Ein Artikel von Chris Oppermann

»The most wanted«

5 Minuten Lesezeit

Es war wie verhext. Trotz etlichen Wochen im Ausland, blieb für mich bislang der ersehnte „Bigfish“ aus. Beinahe jeden Tag musste ich mich durch unzählige Meldungen von gigantischen Fängen aus unseren Nachbarländern durchscrollen. So konnte das nicht weiter gehen. Es musste eine Taktik- und Luftveränderung her.

Mitte September kam ich gerade von einer 10-tägigen Tour an einem französischen Stausee zurück. In dieser Session fingen wir einige gute Fische, aber der Ausnahmefisch blieb leider aus. Da wir vorzeitig abreisten, hatte ich noch 7 Tage frei, die es nun sinnvoll in Deutschland zu nutzen galt.

Da ich wusste, dass mein guter Freund Michael eine Session am Wochenende geplant hatte, viel mir die Entscheidung leicht und ich schloss mich ihm an. Gemütliches Fischen, entspannen, gutes Essen und den Blick für die großen Ziele neu schärfen war angesagt.

Da am auserkorenen Gewässer seit Jahren ein enormer Angeldruck herrscht, vereinbarten wir, dass ich schon früher am See sein sollte, um die produktiven und vor allem freien Spots zu finden.

Nachdem ich am See ankommen war, wurde schnell klar, dass die bevorzugten Spots allesamt besetzt waren. Nach einem kurzen Plausch mit den Locals, konnte ich mein Camp trotzdem direkt daneben aufbauen und wir teilten uns die Spots. Feine Geste und in Zeiten von Neid und Missgunst mit Sicherheit nicht selbstverständlich.

Ich verteilte meine zwei Ruten strategisch im See, wobei aber mein größtes Augenmerk darauf lag, differenzierter als die anderen Angler vorzugehen.

„Das Geheimnis des Erfolgs ist oftmals einfach: Mache etwas anders, als die anderen“, sagte ich mir. Eine viel zu oft unterschätzte Waffe in solch harten Situationen ist der richtige Einsatz von Partikeln.

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»60. 60. 60. 60. 60. 60 Pfund. Es ist so unglaublich. Ich bin so unfassbar glücklich. Es wird unvergessen bleiben!«

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Hierzu habe ich in der Firma My-Baits einen super Partner für meine Angelei gefunden. Mein Futter setzte sich simpel aus unseren „Three Kings“ Tigernüssen und den dazu passenden Milchprotein Boilies, die unwiderstehlich nach Spekulatius, Zimt und Orangen riechen, zusammen. Abgerundet wurde die Mischung durch unser hoch attraktives „Endboss“ Liquid.

Ich fische in fast jeder Situation ein D-Rig, gebunden aus einem ummantelten Vorfachmaterial und als Hakenköder eine einzelne Tigernuss, einen Boilie oder Wafter.

Die erste Rute platzierte ich im Freiwasser mit wenig Futter und dies auch noch sehr weitflächig verteilt. Für die zweite Rute hatte ich mir einen anderen Plan zurechtgelegt. Ich fuhr die Rute mit meinem Boot an die steil abfallende Uferkante und schwang ein wenig die grobe Partikel-Kelle.

Nachdem die Ruten lagen, setzte ich mich mit einem Kaltgetränk zu meinem Angelkollegen und wir philosophierten, was die erste Nacht wohl bringen mag. Der Seekönig ist leider bekannt und trägt mittlerweile auch einen Namen. Wir scherzten rum und ich kündigte etwas übermütig an: „Den wirst du heute Nacht schon zu Gesicht bekommen!“.

Gegen 2 Uhr in der Nacht fing ich einen kugelrunden Spiegler und mit gutem Gefühl platzierte ich die Rute sofort wieder neu. Meine Bissanzeiger schwiegen nun bis in die frühen Morgenstunden. Gegen 5:30 Uhr bekam ich den nächsten Biss. Der Fisch machte sofort viel Druck und ich entschloss mich deshalb, ihn vom Boot zu drillen – die goldrichtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.

Nach einem 20-minütigen Drill vom Boot kam der Fisch das erste Mal an die Oberfläche und ich dachte mir: „Yes Chris, save 20 Kilo+“. Nach weiteren nervenaufreibenden Minuten konnte ich den Fisch endlich über das Keschernetz ziehen. Dabei fiel mir sofort auf, dass ich meine erste Gewichtsvermutung aber leicht nach oben korrigieren müsste.

»das gewicht realisiert man erst, wenn der zeiger der waage sich langsam auspendelt. es ist so unglaublich! der fisch meines lebens!«

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Am Ufer bestätigte sich meine Vermutung. Ich hab’ ihn! Da es mir nicht möglich war, ihn alleine das steile Ufer heraufzutragen, weckte ich meinen neuen Angelkollegen. Dieser konnte es, wie ich, genauso wenig fassen und wir drehten erst mal ein ganz klein wenig durch. Nach einer kurzen Betrachtung auf der Matte und der Waage stand fest, das ist „The Most wanted“ mit Topgewicht von fast 32 kg!

Mein Freund Michael kam für die Fotosession, für seinen Einsatz und die grandiosen Bilder bin ich ihm bis heute dankbar.

In den nächstes Tagen konnte ich noch einige gute Fische zum Landgang überreden und wir hatten eine geniale Zeit am Wasser. Wenn es mal nicht so läuft wie erhofft, hilft es oft, einen Schritt zurück zumachen und die Dinge mit neuer Motivation und Leidenschaft anders anzupacken.