Zum Jahresende ziehen wir doch alle gern ein Resümee, sei es beruflicher oder privater Natur. Gern denkt man noch einmal an die schönen und erinnerungswürdigen Momente zurück und findet sich zumeist mit einem Lächeln im Gesicht wieder. Allerdings macht das Leben einem oft den einen oder anderen Strich durch die Rechnung und man sieht sich auch mit nicht allzu erfreulichen Erlebnissen konfrontiert. Unserem heutigen Gastautor erging es ähnlich, wollte er doch durch spontane Sessions an einem großen Gewässer schnell zum Erfolg kommen und wurde doch das ein oder andere Mal eines Besseren belehrt. An Herausforderungen wächst man ja bekanntermaßen und kann sie im Anschluss für die Zukunft als positiven Lerneffekt nutzen. Ob unser heutiger Gastautor Steven Roßmy diese Hürden meistern konnte und warum er dafür volle zwei Jahre benötigt hat möchte er uns ins diesem Beitrag näher bringen – du darfst gespannt sein.
Das erste Jahr – ein Kennenlernen auf Distanz
Der See überwältigte mich von Anfang an mit einer Vielzahl von Eindrücken. Alles an diesem See schrie förmlich nach Fisch – aber falsch gedacht. Da der rund 1200 Hektar große Tagebau noch relativ jung ist war der Bestand an Karpfen von der Anzahl her eher überschaubarer Natur. Die bereits vorhandenen Fische hatten somit auch noch keine festen Fressplätze und verhielten sich daher eher wie Nomaden. Die Vielzahl an Spots erschwerte die Platzwahl noch obendrein, so wusste man am Anfang nicht so recht wo man eigentlich beginnen sollte. Es gab eine Vielzahl von Rinnen und Kanten mit extrem vielen Dreikantmuscheln – ein wahres Paradies also für unsere Wasserschweine.
Von Vornherein war mir klar, dass es hier sehr schwierig werden würde um zum Erfolg zu kommen. Wie hart es dann wirklich werden sollte war zum damaligen Zeitpunkt noch absolut nicht abzusehen. In meinen 35 Nächten der vergangenen Saison, an diesem Tagebau, hatte ich sage und schreibe zwei Bisse, die ich jedoch zu allem Überfluss beide am Ende nicht zum Landgang überreden konnte. Den ersten Fisch verlor ich im Totholz, der zweite Kontrahent konnte sich in einer dicken Krautschicht befreien. So neigte sich mein Angeljahr dem Ende zu und ich hatte immer noch eine Rechnung mit diesem so schwierigen See zu begleichen.
Vorbereitung ist alles – die grundsteinlegende Phase
Für das Folgejahr musste unbedingt ein neuer Plan her. Ohne richtige Strategie und zielorientiertem Einsatz würde auch diese Saison ein Totalausfall in Sachen Fängen werden. Ich wollte das frisch angebrochene Jahr nicht so beginnen wie das letzte geendet hatte. Also entschied ich mich, diesmal alles anders zu machen und auf permanente Futterplätze zu setzen. Einen kleinen Haken gibt es bei dieser Vorgehensweise aber immer – der Faktor Zeit. Manch einer hat mehr als genug davon, bei mir ist sie leider limitiert. Nun galt es also die eigene Arbeit, die Familie mit einem kleinen Sohn, einen Hund und obendrein noch Haus und Hof inklusive dem regelmäßigen Füttern unter einen Hut zu bekommen. Für die Meisterung dieser Herausforderung gab es nur einen Weg: Am Abend, sobald mein Sohn eingeschlafen und die Frau von der Arbeit wieder zu Hause war, ging es raus zum Füttern. Zum Glück musste ich diesen ganzen Aufwand nicht alleine betreiben, mein guter Freund Oli war mit von der Partie. Im März und April waren wir oft an kleinen Gewässern unterwegs, um uns Mut zu holen und warm zu drillen. Anfang Mai ging dann das große Füttern los. Die Futteraktionen gestalteten sich zum Glück recht einfach, da mein Black Boat 270 von CarpSpirit immer einsatzbereit auf meinem Bootstrailer steht. So mussten wir einfach nur einslippen, das Boot mit Futter und Echolot beladen, den Benzinmotor montieren und unsere GPS-Punkte vom Vorjahr ansteuern.
Wir schafften es konstant, zweimal pro Woche zum Füttern auszurücken. Diesmal wurde ein mehr als genauer Plan verfolgt. In den ersten beiden Wochen gab es nur Mais. Der Erfolg wurde bei jeder Fütterung akribisch mit der Unterwasserkamera kontrolliert. Genau diese Kontrolle gab uns recht, denn das Futter war immer komplett weg. Als Reaktion auf unsere gewonnenen Erkenntnisse schraubten wir die Futtermenge hoch und brachten zusätzlich zum Mais auch Robin Red-Boilies von Dynamite Baits zum Einsatz. Mittlerweile raste die Zeit, es verging die dritte und vierte Woche und wir konnten weiterhin deutlich Anzeichen von fressenden Fischen wahrnehmen. Oftmals kamen wir jetzt auf den Platz und es war schier unmöglich die aufsteigenden Gründelblasen zu übersehen. Natürlich sprang mittlerweile auch der ein oder andere Karpfen – unser Futter schien ihr vollstes Vertrauen zu genießen. Unsere Vorfreude auf die ersten Nächte stieg ins Unermessliche. Der Plan sah vor, dass wir unsere Angelzeit auf nur zwei Nächte zwischen 30 und 36 Stunden begrenzten.
Die Aufwärmrunde im Frühjahr
Nun rückte die erste Session näher und mit ihr stieg die Hoffnung, endlich einen Karpfen aus diesem See landen zu können. Etwas unbescheiden hofften wir sogar auf einen Fisch pro Person. Doch es kam wie es kommen musste, nämlich ganz anders. Wir ankerten das Kajütboot und beobachteten sofort unsere Plätze – vor unseren Augen rollten sich die Karpfen im 5-Minuten-Takt. Der Wind war zu diesem Zeitpunkt auflandiger Natur und der Luftdruck bilderbuchmäßig niedrig – alles war perfekt. Nach einer erneuten Bodenkontrolle mit der Unterwasserkamera wurde uns bewusst, dass unser Futter wieder komplett abgeräumt worden war. Der Boden sah aus wie eine Mondlandschaft. Also gingen alle vier Ruten auf ihre vorgesehenen Plätze, jeweils bestückt mit Robin Red Boilies von Dynamite Baits und rund herum wurde noch einmal kräftig gefüttert. Die Spannung stieg.
Keine Stunde später war es soweit. Biss – Run – Drill – Landung. Wir konnten es kaum glauben, der erste Karpfen war im Netz. Unsere Freude war riesengroß. Und es sollte noch besser werden, denn genau so ging es weiter! Die Ruten liefen und liefen, es war kein Ende in Sicht. So vergingen die ersten 30 Stunden mit unglaublichen 15 Karpfen und etlichen Döbeln. Voller Freude und Erleichterung verließen wir den Platz, mit einem breiten Grinsen in unseren Gesichtern. Unser Plan war voll aufgegangen und die Erwartungen wurden maßlos übertroffen. Die harte Arbeit, der Einsatz und unser Wille, dieses Gewässer zu bewältigen, hatten sich mehr als ausgezahlt. Aber es sollte noch besser kommen – diese Art von Fangorgie setzte sich den ganzen Sommer fort, die Serie riss einfach nicht ab. Unser Vorgehen war simpel aber extrem effizient: Wir fütterten jede Woche zwei Mal und angelten alle zwei Wochen eine Session. Im Durchschnitt waren die Karpfen 6 – 18,4 kg schwer. Damit hatten wir zwar nicht, wie andere, 20 – 24 kg Karpfen gefangen, waren aber trotzdem extrem stolz auf unsere Leistung. Keiner konnte bisher solche Serien an diesem See vorweisen. Wir hatten es geschafft.
Final Countdown im Herbst
Ende Oktober landeten schließlich immer weniger Schuppen- und Spiegelkarpfen in unserem Netz, dafür kamen viele Graskarpfen hinzu. So beschlossen wir, den Platz ruhen zu lassen und uns einen neuen Spot an diesem Tagebau zu suchen. Schnell wurden wir fündig, eine Ecke im See mit steil abfallenden Kanten von 10 – 16 Metern – genau das Richtige für den Herbst. Das große Füttern ging weiter und es lief wieder wie am ersten Tag. Die Karpfen waren abermals voll im Gange, trotz der neuen Platzwahl. Diesmal sollte unser Hauptköder ein einzelner “Hit n Run“-Pop Up in Weiß von Dynamite Baits, präsentiert am Multi-Rig, sein, der uns dauerhaft zum Erfolg verhalf. Ebenso fing auch der Robin Red Boilie weiterhin seine Fische. Ende November war die letzte Session geplant. Die Nächte waren jetzt schon knackig kalt, aber die Karpfen liefen weiter. Am letzten Abend der Saison hatten schlussendlich wieder die Graser den Futterplatz übernommen. So konnten wir noch einige schöne Fische fangen und unsere letzte Nacht genießen. Voller Freude konnten wir auf ein erfülltes Jahr und eine erfolgreiche Saison zurückblicken.
Im Großen und Ganzen waren diese beiden Angeljahre die lehrreichsten Jahre meines Anglerdaseins. Selten lag Freud und Leid so augenscheinlich beieinander. Dennoch hatten wir am Ende unter Beweis gestellt, dass sich harte Arbeit und der Wille etwas schaffen zu wollen, immer auszahlen. Mittlerweile verfolge ich ein neues Ziel. Ich habe mir fest vorgenommen, auch einen der Ü20-Kapfen aus diesem Tagebau zu fangen. Natürlich werde ich dafür wieder alles tun was in meinem Ermessen liegt und euch im Nachgang daran teilhaben lassen.
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