Markus Röhl

Mein Lieblingsfluss

9 Minuten Lesezeit

Hey,

ich bin Markus, aber du kannst mich gerne Meckes nennen. Das macht es doch gleich viel einfacher, falls wir einmal auf anderem Weg ins Gespräch kommen. Ich möchte dir etwas über meinen Lieblingsfluss, die Spree, erzählen und dir schildern, wie mühsam meine Suche nach den ersten Karpfen war, von denen ich vor Jahren und vor allem schon in meiner Kindheit gehört habe. Das führte nämlich unweigerlich dazu, dass ich mich dem Fluss hingeben musste, mich auf unwegsame Pfade machte und schließlich auch Freunde fürs Leben fand. Also lehne dich zurück, genieße diese Zeilen und tauche ab in eine Geschichte voller Tipps und den besonderen Momente im Leben eines Karpfenanglers.

Lange Zeit habe ich mich nur an Seen ausprobiert und ihr, der Spree, fast keine Beachtung geschenkt – zumindest wenn es darum ging, Karpfen aufzuspüren. Zander, Waller, Hecht und Aal standen schon damals in meinen Sommerferien auf der Fangliste, aber nicht die hiesigen Flussgiganten. Und so kam es eigentlich nur schrittweise, dass ich mich dem brandenburgischen Strom und seinen ganz besonderen Fischen näherte. Diesen Zauber zettelten zum ersten Mal die urigen Moosrücken an, so haben wir die dicken Brummer früher immer genannt. Während der Dämmerung haben sie die Wasseroberfläche durchbrochen. Das sind diese Momente, bei dem einem das Herz in die Hose rutscht. Kennst du das? Der Mund bleibt offen stehen, als wäre etwas Unfassbares geschehen und man kann diesen Augenblick eigentlich nicht in Worte fassen! So ging es mir oftmals. Und hier ist mein Antrieb entstanden, den Karpfen der Spree nachzustellen. Sicher waren diese Fische für mich zu dieser Zeit RIESIG, aber das sind sie eben heute auch noch und dabei ist die Größe eher zweitrangig.

Immer wieder bin ich innerlich Tage zuvor angespannt, dann grummelt es im Bauch und ich weiß für mich: „Ich bin in Kürze wieder fern vom Job und frei in der Natur. Meine Arbeit nehme ich ernst und ich stecke hier auch viel Leidenschaft rein, nur wenn es an diesen Fluss meines Lebens geht, dann überschlagen sich meine Gefühle. Es reihen sich so viele wundervolle Erinnerungen darin ein und geben mir völlige Zufriedenheit, sobald ich nur das Ufer betreten habe.“ Das nennt sich dann LEIDENSCHAFT!

Gestatten. Markus mein Name. Flussangler. Seit Jahren infiziert.

VIELFALT, VEGETATION & PEGELSTÄNDE

Das Schöne an unserer Region ist wohl die Vielfalt, die hier zu finden ist. Die Möglichkeiten, die wir Angler geboten bekommen, sind schier unzählig. Das einzige Manko ist eine flächendeckende Auszeichnung von Landschafts- und Naturschutzgebieten. Grundsätzlich ein guter Weg, um das natürliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, Flora und Fauna sich ihren Weg selbst ebnen zu lassen. Aber ist es denn auch im Interesse einer Gruppe, die einen so wichtigen Wirtschaftszweig bedient, dass ihr so unzählige Einschränkungen diktiert werden?! Egal wie, ich habe mich damit arrangiert und gehe Wege, die es mir zulassen, meine Begeisterung zum Karpfenangeln auszukosten. Hier also mein Tipp Nummer Eins: Informiere dich über die Gegebenheiten an dem Gewässer, wo es dich hin verschlägt. Nichts ist schlimmer, als zum Einpacken aufgefordert zu werden und vielleicht noch eine Strafe zahlen zu müssen. Alles unnötig!

Also, was haben wir hier? Es sind unglaubliche 50 Flusskilometer, die mir vor den Füßen liegen und von einigen Seen durchlaufen werden. Eine urige Vegetation, die so unterschiedlich ist, dass ich mich fast in den Möglichkeiten verloren hätte.

Nachdem für mich mehr als feststand, dass sich meine Angelei auf diesen Fisch und diesen Fluss einstellen wird, habe ich mich zu allererst fokussiert und mir gut fünf vielversprechende Areale ausgesucht. Ein Teil davon war mir durch meine Angelei in der Kindheit bekannt, die anderen Bereiche musste ich erst kennenlernen.

Gemeinsam mit meinem Freund Joseph habe ich mir sehr oft die Zeit genommen, um die Strukturen, den Strömungsverlauf aber auch den Pegelstand zu studieren. Egal ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter und wenn es auch nur eine kleine Erkundungstour war, wir haben so viel gelernt. Es zahlt sich immer aus, einen genaueren Blick auf die Dinge zu werfen, um dann die gewonnenen Erkenntnisse miteinander zu verbinden. Diesen wichtigen Faktor möchte ich dir mit auf den Weg geben und ich glaube, das spricht nicht nur für diesen Fluss, sondern im Allgemeinen für regulierte Wasserstände. Das ist mein zweiter Tipp!

Ich kenne den Fluss – dachte ich. Vieles lernte ich erst im Laufe meiner Angelei. Die Spree. Mein Lieblingsfluss. 

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Der Pegelstand war im Grunde genommen stets das Zünglein an der Waage und hat zwischen Erfolg und Misserfolg entschieden. Bei konstanten Wasserständen habe ich kontinuierlichere Fänge verzeichnen können, bei rasch wechselndem Wasserstand hingegen war das Beißverhalten mehr als zurückhaltend. Auf der Webseite vom Land Brandenburg kannst du dir die aktuellen Pegel der verschiedenen Flüsse anschauen und das Ganze sogar im 4-Stundentakt und 14 Tage zurückblickend. Schau einfach mal rein, das hilft ganz sicher.

DER BLICK AUF DIE LOCATION

Jetzt möchtest du sicher mehr über die verschiedenen Locations wissen, richtig?! Na gut, hier mal ein Flussabschnitt mit einigen interessanten Arealen. Ob Seerosenfeld mit vielfältigstem Nahrungsangebot, herausstechenden Landzungen mit Bodenstruktur oder Bereichen, die von der Strömung nur minimal betroffen sind. All diese Stellen haben ihren eigenen Charme und du solltest dir auch hier die Zeit nehmen, jede einzelne auf Ihre Produktivität zu testen. So wirfst du nicht nur einen Blick auf die Spots, sondern entwickelst auch ein Gefühl dafür, wie sich die Zugrouten der Flusskarpfen gestalten.

Du solltest dir eins zu Herzen nehmen: Nicht wir passen die Natur an uns an, sondern wir passen uns der Natur an. Das ist Tipp Nummer Drei! Eine Bitte: Verschlägt es dich ans Wasser und dabei ist es auch egal, wohin, dann breche oder säge keine Äste ab, um dir einen bequemeren Platz herzurichten. Ziehe dich ins Dickicht zurück, sei unsichtbar und lausche der Natur. Ich mag das jedenfalls sehr und ich bin froh, wenn hinter mir nicht der stark genutzt Radweg entlangführt und ich den stoppenden Passanten gerne freundliche Antworten geben muss.

Also, an der kleinen Landzunge habe ich Unebenheiten des Flussbettes gefunden. Dabei half mir die klassische Methode des Echolots und zusätzlich habe ich mit der Abtaststange Stück für Stück geschaut, ob sich hier Muschelbänke zur Strömungskante aufbauen. Wenn ja, dann ist hier ein Spot, der definitiv angeschwommen wird.

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DEN SPOT LANGFRISTIG ANLEGEN

Schon in den letzten Jahren hatten sich unglaubliche Sternstunden eingestellt und ich konnte viele Fische fangen, die in ihrer Form und Farbe absolut unterschiedlich waren. Wiederfänge bis dato: Fehlanzeige. Wobei ich schon von einem Bekannten erfahren hatte, dass er einen von unseren Fängen vor einem Jahr im Netz stehen hatte. Für mich gab es das bisher noch nicht, aber das ist auch nur eine Frage der Zeit, oder?

2018 haben wir bereits im März begonnen, unsere Plätze behutsam zu aktivieren. Jede Woche haben wir einmal eine Hand voller Boilies über die Spots verteilt und ab und an auch ein paar Tigernüssen hinterhergeworfen, um so langsam einen attraktiven Futterplatz aufzubauen. Mit steigenden Temperaturen und den ersten Bewegungen in den Flachwasserbereichen haben wir dann das Füttern angezogen. Ende April rief sie – die Spree – dann so laut nach uns, dass wir gleich 4 Nächte rausgerückt sind.

Komm her. Ich zeig dir meinen Fluss und seine Bewohner. 

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Bei dieser ersten Session waren wir kurzweilig sogar zu Dritt. Stephan, ein Freund aus Westdeutschland, ist Teil unseres Gespanns und bringt die besten Stories für das allabendliche Beisammensitzen mit. Da kann es schon vorkommen, dass man mit Muskelkater vom Lachen beschenkt wird. Das macht Freundschaft eben aus: Füreinander da sein, gemeinsam lachen, der Leidenschaft die Zeit schenken, die sie benötigt und auch in weniger schönen Momenten ein offenes Ohr für Freunde haben und auch mitanzupacken. Stephan war schon vorgefahren und hatte unseren Platz bezogen. Wir beiden sind erst einen Tag später dazugekommen. Und dann ging es los, nur ohne Vorbereitung eben nicht.

Ich lege großen Wert auf die Qualität meiner Köder. Aus diesem Grund investiere ich auch die nötige Zeit für die eigene Herstellung. So weiß ich ganz genau, welche Zutaten in den kleinen runden Bällen zu finden sind und wie sie anschließend im Wasser ihren Job machen. Mein nächstes Stichwort ist also „Vertrauen“. Selbst bei meinen Futteraktionen nutze ich mittlerweile sehr oft ausgewaschene Boilies, denn ich möchte, dass sich die Fische weiterhin an meine Plätze gewöhnen und ich keine Unruhe mit neuen Dingen stifte. Es scheint wirklich aufzugehen, denn die Fische stellen sich regelrecht ein und ich kann behaupten, dass der erste Biss nicht lange auf sich warten lässt.

 

Meine Hakenköder sind von Vornherein schon härter als die Futtermurmeln und somit perfekt auf das Flussfischen ausgerichtet. Ich lege mir noch vor dem Aufbauen meines Lagers immer eine Hand der Hookbaits ins Flusswasser ein, um so das Aktivieren der Lockmittel zu initiieren.

Keine Angst davor! Die Hookers arbeiten zwar sehr schnell, aber der Kern bleibt selbst nach 24 Stunden steinhart. Ich habe mir mein Vertrauen in meine Herangehensweise erarbeiten müssen, aber wer musste das nicht. Am Ende sehe ich das große Ganze und nicht nur den Fisch auf der Matte, den ich meist auch gar nicht mehr wiege. Außer es kribbelt so ungemein in den Fingerspitzen, dann muss es einfach sein! Du weißt, was ich meine.

 

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UND ZUM SCHLUSS NOCH EIN PAAR WEITERE TIPPS

Da ich mittlerweile meine Fanggründe nur noch mit dem Boot anfahre, muss ich mir schon gut überlegen, was ich auf meinem Trip wirklich benötige. Auf keinen Fall solltest du auf eine Powerbank verzichten, denn wenn einmal Not am Mann ist, muss das Handy Saft haben.  Ansonsten kann es auch gerne einmal 3 Tage ohne Beachtung auskommen. Und nach dem tragischen Vorfall der beiden Jungs in Frankreich ist eine Rettungsweste Pflicht!

Geflecht oder Monofile? Mehr Freude hast Du mit der Mono. Es bleiben weniger Schwebteilchen hängen als an einer geflochtenen Schnur. Ich knalle mir dann noch eine 0,60 mm Schlagschnur von Berkley davor. Du erinnerst Dich an die Dreikantmuscheln und dass sich diese Appetizier gerne so ansammeln, dass es auch zu einem ungewollten Verlust führen kann?! Also lieber kräftiges Material davor schalten.

Wenn der Wetterfrosch nicht weiß, ob er die Treppe hoch oder runter soll, dann packe ich mir eine Regen-Kombo ein. Mit einem äußerst feinem Material, das trotzdem eine Wassersäule von 5.000 mm aushält, rollt sich das Ganze nicht größer zusammen als eine Spiegelreflexkamera. Dann kann auch ein Schauer kommen, ohne dass ich nass werde.

Das soll es fürs Erste gewesen sein. Ich hoffe, du kannst etwas für dich und deine Angelei verwenden. Für mich jedenfalls geht es jetzt wieder an meinen LIEBLINGSFLUSS.

 

Ein Artikel von Markus Röhl