In den letzten Jahren hat es sich im Zuge immer milderer Winter und wiederkehrender Schönwetter-Perioden bis hinein in den Winter durchgesetzt, auf Karpfen zu angeln. Wer seine Karpfenangel-Saison bis hinein in das letzte Jahre-Quartal ausdehnt, der muss ein paar Dinge beachten.
Eines vorneweg: Wer im Früh-Winter erfolgreich sein will, der muss in der Lage sein, sich auf die veränderten Vorzeichen von Mutter Natur einzustellen. Mitunter unterscheidet sich die Angelei ganz erheblich – und zwar nicht nur von derjenigen des Sommers sondern sogar von derjenigen des Frühherbstes und Herbstes. Will meinen: Was noch im Oktober funktioniert hat, das gerät spätestens ab Mitte November in’s Wanken.
Geänderte Vorzeichen – geänderte Strategie: Auf diese Faktoren kommt es an
Ein entscheidender Faktor, aus dem sich ein veränderter taktischer Ansatz ergeben sollte ist – an sämtlichen Gewässertypen – der Faktor Temperatur. Dabei steht die fallende Temperatur im November über und unter Wasser in stetiger Wechselwirkung mit der geringeren Sonneneinstrahlung – selbst im Vergleich zum Vormonat. Auch kommen in stehenden Gewässern die Besonderheiten der Sprungschicht sowie der Kälteanomalie des Wassers hinzu, mit der deine Gewässer-und Spotwahl stehen und fallen sollte.
Aber der Reihe nach: Zunächst einmal möchten wir voranstellen, dass unsere folgenden Tipps einige grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten darstellen. Diese beanspruchen keinerlei allgemeine Gültigkeit für alle Gewässer- und Gewässertypen gleichermaßen. Und das führt uns auch schon zum ersten wesentlichen Punkt: Der Frage, wo und in welcher Tiefe sich die Fische im kälter-werdenden Wasser aufhalten, während sie als wechselwarme Tiere zugleich ihren Stoffwechsel herunterfahren und die Zeitspannen aktiver Nahrungssuche deutlich kürzer werden, als noch vor einem Monat.
Gehen wir die Zusammenhänge einmal exemplarisch an einem typischen Baggersee mittlerer Größenordnung mit Tiefen zwischen 3 und 15 Metern durch. Die Oberflächentemperatur an unserem Beispiel-See ist unter die Marke von 10 Grad gefallen – Tendenz weiterhin fallend. Unter diesen Vorzeichen kannst du davon ausgehen, dass die biologische Uhr der Karpfen schon lange vorgegeben hat, dass der Winter vor der Tür steht.
Der Faktor Tiefe: Entscheidende Erkenntnisse
Und das ist ganz entscheidend für deine Spotwahl, für die die richtige Tiefe oberste Priorität haben sollte. Es gilt: Mitte November macht es – mit wenigen Ausnahmen, auf die wir gleich noch kurz eingehen, keinen Sinn, seine Köder in dem flachsten Drittel gemessen an der maximalen Tiefe zu platzieren. Hingegen sollten das mittlere sowie das untere Gewässerdrittel die Bereiche deiner Wahl darstellen, wobei gilt: Je weiter es Richtung Winter geht, desto tiefer sollte geangelt werden.
Ein Beispiel zum Vorgehen im November
Angewendet auf unseren Beispiel-See bedeutet das: Bei 15 Metern Tiefe unterscheiden wir die Tiefenbereiche 0-5 Meter (oberes Drittel), 5-10 Meter (mittleres Drittel) und 10-15 Meter (unteres Drittel). Such dir für dein Angeln im November Tiefenbereiche zwischen 5 und 10 Metern aus. Der Grund: In dieser Tiefe bewegt sich die Wassertemperatur innerhalb einer gewissen Konstanz: Denn gerade mit Blick auf den verlangsamten Stoffwechsel ist für den Fisch nichts schlimmer, als zu-wechselhafte Bedingungen und etwaige Schwankungen der Wassertemperatur. In Abgrenzung zum untersten See-Drittel, in dem das Wasser 8, 6 oder gar nur 4 Grad aufweist (kälter wird es aufgrund der Kälte-Anomalie des Wasser nicht), ist das Wasser in diesen mittleren Tiefen um einige Zehntel-Grad oder gar ganze Grad-Abstufungen wärmer, während die Sauerstoffsättigung dort zugleich sehr hoch ist. Das wiederum hängt mit der Herbstzirkulation der Wasserschichten und dem physikalischen Wärmeaustausch zusammen, wobei die mittlere Wasserschicht als „Vermittler“ die höchste Temperatur-Konstanz aufweist.
Nun ist es aber nicht einfach damit getan, das Gewässer auszuloten und seine Köder x-beliebig im infrage-kommenden Tiefenbereich zu platzieren. Vielmehr ist dies nur der erste Teil der Gleichung auf dem Weg zum Erfolg. Unser Tipp: Suche dir jene Bereiche aus, die an die tiefsten Bereiche des Gewässers angrenzen. Der Grund: Die Fische halten sich im November bereits in der Nähe ihrer Winterquartiere auf. Wenn das Wasser erst einmal richtig kalt geworden- und der See womöglich zugefroren ist, liegen sie dort in den tiefsten Bereichen bei einer Temperatur von 4 Grad ab, während die Wassersäule über ihnen sukzessive kälter wird – bis hin zum Gefrierpunkt. Auf diese Weise hast du die Option, deine Ruten später in das unterste Tiefendrittel zu verlagern. Aber noch ist es nicht soweit. Merke: Angele im November in den mittleren Tiefenbereichen und orientiere dich dabei an den Übergängen zum noch-tieferen Wasser. In diesem Übergangsbereich vom Herbst zum Winter stehen deine Fangchancen auf stattliche Früh-Winterkarpfen am besten.
Weniger ist mehr ≠ kürzer und effektiver
Vermutlich hast du schon Mal den zur Floskel verkommenen Tipp gehört, dass weniger mehr ist. Das bezieht sich in aller Regel auf die Frage des Futters, aber es meint im Falle des Angelns im November eben mehr als das: Auch die Zeitfenster, in denen die Fische fressen sind deutlich kürzer, als noch im Oktober. Das solltest du dir zu deinem Vorteil zu nutze machen: Wenn sich einmal Bisse einstellen, dann wirst du feststellen, dass diese immer zu ähnlichen Zeiten erfolgen – was an vielen Gewässern im November tagsüber der Fall ist, während es den Rest des Tages und der Nacht zu fast keinerlei Bissaktivität kommt – Ausnahmen bestätigen die Regel. Jedenfalls gilt: Wenn du dein Angeln auf die relevanten zwei bis drei Stunden konzentrierst, dann kann es dir gelingen, dein Angeln mit wenig zeitlichem Aufwand sehr effizient zu gestalten – und eine entsprechende Biss-Ausbeute zu erzielen. Anders: Es ist also gar nicht unbedingt erforderlich, über Nacht zu angeln.
Auch beim Futter selber gilt die ursprüngliche Verwendung der Floskel zur Sparsamkeit: Da du davon ausgehst, dass sich die Fische ohnehin im betreffenden Areal aufhalten, ist es nicht erforderlich, auf viel Futter zu setzten, zumal der Stoffwechsel eh verlangsamt ist und die klassischen Zugrouten ohnehin entfallen. Du angelst also bereits auf die Fische, die du im Umkreis deines Hakenköders vermutest – mit wenig Futter.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn sich nach 2 oder 3 Versuchen kein Biss einstellt, dann macht es wenig Sinn, noch länger dort zu angeln. Die Fische sind einfach nicht im vermuteten Areal. Und das wiederum bedeutet für dich: Wechsele deinen Spot bzw. verlagere deine Ruten solange (innerhalb des mittleren Tiefenbereiches), bis sich Bisse einstellen. Herzlichen Glückwunsch – nun hast du die Fische gefunden und kannst deine Angelei auf das betreffende Gebiet konzentrieren (und womöglich deine zweite Montage ganz in der Nähe platzieren). Grundsätzlich raten wir im Herbst zu proteinreichen Fischmehlködern wie Boilies, gerne auch in Kombination mit Teig oder Groundbait, das seine Attraktoren unter Wasser umso schneller freisetzt.
Top-Tipp zum Schluss: Das Wetter im Fokus
Noch eine Bemerkung zu den Ausnahmen, die die Regel bestätigen: Im November kann es immer mal wieder zu länger anhaltenden Schönwetter-Episoden kommen, Das geht mitunter damit einher, dass sich – bei kurzer, aber intensiver Sonneneinstrahlung – die Flachwasserbereiche noch einmal etwas erwärmen.
Ab einer gewissen Dauer dieser minimalen Temperaturänderung zieht es die Fische tagsüber kurzweilig in die Flachwassergebiete, in denen das Wasser einstweilen minimal wärmer ist. Es kann sich also durchaus lohnen – und sei es nur für ein paar Stunden – eine Rute im Bereich von 3 Metern zu platzieren. Sofern sich kein Biss einstellt, kann die Rute spätestens in der Dämmerung wieder im mittleren Tiefenbereich platziert werden.
Und damit ist zugleich ein Auftrag an den Angler abgesteckt, der im November wichtiger ist denn je. Unser letzter Tipp lautet daher: Beobachte den Wetterbericht ganz genau und nutze die Phasen längerer Sonneneinstrahlung zu deinem Vorteil. Hier können wir dir übrigens die Angelwetter-App von Benjamin Gründer empfehlen, zu der du dich hier (hier klicken) genauer informieren kannst. Wir wünschen dir viel Erfolg mit unseren Praxis-Tipps zum Karpfenangeln im November.