Ganz egal, ob man das Karpfenangeln erst seit wenigen Monaten oder womöglich schon seit vielen Jahren betreibt – eine Sache bleibt unverändert: Das, was uns ans Wasser zieht ist der Reiz des Abenteuers. Die Aussicht darauf, unbekannte Schätze zu bergen, wobei der Weg dorthin mindestens genauso spannend ist, wie die Verfolgung des Zieles selber. Auf eine Formel gebracht: Der Weg ist das Ziel – einhergehend mit dem Reiz des großen Unbekannten: Große Fische, neue Gewässer und unbeschrittene Pfade. Und dafür steht exemplarisch das Abenteuer, von dem die beiden Northern-Baits Supporter Morris Daubermann und Markus Arnold erzählen. Wobei der Begriff Abenteuer hier wirklich zutreffend ist: Rückwirkend betrachtet sind es schließlich immer die Hindernisse, die sich einem in den Weg stellen, in denen der besondere Erzählwert einer Abenteuer-Story liegt.
Und Hindernisse gab es bei Morris und Markus eine ganze Menge. Die beiden zog es nach Frankreich. Was ihnen dabei entgegenschlug, war – unter anderem – der vielzitierte Mistralwind und andere Unwägbarkeiten, die ihnen das ein- oder andere Ausweichmanöver abverlangten; denn auch das gehört zu einem echten Roadtrip-Abenteuer dazu: Die Fähigkeit, flexibel zu reagieren und zu improvisieren. Was das im Detail bedeutet, erfährst du in den folgenden Zeilen. Ihr habt das Wort, Morris und Markus.
Von langer Hand geplant – Auf Karpfenjagd in Südfrankreich
Anfang 2022 haben wir, das sind Markus und ich – Morris– bei einer gemeinsamen Session das erste Mal darüber gesprochen, einen 2-wöchigen Trip nach Südfrankreich zu starten. Der Süden war noch komplettes Neuland für uns und es gab so viele Gewässer die uns reizten, allein die ganzen Panoramen und die Farben der Seen wollten wir mit eigenen Augen sehen und erleben. Da wir als Familienväter nicht von einem auf den anderen Monat planen können war klar, dass es der Herbst diesen Jahres werden soll. Als wir dann im Frühjahr alles mit unseren Familien und Arbeitgebern abgesprochen hatten, ging es erst an die eigentliche Planung.
Schnell war ein Ziel ausgemacht. Ein Gewässer, das wir von Bildern und Videos kannten. Die einmalige Lage und Optik des Stausees zogen uns bereits hier in ihren Bann und beflügelten unsere Vorfreude. Als das Tal damals geflutet wurde, ließ man dort die Bäume einfach stehen, so bekam der See sein einmaliges Panorama. Allerdings hatte dieses Panorama auch eine Kehrseite, denn es war, jedenfalls für eine Fahrt am Stück, viel zu weit entfernt, um zumutbar zu sein; da ein direktes Ansteuern bedeutet hätte, 1100km am Stück zu fahren, suchten wir uns ein Gewässer was etwa auf halber Strecke lag.
Auf halber Strecke: Die Suche nach Alternativen
Unsere Entscheidung, nicht ganz so weit am Stück zu fahren, forderte allerdings auch ihren Tribut: In dem für ein Fahrstrecke zumutbaren Aktionsradius war die Auswahl der Gewässer recht eingeschränkt. Es sollte ein gut besetztes Gewässer sein, ein Gewässer, das mit wenig Aufwand zu erreichen ist. Aber mit etwas Geduld und Zuversicht und einem guten Überblick gelang es uns schließlich, ein geeignetes Gewässer zu finden.
Und kaum, dass wir dieses Ziel ins Auge gefasst hatten, stellte sich erneut Ernüchterung ein. Der Grund: Etwa 2 Wochen bevor der Trip startete, bekamen wir die Info, dass an unserem anvisiertem Ziel genau zu unserer ersten und einzigen Nacht ein „Enduro“ stattfinden sollte. Nun hieß es schnell eine Alternative finden. So überlegten wir erneut. Zur Wahl standen nunmehr ein Kanal, den wir schon einige Male erfolgreich befischt haben oder doch ein etwa 200 Hektar großer Stausee, der ziemlich genau in der Mitte der Strecke lag. Unsere Wahl fiel schließlich auf Letzteren.
Das Angeln beginnt: Ein guter Start
Am Wasser angekommen sahen wir, dass der See auf gut 1/3 seine normalen Größe abgelassen war. Zu unserem Glück war er aber noch nicht gesperrt, sodass wir uns schnell daran begaben, die Nachtangelzonen zu checken. Mit einer erfreulichen Erkenntnis, dass dort – bis auf 2 Angler – sämtliche Plätze frei waren. Wer die Wahl hat, hat die Qual – wir suchten uns schließlich einen Platz, den wir bequem anfahren konnten.
Zum eigentlichen Angeln: Da hier Schlauchboote verboten sind und man sich auf das Werfen beschränken muss, war die Taktik klar: Rein in die Wathose, einen Eimer mit Evos sowie Kriller Garlic geschnappt und mit dem Wurfrohr erst mal großflächig Futter in den von uns befischten Bereich verteilen. Nach dem Füttern und anschließendem Auswerfen der Ruten begaben wir uns an den weiteren Aufbau. Schon bald darauf zeitigten sich erste Erfolge: Nachdem wir unsere Camps stehen hatten und die Ruten eine gute Stunde lagen, lief auch tatsächlich schon der erste Fisch bei Markus ab. Yes – ein super Einstand. 30 Minuten später kam auch schon der Nächste Fisch bei Morris. Der Anfang war gemacht.
Die Ruhe vor dem Sturm: Neue Vorzeichen – neue Gewässer
Dann war erst mal wieder Ruhe… Als es dann gegen 21 Uhr dunkel wurde, zog eine Gewitterfront über uns hinweg. Die weitere Nacht verlief ruhig. Wie sich herausstellte, war diese Ruhe aber nur der Vorlauf zu einer wahren Fangserie: Am nächsten Morgen konnten wir noch weitere 5 Fische innerhalb von nur 2,5 Stunden fangen. Einzuger Wehrmutstrophen: Leider war es so das fast alle Richtung kleiner K3 ( Drei-Sömmerige Karpfen) der unteren Gewichtsklasse gingen… Wir bewerteten das als deutliches Zeichen, weiter zu ziehen. 650Km Später waren wir endlich am Ziel.
Nun galt es erneut, Location zu machen und einen Platz zu beziehen. Zum Glück ergatterten wir erneut einen Platz, der mit unserem Auto anzufahren war. Die Ruten konnten wir noch vor Einbruch der Dunkelheit legen . Wir legte unsere Ruten zunächst an markanten Stellen mit wenig Futter ab und harrten der Dinge, die da kommen mögen.
Dass wir nur auf wenig Futter setzten, geschah aus gutem Grund: So konnten wir sicher gehen, dass das auch das ganze Futter und unseren Köder fressen würden, sobald sich Fische in unserem Bereich einfinden würden. Dabei setzten wir auf wenige gesoakte Evolution und Kriller Garlic mit Hookbaits am D-Rig.
Die Erste Nacht verging wie im Flug und kurz nach Sonnenaufgang lief auch schon die erste Rute ab. Ein fetter Spiegler lag kurz darauf in der Matte. Am frühen Vormittag kam dann der nächste Biss. So fingen wir insgesamt 5 Fische in 3 Nächten. Leider war uns das Wetter nicht wohl gesonnen, sodass wir früher als geplant abreisen mussten. Jeder der schon mal in Südfrankreich unterwegs war, weiß um die Stärke des Mistrals, der uns hier bereits das Leben schwer zu machen drohte.
Ein guter Plan – und seine Anpassung
So verschlug es uns ins Zentralmassiv, in dem sich – tief zwischen 2 Bergen gelegen mit Steilhängen – ein Stausee befand. Allerdings wiederholte sich hier die Geschichte, die wir bereits auf dem ersten Zwischenstopp erlebten: Leider war genau zu dieser Zeit dort ein Enduro… So mussten wir neuerlich umplanen und auf einen Kanal ausweichen.
Gesagt, getan: Nachts trafen wir endlich am Ziel ein. Wir waren zuversichtlich, was auch aus unserer Erfahrung rührte, dass die französischen Kanäle immer für eine Überraschung gut sind. Bevor wir uns hinlegten, legten wir noch jeder 2 Ruten. Am nächsten Morgen – es muss so gegen 10 gewesen sein – lief auch tatsächlich eine Rute ab. Den Fisch am D-Rig konnten wir sicher landen. Bald darauf folgte ein zweiter Take, wobei der Fisch leider ausstieg. Allerdings bestätigte uns die Bissfrequenz, dass unsere Hookbaits wieder die richtige Wahl waren. Dabei führte kein Weg an großen Boilies vorbei: Die Katzenwelse haben an unseren Rigs ganze Arbeit geleistet und binnen weniger Stunden die 24mm Kugeln auf etwa 12mm runter-gefressen.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Unser Plan sah es vor, dass wir unbedingt noch einen Stausee in Nordfrankreich und abschließend noch einen in der Nähe gelegenen Kanal beangeln wollten. Am See angekommen war nach kurzer Euphorie schnell klar: Der See ist wegen Wassermangels gesperrt …
Nun war guter Rat teuer. Also fuhren einfach weiter zum nächsten See. Dort allerdings war die einzige noch beangelbare Nachangelzone besetzt. Erneute Ernüchterung stellte sich ein.
Was also tun? Ab nach Langres? Kurz am Crazy Lake vorbei? Nein, denn dort war alles besetzt. Also fuhren wir weiter zum Liez, von dem wir uns uns halbwegs sicher sein konnten, dort noch einen Platz zu ergattern. Das war leider erneut ein Trugschluss, denn der Wasserstand war so niedrig, dass dort Nachtangeln verboten wurde.
So ging es zum letzten Ziel, an dem wir endlich wieder ungehindert angeln konnten. Auch hier verblieben wir 4 Nächte und konnten tatsächlich einen Fisch fangen. Alle anderen Angler gingen laut ihrer Aussage leer aus. Unsere Taktik bestand darin, großflächig wenige Köder, zwischen denen wir unsere Hakenköder platzierten, zu verteilen.
Es dauerte bis diese Taktik Früchte trug: In der dritten Nacht kam der Take. Nach kurzem harten Drill kam der Fisch hoch und ließ sich ohne weitere Gegenwehr keschern. Noch blieb uns eine Nacht an diesem Gewässer, um mehr raus zu holen – jedoch vergebens. Es blieb bei dem einen gefangenen Fisch.
Weiter zur letzten Etappe
Wir wollten unseren Roadtripp allerdings nicht beenden, ohne vorher nochmal einem weiteren Kanal einen Besuch abzustatten. Für dieses geplante Intermezzo investierten wir viel Zeit, denn es vergingen Stunden und etliche Kilometer auf dem Tacho, bis wir ein passendes Stück Kanal für die letzten beiden Nächte gefunden hatten.
Da wir auf dem Stück doch viele Fische vermuteten, verteilten wir großflächig alle 6 Ruten und fütterten großzügig. Nach etwa 24 Stunden gab es dann den erlösenden und leider auch einzigen Run. Das lag vermutlich neuerlich an den Katzenwelsen, die unser Futter regelrecht dezimiert haben!
Zum Abschluss statteten wir noch den legendären Foret de Orient und Lac du Der einen Besuch ab – zunächst nicht, um zu angeln, sondern nur, um uns Inspiration und Motivation für unseren nächsten Roadtrip zu holen. Wir waren uns schnell einig: Hierhin würde es uns im Zuge unseren nächsten Roadtrips verschlagen.
In Dankbarkeit für die gewonnen Eindrücke und mit neuen Plänen für die kommenden Jahre traten wir die Heimreise an.
Tight Lines Markus und Morris
Bilderstrecke Roadtrip
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