Der Lake Bled in Slowenien am Fuße der Julischen Alpen ist aufgrund der atemberaubenden Kulisse und seines Großfischbestands eines der Traumziele für viele Karpfenangler. Mitte Oktober begaben sich Matthias Pollmann, Inhaber der Firma Coastline Baits, und sein Kumpel Nils Janßen auf den langen Weg von Ostfriesland nach Slowenien. In dieser Short-Story berichten die beiden über die Umstände, die sie am See erwarteten, erklären ihre Vorgehensweise und zeigen natürlich einige ihrer Fänge – los geht´s.
Nach einer langen Nachtfahrt mit nur wenigen kurzen Pausen kamen wir nach zwölf Stunden am wunderschönen Lake Bled an. Für den ersten Tag hatten wir keine Angellizenz. Wir nutzten die Zeit, um uns mit der Location vertraut zu machen und um mit anderen Anglern zu sprechen. Wer bereits Trips ins Ausland an öffentliche Gewässer gewagt hat, kennt das folgende Gefühl: Im Vorfeld schaust du dir das Gewässer online auf einer Karte an und sammelst Informationen. Womöglich warst du schon einmal vorher an diesem Gewässer, so wie ich in diesem Fall, und hast eine genaue Vorstellung von der Stelle, an der du sitzen möchtest.
Los geht´s: Spotsuche
Mit unseren Mountainbikes sind wir zunächst an die Stelle gefahren, an der ich vergangenen Sommer mit einem anderen Kumpel sehr gut gefangen hatte. Leider war dieser Platz bereits von anderen Karpfenanglern besetzt und im Gespräch mit ihnen stellte sich heraus, dass sie noch ein paar Tage bleiben wollten. Wir setzten unsere Runde um den See fort und sprachen mit weiteren Anglern.
Die Woche zuvor hatte es fünf Tage am Stück stark geregnet und entsprechend schlecht war die Ausbeute gewesen, so die durchschnittliche Antwort. Mit etwas getrübter Stimmung begaben wir uns zu einem Platz, den wir als Plan B im Hinterkopf hatten. Dieser war tatsächlich frei und es war auch weit und breit kein anderer Karpfenangler zu sehen.
An dieser Stelle, die man sich als breite Uferspitze vorstellen kann, die sich auch im Wasser als Ausläufer weiterzieht, hatten wir direkt ein gutes Gefühl. Mit dem Deeper stellten wir fest, dass der sichtbare flache Ausläufer nach einigen Metern rundherum sehr steil auf 12 m Wassertiefe (ca. 30 m Entfernung) abfällt und der Gewässerboden anschließend flach bis auf 17 m Tiefe in 60 m Entfernung ausläuft. Ideal für unsere Taktik. Denn anders als das häufig praktizierte Stalken am Bled wollten wir uns einen Futterplatz aufbauen und diesen möglichst an jedem unserer sechs Angeltage rund um die Uhr befischen. Am Abend verteilten wir 10 kg The Skunk Boilies von Coastline Baits in 18 mm und 24 mm vom Ende der Steilkante bis ca. 60 m Entfernung mit dem Wurfrohr.
Der Futterplatz läuft
Da überall in unserem Bereich Futter lag, haben wir unsere Ruten am nächsten Tag nicht auf bestimmte Längen geclipt, sondern einfach nach Gefühl auf verschiedene Entfernungen geworfen und jeden Morgen 5 kg Boilies gefüttert. Als Vorfächer fischte Nils D-Rigs mit Schneemännern und ich verwendete simple Rigs aus semisteifem beschichteten Material, wovon eines ebenfalls mit einem Schneemann und das andere mit einem in Liquid gesoakten 24 mm Skunk-Boilie bestückt war.
Bereits am Mittag und am späten Nachmittag fingen wir zwei kleinere Fische und waren sehr erfreut darüber, dass unsere Spots so schnell angenommen wurden. Es kam aber noch besser, denn Nils konnte am Abend einen der urigen Two-Tones und später einen weiteren Karpfen über 20 kg fangen. Für Nils war das Ziel eines Fangs in diesem magischen See schon zu diesem Zeitpunkt weit übertroffen. Am Tag zuvor schwebte etwas Unsicherheit bei der Entscheidung für diese Stelle mit und nun beendeten wir den Tag mit sechs Fischen auf der Habenseite. Man kann sich vorstellen, wie wertvoll diese Bestätigung direkt am ersten Tag für uns war.
Wir ließen am Abend wieder 10 kg Boilies da und um es vorwegzunehmen: Diese Futtermenge behielten wir die Woche über bei, um die Fische in dem Zeitfenster von 23 Uhr bis zum Sonnenaufgang, in dem das Angeln verboten ist, auf dem Platz zu halten und Vertrauen zu schaffen.
Über 25 Kilo am Lake Bled – Wahnsinn!
Die nächsten drei Tage verliefen mau und wir konnten pro Tag zwei Fische überlisten. Ein großer Schuppenkarpfen am letzten dieser Tage brachte uns wiederum mehr Hoffnung. Die verhaltene Beißlaune ist womöglich mit dem Wetterumschwung von mildem, leicht regnerischem Wetter zu einem Hochdruckgebiet mit sonnigen Tagen, aber sehr kalten Nächten zu erklären.
An den letzten beiden Tagen waren die Fische jedoch wieder voll da. Alle bis dahin ausgemachten Beißzeiten von 12 Uhr, 17 Uhr und die Abendstunden brachten Fisch. Am vorletzten Abend passierte sogar das, was wir uns durch das tagelange Aussitzen erhofft hatten und ich durfte einen der alten Milchner von deutlich über 25 kg in meinen Armen halten. Die Freude war riesig und unser Ziel war erreicht. Deshalb und auf Grund der Erschöpfung, denn die langen kalten Tage zerrten extrem an unseren Kräften, gönnten wir uns etwas mehr Schlaf.
Am letzten Tag kamen wir erst um 9 Uhr am Wasser an. Mit diesen Erfolgen im Rücken angelt es sich einfach unbeschwerter und wir genossen den letzten Tag, der im Thermoanzug begann und über kurzzeitiges T-Shirt-Wetter wieder im Thermoanzug endete. Traditionell setze ich am letzten Tag eines Auslandstrips auf einen Doppelboilie am Haar, bestehend aus zwei 18 mm The Skunk Boilies. Ob es an der Änderung des Hakenköders lag oder die großen Karpfen einfach da waren, kurz gesagt, ich konnte am letzten Tag drei Spiegler über 20 kg auf dieses Rig fangen. Nils fing in den letzten beiden Tagen ebenfalls einige gute Fische und bekam in den Abendstunden zeitweise Biss auf Biss.
Rückblickend ging unsere Taktik voll auf und somit beendeten wir erschöpft, aber mehr als zufrieden unsere Session und fuhren am nächsten Morgen zurück in die Heimat.
Mehr über Matthias und seine Angelei kannst du auf seinem Instagram-Kanal erfahren – viel Spaß beim Auschecken.