Das Karpfenangeln im Sommer ist an vielen Gewässern von einer biologischen Wechselwirkung begleitet, die mittelbar mit den gestiegenen Temperaturen und dem jahreszeitlich bedingten hohen Lichteinfall zusammenfällt: Dem Wachstum von Kraut. Fürwahr: Am Kraut führt im Sommer kein Weg vorbei, zumal es in vielen verschiedenen Ausprägungen daherkommt. Von Fadenalgen, die sich wie ein Teppich über dem Gewässerboden ausbreiten, bis hin zur Wasserpest, die von einem Großteil des Gewässers Besitz ergreift und ihrem Namen alle Ehre macht, steckt Kraut die Anforderungen an das Karpfenangeln ab. Jedenfalls an vielen Gewässern.
Fakt ist aber auch: Was auf der einen Seite mit Herausforderungen für den Karpfenangler einhergeht, das bietet umgekehrt viele Chancen, denn eines ist unstrittig: Karpfen lieben Kraut. Was auch kein Wunder ist, denn es bietet ihnen Schutz und Nahrung gleichermaßen. Trotz des anglerischen Potentials, das das Kraut beherbergt, meiden jedoch viele Karpfenangler das Kraut. Sie begeben sich entweder auf die Suche nach krautfreien Stellen im Gewässer oder warten lieber, bis sich das Kraut zurückgebildet hat und wechseln womöglich einstweilen das Gewässer – in der Hoffnung auf ein geringeres Krautaufkommen.
Wenn es nach Kevin Cornelissen geht, dann gibt es dazu allerdings keinen Grund. Ganz im Gegenteil: Wie Kevin dir in den nachfolgenden Zeilen erklärt, gestaltet sich das Angeln im Kraut einfacher, als gedacht – wenn man ein paar grundlegende Dinge berücksichtigt und ein paar Anpassungen seiner Strategie vornimmt, dann eröffnen sich dem Angler neue Horizonte in der grünen Hölle. Also: Nicht verzagen, Kevin fragen. Wir übergeben das Wort an Krautexperte Kevin.
Krautangeln als Vorteil: Einige grundlegende Gedanken
Warme Temperaturen und ein hoher Lichteinfall lassen das Kraut in den Sommermonaten an vielen Gewässern in die Höhe schießen, teilweise steht es dann bis zur Wasseroberfläche. Viele Karpfenangler meiden diese verkrauteten Gewässer aus Angst, zumal die Auswirkungen des Krautes bis in den Herbst hineinreichen. Aber ich sehe es als Vorteil: So habe ich meine Ruhe und der Angeldruck ist sehr gering.
Ich persönlich finde das Kraut gar nicht so schlimm, ganz im Gegenteil. Karpfen lieben Kraut! Es bietet ihnen Schutz, liefert tagsüber Sauerstoff, und nicht zuletzt finden die Karpfen dort viel natürliche Nahrung in Form von Muscheln und Schnecken. Daher ist es sinnvoll, seine Köder ganz in der Nähe oder sogar mittendrin anzubieten. Selbst wenn das Angeln auf den ersten Blick unmöglich erscheint, so lässt mich der potentielle Ertrag über etwaige Zweifel hinwegsehen, zumal ich selbst unter diesen Umständen für das effektive Anbieten meiner Rigs Sorge trage. Fakt ist jedenfalls: Krautfelder werden von den Karpfen sehr gerne aufgesucht.
Mit Plan und Ziel: Krautangeln ist berechenbar
Die Effektivität des Angelns im Kraut selber ändert nichts daran, dass sich auch jenseits der Krautkante ein Versuch lohnen kann. Meist beginne ich bereits Mitte Mai damit, mit dem Boot nach krautfreien Stellen oder Fraßlöchern zu suchen. Diese Stellen sind leicht an den sauber-gefressenen Bereichen zu erkennen, die deutlich heller sind als der restliche Untergrund. Wenn ich die Spots gefunden habe, speichere ich sie auf dem Echolot als GPS-Punkt – so finde ich sie auch im Dunkeln zuverlässig wieder.
Das Einmaleins des Krautangelns – Von Futter und Vorbereitung
Jetzt beginnt das Füttern und die Kontrolle der Plätze. Hier spielt mir die Zeit und eine entsprechende Vorbereitung in die Karten: Die ersten zwei Wochen setze ich auf einen Partikel-Mix aus Mais, Weizen und Tigernüssen. Da ich erst einmal den Platz aktivieren will, nehme ich zu Beginn den Fang von Schleien und Brassen gerne in Kauf. Diese Fische sorgen für Bewegung und locken die Karpfen an. So gehe ich alle zwei Tage füttern und kontrolliere gleichzeitig die Plätze. Entweder tue ich dies mithilfe des Aquascopes oder ich verschaffe mir mit der Taucherbrille selbst einen Überblick, wie es dort unten aussieht.
Danach beginnt Phase 2: Wenn das Futter angenommen wurde und die zwei Wochen vorbei sind, beginne ich, Boilies dazu zu füttern. Die Mischung aus Partikeln und Boilies stellt sicher, dass die Karpfen den Platz attraktiv finden und regelmäßig besuchen. Diese Methode hat sich für mich als äußerst effektiv erwiesen, um auch in den krautigsten Gewässern erfolgreich zu angeln.
Während andere Angler sich von den dichten Krautfeldern abschrecken lassen, nutze ich diese Bedingungen zu meinem Vorteil. Denn gerade in diesen Bereichen fühlen sich die Karpfen am wohlsten und sind besonders aktiv. Mit Geduld und der richtigen Strategie kann man in der „Krauthölle“ großartige Fangerfolge erzielen.
Zur Technik und Taktik im Kraut – So gehe ich vor
Das Fischen in stark-bewachsenen Gewässern erfordert spezielle Ausrüstung und Techniken. Starke Ruten und Schnüre sind unerlässlich, um die Fische sicher aus dem dichten Kraut zu ziehen. Außerdem verwende ich gerne schwerere Bleie, um den Köder besser im Kraut zu verankern und die Bisse schneller zu erkennen. Ein wichtiger Teil meiner Ausrüstung ist auch ein Kraut-Haken, mit dem ich die Schnur regelmäßig von anhaftendem Kraut befreien kann.
Faszination Krautangeln – Mut trifft auf Erfahrung
Ein weiterer Vorteil des Krauts ist, dass es den Fischen Ruhe und Schutz bietet, wodurch sie weniger scheu sind und sich häufiger an den Futterplätzen zeigen. Es ist faszinierend, zu beobachten, wie die Karpfen durch das dichte Grün gleiten, immer auf der Suche nach Nahrung.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Erfahrungen in der Krauthölle gesammelt und meine Techniken verfeinert. Jeder Angeltag bringt neue Erkenntnisse und Herausforderungen. Das Angeln im Kraut ist eine Kunst für sich, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert. Aber die Belohnung in Form großer-, kräftiger Karpfen macht jeden Aufwand wett.
Abschließend kann ich nur sagen: Wer den Mut hat, sich in die Krauthölle zu wagen, wird mit einzigartigen Angelerlebnissen und beeindruckenden Fängen belohnt. Die dichten Pflanzenmassen, die für viele Angler ein Hindernis darstellen, sind für mich ein Paradies, das es zu erkunden gilt.