Rocketlaunch ist das englische Wort, das – frei überstezt – etwa so viel bedeutet wie „Blitzstart“ oder auch Volltreffer. Egal für welche der Übersetzungen man sich hier entscheiden mag – sie erfassen beide ziemlich vortrefflich, wie es Julian Klomfar von Proline im Zuge seiner vergangenen Herbstkampagne ergangen ist. Bevor wir Julian selber zu Wort kommen lassen nur soviel: Dass sich hier die Ereignisse überschlugen, ist eine Untertreibung, wenn man die Ereignisdichte bedenkt, die dem nun folgenden Session-Bericht zugrunde liegen. Ganz zu schweigen von dem fetten Ende seiner Geschichte, das durchaus wörtlich zu nehmen ist und den krönenden Abschluss einer Kür darstellt, wie man sie selbst als langjähriger Karpfenangler wohl nur wenige Male erlebt. Genug der Einleitung – Du hast das Wort, lieber Julian.

Ein klares Konzept – Bekannte Vorzeichen und das richtige Mindset

Ende Oktober ist für mich die beste Jahreszeit für große Fische. Die Mission Großfisch vor Augen, entschied ich mich zusammen mit einem Freund dazu, ein paar Nächte an einem kleineren Paylake zu angeln. Im Zeitraum unseres Trips war lediglich noch ein Platz im hinteren See-Teil frei, diesen bezog ich gegen Mittag. Mein Kollege sollte erst am Abend zu mir stoßen und so unterhielt ich mich noch mit den Anglern an den anderen Plätzen. Diese berichteten mir leider wenig Positives – die letzten Tage gab es scheinbar kaum Aktion, lediglich der ein oder andere kleine Fisch fand den Weg in den Kescher. Erschwerend kam hinzu, dass einer der Anwesenden erzählt, dass der hintere Platz vermeintlich einer der schlechtesten zu dieser Jahreszeit sei, da es in dem Areal nur bis zu 1,20 m tiefes Wasser gäbe – eine Tiefe, die – gemessen an der kälteren Jahreszeit – wenig aussichtsreich erschien.

Etwas demotiviert kehrte ich zu unserer Angelstelle zurück und baute das Camp für die nächsten Tage auf. Im Anschluss daran setzte ich mich in mein Boot und begann damit, den Bereich unseres Platzes mit dem Echolot zu scannen und mir drei interessante Spots zu suchen. Dabei fiel mir ein kleines Loch in einem schlammigen Areal auf der anderen Uferseite auf. Unweit davon ragte ein alter Holzsteg ins Wasser.

Rocketlaunch zur Herbstsession – Ein Gastbeitrag von Julian Klomfar -

Follow your Instinct – vom guten Gefühl beim richtigen Futter

Ich hatte direkt ein gutes Gefühl an diesem Spot. Da ich es liebe mir die Tage vor der Session bereits eine Taktik zurechtzulegen, hatte ich meinen Plan bereits ausgeklügelt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anglern am See wollte ich die Fische mit kleinen „Fallen“ überlisten. Dazu fischte ich einfache Inline-Montagen, an deren Ende ich ein Kombi-Rig mit einem 15mm Coated NG Squid und einer kleinen Tigernuss als Topper einschlaufte.

Als Futter verwendete ich lediglich 10 Freebies, teilweise halbiert und gecrusht – also zerkleinert –, einige Tigernüsse und kleine Pellets, die ich mit Milchpulver, Liquid, warmen Wasser und Milch anmischte. Dieser Mix bildet unter Wasser eine gewaltige, hochattraktive Wolke, wobei die Fische, bis auf vereinzelte Boilies, Nüsse und schließlich meinen Hakenköder nichts fressbares finden. Gleichzeitig sorgt eine solche Wolke aber dafür, den Futterreiz der Fische in Gang zu halten – ohne die Fische dabei zu sättigen.

Rocketlaunch zur Herbstsession – Ein Gastbeitrag von Julian Klomfar -

Kein langes Warten – große Überraschung nach kurzer Zeit

Nachdem alle Ruten abgelegt waren, setzte ich mich in meinen Stuhl und genoss bei einem guten Abendessen die milde Herbstsonne. Ich hatte mein Abendmahl gerade abgeschlossen, da fing der Delkim der mittleren Rute an zu piepen – allerdings recht zaghaft: Der Bobbin wanderte nur langsam auf und ab. War das ein Schnurschwimmer oder vielleicht doch der erste Karpfen? Die Entscheidung folgte auf dem Fuße, denn der Fisch zog nunmehr wie in Zeitlupe Schnur von der Spule ab. Als ich die Rute aufnahm, zeigte er sich unbeeindruckt und schwamm – wie eine alte Dampflock – langsam, aber stetig weiter. Aufgrund einiger Äste und dem alten Steg auf der anderen Uferseite musste ich daher meine Bremse schließen und meinem Gegenüber ordentlich Paroli bieten. Nunmehr bestätigte sich, was ich  – dem Verhalten nach zu urteilen –  bereits vermutete: Nach langem hin und her zeigte sich dann ein mächtiger Nacken an der Oberfläche. Meine Knie wurden butterweich. Mein wackeliger Stand sollte mich allerdings nicht daran hindern den Fisch direkt beim ersten Versuch landen. Aufatmen.

Rocketlaunch zur Herbstsession – Ein Gastbeitrag von Julian Klomfar -

Wenn ein Plan aufgeht: Ein brachialer (Ziel-) Fisch

Welch ein Triumph: Vermutlich kennt wohl jeder das Gefühl, wenn der erste Fisch der Session über den Kescher gleitet und die Last des Blankens von den Schultern abfällt. Äußerst erstaunt war ich allerdings über die Tatsache, dass der Gigant bereits zweieinhalb Stunden nach dem Ablegen der Ruten einstieg, obwohl ich mich lange mit dem Boot im Areal aufgehalten hatte. Am Ende waren diese Gedanken aber eine müßige Beschäftung, denn schließlich gab mir der Erfolg recht. Mein Plan hatte – trotz oder gerade wegen dieser einstweiligen Unruhe – bestens funktioniert.

Der Seekönig in Bestform – und Gewicht

Natürlich wollte ich wissen, was dieser dicke Herbstbulle auf den Gräten hat, so verfrachtete ich den Fang in meinen Sling und hievte ihn unter großer Anstrengung auf meine Cradle. Der Zeiger der Waage überschritt die magische 30-Kilo-Marke deutlich. 66 Pfund – und zugleich der Zielfisch, auf den wir es bei unserer Session abgesehen hatten. Das Alles ereignete sich, noch bevor mein Freund mich am Wasser erreichte. Also griff ich seinem Eintreffen zuvor: Ich rief meinen Gefährten direkt im Anschluss an, um ihm von meinen Erlebnissen zu erzählen. Er glaubte mir die Geschichte bis zu seiner Ankunft nicht und staunte nicht schlecht, zumal er eine Weile brauchte, um zu realisieren, was ich dort soeben auf die Matte gelegt hatte. Schließlich sickerte die Erkenntnis in ihm durch, wobei der Funken der Freude auf ihn übersprang, während er mir dabei half, den Fisch abzulichten. Dass wir während der Fotosession beide ein dickes Grinsen im Gesicht hatten, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Rocketlaunch zur Herbstsession – Ein Gastbeitrag von Julian Klomfar -

Zum Abschluss möchte ich euch da draußen nur eines mitgeben: Hört auf euer Bauchgefühl und macht das, was IHR für gut befindet, denn nur so könnt ihr solche Sternstunden erleben, wie ich in diesem Jahr.

Ein fettes Petri Heil, euer Julian Klomfar!

Mehr über Julian erfahren

Mehr über Julian´s Angelei findest du auf Instagram

Mehr News von Proline erhältst du