Hast du diesen einen Zielfisch, der nur ganz selten gefangen wird? Der ganz selten auf einen Boilie hereinfällt? Vielleicht musst du deine Taktik überdenken. Marcel Protz stellt seine 3 Top-Köder vor, die belegen: Es müssen nicht immer Boilies sein. Dann erzähl mal, Matze!

Die Auswahl an Ködern, die uns als Karpfenanglern heutzutage den gewünschten Erfolg bringen, ist inzwischen in ein schier unermessliches Ausmaß gestiegen. Die große Welt des World Wide Web, unter anderem mit seinen unzähligen sozialen Netzwerken, birgt einen so ziemlich unendlichen Informationsfluss. Dass sich dies bei der Suche und vor allem Entscheidung in Bezug auf einen anderen Köder als unsere so hoch im Kurs stehende Teigmurmel auch durchaus kontraproduktiv auswirken kann, dass weiß ein jeder, der sich schon einmal mehr oder weniger mit einer tiefgründigeren Suche beschäftigt hat.

Ich selbst angele inzwischen seit 25 Jahren gezielt auf unsere geliebten Rüssler und streite keinesfalls ab, dass auch ich so einige weitere Alternativen an meiner Haarmontage hätte präsentieren können. Über die Jahre hinweg, und mit stets zunehmender Erfahrung, würde ich die Folgenden aber definitiv als meine Top 3 einstufen. Eile mit Weile, denn das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss. Und aus diesem Grund rolle ich das Ganze nun einmal von hinten auf.

Pellets – in Löslichkeit und Lockwirkung unübertroffen

 An dritter Stelle stehen bei mir Pellets. Grundsätzlich erst einmal in jeglicher Art und Größe, denn die Löslichkeit aber auch Lockwirkung stehen hierbei keinem anderen Köder in etwas nach. Meiner Meinung nach ist es aufgrund der genannten Aspekte einer der besten Köder überhaupt. Denn 99% der Angler nutzen diesen Köder auf Grund der zeitlich begrenzten Haltbarkeit nicht als Hakenköder. Die Nutzung gestaltet sich im Vergleich zu anderen Alternativködern zugegebener Maßen sehr schwierig und aufwendig. Sie kann aber bei richtiger und akribischer Vorbereitung als auch Umsetzung, durchaus und nicht selten den entscheidenden Vorteil bringen.

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Sie sind ideal für Tagesansitze oder Shorts-Sssions. Für den nächtlichen Einsatz empfehle ich dann eher die Verwendung einer zuvor gesoakten Kunststoffimitation. Diese können auf Wunsch meist auch zusätzlich mit einem Minipellet gepimpt werden.

Für eine langsamere Löslichkeit ist es stets von Vorteil, zumindest die Hakenköder mit einem Öl seiner Wahl zu benetzen und dieses einwirken zu lassen. Hierbei gilt, desto länger, desto besser. Fischöle stehen bei mir hoch im Kurs. Aber wie wäre es vielleicht einmal mit Knoblauch-, Wallnuss- oder Sesamöl? Die einfachste und günstigste Variante ist und bleibt Sonnenblumenöl. Karpfen lieben es, glaubt mir. Ein weiterer Trick ist das Ummanteln mit Boilie Wrap oder Arma Mesh.

Arbeitet man mit einem normalen Haar, sollte man den Stopper etwas großzügiger wählen oder sich bei Bedarf eines zugeschnittenen Plättchens aus einer Kunstoffverpackung bedienen. Fischt ihr eure Montagen wie ich, mit Microwirbeln und Baitfloss, gehört eine Verwendung von Flosscaps (idealerweise in Verbindung mit einem solchen Kunstoffplättchen) definitiv zum Pflichtprogramm.

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Mais – ein Partikelköder der ersten Stunde

Mais – meine Nummer zwei unter den von mir genutzten Alternativen. Oftmals gefüttert, aber zu selten am Haken genutzt. Mais ist ein, oder besser gesagt der Klassiker überhaupt. Er ist ein Partikelköder der ersten Stunde und besticht nicht zuletzt durch seinen optischen Reiz.

Hartmais oder auch Futtermais genannt, ist in diesem Fall die günstigste Variante. Mit etwas Zeit und entsprechender Vorbereitung ein absolut fängiger Köder. Die Zugabe von Zucker im Kochwasser verleiht ihm nicht nur eine gewisse Süße. Er beschleunigt den Gärprozess und die Entstehung von Alkohol. Dieser ist wiederum auch in kaltem Wasser sehr gut löslich und macht den Mais hiermit auch im Frühjahr oder Herbst zu einem hochattraktiven Köder. Sahne oder Milch beschleunigen die Gärung der Milchsäure und ergeben aromatechnisch als auch geschmacklich eine echte Abwechslung zum allzu bekannten Standard.

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Bei einem Verbot von Nüssen, ist man mit der Zugabe von reichlich Erdnussbutter stets ganz weit vorn mit dabei. Hartmais ist übrigens in mehreren Sorten erhältlich. Einige von euch kennen ihn bestimmt, den roten und sogenannten Bordeauxmais. Nicht zu vergessen sind die richtig dicken Körner dieser Gattung, der sogenannte „Megamais“. Dieser kommt bei mir immer dann zum Einsatz, wenn gegen ein sehr hohes Weißfischvorkommen anzukämpfen ist.

Ein weiterer und oft unterschätzter Köder ist Dosenmais. Er spielt seine Fängigkeit vor allem dort aus, wo seit Jahren oder sogar Jahrzehnten mit seinem großen Bruder, dem Hartmais, gefüttert und gefischt wird. Sind die Fische erst einmal auf den Geschmack gekommen, gibt es für sie kein Halten mehr. Sie geraten in einen wahren Fressrausch und schlürfen die angebotenen Körner regelrecht ein.

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Die dritte, letzte und dem Dosenmais relativ ähnliche Variante, ist der etwas bissfestere Süßmais. Er ist leicht vorgekocht, anschließend schockgefrostet und meist in 2,5 Kilo Tüten als TK-Ware im Großmarkt erhältlich.

Als Hakenköder favorisiere ich bei der Angelei mit diesen, eher softeren Typen des Baitsektors, grundsätzlich „Imitation Baits“. In diesem Fall eher bekannt als „Fake Mais“. Als besonders fängig haben sich hierbei gesoakte oder fertig geflavourte Körner erwiesen. Bei der Farbwahl setze ich hingegen bei allen Hakenködern (Mais, Pellets, Nüsse, etc. ) auf eine passende und natürliche Farbgebung, denn von einem augenscheinlich identischen Köder, geht im Grunde genommen keinerlei Gefahr aus.

Gut präparierter Hartmais bietet als Hookbait durchaus eine Alternative, ist erfahrungsgemäß aber weniger lange am Haar haltbar. Wer aus Vertrauensgründen nicht direkt zum sogenannten „Plasticcarper“ mutieren möchte, der startet am besten erst mit einer Kombination aus Fake- und Hartmais.

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Tigernüsse – der Aufwand wird sich auszahlen

Das Beste kommt, wie schon erwähnt, bekanntlich zum Schluss. Die Tigernuss ist, und wird es definitiv auch bleiben, meine unangefochtene „Number One“ im Bereich der alternativen Köder. Im Gegensatz zu früher ist diese Nuss inzwischen in vielen verschiedenen Varianten erhältlich. Man bekommt sie heutzutage von klein über lang, bis hin zur afrikanischen XXL-Version. Es gibt sie von natürlich über „skinned“ (gehäutet, also quasi weiß), bis hin zu den Black Tigers. Müsste ich mich zwischen ihr und einem Boilie entscheiden, dann würde ich die Tigernuss grundsätzlich bevorzugen. Und das aus einigen guten Gründen. Sie hält zum Beispiel besser und länger am Haar als jeder andere Köder. Viel entscheidender finde ich jedoch die hoch attraktiven Aminosäuren, die bei ihrem Gärprozess entstehen.

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Karpfen lieben Tigernüsse, auch ihre Verwendung als Hakenköder wird meines Erachtens nach aber zu sehr vernachlässigt. Auch ich musste mir ein gewisses Vertrauen in diesen absoluten Topköder erst erarbeiten. Eine inzwischen viele Jahre zurückliegende Situation im Süden Frankreichs gab damals den entscheidenden Denkanstoß. Heutzutage bestätigen mir dies Jahr für Jahr einige gute Fänge, unter anderem einer meiner 30 Kilo+ Fische aus Deutschland.

Sind drei Ruten erlaubt, gehört eine mit Nuss zum Pflichtprogramm. Natürlich verwende ich situationsbedingt auch große Nüsse. Im Normalfall tendiere ich aber eher zu normalen bis kleinen Größen. Denn desto kleiner, desto mehr ähneln sie der natürlichen Nahrung unserer Cypriniden-Freunde.

Das Wichtigste für eine gute Nuss ist die Fermentation, und das bedeutet wiederum einen sehr hohen Zeitaufwand bzw. Geduld. In der Regel quellen meine Tigers nach der Zugabe von viel Zucker und heißen Wasser für circa eine Woche. Fünf oder sechs Tage reichen je nach Jahreszeit und Außentemperatur aber völlig aus. Ich koche sie dann lediglich 5-10 Minuten und lasse die Nüsse dann erneut für mindestens 5-7 Tage fermentieren. Das Endergebnis ist bei gutem Ausgangsmaterial ein Traum an Nuss, den man in dieser Form nur sehr selten zu kaufen bekommt. Bezüglich der Gärung, sprich der Entstehung von Aminosäuren und Alkohol-, der Attraktivität und Fängigkeit, gilt hier das Gleiche wie für den zuvor erwähnten Mais.

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Mein Vorgehen im Bereich des Hakenköders ist hier eher simpel. Ein oder zwei Tigers, bei Bedarf ein wenig mit Kork ausbalanciert, brachten in der Vergangenheit genauso viele Bisse ein, wie ihre aufgepoppte Konkurrenz. Meine Lieblingsvariante besteht bei Letzterem jedoch grundsätzlich aus einem gekorkten Original und einer Pop-Up-Fake-Nuss. Bis ans Limit ausbalanciert, gleitet der Köder samt Haken, bei nur minimalster Bewegung, dann schon in das Maul unserer gejagten Spezies.

Eine ebenfalls gute Alternative sind gefärbte und geflavourte Nüsse. Sie vereinen alle Vorteile der Nuss zu einer Kombination mit dem gewissen Extra. Gerade das kann auf einem Teppich von normalen Nüssen oder auch als Single den entscheidenden Vorteil bringen. Für mich persönlich gilt aber meist auch hier „Match the Hatch“. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, das ist jedoch ein anderes Thema und würde jetzt definitiv den Rahmen sprengen.

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Mein Fazit

All diese Köder führen in den häufigsten Fällen unweigerlich zu Beifängen. Sie lassen sich nicht auf einfache Weise mit dem Wurfrohr auf weite Distanzen befördern.

Die Verwendung von Nüssen im Allgemein ist stets mit Vorsicht zu genießen und birgt natürlich auch Risiken. Nicht zuletzt durch deren Verwertung bzw. Verdaulichkeit. Die richtige Zubereitung und die gewählte Futtermenge ist hierbei das absolute A und O. Achtet darum bitte immer auf ein richtiges Verhältnis zu Gewässergröße, Fischbestand und der Wassertemperatur. Gleiches gilt in ähnlicher Weise und bei niedrigeren Wassertemperaturen ebenso für die Verwendung von Hartmais.

Setzen wir unseren Fokus jedoch wieder auf die Vorteile, die meines Erachtens nach stark überwiegen. Letzten Endes haben diese Alternativen seit langer Zeit, aber auch in Zukunft, mein vollstes Vertrauen. Aus diesem Grund habe ich stets ein Backup dieser Top-Drei als Ready-To-Use-Variante in meiner mobilen Waffenkammer. Probiert es doch einfach selbst und lasst euch überraschen!

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