Werfen ist eine Kunst. Es kommt schließlich nicht von Ungefähr, dass es im Angelsport eigene Casting-Wettbewerbe gibt, bei denen es meistens auf maximale Genauigkeit ankommt. Ein guter Werfer vermag eine Trefferfläche von kaum mehr als einem Bierdeckel auf größere Distanz wiederholgenau zu treffen. Eine solche Trefferquote hat mit Zufall nichts mehr zu tun. Sie ist vielmehr das Ergebnis jahrelanger Übung, dem richtigen Wurf-Set-Up und der Entwicklung von Feingespür und dem feinen taktilen Spiel mit Wurfenergie und Timing, bei dem Angler und Rute kurzzeitig zu einer Einheit werden. Ein perfekt getimter und präziser Wurf ist ein erhabenes Gefühl!
Die gute Nachricht: Obwohl Werfen eine Kunst ist, ist es zugleich ein erlernbares Handwerk. Wir zeigen dir in den nachfolgenden Zeilen, worauf es beim Werfen als Karpfenangler ankommt. In diesem Artikel sezieren wir den perfekten Wurf. Nur soviel vorneweg: Die richtige Technik ist ebenso entscheidend, wie das richtige Gerät: Am Ende des Artikles findest du ein paar Tipps zur richtigen Wahl der Rute.
Wurfweite beim Karpfenangeln: Darum ist sie so wichtig
Nun ist Präzision beim Wurf die eine Sache – und Wurfweite eine ganz Andere. Natürlich hängt zwar beides mittelbar miteinander zusammen, aber das Eine geht oftmals zu Lasten von dem anderen. Gerade beim Karpfenangeln kommt es an vielen Gewässern eher auf den Faktor Wurfweite, als auf die exakte Genauigkeit an. Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass Karpfen sich an viel-beangelten Seen instinktiv das Verhalten angeeignet haben, sich möglichst weit entfernt der Uferpartien zur Nahrungsaufnahme zu begeben – jedenfalls an den Gewässern, an denen ausschließlich das Werfen erlaubt ist. Während die Karpfen im Wurfradius der meisten Angler – sagen wir: etwa 100 Meter – schon mehrfach gehakt wurden und entsprechend argwöhnisch geworden sind, wähnen sie sich weit draußen auf dem See eher in Sicherheit. Daraus leitet sich für uns Angler die Maßgabe ab: Wer weiter werfen kann, ist klar im Vorteil!
Leichter gesagt, als getan – denn sind wir mal ehrlich: Die wenigsten Angler sind auf Anhieb in der Lage, diese Wurfweiten zu erzielen. Aber es gibt einige Dinge, die man tun kann, um daran etwas zu ändern. Merke: Ein guter Wurf ist das Ergebnis vieler kleiner Faktoren, die wir uns nachfolgend genauer anschauen. Wenn du du diese Tipps beherzigst und ein bisschen übst, wirst du schon bald deutliche Wurfweiten-Fortschritte erzielen. Zielvorgabe: 150 Meter!
So knackst du die 150 Meter
Wie gesagt: Höhere Wurfweiten zu erzielen geht nicht von jetzt auf gleich, aber du wirst durch ein paar Umstellungen der Technik, des Set-Ups und der genauen Abstimmung der Einflussfaktoren schnell Fortschritte sehen können. Beginnen wir dafür mit dem wichtigsten Punkt: Der Technik.
Wurftechnik
Grundsätzlich gilt: Beim Karpfenangeln wird über Kopf geworfen. Der Bewegungsablauf eines Überkopf-Wurfes ermöglicht dem Angler ein höchstmögliche Kraftübertragung, die dem menschlichen Körperbau am ehesten entspricht und sich am natürlichsten anfühlt – dieser Faktor ist wichtig, um dir bereits in der Ausholphase des Wurfes ein gutes Feedback zu vermitteln.
Auf 3 Phasen kommt es an
Was uns auch schon zum eigentlichen Punkt führt. Ein Wurf besteht aus verschiedenen Phasen: Der Ausholphase, der Führungs- und Beschleunigungsphase und der Loslassphase. All‘ das spielt sich im Millisekunden bzw. Sekunden-Bereich ab, aber es ist entscheidend: Wenn alle drei Phasen nahtlos ineinander gehen, ist ein reibungsloser und geschmeidiger Wurf die Folge, bei dem sich die Wurfweite von ganz allein einstellt. Daher unser Tipp, bevor wir genauer auf Phasen eingehen: Konzentriere dich beim Wurf gedanklich nicht nur auf das Thema Wurfweite, sondern vielmehr auf einen gut-getimten und geschmeidigen Wurf. Der Grund: Auf diese Weise verkrampfst du nicht, was entscheidend zur Wurfweite beiträgt. Hingegen kann dich der Gedanke an den Wurf bis zum Horizont blockieren –und trägt am Ende zum Gegenteil bei. Merke: Unterschätze nicht die Psychologie des weiten Werfens und befrei dich von zu viel Druck. Es gilt, wie so oft: Das richtige Mindset ist entscheidend!
Ausholphase
Tatsache: Ein guter Wurf beginnt bereits in den Beinen und im Oberkörper. Hier wird der Ausgangspunkt für die anschließende Kratftübertragung gesetzt, der sich später in einer übergangslosen Übertragung bis in die Wurfwarme und den Blank der Rute fortsetzt – physikalisch entspricht das der fortlaufenden Übertragung von statischer in kinetische (Bewegungs-)Energie. Für deine Ausholphase bedeutet das: Lege deine Rute über Kopf an, wobei deine beiden Arme gestreckt sind – sowohl der Arm, der die Schnur greift, als auch derjenige am Griffteil, der die Rute führt. Das ist wichtig, weil du auf diese Weise mehr Hebelwirkung erzielst.
Stelle dich zunächst parallel mit den Beinen auf. Nachdem du dein horizontales Ziel (Baum, Haus, etc.) am gegenüberliegenden Ufer anvisiert hast, verlagerst du das Bein, das parallel zur Schnur-Führungshand steht, einen Schritt nach hinten. Schere hier gerne etwas aus und drehe deinen hinteren Fuß um 90 Grad nach rechts ein – so erhältst du mehr Stabilität und behältst das Gleichgewicht, was deine Wurf-Statik begünstigt.
Nun bringst du deinen Schwerpunkt nach hinten und belastest den Ballen und Außenrist des hinteren Standfußes, während der vordere Fuß nur noch leicht (mit der Ferse) den Boden berührt: Führe dazu eine leicht wippende Bewegung aus, die in den Schultern beginnt. Ziehe die Schultern nah hinten – Von hier aus leitest du die Kraft über den Oberkörper bis in die Beine: Während du deinen Oberkörper leicht nach hinten neigst, solltest du die Knie leicht beugen. Du solltest jetzt bestenfalls eine Vorspannung in Beinen, Oberkörper und Schultern merken. Bedenke: Die Bewegung ist ingesamt sehr unscheinbar. Du legst hier keine große Wegstrecke zurück, aber genau darin liegt das Geheimnis der maximalen Kompression der Ausgangsenergie.
Unser Tipp: Übe diese Kipp-Bewegung ein paar mal als Trockenübung – also ohne tatsächlich zu werfen. Du wirst feststellen, dass sich das Anfangs sehr merkwürdig anfühlt, aber du wirst merken, dass sich das nach einigen Wiederholungen, Pausen und Wiederaufnahmen schon bald ins Muskel-Gedächtnis übergeht. Wenn das der Fall ist – perfekt! Du bist dem perfekten Wurf schon ein Stück näher gekommen – was uns zur zweiten Phase führt.
Schwungphase
Hast du die Ausholbewegung fleißig geübt? Super – dann bist du bereit für Phase 2: Nun nehmen wir Schwung auf – im wahrsten Sinne. Beim Schwungholen kommt es darauf an, die in der Ausholphase aufgenommen Energie möglichst verlustfrei in eine Gegenstoß-Bewegung zu übersetzen. Die Kraft und Vorspannung aus den Beinen überträgt sich über den Rumpf, die Schultern und die Arme über den Blank bis in die Rutenspitze – und wird darüber hinaus in Wurfweite übersetzt.
Diesen Schwung erreichst du über eine schnelle Zugbewegung des Führungsarmes deiner Ruhe. Hier verlagerst du den Schwerpunkt nämlich plötzlich nach vorne, wobei die angestaute Energie aus den Beinen und dem Oberkörper diesen Schnellkraft-Zug unterstützt. Die Greifhand am Rollenhalter folgt dieser Bewegung organisch. Hierbei löst sich die Spannung aus Beinen, Oberkörper und Schultern parallel zur schnellenden Armbewegung nach vorne. So erreichst du eine verlustfreie Übertragung der Energie.
Du wirst feststellen, wie sich die aufgestaute Energie in die Schnur überträgt, die du mit dem Zeigefinger deines Schnurgreif-Arms am Rutenschaft fixiert hast. Wenn du an deiner Fingerkuppe eine blitzartige Steigerung der Zugkraft bemerkst, dann übersetzest du die statische Energie in genug Schnellkraft – Glückwunsch, du bist auf dem richtigen Weg! Tipp: Nutze einen Wurfhandschuh oder sogenannten Finger-Stall aus Leder oder Kunstleder, um ein schmerzhaftes Einschneiden der Schnur zu verhindern . Verschiedene Hersteller halten hier verschiedene Modelle bereit. Alternativ kannst du auch einfach einen eng-anliegenden Arbeitshandschuh aus dem Baumarkt verwenden, wenngleich die Schutzschicht hier nicht ganz so langlebig ist. So oder so: Es ist wichtig, dass du genügend taktiles Feedback im Finger bekommst, während du zugleich einem Einschneiden der Schnur in den Finger entgegenwirkst.
Noch ein PRO-Tipp: Schließe die Bremse komplett. Beim Schwung wird eine enorme Kraft freigesetzt – auch auf den Spulenkopf. Eine nicht komplett-geschlossene Rollenbremse lässt diese Energie unnötig verpuffen. Das gilt es für einen weiten Wurf unbedingt zu vermeiden!
Loslass-Phase
Für die Loslass-Phase gilt: Timing ist Alles. Der Zeitpunkt, in dem du Schnur durch Lösen des Zeigefingers deiner Führhand freigibst, bestimmt entscheidend über die Wurfweite. Bei einem optimal-getimten Wurf verlässt die Schnur den Spitzenring der Rute in einem Winkel von etwa 45 Grad. Das Lösen der Führhand fällt mit dem Punkt der maximalen Schnellkraft zusammen. Tipp: Löse die Schnur in dem Moment, in dem du die maximale taktile Rückmeldung der Schnur auf deiner Fingerkuppe erhältst. Das ist – je nach Armlänge und Rutengriff-Länge – etwa im Bereich vorne über dem Kopf der Fall.
Und das war`s auch schon – und verzage nicht, wenn du nicht auf Anhieb spürbare Verbesserungen bemerkst. Es gilt, wie so oft: Übung macht den Meister. Unabhängig davon gibt es aber auch ein paar Tackle-seitige Aspekte, mit denen du deine Wurfperformance erheblich steigern kannst.
Das Set-Up: Rute, Rolle, Schnur
Grundsätzlich gilt: Wer seine Rute, Rolle und Schnur perfekt aufeinander abstimmt, der wirft auch weiter. Die Kombi aus Rute und Rolle sollte auf keinen Fall zu schwer ausfallen. Auch sollte der Schwerpunkt ausgewogen sein, sodass die Rute nicht zu kopflastig wird.
Rute
Zum Weitwerfen eignen sich Ruten der 12 Fuß, 12,6 Fuß sowie der 13 Fuß-Klasse. Zu letzteren ist allerdings zu sagen, dass ein Weitwurf mit diesen Ruten mit einigen technischen Anpassungen einhergeht, was in der Physik des längeren Blanks und dem Prinzip der Aufladung der Rute begründet ist. Unser Tipp: Zum Werfen von 150 Metern sind Ruten von 12 oder seltener 12,6 Länge optimal.
Welches Bleigewicht und Bleiart du verwendest hängst von der Stärke (lbs-Kennung) der verwendeten Rute ab. Grundsätzlich gilt: Das perfekte Wurfgewicht sollte immer relativ zur verwendeten Stärke und Aktion der Rute verwendet werden. Und apropos: Eine gute Wurfrute hat in der Regel eine schnelle Spitzen- bis semi-parabolische Aktion sowie ein hohes Rückstellvermögen (die Zeitspanne, die die Rute nach der Krümmung benötigt, um wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren).
Rolle
Mit der Wahl der richtigen Rolle bzw. Rollenform kommst du deinem Weitwurf schon ein ganzes Stück näher. Eine Rolle zum weiten Werfen sollte einen länglichen und konisch-zulaufenden ( sich verjüngenden) Spulenkopf haben. Achte auf eine reibungslose und möglichst parallele Schnurverlegung, bei der sich die Schnur nicht kreuzt – so gewährleistest du das Vermeiden unnötiger Reibung beim Abwickeln der Schnur im Wurf. Für einen optimalen Wurf sollte die Spule der Rolle immer bis obenhin (Randabstand Oberkante Spulenkopf ca 1,5 mm) bespult sein – Das begünstigt den Winkel bei der Freigabe der Schnur am Schnurlaufröllchen.
Schnur
Für die Schnur empfehlen wir eine durchgängig aufgespulte monofile Schnur mit mäßiger Dehnung. Die Schnur sollte sich im Wurf geschmeidig vom Spulenkopf lösen. Falls die Schnur unnötig davon abspringt, wäre dies ein Zeichen einer zu spröden Schnur. Der Engländer sagt hierzu: Clingy. Von einer solchen „Clingy“ Schnur gilt es unbedingt Abstand zu nehmen, zumal hierdurch die Perücke vorprogrammiert ist. Für etwas geübterer Werfer ist auch eine sogenannte Tapered-Hauptschnur zum Weitwurf prädestiniert: Eine Tapered-Schnur (etwa: verjüngende Schnur) verjüngt sich auf ihrer Lauflänge ganz langsam vom einen Schnurende bis zum anderen, wobei du das jeweils dicke Ende (etwa: 0,5mm) an deinen Leader knotest, während das dünne Ende der Schnur (etwa 0,30mm) unten auf dem Spulenkopf sitzt. Mit Tapered-Schnüren gewährleistest du eine sukzessive Druckverteilung, die sich nicht nur in Punkto Wurfweite, sondern auch im Drillverhalten positiv bemerkbar macht.
Unabhängig davon gilt: Bei Verwendung einer vorgeschalteten Schlagschnur solltest du einen dünnen und unaufdringlichen Knoten wählen, um die Reibung zu minimieren – wir empfehlen hier z.B. den Albright-Knoten, zumal dieser leicht zu binden ist. Gleichwohl sei dir bewusst: Auch mit einem dünnen Knoten büßt du etwas an Wurfweite ein. Bestenfalls fischst du also eine durchgängige Schnur – ob monofil oder geflochten ist mit Blick auf die Wurfweite nicht kriegsentscheidend.
Tipp: Die richtige Rute zum Weitwurf
Zunächst gilt grundsätzlich: Um einen weiten Wurf zu erzielen, sind Ruten der 12 Fuß-, 12,6 Fuß- und 13 Fuß-Klasse am besten geeignet. Die längere Wegstrecke des Blanks ermöglicht hier eine hohe Kraftaufladung und Übertragung sowie eine bessere Hebelwirkung, mit der du einen besseren Katapult-Effekt für weite(re) Würfe erzielen kannst. Aber Obacht: Die Formel „Je länger, desto besser“ gilt nur bedingt. Es muss nicht immer unbedingt ein Rute der 13-Fuß Klasse sein, um Weiten von ca. 150 Meter zu erreichen. Solche Ruten erfordern in der Regel eine höhere Eingewöhnungszeit und mehr Übung, um das volle Potential des langen Blanks auszuschöpfen. Gerade als Anfänger läuft man hier oft Gefahr, die Rute nicht richtig aufzuladen und die Energie verpuffen zu lassen – was mitunter schnell Frust produziert.
Merke also: Ruten der 12 Fuß und 12,6 Fuß-Klasse sind die bessere Alternative. Die Firma Sportex hält in dieser Längenklasse eine Reihe von Ruten bereit, deren Blank speziell auf das Erreichen hoher Wurfweiten zugeschnitten ist und die verschiedene Preisklassen abdecken. Vereinfacht gesagt: Diese Weitwurfruten zeichnen sich durch einen kraftvollen und steifen Blank, eine schnelle Spitzenaktion und ein hohes Rückstellvermögen aus. Das bedeutet, dass die Rute nach der Loslassphase (siehe oben) wieder blitzschnell in ihre entspannte Ausgangsposition zurückschnellt. Auf diese Weise gerät die Schnur in eine geradlinige und reibungslose Position, bei der sie geschmeidig vom Spulenkopf und durch die Ringe gleiten kann. Merke: Je geringer die Reibung, desto weiter der Wurf. Eine Rute mit schnellem Rückstellvermögen verschafft dir hier wichtige Millisekunden für einen reibungsarmen Wurf.
Auf unseren Seiten haben dir schon zwei aktuelle Weitwurf-Modelle von Sportex in unterschiedlichen Preisklassen vorgestellt: Erstens: Die Sportex Purista CGC bzw. Purista CGC-Distance, zu der du hier (hier klicken) gelangst. Sie zeichnet sich neben einer blitzschnellen Spitzenaktion und extremen Rückstellvermögen durch eine spezielle Verlegung der Carbonfasern im Winkel von 45 Grad aus. Durch diese Verlegung erhält der Blank eine noch höhere Zugfestigkeit und Verwindungssteifheit, die dir zu einer besseren Kraftaufladung und schließlich mehr Wurfweite verhilft.
Zweitens findest du mit der Sportex Catapult Carp CS 4 ein Rutenmodell der mittleren Preisklasse mit einer medium-schnellen Spitzenaktion, die trotz hervorragender Wurfeigenschaften mit einer ausgewogenen Semi-Parabolik des Blanks für genügend Pufferzone im Drill ausgestattet ist. Dabei werden sowohl im Wurf als auch im Drill kleinere Technik-Fehler durch das großartige High-Performance Carbongeflecht aus Japan kompensiert. Hier gelangst du zur Rute (hier klicken).
Zu diesen und weiteren Rutenmodellen von Sportex gelangst du hier (hier klicken)
Viel Erfolg beim Perfektionieren deines Weitwurfs!