Viele von euch werden nach diesem doch etwas ungewöhnlichen Titel nun sicher verwundert die Stirn runzeln, doch in der Tat kann die Laichzeit für uns Angler äußerst produktiv sein.
Völlig verschwitzt schlage ich beherzt die Kofferraumklappe meines Autos zu. Es ist etwa 15:30 Uhr und die Sonne brennt gnadenlos auf die Erde nieder. Das Thermometer zeigt Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke an und auch für die kommenden Tage ist keine Abkühlung zu erwarten.
Mit einer Flasche Wasser und meiner Polbrille bewaffnet begebe ich mich auf die Suche nach laichenden Karpfen. – Nach laichenden Karpfen?- Ja, genau! Ich suche gezielt die Uferregionen, Schilf- und Krautfelder nach Anzeichen von liebestrunkenen Fischen ab. Meist gestaltet sich das nicht sonderlich schwer, da sich die Fische sehr schnell durch ein unverwechselbares Klatschen, Springen und Rascheln im Schilf verraten. Diesmal dauert es allerdings etwas länger bis ich direkt am Ostufer des Sees einen ca. 100 m langen aufgewühlten Bereich ausmachen kann. Durch den starken Wind der letzten Tage landete tonnenweise loses Kraut an der Uferkante und sammelte sich dort zu riesigen Krautinseln. Den Karpfen schien das als ideales Laichgefilde zu gefallen, denn nach einer kurzen Kletteraktion auf einen nahegelegenen Baum konnte ich in dem ca. 5 m breiten aufgewühlten Streifen unzählige Karpfen beim Liebesspiel beobachten. Im Nachhinein ist die Anzahl natürlich immer schwer zu schätzen, doch mit 200-300 Fischen liege ich definitiv in einer realistischen Region. Um es deutlich zu sagen: das Wasser vor mir brodelte nur so vor Fischaktivität. Dennoch beendete ich meine Runde um den See, um bei ein paar anderen Karpfenanglern auf einen kurzen Plausch vorbeizuschauen. Natürlich war eine der ersten Aussagen: „ Ach die Fische laichen, hier geht seit 3 Tagen nichts mehr“. Völlig unbeirrt setzte ich meine Runde fort, um am Auto schließlich meinen Trolley zu beladen und in Richtung Ostufer aufzubrechen. Auf dem Weg zum avisierten Platz zauberten mir die Worte der anderen Kollegen ein kleines Schmunzeln aufs Gesicht. – Das wollen wir doch erstmal sehen ob hier nichts geht! –
Als ich mich am besagten Platz eingerichtet hatte, war es mittlerweile 17:00 Uhr. Doch ich hatte ehrlich gesagt auch keine Eile, denn ich hatte ja immerhin einen Großteil des Seebestands direkt vor meinen Füßen. Immer wieder schraubten sich Fische aus dem Wasser und zeigten sich beim Laichgeschäft in den angetriebenen Krautinseln. Gegen 17:30 Uhr hatte ich soweit alles vorbereitet, dass ich zunächst 1 Kilo Equinox Boilies direkt am Ufer auf einem ca. 20m breitem Streifen verteilte. Die Köder wurden zuvor mit etwas Chillipowder ummantelt, da meiner Erfahrung nach gerade scharfe Köder auf liebestrunkene Karpfen eine unbeschreibliche Anziehungskraft haben.
Mit einer Rute bewaffnet verließ ich dann zunächst meinen kleinen Futterplatz und versuchte ca. 50m entfernt davon ein paar Fische zu stalken. Ein leichter Pendelwurf von ca. 4-5 Metern reichte vollkommen aus, um die Montage in die heiße Region zu befördern. Kaum hatte ich die Rute im hohen Gras abgelegt, knatterte auch schon die Bremse und ein kleiner Spiegler landete wenig später sicher im Kescher. – Was für ein Traumstart in diese Session, so kann es doch weitergehen! –
Im Anschluss konnte ich an verschiedenen Stellen noch insgesamt 4 weitere Fische stalken bis ich mich gegen 19.00 Uhr wieder zu meinem Futterplatz begab. Angesichts der guten Erfolge zuvor verteilte ich nochmals 1 Kilo Boilies und platzierte meine beiden Ruten direkt vor den Füßen. Nahezu im Minutentakt meldete sich der Bissanzeiger mit einzelnen Piepern – Schnurschwimmer -, doch es dauerte auch hier nicht lange bis sich die ersten Fische für meine scharfen Kugeln interessierten. Ein absolut traumhafter Start in die Session sollte in den kommenden Stunden noch um ein Vielfaches übertroffen werden! In gerade einmal 16 Stunden effektiver Angelzeit bekam ich exakt 30 Läufe und konnte davon 26 Fische landen! Ein grandioses Ergebnis dafür, dass die Fische eigentlich gar nicht fressen oder? Aber warum lief es dann bei mir so gut?
Zunächst solltet man auf keinen Fall glauben, dass die Fische während der Laichzeit das Fressen komplett einstellen. Vielen Anglern kommt dies so vor, da sie während der Laichzeit keine Biss bekommen. Der Grund dafür ist aber weniger die Fresslaune der Karpfen, als viel mehr der völlig falsche Platz auf dem der Köder angeboten wird. Denn bereits einige Tage vor dem eigentlichen Laichgeseschäft sammeln sich die Fische in der Nähe des Laichgebietetes. Es kommt nicht selten vor, dass das restliche Gewässer dann nahezu fischleer erscheint. Wenn man nun also die bekannten und beliebten Spots befischt, dann sind die Fangchancen natürlich bereits deutlich minimiert.
Außerdem ist es ebenso ein Irrglaube, dass alle Fische gleichzeitig mit dem Liebesspiel beginnen und aufhören. Einige Fische ziehen sogar tagelang zwischen den laichenden Kollegen umher ohne sich aktiv zu beteiligen. Eben diese Fische nehmen gern auch mal noch einen Köder auf und sind damit auch tagsüber fangbar. Die Fressphase der Karpfen verlagert sich dabei meiner Erfahrung nach während der Laichzeit zumeist in die Nacht- und führen Morgenstunden.
Der wichtigste Tipp für die Angelei in der Laichzeit ist jedoch nicht alles zu dogmatisiert zu betrachten, sondern einfach ans Wasser zu fahren und dort zu angeln wo sich die Fische aufhalten, der Rest kommt von ganz allein, denn Liebe macht hungrig!!!