Für einige Einsatzzwecke im modernen Karpfenangeln erweist sich geflochtene Schnur als bessere Alternative zu monofiler Schnur. Gleichzeitig sind innerhalb der geflochtenen Schnüre die Unterschiede mitunter sehr groß – und zwar nicht nur in Bezug auf den jeweiligen Hersteller und etwaige Abweichungen bei Abriebfestigkeit und Tragkraft, sondern auch mit Blick auf den Schnur-Typus.
Es hat einen Grund, warum es eine Unterscheidung nach sinkenden und schwimmenden geflochtenen Schnüren gibt. Aber wann ist eigentlich welcher Schnur-Typus zu empfehlen? Die folgenden Zeilen liefern dir einige Beispiel-Szenarien und helfen bei der Lage-Sondierung bzw. Beurteilung des geeigneten Schnur-Typus für deine anglerischen Vorhaben. Denn soviel vorneweg: Die Frage, welche Schnur wann geeignet ist, ist nicht pauschal zu beantworten, sondern steht und fällt vielmehr mit den Umständen vor Ort und dem topographischen Gegebenheiten des Gewässers.

Schwimmende Geflochtene – dann ist sie vorteilhaft

Ganz grundsätzlich: Dass eine geflochtene Schnur schwimmt, ist der normale Zustand einer Geflechtschnur. Umgekehrt: Damit eine geflochtene Schnur sinkt, bedarf es die Einarbeitung von Wolfram-Partikeln bzw. der Umflechtung um eine Wolfram-Faser, deren hohes Eigengewicht die auftreibende Eigenschaften der Schnur-Fasern wettmacht.
Aber das ist nicht immer erforderlich, um erfolgreich damit auf Karpfen zu angeln. Folgende Eigenschaften und Gewässer-Umstände sprechen für die Verwendung einer schwimmenden geflochtenen Schnur.
1. Angeln auf große Distanzen.

Wenn es darum geht, auf große Distanzen zu angeln, ist (schwimmende) Geflochtene klar im Vorteil. Der Grund: Geflochtene Schnur, egal ob schwimmend oder sinkend, dehnt sich nicht. Stell dir vor, du bringst deine Köder mit dem Boot auf Distanzen von über 200 Meter auf einen aussichtsreichen Spot zum Liegen. Im Falle eines Bisses kommt es bei solchen Distanzen umso mehr auf eine direkte Bissübertragung an, du eben nur bei geflochtener Schnur gewährleistet ist. Umgekehrt: Die Dehnung monofiler Schnur würde einen Fisch bei solchen Distanzen erst viele Meter Schnur abziehen lassen, bevor dein Bissanzeiger das erste Signal von sich gibt. In der Zwischenzeit ist der designierte Fang womöglich bereits in das nächstgelegene Hindernis geschwommen.
Aber das erklärt noch nicht, warum die Schnur dafür unbedingt schwimmend sein sollte, denn schließlich würde eine sinkende Geflochtene denselben Zweck erfüllen. Jedoch: Es geht einfach darum, dass du mit schwimmenden Geflecht flexibler auf die Unterwasser-Topographie reagieren kannst – etwa dadurch, dass du deine Schnüre nur in den Bereichen dort absenkst, in denen es erforderlich ist.
Beispiel-Szenario: Beim Angeln an Kanten bzw. Plateaus würdest du nicht wollen, dass die Schnur über die Ausläufer der Kanten bzw. Plateau reibt, um etwaigen Schnurrissen vorzubeugen. Nur ein schwimmendes Geflecht gibt dir hier die Möglichkeit, die Schnur dort auftreiben zu lassen, wo es sinnvoll ist, und dort abzusenken, wo wiederum ein Bodenkontakt ungefährlich ist – bzw. das Absenken aufgrund von Bootsverkehr, Schwimmern, Seglern etc. notwendig ist.
Kurz: Mit schwimmender Geflochtener bist du flexibler in der Gestaltung der Wegstrecke von der Rutenspitze bis zum Rig.

2. Angeln bei Kraut und Unterwasser-Hindernissen
Wer schon einmal seine Montagen auf große Entfernungen abgelegt- und anschließend eingekurbelt hat, der weiß, welche Kräfte hier wirken können, zumal dann, wenn man schwere Bleie verwendet. Der Kraftaufwand wird hier ungleich größer, wenn die Schnur auf ihrem Weg Kraut und etwaige Hindernisse durchkreuzt – was bei sinkender Geflochtener der Fall wäre. Du würdest hiermit die Schnur vom Gewässergrund womöglich durch Kiloweise Kraut manövrieren- und viel Kraft aufbringen müssen – was weder dir, noch deiner Rute bzw. Rolle gut tut. Ganz davon zu schweigen, dass du du hierdurch die Gefahr eines Abrisse erheblich erhöhst, sei es beim Einkurbeln oder, wenn du einen Run bekommst.
Hier gilt erneut: Mit schwimmender Geflochtener umgehst du ein solches Risiko.

Sinkende Geflochtene – Dann ist sie erste Wahl
Demgegenüber gibt es eine Reihe von Szenarien, in den sinkendes Geflecht erste Wahl beim Karpfenangeln sein sollte.
1. Safezone-Angeln
In vielen Gewässern und Angelsituationen kommt es vor, dass die Fische sehr schreckhaft auf Schnur reagieren. Eine Fluchtreaktion kommt in der Regel dann zustande, wenn der Fisch Schnurkontakt bekommt, sei es mit der Schwanzflosse oder mit dem „Rüssel“ voran. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eines Schnurkontaktes in unmittelbarer Nähe deiner Montage am höchsten. Hier ist es umso wichtiger, die Schnur auf den Boden zu pinnen, damit die Fische ungehindert fressen können. Mit dem Vorschalten einer monofilen Schlagschnur die naturgemäß sinkt, kann dieser Effekt erzielt werden. Aber das alleine genügt nicht immer…
… denn gerade bei großen und besonders scheuen Fischen hat die Erfahrung auch gezeigt, dass das Einzugsgebiet, innerhalb dessen die Fische sich dem Futterplatz nähern, erweitert ist. Daher gilt es auch, in der „Peripherie“ bzw. dem erweiterten Umfeld deines Rigs, die Schnur auf den Boden bringen. Schließlich soll der designierte Großfisch nicht schon das Weite suchen, bevor er überhaupt die Möglichkeit bekommt, deinen Hakenköder einzusaugen…

2. Schutz vor ungeliebten Schnur-Fängern
Ein entscheidendes Argument für die Verwendung sinkender Geflochtener: Du hältst die Schnur auf ganzer Lauflänge von der Wasseroberfläche fern. Und das bedeutet auch, dass das Risiko, dass deine Schnur von Schleppanglern, Seglern oder anderen Wassersportlern eingefangen wird, fast gänzlich reduziert ist. Umgekehrt: Nichts ist schlimmer, als nach erfolgreich und punktgenau-abgelegter Montage auf größere Distanzen zum Ufer zurückzukehren und bald darauf in 180 Meter Entfernung vom nächsten Wassersportler eingefangen zu werden. Das ist nicht nur ein Ärgernis, sondern auch womöglich mit zwischenmenschlichem Stress verbunden.

Solcherlei Geraffel entgehst mit sinkender Geflochtener, die über ihre komplette Lauflänge über den Grund läuft. Ein zusätzliches Absenken der Schnur mit Absenkbleien kann – je nach Topographie und Freizeitaktivität – angezeigt sein ( z.B. unmittelbar vor den Rutenspitzen), ist aber nicht zwingend erforderlich.

Schnur-Empfehlungen von Kryston und Climax
Die gute Nachricht: Für sämtliche der oben genannten Szenarien bieten die deutschen Firmen Kryston und Climax passende Schnur-Typen an. Es folgte eine kurze Übersicht:
Kryston Descend (sinkend)

Die Kryston Descend ist eine sinkende geflochtene Schnur mit hervorragenden Tragkraftswerten und einer hohen Abriebfestigkeit. Wenn du dich genauer über die Schnur informieren willst, dann empfehlen wir dir diesen Beitrag (hier klicken).
Die Kryston Descend ist in folgenden Durchmessern und Gebindegrößen erhältlich:
- 1200m/600m/300m
- 20lb/0,23mm oder 30lb/0,27mm (Knoten-Tragkraft)
- olive-mud
Weitere Infos zur Schnur gibt’s auf den offiziellen Seiten des Herstellers (hier klicken).


Climax I-Dive (sinkend)
Das englische Wort „Dive“ für „Tauchen“ beschreibt die wichtigste Eigenschaft der Schnur bereits im Namen – sie taucht, bzw. sinkt. Die Schnur besteht aus perfekt-eng und rundgeflocheten HMPE und PTFE-Einzelfasern, die auf modernen Maschinen geflochten und per Laserkontrolle optimal verstreckt werden! Anstatt eines einzelnen Wolfram-Faser wird hier bereits „ab Werk“ auf eine innige Verbindung der Fasern gesetzt.
Durch ihre Versiegelung weist sie zudem eine sehr glatte Oberfläche auf, was wiederum den Wurfeigenschaften zu gute kommt und einem verfrühten Aufquillen zugunsten einer langen Haltbarkeit entgegenwirkt.
Ferner ist die I-Braid Dive auch nicht „zu schwer“ – denn auch das kann ein Problem darstellen, nämlich dann, wenn sich die Schnur zu stark in Boden „eingräbt“. Im Kontext von weichem Boden Wasserpflanzen kann man sich leicht ausmalen, welche Probleme das womöglich verursacht…
Auf einen Blick:
- sinkende geflochtene
- extrem abriebsfest
- herausragende Wurfeigenschaften
- Made in Germany
- erhältlich in 0,15, 0,18 und 0,22mm in den Farben neon-gelb oder grün
Weitere Infos zur Schnur gibt’s auf den offiziellen Seiten des Herstellers (hier klicken).
Climax Blade-Line (schwimmend)
Die Climax Blade Line ist eine grundsolide-, eng-geflochtene Schwimmende Geflecht-Schnur mit hervorragender Abriebfestigkeit, die ihr nicht zuletzt zu ihrem Namen verhalf ( engl. Blade = Klinge). Muscheln, Steine und Co. können der Schnur so schnell nichts anhaben.
Durch ihre spezielle PTFE-Beschichtung und Thermofixierung ist die Schnur zudem besonders glatt, was ihren Gleiteigenschaften zugute kommt und schließlich zu höhrern Wurfweiten beiträgt, während gleichzeitig die Anhaftung etwaigen Unrats ( Schwebepartikel, Algen) und die Aufnahme von Wasser minimiert wird – was wiederum die Langlebigkeit der Schnur erhöht
Erhältlich in Durchmessern von 0,04 bis 0,3mm in den Farben Gelb und grün, Lauflänge: 135- bzw. 275 Meter
Weitere Infos zur Schnur gibt’s auf den offiziellen Seiten des Herstellers (hier klicken).


