Schön, dass du hier bist, um zu erfahren, wie du im Dezember erfolgreich auf Karpfen angeln kannst. In dieser Nachricht liegt vermutlich schon der erste Überraschungsmoment, denn schließlich hielt sich jahrzehntelang der hartnäckige Glaube, dass es schier unmöglich sei, einen Karpfen im Winter zu fangen. Das wurde dann gern mit dem Hinweis verbunden, dass Karpfen wechselwarme Tiere sind und als solche Winterruhe halten.
Winter damals und heute: Geänderte Vorzeichen zum Karpfenangeln
Wenngleich das zwar nicht ganz falsch ist, so ist es umgekehrt auch nicht ganz richtig. Schließlich stammt dieser angestaubte und fragwürdige Ratschlag noch aus einer anderen Zeit. Und die färbte auch auf die Beurteilung der Erfolgschancen ab: Einerseits waren damals die Methoden und der Kenntnisstand zum Fressverhalten der Fische noch lange nicht so ausgereift und vorangeschritten wie heutzutage und andererseits waren die Vorzeichen des Wetters und der Temperatur gänzlich andere, als zum aktuellen Zeitpunkt.
Klimawandel hin oder her, Tatsache ist: Während früher harte Winter und Minusgrade eher die Regel als die Ausnahme waren, ist es heute umgekehrt. Milde Winter ermöglichen es uns Karpfenanglern, unsere Saison bis hinein in den Dezember auszudehnen. Immer mehr Karpfenangler gehen sogar dazu über, ihre Winterpause auszusetzen und bis hinein in die nächste Hauptsaison zu angeln – ein nahtloser Übergang.
Damit dir dieser Übergang ebenso nahtlos gelingen kann, teilen wir in den folgenden Zeilen die grundlegenden Tipps und Erfahrungswerte zum Angeln in der Vorweihnachtszeit mit. Hier sei vorangestellt: Die Tipps beanspruchen keine allgemeine Gültigkeit, schon gar nicht für verschiedenen Gewässer und Gewässertypen mit ihren je-eigenen Besonderheiten. Aber sie geben doch immerhin eine grundlegende Tendenz und eine grobe Orientierung. Los geht‘s!
Grundlagen des Angelns im Dezember 2024: Wetter und Wechselwirkungen
Ganz grundsätzlich: In den letzen Monaten des Jahres unterscheidet sich das Karpfenangeln erheblich vom Rest des Jahres. Aber auch hier verläuft die Entwicklung der Vorzeichen nicht ganz linear: Während sich im Übergang vom Oktober auf den November ein deutlicher Unterschied in Punkto Wetter und Wassertemperatur und schließlich auch im Fressverhalten der Fische zeitigt, ist der Übergang vom November auf den Dezember in allen Aspekten (Temperatur, Wetter, Fressverhalten) nicht mehr so schlagartig.
Das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet umgekehrt: Falls du schon im November auf Karpfen geangelt hast und bestenfalls unsere November-Tipps (hier klicken) hierzu gelesen hast, dann hast du damit bereits den Grundstein für einen erfolgreichen Fortgang deiner Saison gelegt.
Ein Beispiel:
Gehen wir für unsere Dezember-Tipps erneut von einem prototypischen Baggersee in der Größenordnung zwischen 30 und 60 Ha und einem Tiefenprofil zwischen 3 und 15 Metern aus. Im November haben wir dir nahegelegt, deine Platzwahl so zu treffen, dass du im mittleren Tiefenabschnitt in den Bereichen zwischen 5 und 10 Metern angeln solltest. Diese Empfehlung ging damit einher, dass sich die Fische bei den fallenden Temperaturen bereits in den Übergangsbereichen zu ihren Winterquartieren aufhalten.
Hieran gilt es nun anzuknüpfen, wobei die Devise für den Winter lautet: „Noch ein bisschen tiefer gehen und in die Winterquartiere der Karpfen hineinangeln“. Oftmals befinden sich die Winterquartiere ganz in der Nähe der Übergangsbereiche, in denen sich die Fische bereits seit November aufhalten. Das wiederum erleichtert dir die Spotwahl. Die gute Nachricht für deinen Dezember-Ansitz: Wer dieses Gebiet hier einmal gefunden hat, der kann sich fast sicher sein, dort mehrere Bisse zu provozieren.
Entscheidend im Dezember 2024: Die Frage der richtigen Tiefe. Biologische Hintergründe
Machen wir es konkret: Im Dezember ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du die Fische im unteren Drittel der Tiefenskala auf Tiefen zwischen 10 und 15 Metern beangeln kannst. Aber Vorsicht: Ob du deine Rute auf 10, 11, 12, 13, 14 oder gar 15 Metern Tiefe platzierst, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Und das hängt mit der sogenannten Kälteanomalie des Wassers zusammen. Zur Erklärung: Im Herbst und Frühwinter findet in den meisten stehenden Gewässern ein Wärmemassenaustausch statt.
Wasser hat je nach Temperatur eine unterschiedliche Dichte und legt sich so über das Jahr in unterschiedlichen Schichten übereinander – auf diese Weise ergibt sich dann auch die Sprungschicht, die den deutlichsten Dichte-Übergang markiert. Durch verschiedene biologische Prozesse – wir gehen hier ausnahmsweise nicht weiter in die Tiefe – wird diese Schicht-Überlagerung im Dezember wettgemacht: Mit dieser sogenannten Herbstzirkulation geht in der Regel auch eine Auflösung der Sprungschicht einher, die vorher noch die Temperaturen in den verschiedenen Tiefenbereichen deutlich voneinander trennte.
Tiefe und Temperatur: Besonderheit Kälteanomalie
Und nun zur Besonderheit der Kälteanomalie: Nachdem die Wassersäule im Zuge dieser Zirkulation mit einer Temperaturangleichung der Wasserschichten versehen wurde, greift nunmehr ein zweiter Effekt: Wasser hat die Eigenschaft, bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius die höchste Dichte aufzuweisen. Das bedeutet, dass das von der kalten Luft herabgekühlte Wasser beim Erreichen der 4 Grad-Marke auf den Grund sinkt. Wenn es nun nachtsüber oder gar tagsüber zu Minusgraden kommt, dann hat das den Effekt, dass das durch die Luft erkaltete Wasser – mit Temperaturen von weniger als 4 Grad – sich über dieser Barriere der untersten Wasserschicht mit konstanten 4 Grad ansiedelt. Das ist schließlich der Grund, aus dem die Seen an der Oberfläche bei Erreichen der 0 Grad-Marke gefrieren.
Sorgfalt bei der Platzwahl: Temperatur + richtige Tiefe = Erfolg
Allein: Die Herausforderung für den Angler besteht nunmehr darin, seine „Hausaufgaben“ zur Wassertemperatur in den Bereichen zwischen 10 und 15 Metern genau zu machen. Denn ohne eine genaue Temperaturmessung kannst du nicht wissen, ob sich der Effekt der Kälte-Anomalie überhaupt schon eingestellt hat.
In Abhängigkeit zu deiner Temperatur-Messung ergeben sich 2 Möglichkeiten:
1.) Wenn das der Fall ist, dann ist das Wasser im Dezember in Grundnähe wärmer (nämlich 4 Grad), als in den Wasserschichten darüber.
In diesem Fall kannst du getrost auf Tiefen von 14 oder gar 15 Metern angeln. Hier kannst du dir sicher sein, dass sich die Fische dort ihre Winterquartier haben. Von hier aus suchen sie in einem sehr eingeschränkten Aktionsradius nach Nahrung. Da diese Gebiete meist nicht sehr groß sind, kann es dir so gelingen, die Fische verdichtet innerhalb des tiefsten See-Bereiches zu beangeln. Mit Blick auf das Futter gilt: Ein paar wenige Boilies, gepaart mit etwas Teig oder Grundfutter genügen, um die Aufmerksamkeit der lethargischen Karpfen zu schüren.
2.) Viel wahrscheinlicher ist im Zuge der milden Winter allerdings folgender Fall: Die Kälte-Anomalie des Wassers ist hier erstmal noch ausgesetzt. Nun verlaufen die Wasser-Temperaturen kongruent zur Gewässertiefe. Während das Wasser an der Oberfläche noch 8 Grad hat, hat es unten am Grund frostige 4 Grad. Es ist daher elementar, die Wahl deiner Angeltiefe entsprechend anzupassen, wobei gilt: Jetzt kannst du dich wieder auf die wärmeren Bereiche im mittleren Tiefen-Bereich beziehen – also durchaus wieder auf Tiefen von 5-10 Metern zurückkommen. Hier ist das Wasser jedenfalls noch deutlich wärmer, als im tiefsten See-Teil. Bedenke: Wenige Zehntel-Grad können hier einen entscheidenden Unterschied ausmachen.
Das Wetter im Blick: Einige Tipps für den Dezember
Nach diesem Prinzip gilt es für dich, die Temperaturentwicklung sensibel im Auge zu behalten und mit deiner Tiefenwahl sensibel (und flexibel) darauf zu reagieren. Auf eine Formel gebracht: Fische bei langen Kälteperioden in den tiefsten Bereichen des Sees. Hier kannst du einigermaßen sicher sein, dass die Fische im Winterquartier „abliegen“.
Faktor Spotwahl
Falls das Wetter noch zu mild ist oder es unverhofft zu längeren Schönwetter-Phasen kommt, angele in das mittlere Tiefendrittel des Sees hinein. Wähle allerdings auch hierfür einen Spot, der sich in unmittelbarer Nähe der tiefsten Bereiche des See befindet, denn die Fische halten sich mit Blick auf einen energiesparenden Wechsel in die verschiedenen Tiefenbereiche in dieser neuralgischen Wechselzone auf.
Faktor Futter
Für die Wahl des Futters gilt nach wie vor: Wenige Boilies, gepaart mit etwas Grundfutter und/oder Teig sind das Mittel der Wahl. Bedenke, dass dein Ansatz darauf beruht, ohnehin in der Holding-Area der Fische zu angeln, zumal der herabgesetzte Stoffwechsel und Grundumsatz der Fische eh nach weniger Futter verlangt. Dazu braucht es also keine großen Futtermengen, sondern vielmehr gutes Futter mit einer hohen Wasserlöslichkeit bei kalten Temperaturen.
Faktor Tiefenermittlung und Wetter
Für die Ermittlung der exakten Tiefe verwendest du bestenfalls das GTM40-Plus (auch: Fishhawk-TD), das die Temperatur in verschiedenen Wassertiefen genau erfasst. Wer ein solches Gerät nicht zur Verfügung hat, der ist mit einer Wetter-App, wie z.B. der Angelwetter-App von Benjamin Gründer gut beraten. Wenn du dich darüber genauer informieren willst, dann empfehlen wir dir z.B. diesen Beitrag (hier klicken).
Effektiv angeln im Dezemeber 2024: Motivation bringt Erfolg.
Mach dir selbst ein anglerisches Weihnachstgeschenk! Nichts ist erfüllender, als es geschafft zu haben, im Dezember ein paar dicke Karpfen zu fangen! Wenn du diese Tipps beherzigst und für die Temperaturentwicklung sensibilisiert bist, dann wirst du schon bald erst Erfolge feiern und noch dazu die Zeitfenster eingrenzen können, in denen die Fische Nahrung aufnehmen.
Auf diese Weise kannst du dein Angeln noch effizienter gestalten. Womöglich genügen bereits ein paar Stunden – meistens tagsüber – um im Dezember erfolgreich auf Karpfen zu angeln. Warme Bekleidung, gutes Essen und warmer Tee tun ihr Übriges, um dir behagliche Stunden im Zelt zu bescheren und die Motivation aufrecht zu erhalten! Wir wünschen dir viel Erfolg dabei!