Weiter geht`s mit dem redaktionellen Jahresrückblick zu den Themen, die uns – Philipp Wenzel und Michael Neuser – 2024 besonders im Gedächtnis haften geblieben sind. Dieser Beitrag ist unsere Antwort auf die Frage: Welche Eindrücke zum Zeitgeschehen in der Karpfenangel-Szene hat 2024 bei dir hinterlassen?. Natürlich gilt auch für Teil 2: Aufgrund der Vielzahl der Facetten unseres Hobbys müssen wir etwas sondieren und beschränken uns daher auf einige Kernaspekte – diesmal insbesondere Baits und Tackle.
Teil 2 – Das erwartet dich
Gelegentlich verbinden wir die gesammelten Eindrücke aus 2024 mit einem Ausblick auf die Entwicklung unseres Hobbys in naher Zukunft – die von den vergangenen Erfahrungen gespeist wird. Selbstredend: Natürlich handelt es sich hier lediglich um subjektive Einschätzungen ohne den Anspruch einer zuverlässigen Prognose – ganz so, wie in Teil zum Thema „Messen und Messegeschehen“, zu dem du hier gelangst (hier klicken).
2024 – Was sind deine Erfahrungen ?
Wer weiß, womöglich werden wir nächstes Jahr zur selben Zeit festgestellt haben, dass so manches davon eingetroffen ist, anderes wiederum nicht. Jedenfalls aber dienen unsere Einschätzungen als Anhaltspunkt für weitere Entwicklungen.
Übrigens: Am Ende dieses Artikels hast du Gelegenheit uns mitzuteilen, was das Jahr 2024 für dich zu einem ganz besonderen Jahr gemacht hat – wir freuen uns, von deinen persönlichen Erlebnissen und Eindrücken zu hören – und nehmen das Echo eurer Erfahrungen für 2025 mit auf.
Und nun wenden wir uns dem Eindruck zu den Tendenzen im Tackle- und Bait-Sektor zu. Anschließend widmen wir uns unter der Überschrift „Das Rig des Jahres“ einem Rig, das – unseres Erachtens – im Jahr 2024 eine besonders große Bühne geboten bekommen hat – auch bei uns selber…
Tackle und Baits – Michael Neuser
Wenngleich die Punkte hier unter einer Überschrift zusammengefasst sind und oftmals in einem Atemzug genannt werden, so verdienen sie doch eine differenzierte Betrachtung, zumal unsere Beobachtungen zu den Trends so unterschiedlich sind, wie die beiden Seiten derselben Medaille zum Karpfenangeln nur sein können.
Liegen, Zelte, Stühle, Taschen, Kleinteile – die Tackle-Klaviatur geht über viele Oktaven. Wenngleich die einschlägigen Hersteller auch im Jahr 2024/2025 das Rad nicht gänzlich neu erfinden konnten und der Markt in vielen Bereichen stark umworben ist, so konnten sich einige Hersteller durch ein besonderes Maß an Innovation hervortun und für den einen oder anderen Aha-Effekt in der Redaktion sorgen.
Dabei hat sich 2024 ein Trend besonders abgezeichnet. Ein Trend, der sich zugleich als logische Fortsetzung der Entwicklung der Vorjahre begreift und im Gedächtnis haften geblieben ist: Die Mobilität der Angler und die mobile Energie-Versorgung. Zwei Aspekte, die mit den Produktgruppen der elektrisch-unterstützen Trolleys/ Barrows sowie etwaigen Powerbanks und LiFE-PO-Akkus in Verbindung stehen. Nachdem die Firmen Carp Porter und Nash die ersten waren, die mit ihrem E-Trolleys echte Problemlöser für den ermüdungsfreien Tackle-Transport bereitstellten, ist die Liste der Hersteller in diesem Segment nun länger geworden. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie auf den gestiegenen Bedarf reagiert wurde.
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Nachfrage nach Trolleys die Kehrseite des Wunsches nach leichtem Tackle ist: Vorbei sind die Zeiten, in denen Karpfenangler der Bequemlichkeit halber ihren halben Hausstand mit ans Wasser führten. Die Reaktion auf diesen Trend macht sich auf Produktseite – etwa bei Liegen, Stühlen und Zelten – in der Vereinbarung von geringen Gewicht und hohe Stabilität bemerkbar. Unabhängig davon macht sich der Verzicht auf „unnötige“ sperrige Tackle-Gegenstände auch bei den Taschen und erweitertem Zubehör in einem intelligent Produkt-Design bemerkbar, das so manches Tackle-Gadget entbehrlich macht.
Zum Thema mobile Energie: Wer hätte noch vor 10 Jahren gedacht, dass die Bedarfe der Karpfenangler in Punkto Energie am Wasser einmal so steigen würden, wie das in den letzten Jahren der Fall war: Auffällig ist, dass alleine im Bereich der LiFePo-Akkus mehrere Hersteller den Markt unter sich aufteilen: Von der kleinen Powerbank zum Nachladen des Handys über etwaige Zwischengrößen der 50- oder 100 Ah-Klasse bis hin zum ganz großen – aber vergleichsweise leichten – Oschi der 200 Ah-Klasse zum Betrieb des E-Motors beim zweiwöchigen Frankreich-Urlaub, decken die heutigen Energie-Lösungen sämtliche Bedarfe von Karpfenanglern und Outdoor-Begeisterten ab.
Es ist stark anzunehmen, dass der Bedarf in den folgenden Jahren noch weiter ansteigen- und der Markt entsprechend darauf reagieren wird. Das belebt die Konkurrenz, zumal sich auch die Produktlösungen im weiter ausdifferenzieren, um sämtliche Nischen abzudecken. Ich finde: Am Beispiel der mobilen Energie zeigt sich allzu deutlich, wie sich Produktlösungen aus dem Outdoor-Bereich zeitgemäß auch übergreifend in den Karpfenangel-Sektor hineinbewegen. Das Karpfenangeln ist kein abgeschlossenes System, was gut ist, denn es hält den Raum zur Innovation offen, von der am Ende verschiedenen Hobby-Gruppen profitieren können…
Baits
Hier setzt sich die Tendenz des Vorjahres fort: Im Bait-Bereich zeitigt sich bei vielen Herstellern nach die vor der Trend, den man etwa mit “zurück zur Natur“ oder auch „weniger ist mehr“ auf eine Formel bringen kann. Will meinen: Natürliche Zutaten ohne künstliche Zusätze sind angesagt und stecken die Marschroute vieler Bait-Hersteller für 2024 ab. Meine Einordnung: Dieser Trend ist einerseits der Einsicht zu verdanken, dass die Natur immer noch vorgibt, was künstliche-Zusätze und Aromen nicht- oder nur bedingt nachempfinden können – was wohlgemerkt nicht heißen soll, dass letztere nicht auch ihre Berechtigung hätten.
Gleichzeitig ist festzustellen, dass von der Anfänglichen Sorge der Baitmacher sowie der Angler in Bezug auf das europaweit-verordnete Verbot etwaiger Färbemittel wie Titanium-Dioxid in Futtermitteln nur noch wenig zu spüren ist. Dass Boilies nunmehr mit alternativen Mitteln eingefärbt oder gar in ihrer natürlichen Farbe belassen werden, zeigt, dass wie bereit sind, mit alten Gewohnheiten zu brechen – sei es nun freiwillig, oder eben durch ein gesetzliches Diktat.
Besonders weitsichtig: Viele Baithersteller hatten bereits im Vorfeld das herannahende Verbot der Färbemittel antizipiert und haben in vorauseilendem Gehorsam darauf reagiert, indem sie bereits im Vorjahr nach Färbemittel-Alternativen gesucht haben. Mit Erfolg – so wurde sich im Boilie-Sektor ein gleitenden Übergang in diesjährige Saison bereitet, wobei die neuerlich angebotenen Färbemittel von Anglern mit einer gleichbleibend hohen Nachfrage quittiert werden. Das wiederum ist die Kehrseite einer unverändert hohen Produktqualität, die mit entsprechenden Einträgen in den Fangbüchern der Angler einhergeht.
Das führt mich auch zu dem Ausblick, dass sich an dieser positiven Entwicklung im Bait-Bereich voraussichtlich nichts ändern wird, solange sich die Bemühungen der Baithersteller weiterhin mit der unveränderten Maßgabe an die Qualität der Futtermittel in Einklang bringen lassen – und sich das auch in den Fangbüchern widerspiegelt. 2024 hat gezeigt: Die vom Gesetzgeber zugebilligten Spielräume hierfür sind groß genug.
Tackle und Baits – Philipp Wenzel
Für 2024 galt – nicht zuletzt mit Blick auf die schiere Menge und die umworbene Marktlage – mehr, denn je: Tackle und Baits sind das Handwerkszeug eines Karpfenanglers schlechthin. Natürlich bedarf es zudem auch einer gewissen Kenntnis über das Verhalten und die Vorlieben unseres Zielfisches, dem Karpfen. Dieses Wissen kann man sich aber nach und nach aneignen und verfeinern, wohingegen ein Ansitz ohne passende Rute, Schnur oder gar Haken zu einem miserablen Ergebnis führen wird. Ähnlich verhält es sich mit der Wahl des richtigen Köders, wobei man sich hier ja eingestehen muss, dass der Karpfen ja zumeist auf blanke und frei liegende bzw. schwebende Haken beißt. Die Generation unserer Großväter würde mit den Köpfen schütteln, wenn sie wüssten, dass es schon lange nicht mehr darauf ankommt, die Hakenspitze möglichst tief im Teig oder Wurmbündel zu verstecken…
Tackle
Beim Tackle ist mittlerweile die eigentliche Rute sowie deren Länge für mich besonders in den Fokus gerückt. Dabei kommt es natürlich darauf an, auf welche Gewässerart oder Angelsituation man am meisten anspricht oder worauf man Lust hat sich einzulassen. Die Hersteller haben schon seit ein paar Jahren auf die erhöhte Nachfrage nach kürzeren Ruten für das Bootsangeln, dem Ansitz am Kanal oder das Stalken reagiert und ihre Produktpalette entsprechend erweitert. Ich selbst nutze mittlerweile Ruten in den Längen von 6ft., 9ft., 12ft. und 13ft. Egal ob auf Reisen, bei schnellen Nächten aus dem Auto heraus oder bei Wurfwettkämpfen im Ausland, alle Längen haben ihre Daseinsberechtigung und spielen ihre Stärken in den jeweiligen Situationen hervorragend aus.
Mitterweile geht der Trend aber nicht mehr nur in die Richtung „kürzer und mobiler“, sondern auch die Längen von 12 und 13ft. erleben eine Renaissance. Hierbei spielt vor allem das neu gewonnene Interesse vieler Angler in Punkto Ausbau ihrer grundlegenden Wurfkünste eine Rolle. Vor allem in der Wettkampf-Szene kommt es auf jeden Meter an. Wer hier erfolgreich sein will, der sollte sich bewusst sein, dass sowohl die Technik aber auch das richtige Gerät entscheidend sind, um am Ende ganz oben mitspielen zu können. Aber nicht nur die Entfernung zum Spot selbst, sondern auch die Treffgenauigkeit und das Anfüttern sind mit einer Rute der klassischen 3,60m Länge und darüber hinaus wesentlich einfacher zu bewerkstelligen, als mit den kürzeren Varianten.
Baits
Die Frage, die alle Karpfenangler bewegt und die den überwiegenden Hersteller-Anteil auf den meisten Karpfenangler-Messen ausmacht, ist eindeutig: Welcher Köder ist der richtige? Doch diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten, spielen doch viele Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Gewässerart, die Wasserqualität, die Fischdichte, der Angeldruck, die Jahreszeit und die persönliche Vorlieben – um ein paar ausgewählte zu benennen.
Dennoch sollte man dieses Thema – in meinen Augen – nicht verkomplizieren. Boilies haben nach wie vor den höchsten Stellenwert und werden ihn auch in der nächsten Saison haben. Zu einfach ist ihre Handhabung, Selektivität und Verfügbarkeit, als dass sie von Partikeln, Pellets und Co. vom Thron verdrängt werden könnten. Alle Köder haben ihre Daseinsberechtigung, aber der Boilie ist und bleibt die Nummer eins, auch für mich persönlich.
Eine Kleinigkeit ist mir dennoch aufgefallen: Wurde in den Vorjahren ein großer Hype um die reine Pop Up-Angelei gemacht, so geschah dies im Jahr 2024 vermindert bis gar nicht. Natürlich führen alle bekannten Hersteller weiterhin die knalligen rosa- oder gelb-gefärbten Pop Ups, aber der große Boom in der aktuellen Saison blieb aus. Was ist geschehen? Sind alle Karpfen mittlerweile so abgebrüht, dass sie die bunten Kugeln links „schweben“ lassen oder hat ein neuer vermeintlicher Wunderköder das Zepter übernommen, womöglich nur noch nicht das Augenmerk der Öffentlichkeit auf sich gezogen? Wie die Antwort auch lautet, die Köderfrage wird sich am Ende des Tages nie vollständig beantworten lassen, aber man kann für sich und seiner Angelei einen gesunden Mittelweg finden. Vertrauen ist hier, wie so oft im Leben, die Grundessenz, es schadet aber nicht, auch mal nach links und rechts zu schauen.
Das Rig des Jahres 2024 – ein Kommentar von Michael Neuser
Keine Frage: Rigs zum Karpfenangeln unterliegen der Mode. Und doch zeitigt sich innerhalb dieser Mode-Erscheinungen ein gewisser Rhythmus: Es liegt in der Natur der Mode, dass gewisse Trends kommen und gehen – und manche Trends zeigen sich irgendwie vollkommen unbeirrt von dem Wandel der Zeit – sie passen sich allenfalls leicht an und werden modifiziert.
Das Rig, um das es mit an dieser Stelle geht, ist irgendwie eine Mischung aus beiden Tendenzen: Die Rede ist vom Shot-on-the-Hook-Rig. Dieses Rig ist mir 2024 besonders in Erinnerung geblieben und daher mein Rig des Jahres. Aus mehreren Gründen: Zum einen, weil dem Rig eine besondere mediale Aufmerksamkeit geschenkt wurde, was sich nicht zuletzt in unseren dahingehenden Beiträgen widerspiegelt – wobei sich Popularität des Rigs auch darin fortsetzt, dass die Hersteller dieses Jahr mit entsprechenden Produkt-Gegenstücken im Endgame-Bereich darauf geantwortet haben – wir berichteten.


Zum anderen hat das Rig auch meine persönliche Angelei beeinflusst. Und das lag daran, dass mich die simple aber geniale Grundidee des Rigs genug überzeugt hat, um mit alten Gewohnheiten zu brechen und dem Rig eine Chance zu geben. In aller Kürze: Es geht beim Shot-On-The-Hook-Rig ja darum, durch ein kleines Kontergewicht – etwa in Form eine kleinen Bleischrotes (Split-Shots), das mittels eines kleinen Schnur-Anhängsels am Hakenbogen befestigt wird – dafür zu sorgen, dass der Haken besser (und schneller) in der Unterlippe des Fisches greift.
Was mir die Entscheidung zugunsten des Rigs erleichtert hat, war neben der einleuchtenden Rig–Mechanik auch die jahrzehntelange Bewährung des Rigs, seitdem es seinerzeit bereits durch Terry Hearn populär gemacht wurde, dann aber einstweilen in der Versenkung verschwand. Merkwürdig eigentlich, denn an der Effektivität dieses physikalischen Grundprinzips (lies: Schwerkraft) gibts es nichts zu rütteln. Das war es, was ich anfänglich mit der Zeitlosigkeit des Rigs meinte.
Diese Zeitlosigkeit wurde 2024 wieder besonders and die Oberfläche geholt, was nicht zuletzt den Erkenntnissen aus dem Unterwasser-Footage einschlägiger Hersteller zu verdanken ist. Dieses Footage mit wiederholten Köderaufnahmen, die bei herkömmlichen Rigs nicht unmittelbar zum erwünschten Hak-Effekt führten, gab hier den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten des Rigs – was entschiedenermaßen nicht heißen soll, dass die herkömmlichen Rigs nicht auch funktioniert hätten. Allein: Es blieb der Eindruck: Der gefühlten Dunkelziffer erfolgloser Bissumwandlungen ließ sich mit ein entsprechenden Bleischrot am Hakenschenkel beikommen….zumal mir auch der geringe Aufwand, der mit diesen kleinen Anpassung einherging, zusagte und den Einstieg in die „Shot-On-Rig-Angelei“ erleichterte. Hinzu kam das gute Gefühl, mit alten Gewohnheiten zu brechen und etwas Neues zuzulassen.
Und so stellte sich auch bei mit der Effekt ein, der sich bereits in den Aufnahmen der Unterwasser-Kamera andeutete: Ich konnte dieses Jahr mit dem Shot-On the Hook-Rig einige schöne Fische auf der Habenseite verbuchen – und auch, wenn ich es nicht endgültig beweisen kann: Ich dabei klammere die versöhnliche Vorstellung, dadurch Fische gefangen zu haben, die mir ohne die Verwendung des Rigs vorenthalten geblieben wären. Und wie heißt es doch so schön: Der Glaube an etwas, kann Berge versetzen…
Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Eindruck 2025 fortsetzt. Fest steht jedenfalls für den Moment: Das Shot-on-the-Hook-Rig ist ein Rig des Jahres und hat nunmehr seinen festen Platz in meinem Rig-Repertoire eingeräumt bekommen. Mit besten Empfehlungen von Terry Hearn…
Dein Jahr 2024 – Deine Email an die Redaktion
Wie schaut es bei dir aus: Was ist dein persönliches Rig des Jahres 2024? Und was sind deine sonstigen Erfahrungen zu Baits und Tackle und allgemeinen Tendenzen in 2024? Hast du dieses Jahr irgendetwas vermisst bzw. was ist dir 2024 besonders im Gedächtnis haften geblieben?
Lass es uns gerne wissen, indem du uns eine Mail an redaktion@twelvefeetmag.de zukommen lässt.
Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen und Einordnungen und nehmen das Echo für’s nächste Jahr gerne auf. In diesem Sinne: Wir wünschen dir einen gute Rutsch in’s Jahr 2025 und bereits jetzt einen tollen und erfolgreichen Start in die neue Saison!