Unsere diesjährige Tour in den Süden Frankreichs startete nicht wie gewohnt Ende September, sondern sollte schon Mitte Mai stattfinden. Aufgrund unseres Trips im Spätherbst nach Slowenien ging es also ungewohnt-früh in Richtung der Pyrenäen. Voller Vorfreude und mit einigen Kilos an Boilies im Gepäck verließen wir also pünktlich am Vatertag das verregnete und kalte Deutschland in Richtung Sonne. Rund 2,5 Wochen Zeit blieben uns, um den einen oder anderen Fisch auf die Schuppen zu legen. Unser anvisiertes Ziel hatten wir auch schon in den Vorjahren befischt. Hierbei handelt es sich um einen knapp 500ha großen Stausee mit türkisblauem Wasser, das dem ein oder anderen durchaus bekannt sein wird. Für uns ist diese See einfach der Inbegriff von Süden, Sonne und Freiheit!

Ernüchterung macht sich breit

Spät am Abend und bei einbrechender Dunkelheit kamen wir dort dann an, beim ersten Blick auf den See war die Stimmung dann aber leider schnell getrübt, denn über den ganzen See waren überall verschiedenste Camps verteilt. Definitiv nicht das, was wir uns erhofft hatten. Aber dennoch fuhren wir den ganzen See ab, in der Hoffnung, irgendwo noch ein Stückchen Erde für uns zu finden. An der Slippstelle im kleineren Arm hatten wir dann aber die traurige Gewissheit, denn dort stand ein Schild: Enduro – noch 3 Tage! Schwierige Geschichte, die man vorher mit einem kurzen Blick ins Internet hätte vermeiden können, aber im Nachhinein ist man ja bekanntlich immer schlauer. Was blieb uns also? Für diesen Tag wahrscheinlich nichts mehr, denn mittlerweile war es schon fast komplett dunkel und die Fahrt an ein anderes Gewässer hätte sowieso kein Sinn mehr gemacht. Also hieß es: Liegen raus und eine schnelle Nacht auf dem Parkplatz schlafen, vor allem nach der langen Fahrt tat das auch wirklich gut.

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

In den frühen Morgenstunden machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Gewässer für die nächsten zwei Tage. Wir fuhren einige große Stauseen im Süden an, doch an fast allen bot sich das gleiche Bild: Die Nachtangelzonen saßen voll mit Anglern und wir wollten uns dort nicht dazwischen setzen und uns diesen Stress geben. Schlussendlich sollte es ja Urlaub sein. Nach langer Suche und einigen Kilometern durch die zerklüfteten und engen Straßen der Pyrenäen sowie einer wunderschönen Landschaft erreichten wir am späten Nachmittag einen uns unbekannten, kleinen Baggersee. Nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, aber es sollte reichen, um die zwei Tage zu überbrücken. Also schnell das Nötigste aus dem Bus geladen, fix jeder zwei Ruten gelegt und schon waren wir im Game.

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit dort, doch fischtechnisch war unser Aufenthalt an diesem See eher ereignislos. Und so ging es am frühen Sonntagmorgen wieder zurück an unser Zielgewässer A, wo das Enduro gegen 9 Uhr enden sollte. Genau zu diesem  Zeitpunkt wollten wir auch am See sein, um direkt unseren anvisierten Platz zu sichern. Diese Landzunge in der Nähe der Slippstelle hatten wir schon im Vorjahr befischt, allerdings mit bestimmt 7-8m Wasser weniger.

Der richtige Session-Start

Am See angekommen bot sich genau das Bild, welches wir erwarteten. Die Camps waren abgebaut und die ganzen Boote unterwegs in Richtung der dazugehörigen Autos. Wir bezogen also kurze Zeit später schon den Platz, den wir wollten und der See wurde langsam leerer. Gefangen wurde während des Enduros dennoch sehr schlecht, was unsere Motivation aber nicht schmälern sollte. Also alles raus aus dem Bus, Boot aufpumpen und die Zelte aufbauen – bei Tackle für 2 Wochen dauerte das dann doch schon etwas länger.

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Nach einiger Zeit war dies aber auch geschafft und wir überlegten uns einen Plan für die nächsten Tage. Fallen stellen und im Flachwasser angeln macht nach den Erfahrungen der letzten 2 Jahre dort wenig Sinn und wir entschieden uns dazu, die Ruten hauptsächlich im Freiwasser auf Tiefen von 10-12m zu präsentieren. Unser Futter bestand aus einer Mischung von 24mm-Ködern. Hierbei setzten wir auf einen Großteil aus Fisch und Spicery-Boilies von Pfalzbaits. Hinzu kamen etwa 1/3 Squid’N’Krill Boilies, welche ich hauptsächlich als Hakenköder nutze. Durch die verschiedenen Boiliesorten sprechen wir sehr viele Fische an und können bei Bedarf, wenn die Fische nicht mehr so gut auf einen Sorte anspringen, einfach wechseln. Die Ruten wurden also auf einer Entfernung von rund 100m mit dem Boot abgelegt und einige Kilos unserer Boiliemischung fanden großflächig den Weg in’s kühle Nass. Aufgrund der hohen Dichte an Weißfischen und kleineren Karpfen macht dort auch der Einsatz von großen Ködern absolut Sinn.

Der erste französische Karpfen

Nach getaner Arbeit ging es dann in den gemütlichen Teil über, die Ruten lagen gut und von nun an hieß es: Warten. Wir genossen das ein oder andere Kaltgetränk in der perfekten Abendstimmung und gingen auch relativ früh in die Liegen. Gegen 2 Uhr bekam ich dann auch den ersten Biss auf einen einzelnen 24mm Squid’N‘ Krill Hookbait. Also ab aufs Boot und bei spiegelglattem See zum Fisch. Dieser stand tief, kam aber nach kurzem Drill nach oben und war direkt eingenetzt. Ein Spiegler mit rund 15kg, der eine große Narbe auf der Seite hatte – den Fisch kannte ich von unserer letzten Tour und so ließ ich ihn direkt am Boot wieder schwimmen. Schnell noch die Rute neu gelegt und wieder schlafen gegangen. Viel passierte in der Nacht auch nicht mehr, was auch gar nicht schlimm war, denn wir waren wirklich fertig von den Strapazen der letzten Tage. Am Morgen hatte Flo dann noch einen Biss, der Fisch ging aber leider im Holz verloren – das bleibt leider manchmal nicht aus. Aber weiter geht’s.

Über den Tag wurde es dann auch ruhiger und den nächsten Fisch fing Flo dann erst wieder in der darauffolgenden Nacht – in kleinerer Schuppi hatte seinen Bodenköder schmecken lassen. Dieser circa 10 Kilo schwere Fisch ging direkt wieder zurück in sein Element. Und auch ich fing wenige Stunden später noch einen kleinen Spiegler, die Sonne war mittlerweile schon aufgegangen und wir waren zufrieden mit dem Ergebnis der ersten 2 Nächte.

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Langsam stellte sich Zufriedenheit ein, unsere Plätze liefen an und wir waren erstmalig so richtig im Urlaubsmodus. Wir genossen die ersten warmen Tage und fühlen uns auf der kleinen Landzunge pudelwohl. Allerdings änderte sich das Wetter zunehmend und die Regenpassagen wurden immer länger. Auch der Wind frischte deutlich auf und wir hatten mit Windböen bis 80kmh zu kämpfen – nicht wirklich gefährlich, aber es machte das Ruten legen nicht gerade einfach. Auch der Wasserpegel stieg immer weiter an und wir beobachten das Ganze mit gemischten Gefühlen. Definitiv zu beachten war, dass sich unsere kleine Landzunge nicht zu einer Insel entwickeln durfte, denn sonst wären wir dort nicht mehr weg gekommen.

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In der darauffolgenden Nacht verloren wir leider beide jeweils einen Fisch, da es aufgrund des Winds unmöglich war, nachts ins Boot zu springen und wir vom Ufer drillen mussten. Doch am frühen Mittag bekam ich erneut einen Dauerlauf auf meine rechte Rute. Der Wind war mittlerweile wieder ein wenig abgeflacht und ich sprang sofort in’s Boot. Schnell war ich über dem Fisch und schon begann der Drill über tiefem Wasser. Der Fisch hatte unglaubliche Kraft und ließ mich so einige Male wirklich zittern. Bei dem noch herrschenden Wind war das ganze Unterfangen auch nicht ganz so einfach. Drillen, Boot-Navigation und Keschern in Kombination ist dann doch nicht so einfach, wie es vielleicht bei ruhigem Wasser zu sein scheint. Doch als der Fisch das erste Mal die Oberfläche durchbrach, lag er direkt in den Maschen. Ein wunderschöner hochrückiger Spiegler hatte sich meinen 24mm Spicery-Doppelsinker einverleibt. Geil! Genau so liebe ich Karpfen – kurz, kompakt und breit!

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Gemeinsam angelt es sich besser

Mittlerweile war auch unser Freund Timo mit seiner Freundin bei uns im Süden angelangt. Dieses Zusammentreffen war im Vorfeld zwar nicht geplant worden, aber wenn man schon mal in der gleichen Gegend unterwegs ist, kann man auch ein paar Nächte zusammen fischen. Umso cooler natürlich, dass es gerade dann im Süden dazu kommt, denn so oft finden wir alle dann leider auch nicht zusammen an’s Wasser. Von nun an waren wir also zu viert auf der kleinen Landzunge. Platz genug für jeden war allemal und so baute Timo dann links von uns auf. Bei ihm ging das dann auch deutlich schneller, denn er musste kein Zelt aufstellen, sondern konnte in seinem perfekt-ausgebauten Van nächtigen. Den Abend ließen wir dann mit dem ein oder anderen Bier in geselliger Runde ausklingen und hofften auf die anschließende Nacht. Jedoch brachte diese bis auf einige Beifänge in Form von Döbeln und Brassen nichts ein.

Am folgenden Morgen jedoch bekam Flo endlich wieder einen Biss, Timo sprang sofort mit ihm ins Boot und die beiden fuhren dem Fisch entgegen. Dieser entpuppte sich als kampfstarker Schuppi.  Vom Ufer aus betrachtet, gestaltete sich bereits der Drill wirklich spannend. Seine Rute verneigte sich vor ihm im Halbkreis und es dauerte bestimmt 10min, bis der Fisch die Oberfläche durchbrach. Dort wurde er dann auch direkt fachmännisch eingenetzt und die beiden kamen mit dem Fisch im Schlepptau zurück zum Ufer.

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Fix wurden Bilder gemacht und schon durfte der Fisch wieder zurück in sein Element. Nun waren wir richtig im Urlaubsfieber und genossen die Zeit im Süden. Die wechselnden Wetterbedingungen machten die Sache aber nicht gerade einfach, Regen und Sonne wechselten im Stundentakt. Doch wir ließen uns nicht unterkriegen und zogen unseren Plan durch. In den folgenden 3 Tagen fingen wir auch noch den einen oder anderen schönen Fisch. Darunter ein Twotone-Spiegler für Flo mitten in der Nacht sowie – über Tag – ein Doppellauf, welcher Timo und mir dieses schöne Foto bescherte:

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Langsam stellte sich Zufriedenheit ein und wir wollten etwas Neues sehen. Auch Timo entschloss sich dazu, weiter zu ziehen. Er wollte weiter in Richtung Spanien fahren, wohingegen wir uns in Richtung Deutschland orientieren wollten, da so der Heimweg kürzer sein würde. Doch am Tag des Einpackens bekam ich am späten Morgen noch einen Lauf. Schnell war ich im Boot und auf dem wellenbehafteten See. Der Drill ging nicht besonders lange und als der Fisch die Wasseroberfläche durchbrach, lag er auch schon in den Maschen. Geil! Endlich ein besserer Fisch!

Am Ufer angekommen blieb die Waage bei 18kg stehen – nicht der erhoffte 40er, der mir aus diesem See noch fehlte, aber definitiv ein mega Fisch und auch der Größte, den ich dort bisher fangen konnte. Aber seht selbst!

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -
Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Der Kanal ruft

Mit diesem perfekten Abschlussfisch verließen wir dann auch völlig zufrieden den großen, blauen See und machten uns auf den Weg in Richtung Kanal. Flo und ich hatten noch nie zuvor einen Kanal befischt, aber wollten unser Glück einfach mal herausfordern. In den frühen Abendstunden machten wir uns also auf den Weg, doch zuvor wurde noch vor Ort fix eingekauft, denn am Kanal sollten wir erst spät in der Nacht angekommen. Rund 7 Stunden Fahrt lagen vor uns und wir hatten richtig Bock auf unsere neue Aufgabe. Auf dem Weg an unser Zielgewässer änderte sich dann auch zunehmend das Wetter, sodass wir dort nachts gegen 2 Uhr bei strömenden Regen ankamen. Nicht gerade das, was wir uns erhofft hatten und so schauten wir uns nur kurz den kleinen Kanal an, bauten unsere Zelte und Liegen einfach in der kleinen Haltebucht an der Straße auf und begaben uns komplett fertig ein paar Stunden in den Schlafsack.

Am nächsten Morgen sollte es immer noch in Strömen regnen, aber das hielt uns nicht auf und wir schauten uns den Kanal mal genauer an. Dieser war nicht gerade breit, vielleicht 8-10m, und wir hinterfragten das Ganze erst einmal. Richtig motiviert waren wir nicht, denn wir hatten uns das Gewässer doch ein wenig größer vorgestellt. Im Laufe des Morgens fuhren wir die verschiedenen Gewässerabschnitte an, machten uns ein Bild und fütterten auch einige Plätze für die Nacht.

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Der kleine Kanal war doch trüber als gedacht und das nasse Wetter der letzten Tage hatte definitiv seine Spuren hinterlassen. Wir hatten eigentlich gehofft, über Tag im klaren Wasser die Fische mit der Polbrille suchen zu können, aber das war leider unmöglich. Wir mussten uns auf unser Gefühl verlassen und so wollten wir es am Abend in der Nähe einer kleinen Brücke versuchen, an der wir am Morgen auch schon einige Hände Squid’N‘Krill und Spicery in den Krautlöchern gefüttert hatten. Schnell wurde nur das Nötigste an Tackle ausgeladen und wir verteilten die Ruten strategisch mit wenig Futter in den kleinen Krautlöchern entlang des Kanals. Es dauerte auch nicht lange und die erste Rute lief im Dauerton ab und brachte mir meinen ersten Kanalfisch. Der Spiegler hatte sich einen kleinen Snowman aus einem 20mm Squid’N’Krill und einem kleinen gelben Pop-Up schmecken lassen. Sehr geil!

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Der perfekte Start für uns an diesem Gewässer war geglückt und wir waren damit wirklich erleichtert. Doch in der Nacht fingen wir außer Döbeln, Brassen und einem Wels leider nichts mehr. Erst in den Morgenstunden fing ich erneut einen Karpfen in Form eines kleinen und extrem hellen Schuppis. Nachdem wir kurz Bilder gemachten hatten, durfte er auch wieder schwimmen und wir frühstückten erstmal in Ruhe. Kurz darauf lief erneut eine Rute im Dauerton ab – diesmal war Flo an der Reihe. Er nahm die Rute auf und begann zu drillen.

Sofort war klar, dass dort etwas besseres am Haken hing, ich schnappte mir den Kescher und wir liefen am Kanal dem Fisch hinterher. Dieser war schon durch einige Krautfelder geschossen und einiges davon hatte sich in der Schnur gesammelt, was das Ganze nicht gerade einfach machte. Doch nach einigen Minuten durchbrach ein dicker Schuppi die Oberfläche und wurde auch direkt eingenetzt, wir blickten auf ein wahnsinnig breites Kreuz, das da im Kescher stand. Definitiv ein Fisch über 20kg, fett! Die Waage zeigte sogar noch deutlich mehr und ging über die 25kg-Marke. Kanal-Fuffi für Flo und damit auch sein neuer PB, so kann man auf jeden Fall die erste Tour an einem Kanal zelebrieren.

Roadtrip durch Südfrankreich - ein Gastbeitrag von Nils Bruch -

Flo bekam auch passend dazu seine PB-Dusche und wir stießen erstmal mit einem alkoholischen Kaltgetränk auf diesen geilen Fisch an. Anschließend wurden die Ruten neu gelegt und wir machten am Auto eine eher unschöne Entdeckung. Während der Nacht hatte anscheinend jemand mein Auto mit blauem Lack verschönert, na super, aber wenigstens ging dieser relativ gut ab und die Aktion war relativ schnell vergessen. In der folgenden Nacht fingen wir noch jeder einen Fisch. Bei mir war dies ein kleiner Schuppi und bei Flo ein Spiegler.

Damit beendeten wir auch unseren Frankreichtrip am nächsten Morgen, waren vollends zufrieden und machten uns langsam auf den Heimweg. Diese Tour werden wir auch so schnell nicht vergessen und hoffentlich läuft die nächste ähnlich.

Ich hoffe dieser Bericht hat euch gefallen und ich konnte euch ein wenig damit unterhalten. Viel Erfolg am Wasser und immer stramme Schnüre.

Nils Bruch