Northernbaits – Ein Name, wie eine Koordinate. Wie ein Fixpunkt in der Landschaft, ausgerichtet auf den Polarstern. Auch, wenn sich der Hauptsitz der Firma in Dänemark und nicht etwa in Island befindet, so weckt der klangvolle Name Assoziationen von Nordlichtern – und sei es nur im übertragenen Sinne.
Ob es in Island auch für uns Karpfenangler interessant ist entzieht sich unserer Kenntnis. Was wir hingegen mit der Bestimmtheit der Koordinaten von Northernbaits sagen können: Man muss gar nicht einmal ganz so hoch in den Norden gehen, um zu verstehen, warum Northernbaits seine namentlichen Auftrag alle Ehre macht. Denn diesem Ruf beim Namen ist Matthias Kroisleitner, den es zum Karpfenangeln in die gebirgigen Höhen der Alpen gezogen hat, gefolgt. An einen Gebirgssee. Er weiß, was bedeutet, den Karpfen in hohen Lagen – sei es geographisch oder topographisch – auf die Schliche zu kommen.
Wie er in seinem spannenden Bericht, den er der Redaktion druckfrisch übermittelt hat, betont, gibt es bei der Angelei auf die Karpfen in diesen Gefilden einige Dinge zu beachten. Welche das sind, erklärt dir Matthias, dessen Kompass für die Expedition Gebirgskarpfen bestens eingenordet ist, am besten selber. Dass es hierbei auf ein gutes Auge für`s Detail ankommt, dürfte mit Blick auf die neuralgischen Koordinaten seiner Mission kein Wunder mehr sein. Du hast das Wort, Matthias.
Ein See als Naturjuwel – und seine Besonderheiten
Inmitten von Gebirgszügen liegt er – Ein Naturjuwel, wie aus dem Bilderbuch! Mit einer Tiefe von bis zu 70m und einer, niedrigen Wassertemperatur, wie sie typisch für Alpseen dieser Art ist. Sicherlich kein leichtes Gewässer, um Karpfen zu beangeln. Im Folgenden werde ich mein Hausgewässer vorstellen und im speziellen auf Futtermittel und diverse Taktiken eingehen, um auch an kalten Alpenseen zum Erfolg zu kommen!
Der Lauf der Jahreszeiten…bestimmt die Taktik
Wie bereits erwähnt, ist die Wassertemperatur ein springender Punkt. In Fall des von mir beangelten Gebirgssees belaufen sich die Temperaturen auf circa 6 Grad im April bis maximal 23 Grad im Hochsommer. Klar also, dass die Fische nicht – wie an manch anderen-, wärmeren Orten – in kürzester Zeit zu Monstern heranwachsen. Dennoch beherbergt der See Karpfen stattlichen Alters, die über Jahrzehnte ordentlich an Gewicht zugelegt haben. Dies wiederum ist ein Indiz dafür, dass genügend Nahrung, überwiegend in Form von verschiedenen Muscheln und Krebsen, vorkommt. Nur dauert es eben aufgrund besagter Lage- und Temperaturen länger, bis die Fische zu stattlichen Exemplaren herangewachsen sind. Soweit, so normal.
Futtertaktik – Von der Natur inspiriert
Die oben genannten geographischen- und topographischen Umstände nehmen unmittelbaren Einfluss auf die Wahl meines Futters. Unter dem Grundsatz ,,Man gibt den Karpfen das, was sie brauchen“, versuche ich, mein Futter auszuwählen. Logisch also, dass ich als langjähriger Kunde bei der Firma Northernbaits überwiegend zum Klassiker ,,Blue Mussel“ greife. Hierbei handelt sich um einen wenig-sättigenden Boilie, der reich an Proteinen und Fischmehl ist.
Was für die Wahl dieses Köders ebenso maßgeblich ist: Bestandteile, die der der natürlichen Nahrung gleichen, was sich im Falle des Blue Mussel in Gestalt zerkleinerter Muschelschalen bemerkbar macht. Je nach Situation greife ich dann noch gern zu passenden Liquids, Dips oder anderen Boostern, um für noch mehr Attraktivität zu sorgen.
Nicht selten kommen auch diverse Partikel, wie Hanf, Tigernnüsse oder Mais zum Einsatz. Jedoch sollte man hierbei vorsichtig sein. Denn im Grunde sind Seen dieser Art fast immer voll mit Brassen, Aiteln und anderen Weißfischen, die sich liebend gerne auf Partikel stürzen. Meine Herangehensweise sieht demnach wie folgt aus: Beim Vorfüttern greife ich zusätzlich zu den Boilies auch auf einen Partikelmix zurück, während ich dann über die Session überwiegend nur mit den Kugeln arbeite.
Am liebsten verwende ich Größen um die 20 bis 24mm, zumal mir diese auch als Hakenköder dienen. Gefüttert wird jeden zweiten Tag, gefischt wird etwa zweimal die Woche! Je nach Wassertemperatur bringe ich weniger- oder mehr Futter ein, wobei für mich ab circa Ende August die „heiße“ Phase beginnt – wohlgemerkt nur symbolisch. Man merkt, dass sich die Fische auf die bevorstehende kalte Jahreszeit vorbereiten, weshalb man auch ab und an zur „groben Kelle“ greifen-, also mehr füttern kann. Meines Erachtens bleibt das Futter ohnehin nicht lang liegen, da sich natürlich auch die Weißfische an den gedeckten Tisch begeben. Generell lässt sich sagen, dass sich die Tiefen meiner Spotwahl im selben Maße steigern, in dem die Jahreszeiten Voranschreiten, will sagen: je später ( und je kälter-), desto tiefer!
Das heißt konkret, dass ich im Frühjahr damit beginne, in den Flachwasserzonen zu angeln und mich von dort aus über das Jahr hinweg an Tiefen- bzw. Spots um die 8-13m vorarbeite. Diese Vorgehensweise hat sich die letzten Jahren als zielführend erwiesen, lässt sich aber nicht für alle Bereiche des Gewässers pauschalisieren. Deshalb ist es immer von Nöten, auf das Verhalten der Fische zu reagieren.
Rigs: Das hat sich am Gebirgssee bewährt
Ich bin ein wahnsinniger Fan von Pop Ups!
Speziell im zeitigen Frühjahr verwende ich gerne das Multirig in Kombination mit grellen 15mm Pop Ups. Jedoch kommt dies nur solange ins Wasser, wie es die Weißfische zulassen. Es macht also keinen Sinn, stur auf auffällige Köder zu setzen, wenn man eine Brasse nach der anderen reinkurbelt.
Für diese Fälle – und diese betreffen den Großteil meiner Zeit am Wasser – verwende ich ein schlichtes D-Rig. Als Köder dienen mir meistens Snowmans oder einzelne Sinker in 24mm. Dadurch lässt sich lästigen Beifängen erfolgreich entgegenwirken, so dass man die Karpfen beangeln kann.
Die Angelei an Gewässern solcher Art ist definitiv eine Spezielle. In der Regel ist sie mit unheimlich viel Arbeit und Aufwand verbunden. Klar: Man wähnt sich Vorteil, wenn man mit allen Sinnen am Gewässer ist, um auf die Eigenheiten der Fische reagieren zu können. Wer solch große Gewässer beangelt, der weiß nämlich, dass man stets neue Erfahrungen sammelt und nie auslernt.
Am aller wichtigsten aber ist, ein Auge fürs Detail zu haben. Das beginnt mit der genauen Locatio und der Frage danach, in welchen Tiefen sich die Karpfen zu welcher Jahreszeit aufhalten und setzt sich in der Wahl und Menge des Futters- bis hin zur Wahl des Rigs fort. Von der Kontinuität des Angelns selbst einmal abgesehen, entscheidet die Summe der so getroffenen Entscheidungen schließlich über Erfolg oder Misserfolg an solchen Gewässern.
Von Matthias Kroisleitner
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