Gut drei Jahre ist es bereits her, dass der letzte Bericht von mir veröffentlicht wurde, doch ruhig war es um meine Fischerei deswegen keineswegs. In meinem ersten Bericht erzählte ich von der Jagd nach einem der seltenen Großkarpfen in dem Fluss vor meiner Haustür.

Nachdem ich diese Mission erfolgreich abschließen konnte, konnte ich jedoch noch nicht ganz mit dem Altwasser abschließen um weitere Fische von meiner „Most-Wanted Liste“ zu streichen. Umso mehr kribbelt es nun in meinen Fingern, euch eine Geschichte zu erzählen, welche noch heute Gänsehaut beim darüber schreiben verursacht – selbst, während ich diese Zeilen gerade schreibe.

Treasure-Hunt: Auf der Suche nach seltenen Schätzen. Zur Zielfisch-Jagd von Nikolas Gasper -

Wurzeln gefasst

Eins war klar – auch wenn ich mein Ziel, einen der großen zu fangen, erreicht hatte, so entfachte dies meinen Jagdtrieb nur noch mehr. Ich hatte Blut geleckt. Erst jedoch wurde ich etwas ruhiger. Die weiter-ansteigende Wassertemperatur im Juni und die damit verbundene Senkung des Sauerstoffgehalts in dem flachen, verschlammten Altwasser, war für mich das Startsignal, den Cypriniden erst weiter im Hauptstrom nachzustellen.

Das war auch der Grund, aus dem es bis 2021 dauern sollte, bis ich wieder zwischen den Hecken umherkroch, um im neuen Jahr endlich die ersten Nomaden ausfindig machen zu können. Zeitig setzte ich meinen Platz wieder unter Futter – genau so zielstrebig wie auch im Vorjahr, voller Motivation und Tatendrang. Ich konnte nicht ruhig da sitzen, und auf Gut Glück alles passieren lassen. Ich wollte mein Glück berechenbar machen und das aufgebaute Puzzle aus dem Vorjahr wieder verwenden sowie die vorhandenen Lücken weiter füllen.

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Most Wanted-List

Warum mein Treiben hier noch nicht vorbei war? Ich hatte Zielfische. 3 Stück an der Zahl, wovon ich jeden einzelnen bereits im Vorjahr auf meinem Platz vorfinden konnte. Ein großer perfekter Reißverschluss-Zeiler Ende der 30 Pfund Marke, einen Koi-Zeiler sowie einen grauen Koi, welcher mir zuvor gänzlich unbekannt war.

Die höchste Priorität auf meiner Liste genoss jedoch der Koi-Zeiler. Die Tatsache, dass dieser Fisch in einem wilden Strom lebt und die Schönheit des Fisches selbst suchen in Punkto Wertigkeit für mich bis heute ihresgleichen. Dieser Fisch – Eine Perfektion für sich. Ein Endfisch! Und überhaupt: Unsere heimischen Flüsse vor der eigenen Tür sind und bleiben eben bis zuletzt die größten Abenteuer und bergen die tollsten Schätze, was sich mir die letzten Jahre immer wieder unter Beweis stellte. Aber zurück zum Thema.

Gemischter Start am Altwasser

Nachdem der Platz eine Woche unter Futter war, stürzte ich mich voller Vorfreude an das Ufer des Altwassers. Es war ein tolles Gefühl, endlich wieder an meinem alten Platz zu sitzen. Alles war perfekt. Ich war wieder dort, wo ich mich wirklich zu Hause fühlte. Bei den Fischen allerdings war von Heimeligkeit keine Spur, denn irgendwie wollten die Jungs nicht so richtig. Tage vergingen. Wochen vergingen. Nacht um Nacht schlug ich mir um die Ohren. Spätestens, als nach 4 Wochen noch immer kein Karpfen den Weg in die Maschen fand, schlug die anfängliche Vorfreude in Enttäuschung um. Zahlreiche Beifänge machten es nicht besser, zumal sie an meiner Motivation zerrten: Alande, Brassen, riesige Schleien sowie Waller machten trotz allem die Nacht zum Tage – und ließen mich schlaflos zurück.

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Immerhin einen positiven Nebeneffekt konnte ich den zahlreichen Beifängen – mehr, als noch im Vorjahr – abgewinnen: Mein eingebrachtes Futter blieb trotz fehlender Karpfenaktivität definitiv nicht liegen – es wurde also von den Fischen angenommen, nur eben nicht von den richtigen. Am meisten bestätigten mir das die Welse, die am Ufer feinste Fischmehlmasse meiner Penny-Fish- und Wumms-Boilies wieder hochwürgten.

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Aber wo bleiben die Karpfen? Tag um Tag verging, jeden Tag suchte ich die Ufer auf und hielt Ausschau nach Aktivität von Karpfen. Doch von ihnen fehlte jede Spur. Eigentlich war alles perfekt, die Tage wurden immer wärmer und ich ging davon aus, dass ein Teil der Fische sich bald wieder sammeln würde, um in die Laichvorbereitung zu gehen. Doch dieses Jahr sollte es sich lange hin ziehen.

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Sehr lange sogar! 2 Monate vergingen. 2 Monate ohne Fisch. Genauer gesagt ohne Karpfen. Doch Aufgeben kam für mich keineswegs in Frage. Schon im Vorjahr vermittelte mir der Altarm eine Vorstellung davon, wie wichtig ein enormes Durchhaltevermögen ist, um zum gewünschten Erfolg zu kommen. Allerdings: Schlussendlich dauerte es dort geschlagene 4 Monate, bis ich meinen ersehnten Groß-Karpfen fangen durfte.

Also blieb ich weiter am Ball – was belohnt wurde. Mitte Mai konnte ich einen kleinen Schuppenkarpfen in der Nähe meines Futterplatzes ausfindig machen. Meine Sachen musste ich nicht mehr packen, Rigs waren gebunden, alles wurde immer so vorbereitet, um nach der Arbeit sofort startklar zu sein. Also schnappte ich mir im Supermarkt einen Energy-Drink und eine Packung Waffeln, um eine schnelle Nacht zu „drücken“, und siehe da: Kaum war ein Karpfen zu sehen, konnte ich in der gleichen Nacht noch einen kleinen Schuppenkarpfen fangen. Ein Fisch mit gewichtigem Potential für die Zukunft, wie seine Proportionen es erahnen ließen. Ob es der von mir erspähte Schuppenkarpfen vom Vortag war, werde ich wohl nicht erfahren. 

Jedenfalls: Mit dem gefangenen Karpfen war der Startschuss gefallen – und ich hatte die Fährte aufgenommen. Jetzt hieß es für mich, dieser Fährte zu folgen und so viel Zeit wie nur irgend möglich am Wasser zu verbringen, um die Chance zum Zielfisch nicht zu verpassen.

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Von Angesicht zu Angesicht

Ein Tag nach meinem Fang kehrte ich zur Kontrolle und zum Füttern zurück. Diesmal nahm ich mir etwas Zeit, um das Wasser länger zu beobachten, denn schon beim runterklettern vernahm ich einen Schwall im Holz. Also begab ich mich direkt in’s Dickicht. Was ich dort dann sehen sollte, lies mich fast vom Ast ins Wasser fallen.

Erinnert euch nochmal zurück: Einige Zeilen zuvor erzählte ich von dem Koi-Zeiler. Und siehe da: Hier war er nun, noch keinen Meter von mir entfernt, unter meinen Füßen, neben einem kleinen Baum im Wasser, stand er in nur einem knappen halben Meter Wasser und schwamm in aller Ruhe über meinen Futterplatz. Mir stockte der Atem. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht sofort meine 6ft Scopes aus dem Auto geholt hätte um ihm einen kleinen gelben Pop-Up vor seinem Mund zu präsentieren. Doch so schnell ich auch wieder unten war, als ich zurück kam war der Fisch weg. Sollte das meine Chance gewesen sein? Meine einzige Chance, von Angesicht zu Angesicht mit meinem Zielfisch Nr. 1 von fast 30km Flussstrecke?

Niedergeschlagen

Nach dem fehlgeschlagenem Stalkingversuch auf meinen Zielfisch war ich ebenso angespannt wie bedrückt. Ein Tag später wollte ich die nächste Nacht dort angeln, in der Hoffnung, der Fisch würde sich noch etwas länger in dem Gebiet dort aufhalten. Die Nacht brach herein und zunächst hielten mich wieder die Waller auf Trapp. Bei jedem Biss schnellt der Puls erneut in die Höhe wie das Tacho eines Formel 1-Wagens, doch umso größer wurde die Enttäuschung mit jedem gefangenen Wels…

Doch nach dem ersten Wels gab es einige Zeit ein paar wenige Pieper. 5 Stück an der Zahl. Mehr gibt der Spielraum zwischen Swinger und Rutenblank nicht her, denn bei der ausgeübten Hook-and-Hold-Fischerei ist jeder weitere Zentimeter Spielraum ein Zentimeter zu viel. Ein kurzer kräftiger Drill brachte mir einen langen schlanken Schuppenkarpfen in die Maschen. Einer der rastlosen Flussnomaden – da war ich mir sicher. Doch die Nacht war noch jung… Normalerweise bin ich mit einem Fisch pro Nacht mehr als zufrieden. In dieser magischen Nacht durfte ich jedoch gleich zwei Schätze bergen.

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Zeitlupe

Ein weiterer Biss störte die Totenstille am Fuße des Friedhofs. Ein Fallbiss… Normalerweise ein typisches Zeichen für die lästigen Waller. Auch der hektische Drill deutete für mich eindeutig auf einen Waller hin, weshalb ich die Brille auch auf meiner Tasche liegen ließ.

Meine Vorsicht im Drill verschwand, als ich eine lange graue Silhouette an der Wasseroberfläche am Ende des Lichtkegels meiner Kopflampe vernahm. Stück für Stück kam der Fisch näher, und als ich schließlich erkennen konnte, was ich dort gerade herbei zerrte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Du ahnst es: Der Koizeiler. Schnell drehte ich die Bremse ein wenig auf um dem Fisch Spiel zu geben, doch rückblickend betrachtet war dies nicht mehr notwendig. Schnell wie noch nie griff ich zu meinem Kescher und schöpfte den Fisch innerhalb weniger Augenblicke ab. Ein lauter Schrei durchdrang die gespensterhafte Stille, was einige Hunde aus dem anliegenden Dorf mit Bellen quittierten. Ich ließ alles fallen und musste mich erst einmal hinsetzen.

Obwohl es mitten in der Nacht war konnte ich meine zwei Kumpels dazu animieren, mich früh am nächsten Morgen zu besuchen, um Fotos zu machen; Was sie auch gerne taten, denn auch sie schätzen diesen besonderen Fang, zumal sie um die Mühe wussten, die ich von Anfang an in die Zielfisch-Angelei stecke.

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Vom Glück der Tüchtigen  – und weiteren Plänen

Das war sie. Die abgeschlossene Zielfischjagd am Fluss. Alle die Entbehrungen der letzten Wochen und Monate waren verflogen. Noch ein paar Wochen vorher wurde ich für mein Vorhaben belächelt, einen speziellen Karpfen auf einer fast 30km langen Flussstrecke fangen zu wollen. Doch wieder einmal zeigte es mir, dass sich Disziplin und Beharrlichkeit gerade an solch schwierigen Gewässern am Ende des Tages immer auszahlen.

Heute kann ich sagen: Es war, wie man so schön sagt „Das Glück der Tüchtigen! In den nächsten Nächten konnte ich noch 2 weitere Karpfen fangen, innerhalb einer Woche verzeichnete ich also 4 Karpfen auf der Habenseite.

Allerdings sollte diese Fangquote nicht zum Regelfall werden: So schnell die „Party“ begonnen hatte, so schnell endete sie auch bald schon wieder, und die Blankserie ging wieder weiter – die Nomaden verschwanden wieder im Nebel des Stroms. Die Zielfischjagd war beendet. Doch wer weiß schon, was unsere Flüsse noch alles vor uns geheim halten. Ich bin neugierig, es in Erfahrung zu bringen…

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