Michael. Vielen Dank bis hierhin. Ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung unseres Inerviews. Achja, bevor ich es vergesse: Weise doch bitte noch darauf hin, dass JH Baits auch auf der Carp den Bosch vor Ort vertreten sein wird!
Michael: Wird gemacht!
Hinweis: JH Baits auf Carp den Bosch
Du möchtest mal mit den Produkten von JH Baits auf Tuchfühlung gehen? JH Baits ist am kommenden Wochenende (19-21.01.2024.) an allen drei Messetagen am Stand 112 vertreten.
Alle Infos zur Carp den Bosch findest du in diesem Beitrag. Hier geht es zur offiziellen Seite des Veranstalters.
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