Einen knappen Monat bin ich nun schon Zuhause und verbringe meine Elternzeit mit meiner Freundin Jeni und meinem Sohn Emil. Eigentlich habe ich mir vorgenommen diese Zeit angelfrei zu verbringen und mich voll und ganz auf meine kleine Familie zu konzentrieren.
Natürlich habe ich es nicht ausgehalten und verbrachte ein paar einzelne Nächte an verschiedenen kleineren Gewässern bis 20 Hektar Größe in meiner Umgebung. Für eine gute Vorbereitung der kurzen Sessions hatte ich leider keine Zeit und versuchte wie so oft in diesem Jahr, Instand mein Glück. Lieber nahm ich mir etwas mehr Zeit bei der Stellenwahl und versuchte aktiv nach Karpfen Ausschau zu halten. Nun ja, wir haben Hochsommer und der Großteil meiner Gewässer ist sehr flach und dazu extrem trüb. Viel Aktivität konnte ich meist nicht ausmachen und verließ mich so auf meinen Instinkt und fischte meist in Wurfweite auf dem Wind zugewandten Ufer.
Futtertechnisch setzte ich auf einen Partikelmix aus Hanf und Tigernüssen in dem ich einige Live System Boilies von CC Moore über ein längeren Zeitraum wässerte. Einen guten Schuss Hanföl hinzu und fertig. Als Köder kamen fast ausschließlich Pop Ups in 14 mm ans Haar.
Am frühen Morgen packte ich meist mit einem oder zwei Fischen auf der Habenseite zusammen und fuhr wieder nach Hause. Nur äußerst selten blieb ich blank und meist fing einige tolle Fische bis Ende 20 Pfund.
Eigentlich ein tolles Ergebnis, aber trotzdem befriedigte mich das nur geringfügig. Ich war einfach nicht zufrieden. Über Whats App und Facebook bekomme ich fast täglich große und hübsche Fische zugeschickt. Ich merke immer mehr, wie mich der Neid packt und ich immer unzufriedener nach einer eigentlich erfolgreichen Session nach Hause fahre.
Meine Laune ist einfach kaum ertragbar und ich kann mich selber nicht mehr leiden. Erst nach einer heftigen Gehirnwäsche durch meine Freundin wird mir wieder bewusst, dass bei mir gerade einiges falsch läuft und ich mich viel zu sehr beeinflussen lassen habe und dabei den eigentlich Sinn meines Hobbys aus den Augen verlor.
Mein Zielfisch ist der Karpfen und den fange ich sogar sehr regelmäßig. Was will man mehr ? Zumal geht es bei unserer Passion doch viel mehr als um dicke Fische und Kilos. Versteht mich bitte nicht falsch, auch ich fange natürlich am liebsten große, schwere und hübsche Fische, aber das geht nun mal nicht immer und dessen muss man sich einfach bewusst werden, auch wenn es manchmal eine Weile dauert.
Ein Paar Tage später sitze ich wieder am Wasser und kann nur darüber schmunzeln was ich für ein Idiot war. Ich habe mich von den sozialen Netzwerken verleiten lassen und dadurch die Augen für unser schönes Hobby verloren.
Mein nächster Fisch ist ein wunderschöner, nussbrauner Schuppenkarpfen um 10 Kilogramm. Beim Releasen freue ich mich über den marklosen Fisch und weiß wieder angekommen zu sein. Ein tolles Gefühl, welches ich so schnell nicht mehr verlieren möchte.
In diesem Sinne
Florian Woldt